SturmNetz-Advent #23
Es ist die 82. Spielminute in Graz- Liebenau, Sturm drückt schon seit geraumer Zeit auf den hochverdienten Ausgleich und bekommt einen Freistoß zugesprochen. Was war zuvor passiert? Leonardo Bonucci, für viele nach heutigem Stand einer der besten, wenn nicht der beste Innenverteidiger der Welt, hat die alte Dame aus Turin nach einem Eckball in Führung gebracht. Die Schwarz-Weißen schnüren in der Folge die Bianconeri teilweise in ihrer eigenen Spielhälfte ein und auch das eine oder andere Gustostückerl á la Florian Kainz‘ „Gurkerl“ gegen Pablo De Ceglie ist dabei. Mit einigen starken Paraden hält der italienische Torhüter Marco Storari Juventus im Spiel – bis zur angesprochenen 82. Spielminute. Haris Bukva legt sich den Ball zurecht und zirkelt ihn in den Strafraum, dort wuchtet ihn der unverwechselbare „Flash“ Gordon Schildenfeld in die Maschen. Liebenau explodiert und das Fußballwunder scheint zum Greifen nah. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Kroate seinen Stellenwert unterstreicht und den SK Sturm in ungeahnte Höhen führt.
Der in Sibenik geborene Schildenfeld beginnt seine fußballerische Karriere beim dortigen Fußballverein und schafft im Jahr 2007 den Sprung zu Dinamo Zagreb. Er galt als eines der größten Innenverteidigertalente des Landes und somit war es wenig verwunderlich, dass der türkische Topklub Besiktas Istanbul ihn 2008 um kolportierte 1.7 Millionen Ablösesumme verpflichtet. Dort geriet Schildenfelds Karriere jedoch etwas ins Stocken und eine Leihe zum MSV Duisburg war die Folge. Auch in Deutschland fühlte er sich nicht wirklich wohl und sein fußballerischer Werdegang stand vor dem Scheideweg. 2009 folgte ein erneutes Engagement auf Leihbasis, diesmal in Graz und es sollte für alle Beteiligten eine aufregende Zeit werden.
Der Zeitraum von 2009 bis 2011 genügte Flash, um zu einer wahren Identifikationsfigur beim SK Sturm zu werden. In seiner ersten Saison in Graz wird er auf Anhieb Cupsieger und trägt mit seinen guten Leistungen maßgeblich zum Titelgewinn bei, denn fast wären die Schwarz-Weißen in der ersten Runde am TSV St. Johann gescheitert. Dies wurde nur aufgrund des Last Minute Ausgleichs Schildenfelds und einem weiteren Tor in der Verlängerung verhindert, das 2-4 durch Daniel Beichler war dann nur noch Ergebniskosmetik. Flash führt die Schwarz-Weißen bis in das Finale, wo eine wahre Völkerwanderung über die Pack vonstattengeht und Sturm glücklich mit 1-0 gegen Wiener Neustadt gewinnt.
Als Meisterschaftskandidat oder ähnliches gehen die Grazer trotzdem nicht in die nächste Saison, zu viele Leistungsträger verlassen den Verein, sie sollten es noch bereuen. Sturm spielt eine souveräne Herbstsaison und setzt sich in den oberen Regionen der Tabelle fest. Absolutes Herzstück der Mannschaft ist Gordon Schildenfeld, er hält die Abwehr zusammen und man bekommt das Gefühl, dass seine Mitspieler durch ihn besser werden. Sein unfassbar gutes Stellungsspiel und die Souveränität in der Zweikampfführung, waren Eigenschaften, die man in Graz später schmerzlich vermissen sollte. Genauso wie Flash am Platz auftrat machen das wahre Leader und daran können sich einige ein Beispiel nehmen. Spätere Innenverteidiger wurden beim SK Sturm immer wieder mit Schildenfeld verglichen, das Wasser reichen konnte ihm aber selten jemand.
Im Frühjahr punkteten die Schwarz-Weißen kontinuierlich weiter, bis man am Ende der Saison ganz oben stand. Alle Faktoren und Schlüsselspiele zu beleuchten würde hier zu weit gehen, aber ein Grundbaustein der diesen Titel ermöglichte war mit Sicherheit die defensive Stabilität und diese ist zu einem Großteil Flash zu verdanken. Mit seinem Abgang zu Eintracht Frankfurt wurde nicht nur ein großes Loch in die Grazer Abwehrreihen, sondern auch in die schwarz-weißen Herzen gerissen. Welch großes Potential Schildenfeld besitzt, zeigen spätere Karrierestationen wie Dynamo Moskau oder Panathinaikos Athen, mit denen er auch den griechischen Cuptitel gewinnt. Aktuell verdient sich Flash seine Sporen beim kroatischen Rekordmeister Dinamo Zagreb und auch in der Nationalmannschaft darf er ab und an für ein paar Minuten auf das Feld. Zu seinen Höhepunkten für die „Kockasti“ zählen mit Sicherheit die Spiele bei der Europameisterschaft 2012, bei der er alle Partien über die volle Distanz absolvierte. Es wird für Sturm ganz schwierig, jemals wieder einen vergleichbaren Abwehrchef zu finden und wie hoch der Stellenwert Schildenfelds auch heute noch ist, belegt die Tatsache, dass sich selbst in den vergangenen Transferperioden einige Sturmknofel ein Comeback des unvergleichlichen Flash erhofft haben.
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