Sturm Graz als Partycrasher?
Trotz einer erneut ansehnlichen Leistung in Wien-Favoriten hat es also wieder nicht zu drei Punkten gereicht. Langsam aber doch ist der SK Sturm Graz zum Siegen verdammt, stehen die Grazer doch nun schon seit fünf Pflichtspielen ohne Sieg da. Den letzten vollen Erfolg gab es in Runde sieben, am 15. September, beim Auswärtsspiel in der Südstadt. Auswärts geht es auch im morgigen Spiel, und zwar gegen den steirischen Aufsteiger, den TSV Hartberg. Das erste Aufeinandertreffen mit den Oststeirern zum Bundesligaauftakt in der heimischen Merkur-Arena konnten die Grazer mit Ach und Krach für sich entscheiden. Damals gewann man durch einen späten Hosiner-Treffer in Minute 82 denkbar knapp mit 3:2, die bessere Mannschaft war man in dieser Begegnung nur phasenweise.
Viel Zeit ist seit diesem Juli-Wochenende vergangen, die Hälfte des Grunddurchgangs ist bereits gespielt. Das kleine Hartberg, das zu Beginn der Saison vielerorts belächelt wurde, hat in der Bundesliga längst Fuß gefasst und scheint unter den Fittichen der Sturmlegenden Markus Schopp und Jürgen Säumel stetig besser zu werden. Am vergangenen Wochenende kam es in der 6.650 Einwohner fassenden Kleinstadt zu einem ersten richtigen Saison-Highlight. Der angeschlagene SK Rapid Wien ging gegen die Steirer nämlich sang und klanglos mit 0:3(!) unter. Extase in Hartberg – ausverkauftes Haus -Volksfeststimmung – Party, Party, Party! Der vor zwei Jahren noch in der Regionalliga Mitte angesiedelte Klub scheint nun endgültig in der höchsten österreichischen Spielklasse angekommen zu sein und wird gegen den SK Sturm Graz versuchen, direkt das nächste Stadtfest zu veranstalten. Mutiert der SK Sturm Graz also zum Partycrasher und holt die Blau-Weißen auf den Boden der Tatsachen zurück oder geht der Höhenflug von Präsidentin Brigitte Annerl und ihrem heiß geliebten TSV weiter?

© Martin Hirtenfellner Fotografie
Für Dario Maresic, der am Samstag mit seinen zarten 19 Jahren bereits sein 50. Bundesligaspiel für die Blackys bestreiten wird, gab es beim gestrigen Media-Briefing nur eine Richtung: „Hartberg wird quasi ein Heimspiel sein. Danach kommen zwei echte Heimspiele. Das ist eine gute Chance, zu punkten. Wir wollen im Endeffekt aus Hartberg mit einem Dreier heimfahren.“ Angesprochen auf sein bevorstehendes Jubiläum zeigte sich der Youngster glücklich: „Ab und zu muss ich mich selbst kneifen, um zu realisieren, was für einen großen Schritt ich in meinen jungen Jahren schon gemacht habe. Ich bin natürlich stolz auf diese Leistung. Aber im Endeffekt ist es das Ergebnis von harter Arbeit, Fleiß, Konsequenz und kleinen Zielen von Spiel zu Spiel.“
Sturm-Trainer Heiko Vogel sprach eingangs vom „gefährlichen Gegner“ Hartberg und hob hervor, dass „Hartberg sich diese 3 Punkte verdient und erarbeitet hat. Der Sieg gegen Rapid kam aufgrund der Leistung Hartbergs zustande und nicht weil Rapid schlecht war.“ Darauf angesprochen, was sich an der Ausgangsposition im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen geändert hat, sagte Vogel: „Hartberg ist nun in der Liga so richtig angekommen.“
Aufgrund der Sperre von Kapitän Stefan Hierländer wird es gezwungener Maßen zu Umstellungen bei den Grazern kommen. Der zuletzt auf der linken Außenverteidigerposition eingesetzte Mittelfeldmotor wird gegen die Oststeirer aller Voraussicht nach durch Thomas Schrammel ersetzt werden, denn dieser habe sich „in letzter Zeit aufgedrängt. Gegen die Austria hat er das nach seiner Einwechslung sehr gut gemacht.“ Auch der zuletzt wenig treffsichere Angriff könnte einer erneuten Rochade ausgesetzt werden. „Eze wird wieder stärker.“, meinte Vogel auf die Frage, ob Emeka Eze nach einer guten Performance in Wien eine Überlegung für die Startelf sei. Eine weitere interessante Alternative wäre wohl Jung-Juwel Michael John Lema, der zuletzt in 13 Regionalliga-Spielen zwölf Treffer erzielen konnte und gegen die Austria bereits im Kader stand. Angesprochen auf diese Personalie meinte der Trainer: „Michael ist jetzt im Kader und hat sich das aufgrund seiner Leistungen bei den Trainings und den Amateur-Spielen absolut verdient. Er hat nun das, was ich von ihm erwarte, erstmals konstant über einen längeren Zeitraum abrufen können – das war davor noch nicht der Fall. Wir haben mit Michael einen ganz tollen Spieler in unseren eigenen Reihen, der aber auch noch viel lernen muss. Er hat nun einen wichtigen Schritt gemacht und aufgezeigt, dass er ernsthaft eine Alternative für die Kampfmannschaft darstellt und ist deswegen auch im Kader. Nun gilt es für ihn, den nächsten Schritt zu machen.“ und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Diesen nächsten Schritt will hier definitiv niemand verhindern.“
Einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung würde auch der SK Sturm mit einem Sieg gegen Hartberg machen, um sich wieder etwas von der hinteren Tabellenhälfte abzusetzen. Bei einer Niederlage könnten die nur zwei Punkte hinter Sturm lauernden Hartberger die Schwarz-Weißen nämlich sogar überholen. Dies gilt es morgen zu verhindern. Mit einer Leistung wie zuletzt gegen Salzburg und die Wiener Austria sollte es doch möglich sein, drei Punkte mit nach Graz zu nehmen und dem Party-Treiben in Hartberg eine kleine Pause zu verpassen.
Spieldaten:
TSV Hartberg vs. SK Sturm Graz
Samstag, 27.10.2018, 17:00, Profertil-Arena, Hartberg
Schiedsrichter: Markus Hameter
Mögliche Aufstellung (4-4-2): Siebenhandl; Koch, Spendlhofer, Maresic, Schrammel; Huspek, Kiteishvili, Zulj, Grozurek; Hosiner, Eze
Ersatz: Schützenauer, Ferreira, Lovric, Lackner, Koch T., Lema, Pink
Es fehlen: Jantscher, Obermair (Sprunggelenk)
Fraglich: Anastasios Avlonitis (angeschlagen)
Auch wenn sie die Schimmligen weggeklatsch haben, Pflichtsieg!
Schopp hat als Trainer viel dazugelernt und Rapid ist in einer gewaltigen Krise, weil dort die Spieler nicht die nötige Einstellung mitbringen. Deshalb hat Hartberg gewonnen.
Bei Sturm sehe ich zum ersten Mal in der Saison eine Art Aufbruchsstimmung. Wir waren von Unglück geplagt und es hat gedauert, bis die Spieler zusammenfinden und in Form kommen. Heute können sie zeigen, dass es geklappt hat.
Eines steht fest: Wir werden in dieser Runde ein neues Kapitel eröffnen. Die Frage ist nur, ob aus der Geschichte jetzt ein Gruselmärchen oder ein Liebesroman wird.
In jedem Fall wird es ein spannendes Spiel und die ganze Steiermark bebt! Geile Sache eigentlich…
Wir haben die Antwort… Ein Gruselmärchen.