SturmNetz-Advent #9

Ivica Vastic – Von Primosten nach Radkersburg

Im Zuge der Kriegswirren in seiner kroatischen Heimat sah ein junger Mann aus Split namens Ivica Vastic keine Zukunft mehr und wollte weg. Fort aus einem Land, welches durch einen sinnlosen Konflikt keine Perspektiven mehr bot. Dass er, wie oft kolportiert, mit einem Plastiksackerl auf der Hohen Warte aufgekreuzt ist, entspricht nicht ganz der Wahrheit. Eher war es Ivos Vater, der nach Wien gereist ist und dort einen Freund besuchte. Vastic Senior kommt in Kontakt mit dem Baumeister und Teilzeit-Spielerberater Müllner und der holt Ivica tatsächlich nach Wien. Man besucht das Zweitliga-Spiel Vienna gegen VOEST Linz und der Kroate wird gefragt, ob er es sich zutraut, auf so einem Niveau mitzuhalten. Vastic braucht nicht lange zu überlegen. Gleich in seinem ersten Testspiel erzielt er fünf Tore und bekommt bei der Vienna einen Vertrag bis 1992.

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(c) MSV-Archiv

Schnell spielt er sich in die Notizbücher so mancher österreichischer Fußballtrainer und wechselt bereits nach einer Saison zum VSE St. Pölten. 18 Liga-Tore in der Saison 1992/93 waren keine schlechte Bilanz, doch von echter Spielkultur in der niederösterreichischen Landeshauptstadt kann keine Rede sein. Ivo wechselt weiter in die Südstadt, wo er allerdings nur ein halbes Jahr geigt, denn im Dezember scheint Vastic die Chance seines Lebens zu bekommen: Der MSV Duisburg will ihn unbedingt verpflichten. Ivo wechselt in die deutsche Bundesliga und kämpft dort auch gegen Hannes Reinmayr um einen der freien Legionärsplätze. Dafür bringt er auch Opfer. Er verschweigt eine Sprunggelenksverletzung und kommt somit immerhin zu zehn Einsätzen in der höchsten deutschen Spielklasse. Torerfolg gelingt ihn allerdings keiner. Die Schmerzen waren zu groß, Vastic war durch einen dicken Tapeverband einfach zu sehr eingeschränkt. Nicht gerade günstig für einen Stürmer.

 

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(c) SturmNetz.at

Im Sommer 1994 will ihn sein Berater Müllner zurück nach Österreich, zum FC Tirol, transferieren. Doch der damalige Trainer des als Dream-Team titulierten Bundesligisten, Hans Krankl, will davon nichts wissen. „Net scho wieder a Ausländer, von die hob i eh sölba genug“. In Graz bekommt man von dieser Abneigung Wind und beginnt aktiv zu werden. Doch Vastic scheint seinerseits nicht sonderlich von Sturm begeistert zu sein. Am ständigen Abstiegskampf, wie in den Jahren zuvor in Graz durchaus üblich, hat er kein Interesse. Aber Heinz Schilcher bleibt hartnäckig. Am Telefon erzählt er Ivo, dass man knapp davor steht, einen gewissen Ivica Osim als Trainer zu verpflichten. Den müsse er doch kennen. Und ob. Vastic bricht seinen Urlaub im kroatischen Primosten ab, fährt daraufhin statt nach Tirol in Richtung Bad Radkersburg, wo Sturm gerade kaserniert war. Und Hannes Kartnig nach Duisburg, wo der endgültige Deal fixiert wird. Der Kroate wird ausgeliehen, mit einer fixen Kaufsumme in einem Jahr. Der Rest ist österreichische Fußball-Geschichte.

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Insgesamt trug Ivo Vastic in 310 Bewerbsspielen das Sturm-Trikot, 19x davon in der Champions League. Mit Sturm wurde er zweimal Österreichischer Meister, dreimal ÖFB-Cupsieger und qualifizierte sich dreimal in Folge für die Gruppenphase der Königsklasse. 1996 und 2000 wurde er österreichischer Torschützenkönig, zudem wurde Vastic in diesem Zeitraum mehrmals zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt. Bewerbsübergreifend erzielte der gebürtige Kroate unfassbare 152 Tore für den Sportklub Sturm. Da Ivo zwar einmal in das kroatische Nationalteam einberufen wurde, aber ohne Spielminute blieb, konnte er nach Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft auch insgesamt 50 Spiele für das Österreichische Nationalteam bestreiten in denen er 14 Treffer erzielte. Nach seinem Abgang von Sturm wechselte er im Sommer 2002 für eine Saison zu Nagoya Grampus Eight, kehrte danach aber wieder nach Österreich zurück, spielte noch zwei Jahre für die Wiener Austria und vier Saisonen für den LASK.
 

 

3 Kommentare

  1. Juran sagt:

    Der Fußball Gott war sicher einer der besten Spieler die wir je hatten, leider hat er sich durch seinen Wechsel zur Austria viel an Sympathie zu Nichte gemacht, so bleibt bei ihm für mich immer der Beigeschmack das er einer war der leider dem Geld gefolgt ist.

    Trotzdem wird er immer der Spieler der CL Ära sein, es war schön das wir ihn so lange bewundern durften bei Sturm.

    • graz4ever sagt:

      Für mi persönlich der absolute Fav-Sturm-Spieler überhaupt, daß i ihm den kurzen violetten Fehler a verzeih! Hat mi mei ganze Kindheit/Jugend begleitet und sie mir mehr als versüßt+mi über Jahre hinweg verzaubert! Von teilen Spielen no in der Gruabn, bis zu den unvergesslichen CL-Zeiten, könnt i Dutzende „Vastic-Gänsehaut-Momente“ aufzählen und nach allem was er für Sturm über 7Saisonen!!! gegeben hat (a unvergessen die 32Tore/2000), finde ich es nicht ganz fair ihn auf das Geld zu reduzieren (auch mit seinem Background)..

      Wie dem auch sei: DANKE IVO für mit meine schönsten Erinnerungen 🙂

      Und Danke SturmNetz für die Nostalgischen Momente..

    • jott1976 sagt:

      @Juran

      Er war nicht einer der besten Spieler bei Sturm – Er war der Beste. Einen besseren Spieler werden wir auch nie mehr bekommen. Denn wenn in der heutigen Zeit einer das Können von IVO hat, ist er in kürzester Zeit bei uns Geschichte. So ist leider der heutige Fussball.

      Dank der CL-Einnahmen, konnte Ivo länger bei Sturm gebunden werden. Ansonsten wäre er wohl schon etwas früher ins Ausland gewechselt.

      Den Auslandstransfer nach Japan kann man ihm nicht ankreiden, denn er wollte noch kräftig verdienen. Die Geschichte mit der Austria war natürlich sehr bitter. Zumal er dann nach der Austria auch zum LASK gegangen ist, obwohl Sturm damals auch nach ihn gerufen hat. Vereinstreue sieht anders aus.

      Was mir an Ivo am meisten imponiert hat. Von 3 Freistößen um den 16er wurde mindestens einer verwertet. Zudem war er ein Kroate der auch gekämpft und körperlich sehr stark gespielt hat. Das zeichnet die ehemaligen Spieler aus Jugoslawien nicht unbedingt aus. Von seiner Torgefahr brauch ich gar nicht zu sprechen. 152 Tore in 310 Bewerbspiele spricht Bände.

      Danke IVO für deine Zeit in Graz

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