Sturm-Koarl – Elegie fürn Siegi
Er war der erste Capo der Kurve, in einer Zeit als es noch gar keinen Capo, geschweige denn eine Kurve gab.
Heute jährt sich zum ersten Mal der Todestag einer echten Gruabn-Legende.

© Martin Hirtenfellner Fotografie
„Jez is er also für immer gongen, der Siegi. Offen und ehrlich gsogt, mir persönlich woar a jo oft a bissl zu herb. Zu wild. I man, bes sein host eam jo net kennan. Bitte, so a bissl a Action rund ums Spülföld – die Gruabn, net die Grenz – meine Güte. Zum Anschaun eh lustig, eingmischt hob i mi aber nie. I bin jo a korrekter Mensch. I man, schu a a Lausbua, in jungen Johrn, aber des relativiert si hoit mim Olter.
Wenn i mi zruckerinner, do woa i amoi in Podersdorf auf Sommerfrische. Wissens, i bin ja jo nie a klassischer Auswärtsfoahra in dem Sinn gwesen, aber wie`s da Zufall wüll, hoben die Schwoarzn grod in der Nähe kickt, gegen den SC Neusiedl. Na, bin i holt eini dort ins Stadion, oiso net Stadion, Sportplotz triffts besser – net so wie die heitigen Prachtstücke do in Fernsehn. Jo und dann, Bittsche, Kapfenberg gegen Simmering, die 90 Minuten, des woar schu a Brutalität, aber wos si an dem Tog im Burgenland nochm Schlusspfiff abgspült hot – Pfui Teifl! Die Sturmfans san scho komplett im Öl ankommen, die worn vorher bei am Buschenschank irgendwo in Breitenbrunn, hob i ma sogn lossn. Sie müssen wissen, da Steirer an und für sich is jo den Wein net so gwohnt gwesen, und dann is halt passiert, was passieren hat müssen. Najo, die jungen Buam san hoit prünftig worden und wollten si mit den Neisiedlern anlegen. Mehr hots net braucht. Wandverbaue waren des, echte Kastln, ausgschaut holt wie Weinbauern. Ka Chance habens gehabt, die Unsrigen im Öl. Droschen sans worden.
Da Siegi wollt jo eigentlich goar nix z`tuan hobn damit, der war beschäftigt, hot dem Sturmtrainer – i büd ma ein der Fraydl woa des damals – ordentlich die Meinung geigt. Sie müssen si vorstellen, 1:0 haben die Schwoazen des Spül nur gewonnen, gegen a Dorf. I wü ma gor net ausmoln, wie da Siegi durt reagiert hätt, wenn der Trainer eam einidruckt hätt, dass ma auswärts net besser spüln kann oder irgend sowos. Als da Longe dann aber mitkriagt hot, dass seine Buam ordentlich Schläg kriagen, is er dann halt mittneini, zum Schlichten eigentlich. Die Kastln san losgstürmt, die Grazer Zwutschgerl davongrennt, nur da Siegi is stehenblieben. Hob i ma ois angschaut damals. So a bissl aus da Distanz. Hob i jo immer gern zuagschaut bei sowos, weil i bin hoart! Weil i woar Jäger in Strass! Wie a immer – der Siegi is nie umgfallen, immer stehblieben und a nie weggrennt – des waß a jeda, der ihn kennt hot. Woar hoit net sein Naturell, dann hamsn mitgnommen. Liaba mit fliegenden Fahndln untergeh, wia ma so sogt, als den Schwaunz einziagn – des wor dem Siegi sei Motto.
Und um des hob i eam, unter uns gsogt, schu a beneidet. Bittesehr i bin jo a a stattlicher Herr – woar immer scho so – und warads wirklich um wos gaungan, i man i hätt jo eh ghulfn, aber do a poar einfangen, nur wegen am Fuaßbollspü, des muass i net hobn. Obwohl, i hob des scho gern, wenn a a bissl Action im Spü is.
I glaub dem Siegi hot des Ballestern von heut eh nimmer sonderlich gfoin. Der hot jo schu immer über die Kicker gschimpft, na wos glaubns. Brauchen si nur a Bandl um die Hand gwickelt ham, woars scho vorbei. So Typen wie da Steiner damols – oder der Feirer Fraunz – die hom eam gfolln. Echte Mugln , richtige Männer holt! Und net Ausgwochsene, die, wie haßt der, den Justin aus Piber anhören. Heit homs pinke Schuach an und mehr Gel in die Hoar als Hirschtolg auf die Potschn. I glaub, wenn der no regelmäßig ins Stadion gaungan wär und des gsegn hätt, do wära auszuckt. Überhaupt, wenn ana si die Federn richt anstatt zu rennen, do kriag sogar i monchmal vorm TV an Auszucker – reiß i ma ans auf, wird’s wieder bessa.
Do follt ma ein, mei Neffe hat mir unlängst von ana Initiative erzählt. Die Holztribüne in der Gruabn wollens obreißen. „Himmel Schimmel weißes Ross“, hob i ma docht. Wenn des da Siegi heat. Sei Wohnzimmer wollns no weiter ramponieren, schaut eh jetzt scho so traurig aus die Gruabn, a echte Schaund, ehrlich woahr. Sorgen hob i ma gmocht, dass er net glei schnö an da Uhr herumdraht und einmarschiert, sobald die Bagger antanzen. Und jez wird ers nimmer miterleben, wos in der Zukunft passieren wird mit der Gstättn. I glaub es warad aba im Siegi seim Sinn wenn wenigstens die erholten bleibt. Bitte, i söwa brauch do jo net unbedingt a Erinnerung dran, i wor jo gor net so oft drin in der Gruabn. Manchmal hab i mir a Holbzeitkartn kauft, wal die wor vül billiger und rund gangen ist in der Gruabn eh immer erst in da zweiten Hölfte, wenn die Bierfassln aus der Gmeindl-Kantine scho dem Ende zuagangen san, dann is immer lauter worden. Heit kann i ma des nimma vurstölln. Do san Dinge einiplärt worden – oag sog i ihnen, Oag! Aber eh a lustig – ka Froge. Vorplärra hots durt kane braucht, damols hot glei jeder einigoschat, wos er si denkt. Da Siegi hots holt scho manchmal übertrieben a. Den hot ma jo sofort gesehen und vor allem gehört, a auf da gegenüberliegenden Seitn, durt wo die angebli Besseren gsessn san – a Hetz wors schu irgendwo. Aba des werdn Sie jo olles gar net miterlebt hom. Dafür sans wohl no zu jung.
A Noten für die Kicka, wie heitzutogs in da Zeitung, woa damols a unnötig. Wenn da Siegi ihnen auf die Schulter klopft hot, wor klor, heit hots passt, wenn er gschimpft hot, dann net. Do is er dann hin und wieda scho a lauter wordn. Vo de SturmNetz-Kasperln hots jedenfolls kan braucht, de zwar imma fest bewerten tuan, oba sölbst wahrscheinlich net amol mitn Luftballon dreimal gaberln kennan.
Manchmol hot ers vielleicht scho a bissl übertrieben a. Eier hot er monchmol im Stadion dabeighobt.. Na wenn i`s ihnan sog! Des kennan Sie si heit goa nimma vorstellen! Einigflogn is a manchmoi ans, hob i ma zumindest sogn lossn. Und dann sans holt aufmarschiert, die Kibara. Die hom eam eh kennt, den Siegi. Na, do homs gwoatet bis zum Schlusspfiff, wal einigehen, so mitten im Spül in den Fanblock, direkt bei da Mittelauflog, des warat damols net so gscheit gwesen. Jo, und dann sans erst hin zu eam, hom eam no a Bier zohlt, dann erst hot da Herr Inspektor eam die Ochter aufigschnollt. Aber gonz freindlich. Bin i amoi direkt dran vorbeigaungan. Wie sie de überhaupt um seine Protzn kriagt hom, is ma heit no a Rätsel, der wor jo a richtiger Lackl – er is jo vor mir gstandn. Ohne Übertreibung – jenseits der zwa Meter. Respekt hot ma ghobt, an Potzn Respekt! Aber wie gesagt, dem Siegi hot nie ana bes sein kennan. Waß söba net, wie er des imma gschofft hot.
Mochs jedenfolls guat do obn und tua ma die Haligen net sekieren. I hoff wir zerlegen morgen die Grünan für di! Und griaß den Gernot, den Bozo und den Rudi schen –
Vom (melancholischen) Sturm-Koarl.“
Sehr gut, dass der Siegi hier seine Würdigung findet. Vielen Dank dafür. Das Lesen im Dialekt is zwoa a bisserl sperrig, aber die Kolumne passt.
Unvergesslich, wie der Siegi mit schwarzweissem Malerkappl auf und zwei 10 Liter Farbkübeln in Händen die Keplerstraße hinuntergegangen ist, weil „fahren zahlt si net aus, wegen dem bisserl Gwicht“.
Oder wie er seine Riesenhände unvergleichbar zu Sprechmuscheln geformt und über den ganzen Stehplatz „Grössinga“ geschrien hat. Den Körper in einer Weise verbogen, dass man sich gewundert hat, wo der den Schwerpunkt hat, um so noch stehen zu können.
Der Lange, möge er in Frieden ruhen!
Verdammt, sitz ich wirklich schon fast ein Jahr hier..?
Spricht für Euer Portal.
Kompliment und Danke, Herr Koarl !
Siegi war Mittelpunkt und StehplatzZentrale, er war Antreiber und Schlichter, Fanatiker und Kasperl, Lustiger und Rauschiger, Marlboro Man und vokuhila, jogging high und VORALLEM Insider, aber auch noch vieles mehr.
Er hat in der Gruabn alle Rollen besetzt – und immer in schwarz/weiß
Das Leben ist ein ewiger Abschied. Wer aber von seinen Erinnerungen genießen kann, lebt zweimal.
Burschen der ticker geht net…
Ja schade, der war leider vor meiner Zeit! Muss zu meiner großen Schande auch zugeben, daß ich anfangs net gewusst hab – auch weil so arg im Dialekt – ob der Artikel jez ernst gemeint is *Shame in me*
Aber jetzt wo ich aufgeklärt bin, muss ich wieder mal „Danke SturmNetz“ sagen! Habt mir wieder was aus der (weitergefassten) Sturm Historie gezeigt, daß i vorher netmal aus Geschichten kannte (hab ja leider lauter Rapid-Anhänger in meiner Familie…bin sozusagen das „schwarze Schaf“)
‚Born to by wild‘ als Tätowierung, als diese noch net mainsteam-Theater waren.
Damals in der Gruabn…
Um Himmels willen, wie soll man das lesen. Und dann noch das eingestreute Hochdeutsch, ein einziges Stolpern. Bitte sparen.
Man sollte nicht verallgemeinern. Nur weil dir der Artikel nicht gefällt bzw. du dir beim lesen schwer tust.
Solche Kommentare „bitte sparen“.
Aber bitte darum gehts doch auch in dem Artikel, Sturmfans die nie in der Gruabn waren, ich selbst war auch nur wenige Male dort, die Vergangenheit näher zu bringen. Der Inhalt ist doch lesenswert.
RIP forever Siggie…
Der Turm in jeder Schlacht, mit Pranken so groß wie eine Bratpfanne…
So ein Original wirds wohl nie mehr geben..