„Sturm ist größer als jeder Spieler, aber etwas in mir hat Risse bekommen“
(Durch´s) Objektiv betrachtet: Zum Abgang von Jakob Jantscher
Ein Verein braucht Identifikationsfiguren. Egal ob diese 20, 30 oder 40 Jahre alt sind. Jemanden, in dem man sich wiederfinden kann. Jemanden, der den Verein lebt, vorneweg geht, Ecken und Kanten hat. Simpel ausgedrückt, einen von uns.
Einen verdienten Spieler wie Jakob Jantscher mit der Aussicht auf nur noch sporadische Einsätze aufs Abstellgleis zu stellen, das geht in meinen Augen nicht. Mit der Tribüne vorlieb zu nehmen und seine Karriere so ausklingen lassen zu müssen, ohne selbst entscheiden zu können, ob nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei, sich zurückzulehnen und den Äpfel und Birnen beim Wachsen zusehen zu können – das wird einer Klublegende nicht gerecht. Mit Jakob Jantscher verlässt uns ein weiterer verdienter Spieler unfreiwillig. Mit Ausnahme von Stefan Hierländer, Otar Kiteishvili und Amadou Dante ist kein aktueller Profi schon vor 2020 im Mannschaftskader gewesen.
Die, die noch da sind, sind zweifellos sehr gute Spieler, wohl auch alles nette Typen, aber leider keine Galionsfiguren. Im Verkauf spricht man nur zu gerne vom Flagship-Store, dem Aushängeschild schlechthin. Dem SK Sturm fehlt nun sein „Flagship-Kicker“.

Die Schwoazn aus Graz mit all dem Drumherum habe ich immer als eine Art Gallien des Fußballs gesehen. Gemeinsam gegen den Kommerz – zumindest im Wesentlichen, denn klar ist auch: (Ganz) ohne Marie spielt ka Musi. Doch je mehr Winter ins Land ziehen, desto mehr weichen wir von dem ab, was uns einst auszeichnete: ein bodenständiger Arbeiterverein, mit familiärem Charakter aus Jakomini zu sein. So hab ich den SK Sturm immer empfunden. Mir fällt es schwer, das Folgende zu tippen, aber: Mittlerweile entwickeln wir uns in meinen Augen zu einem kleinen Salzburg 2.0.
Scheinbar zählt nur noch, einen möglichst jungen Kader zu kreieren und schnellstmöglich viele dieser Kicker mit größtmöglichem Gewinn weiterzuverkaufen. Eine Top-Adresse für Spieler sein, die sich international ins Rampenlicht spielen wollen. Als Fan blutet mir das Herz. Wir sind nur noch eine attraktive Durchlaufstation. Dies ist bitte nicht als Kritik gegenüber den Spielern, dem Staff oder sonst irgendwem zu verstehen. Schließlich ist es deren Job, das Bestmögliche herauszuholen. Und diesen Arbeitsplatz wollen sie ja behalten.
Rasmus Højlund, Kelvin Yeboah, Emanuel Emegha waren kurze Zeit bei uns und haben über 30 Millionen Euro in die Kassen gespült. Sie werden mir trotzdem allesamt eher weniger in Erinnerung bleiben als jene mit dem gewissen Etwas. Ich kann mich nämlich auch an keinen Rekordverkauf der Rapidler erinnern, sehr wohl aber an einen gewissen Steffen Hoffmann. Der ging mir immer am meisten auf den Senkel. Ein richtiger Typ, ein guter Fußballer, nur eben im falschen Trikot.
Wer so alles seine Schuhe momentan beim deutschen Rekordmeister schnürt, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht – mit Ausnahme von Harry Kane, diesem Hype konnte man sich ja kaum entziehen. Aber sehr wohl weiß ich, dass dort noch immer der Müller Thomas kickt. Ein atypischer Fußballer, ein Pferdezüchter und so etwas wie eine Münchner Institution. Für mich eine Art Äquivalent zum erzschwarzen, grodn Jantscher. Der mit den Bengalen in der Hand, mit den ihm gewidmeten Sprechchören im Stadion, der Bruder vom Beichler und natürlich der mit dem Schnauzi!
Ergebnisse und Zahlen vergisst man relativ schnell, doch Aktionen und einen gewissen Spielertypus merkt man sich ein Leben lang.
Hart ausgedrückt finde ich, dass wir langsam aber sicher mittendrin sind, unsere Seele, unseren Sturmgeist zu verkaufen. Stetes Wasser höhlt den Stein, sagt man. Zur jetzigen Zeit kaschiert der Erfolg vieles, aber und dies ist so sicher wie das Amen im Gebet: Der Erfolg ist kein steter Begleiter, schon gar nicht bei uns. Wenn das Fahrwasser wieder unruhiger wird und vieles nicht mehr so leicht von der Hand geht, kann es ganz schnell ungemütlich werden. Und das möchte ich absolut nicht. Es macht den Anschein, als würde dem Erfolg der Kampfmannschaft sehr vieles – um nicht zu sagen alles – untergeordnet werden. Der Rest bleibt ein wenig auf der Strecke.
Jakob Jantscher hat in den wenigen Minuten gegen die PSV gezeigt, dass er noch im Saft steht und sicherlich nicht nur neben dem Platz weiterhelfen kann. Und sollte jetzt jemand die „Freunderlwirtschafts-Karte“ ausspielen wollen: Geschenkt – davon spreche ich nicht. Diese Misswirtschaft hatten wir in der Vergangenheit ohnehin zur Genüge.
Dass sich der Fußball von seiner Basis entfernt, ist mir nicht verborgen geblieben. Ebenso wenig die Tatsache, dass man mit der Zeit gehen muss. Diese ist stets im Wandel und wer rastet, rostet bekanntlich. Dennoch würde ich mich freuen, zumindest ein klein wenig gegen den Strom zu schwimmen. Nicht nur den Salzburgern den Kampf anzusagen, sondern auch dem modernen, schnelllebigen Fußballgeschäft. In einer römischen Welt ein Asterix zu sein. Seine Energie aus der Akademie zu schöpfen, die Großen zu ärgern und seinen eigenen, erfolgreichen Zaubertrank zu mixen!
Ich sage ganz klar: Vielen herzlichen Dank für diese Zeilen. Ich denke, du sprichst damit vielen Sturm-Fans aus der Seele! Zumindest hoffe ich das. Danke! Auch in mir hat etwas Risse bekommen. Schon letztes Jahr!
Ich sehe uns derzeit übrigens nicht als „kleines Red Bull“. Ich sehe uns sogar noch eine Stufe weiter, Red Bull bildet die verkauften Spieler zumindest selbst aus…
nochmal da JJ, is auch einfach gegangen als RB anfeklopft hat. so zu tun als wäre er seid 20 Jahren durchgehend im Kader und die Legende überhsupt is scho a bissl übertrieben.
also mir is lieber d3r Verein hat Erfolg und trennt sich halt von spielern als wir dümpeln im unteren playoff rum, bzw JJ hat sich wieder dazu entschieden zu gehen weil er Stammspieler sein wollte und das is er halt net mehr.
ps übern Schützi hat keiner gjammert wie der net verlängert worden is und der is schwarz weiß durch und durch.
So einen geschäftsschädigen Artikel habe ich seit es Sturmnetz gibt noch nicht erlebt !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Schlagworte der letzten Zeit:
1. Wir brauchen ein eigenes Stadion
2. In Schicker we trust
3. in Ilzer we trust
4. wir können Salzburg fordern
5. usw.!!!!!!!!!!!!
Schon traurig wie verlogen das alles ist, es wurde eine Entscheidung im Staff getroffen und das ist so zu akzeptieren. Jantscher ist ein Mensch der mitten im Leben steht, hat für einen Durchschnittsösterreicher viel erlebt und viel verdient. Jetzt den Verein zu verurteilen ist so traurig und hat sich der SK Sturm Graz nicht verdient !!!!!!!!!!!!!!!
swg
Also ich glaube die 2 Stangenschüsse bei dem 10minütigen Einsatz gegen PSV beim Stand von 1:3 (2:7) wollen viele hier als größten Erfolg der Vereinsgeschichte framen. Ok es waren gute 10 Minuten nur dieser Heldenepos der da gesponnen wird um diese 10 Minuten ist ja peinlich. Alexander der Große? Achilles im Trojanischen Krieg? Luschen.
Diese 10 Minuten sollten verfilmt werden. 3Stunden Epos. DER MANN DER PSV (fast) BRACH.
Leute chillt der Papst wird diese Leistung nicht als göttlich anerkennen, sry to say.
Der Vorwurf des Mini-Red Bulls führt halt die ganze Diskussion ad absurdum. Du kannst ned die RBler als Böses Framen aber einen Jahrelangen Spieler von denen zur Legende erklären…beides geht nicht. Zudem sehe ich nicht dass das wir Fans Sachen verbieten etc…viel eher kommt der Verein auf sie zu (Sponsoren raus aus dem Logo, Damen in der Gruabn. Etc. Etc.). Nur weil man wirtschaftlich kompetent arbeitet werden wir ned Red Bull. Weil umgekehrt werden wir auch nicht „echte Schworze“ wenn der Goldbrich ned mal einen gültigen Vertrag schafft.
Zudem verstehe ich nicht warum beim Verein mit Maß A, bei Legionären mit Maß B und bei Jantscher jetzt mit Maß C gemessen wird. Dem Verein wirft man vor Red Bull zu werden, dem Jantscher nicht eben dorthin zu gehen. Den Legionären wirft man vor nicht Ikonen zu werden, da sie nicht den Höhepunkt ihrer Karriere hier verbringen, bei Jantscher ignoriert man gekonnt dass das er auch erst nach dem Zenit wieder heim kam. Ich mein warum? Warum wird hier ein Jantscher durch eine schwarz-weiße Brille gesehen? Weil er die dumme Regel mit 150 Spielen überschritten hat? Theoretisch kann auch ein Hoffmann 150 Spiele für uns absolvieren wenn wir ihn fitspritzen und auf Gesundheit scheißen. Ist er dann Sturm und Rapid Legende? Also bitte.
Der zweite Absatz schockiert mich als Sportfan sogar. Also der verdiente Spieler soll nicht nur die Aufstellung, sondern auch noch den Kader machen? Am besten gleich noch auch selbst sein Gehalt festlegen dann Spar ma uns Trainertram, sportliche und wirtschaftliche Leitung ein. Gerade WEIL er selbst Sturmfan ist ist es nötig auch objektive Betrachtungen zu haben. Welcher Spieler beendet gerne und freiwillig seine Karriere? Naja fair enough wenn er noch der eigene Arzt auch ist wird die Fitness eh passen.
Also hallo sichern soll man verdiente Spieler würdigen nur selbst Größen wie Osim oder Haas sollte man nicht zu Gottkaisern mit absoluter Macht machen. Eben weil wir ein Mitgliederverein sind und nicht nur eine kleine Gruppe was zu sagen haben soll.
Aber der Hinweis auf den Arbeiterverein ist so köstlich wenn man sich das vom Verein ausgeschickte Video ansieht wo er (erneut) als König geframed wird. Damals zur Verlängerung war es noch ein guter Schmäh, nur im jetzigen Kontext der Debatte kommt mir vor müssen sich die Entente-Mächte ernsthaft Sorgen machen wieder aktiv werden zu müssen 😉
Aber auch hier: Arbeitermentalität und Personenkulte und monarchische Strukturen sind ned ganz kohärent.
Aber auch der letzte Absatz: Energie aus der Akademie schöpfen…
– die Guten gehen sowieso zu RB/Ausland
– die Strukturen sind aber eh sowieso nicht vorhanden (Trainingszentrum abgewürgt, Stadion ebenso)
IN WELCHER WELT…las ma des.
Man versucht den Jantscher so gewaltig zur Legende zu Framen dass das man andere Kandidaten dafür gekonnt ignoriert. Hausnummer Stankovic. Der is da sind sich alle einig zu gut für uns. Kam aus England 1 (!) zu uns und ist seitdem Leader ohne Muh und Mah. Der hätte die Möglichkeit zu besseren Vereinen zu gehen und mehr zu verdienen. Tuts nicht. Der spielt den Höhepunkt seiner Karriere bei uns für im Kontext seiner Möglichkeiten ein Butterbrot.
Und der hat ned mal ansatzweise so eine Lobby wie Jantscher. Der is sogar aus der Untersteiermark und somit historisch sogar in der Region verankert. Aber dennoch nix.
Die Fannähe von Jantscher ist toll nur eine derartige Überhöhung tut im Mark weh.
Sturm verkauft seine Seele nicht. Aber ein paar Fans würden Sturm für Einzelpersonen verkaufen.
Red Bull krallt sich schon die besten Akademiespieler und bildet sie fertig aus.
sorry, der Kommentar oben bezieht sich auf den Beitrag von Ritter am Anfang.
soooo ein langer Kommentar und doch sooooooo langweilig. Gähnnnn
Ich kann nur sagen …
…
…
DER AUTOR DIESER ZEILEN SPRICHT MIR, ALS NUN EIN HALBES JAHRHUNDERT STURMFAN, AUS MEINER SCHWARZ – WEIßEN SEELE!
Alles Gute JJ und sehr viel Erfolg bei deinem neuen Verein!
Wir sehen uns morgen und ich wünsche mir das dabei keine Tränen kullern !
Vor ca. 10- 15 Jahren wurde von den damaligen Verantwortlichen gesagt, dass Sturm Graz ein Ausbildungsverein ist. Ich tat mir schwer mit dem Umstand, Fan von einem Ausbildungsverein zu sein. Aber was solls? Einmal Schwoazer, immer Schwoazer. Der Fussball hat sich, wie so vieles, enorm schnell und dynamisch gewandelt. Btw.der Hofmann ist mit einem F.
Zu dem Artikel kann ich nur sagen, dass JJ in seiner Wahnsinnssaison in der er auch Spieler der Saison wurde kein klares Bekenntnis zu Sturm abgegeben hat sondern gesagt hat (kein Zitat), dass wenn das richtige Angebot kommt, er schon überlegen würde Sturm wieder zu verlassen. Also nix für ungut, hätte JJ auch gern behalten, aber jo.
Ich finde, das ist etwas zu viel der Rührseligkeit für JJ. Keine Frage, Jakob’s Verdienste für den SK Sturm sind unbestritten, aber man kann es auch übertreiben.
Was im Profifußball zählt, ist Leistung. Unser Anspruch ist es, jede Saison so zu beenden, dass man sich zumindest für die Teilnahme an der Qualifikation der Gruppenphase eines europäischen Bewerbs qualifiziert. Mit dem unterem Mittelfeld wird sich keiner mehr zufrieden geben. Die Latte wird jede Saison höher gelegt, was gut ist, denn sich auf den Erfolgen auszuruhen bedeutet Stillstand. Wenn du aus physischen Gründen deine Leistung nicht abrufen kannst, musst du in die zweite Reihe treten, egal ob du junger Spieler oder ein Altprofi bist. JJ hat in jüngster Vergangenheit beide Extreme erlebt – vom Spieler der Saison bis hin zur Seuchensaison 2022/23.
Es ist davon auszugehen, dass der Trainerstab seine Werte genauestens analysiert hat, und diese jedoch den Ansprüchen für das Erreichen der Zielen von heute nicht mehr entsprechen. Daher der schmerzliche Schritt.
JJ hat für sich entschieden, dass er sich als Edelreservist zu schade ist, was auch legitim ist. Ich möchte mich jedenfalls bei JJ für die Verdienste bei Sturm bedanken, obwohl sein damaliger Wechsel zu den Dosen noch in schmerzhafter Erinnerung ist. Ich wünsche Jakob alles Gute in Shanghai – bitte komm gesund wieder zurück!
Sorry, “Hongkong” sollte es natürlich heißen…
Tja, da wirst die Saison Pech haben, bzgl. „die Latte wird jede Saison höher gelegt“. Schwache Transferzeit, deutlich keine Verbesserung im Kader zu sehen, sondern geschwächt worden.
Mit diesem Kader in die EL und Meisterschaft, das gibt ein böses erwachen … Leider kann man nicht erkennen das nach 3 tollen Jahren, man weiter nach vorne will. Insgesamt ist die Mannschaft nun zerrissen worden.
Weiß nicht was da abgeht im Moment.
Bzgl. JJ , wurde halt abmontiert. Und es ist Ilzers letzter Saison….. Also wohin geht die Reise des SKS ???
Kann man dieses Ideal, diese Fußballromantik lieben ohne den Erfolg abzulehnen?
ich glaube nicht.
Der aalglatte Kapitalismus hat mittlerweile jede funktionierende Liga zu einer EA Fußball Manager Experience gemacht. Und da geht’s nicht nur um Transfers, sondern auch um die Stadion-Erfahrung von T-Shirt Kanonen bis Half-time shows, sowie online streaming und NFTs statt Panini Pickerl.
Dieser rationale, marktwirtschaftliche Gedanke kann den intrinsischen Wert, die Liebe an der Sache, niemals verstehen, weil sie eben zerbröselt sobald ihr ein Preisschild umgehängt wird.
insofern können wir entweder akzeptieren, dass unsere Ideale nicht makellos und nicht frei von Paradoxen sind, genauso wie die Karriere des JJ keinen lupenreiner Legendenstatus ergibt, oder aber wir lehnen den Kommerz vollends ab, lassen den Profi-Verein als Märtyrer untergehen und gönnen uns das nächste Spiel der örtlichen U7, wo die Kids noch nicht gelernt haben, wie man dem Gegner nicht den Ball reicht und das Spiel selbst der Sinn der Sache ist.
lt.heutiger Krone steht Alex Prass kurz vor einem Wechsel nach Freiburg.
Ich bezweifle, dass wir Prass heute noch am Feld sehen werden.