Sturm gegen Rapid – Ein ewiger Schlager

Wir blicken zurück auf drei brisante Begegnungen aus der jüngeren Vergangenheit.

„UND DANN BRECHEN HIER ALLE DÄMME!!!!! ES IST GESCHAFFT, JEDER HIER HAT TRÄNEN IN DEN AUGEN, ES IST GETAN!!!! STURM SPIELT IM CUP-FINALE UND ES IST WUNDERSCHÖN!!! DIESES SPIEL HATTE ALLES, WAS ES BRAUCHT!!“, schrieb einer unserer Redakteure in seinem Spielbericht nach dem Halbfinal-Sieg gegen Rapid. Vergangenes Wochenende wäre es wieder einmal zum ewigen Schlager gekommen: Schwarz gegen Grün, Graz gegen Wien, Sturm gegen Rapid. Corona und die daraus resultierende Liga-Unterbrechung machten ein Aufeinandertreffen der beiden Klubs jedoch nicht möglich. Grund genug für uns, in alten Erinnerungen zu schwelgen und legendäre Spiele gegen die Hütteldorfer Revue passieren zu lassen.

Ein grandioser Cupfight

Am 18. April etwas nach 23:00 Uhr war es vollbracht: Sturm stand nach einem grandiosen Cup-Fight wieder einmal in einem Cupfinale. Aber alles der Reihe nach.

Wochenlang freute man sich in Graz auf diese höchstspannende Partie: Ein toller Gegner, eine volle Kulisse und eine Sturm-Truppe, die zu diesem Zeitpunkt sehr gut in Form war. Aus Fan-Sicht war alles angerichtet, um ins Finale nach Klagenfurt einzuziehen – nur unser Lieblingsgegner aus Wien-Hütteldorf musste besiegt werden. Mit einem unglaublichen Empfang des Mannschaftbusses und einer beeindruckenden Choreo zu Spielbeginn wollten die Fans an diesem Tag auch noch das letzte bisschen Motivation aus den Spielern herausholen.

Stunden vor Anpfiff empfingen die Fans den Mannschaftsbus. © Martin Hirtenfellner Fotografie

Und das mit Erfolg. Man sah von Beginn an eine Sturm-Mannschaft, die kratzte, biss und kämpfte. In einer munteren Partie, in der sich beide Teams von Beginn nicht versteckten, konnte der SK Sturm in der 24. Minute das erste Ausrufezeichen setzen: Der damals noch für die Blackys auflaufende Bright Edomwonyi konnte nach einem weiten Abschlag von Siebenhandl der Rapid-Verteidigung mit gefühlten 100 km/h davonlaufen und eiskalt vollenden. Ekstase pur in Graz-Liebenau! Unterbrochen wurde diese Freude des schwarz-weißen Anhangs durch den in der 59. Spielminute erzielten Ausgleich der Hütteldorfer. „Scheiß drauf“, dachte sich Edomwonyi und netzte gerade einmal vier Minuten nach dem Ausgleich zur erneuten Führung ein. „Wie geil kann ein Fußballspiel sein, es ist unpackbar!“, schrieb zu diesem Zeitpunkt unser Redakteur in seinem Spielbericht. Dass das Spiel noch geiler werden sollte, ahnte in diesem Augenblick noch keiner – Nach 90 Minuten stand es jedoch bloß 2:2 und die 15.750 Zuseher bekamen eine Verlängerung zu sehen. Auf den Rängen verloren viele Fans bereits die Nerven und auch auf dem Platz ging es noch eine Spur heißer her. Doch dann kam Emeka Friday Eze. Nach einer genialen Flanke von Thorsten Röcher kam der Nigerianer zum Kopfball und wuchtete das runde Leder ins Tor. Sturm 3 – Rapid 2. Nach 15 Minuten bangen und zittern, pfiff Schiedsrichter Schörgenhofer die Partie ab. Sturm stand zum fünften Mal in einem Cupfinale und in Graz hieß es an einem Mittwoch: „Thank God, It’s Friday“. Unser Redakteur vor Ort beschrieb das Szenario wie folgt: „UND DANN BRECHEN HIER ALLE DÄMME!!!!! ES IST GESCHAFFT, JEDER HIER HAT TRÄNEN IN DEN AUGEN, ES IST GETAN!!!! STURM SPIELT IM CUP-FINALE UND ES IST WUNDERSCHÖN!!! DIESES SPIEL HATTE ALLES, WAS ES BRAUCHT!!“

Ein Meer voller Mittelfinger

Aus sportlicher Sicht gab es am 8. August 2010 für unsere Blackys gegen Rapid nichts zu holen. Die Grün-Weißen konnten an diesem Tag eine harmlose Sturm-Mannschaft mit 2:0 besiegen. Dennoch blieb vielen schwarz-weißen Anhängern dieser Tag noch lange in Erinnerung. Einerseits spielte Mario Sonnleitner nach seinem Wechsel zu Rapid das erste mal wieder in Graz und wurde dementsprechend freundlich vom Grazer Publikum empfangen. Dass es so etwas wie Karma gibt, zeigte sich dann in der 71. Minute: Nach einem vermeintlichen Foul an Mario Haas wurde Sonnleitner zu Unrecht – aber unter donnerndem Applaus der Sturm-Fans – vom Platz gestellt. „Auf Wiedersehen“, hallte es durch das ganze Stadion. Andererseits hatte die Nordkurve an diesem Tag eine unübersehbare Botschaft für den damaligen Rapid-Trainer Peter Pacult vorbereitet.

Peter Pacult machte sich in Graz nicht viele Freunde. © CC SA by Wikimedia Commons; Steindy

Zu Beginn des Spiels wurde von der Kurve ein riesiger Mittelfinger gezeigt, begleitet von tausenden kleineren im Hintergrund. „Peter keine Bange – was du kannst, können wir schon lange“, war auf dem sich darunter befindenden Spruchband zu lesen. Damit reagierte die schwarz-weiße Fanszene auf Peter Pacults doppelten Stinkefinger, den er am 09.05.2010 Richtung Sturm-Fans zeigte. Diese Choreo ließ an diesem Tag die maue Leistung der Spieler schnell vergessen und sorgt bis heute noch für den ein oder anderen Lacher.

Als Messendorf „brannte“

Vier Siege in den ersten vier Spielen und ein Auswärtsspiel in Wien-Hütteldorf vor der Brust. Dies war in der Saison 2017/18 für hunderte Sturm-Fans Grund genug, das Abschlusstraining vor dem Auswärtskracher gegen Rapid zu besuchen. Unter dem Motto „Einer für alle, alle für einen“, feuerten die Fans die Spieler während dem Training an und gaben ihnen so den letzten Motivationsschub für das Schlagerspiel. Unter einem Meer aus Pyrotechnik wurde dann schließlich der Mannschaftsbus verabschiedet.

Eine schwarz-weiße Hundertschaft begleitete am Spieltag die Mannschaft nach Wien, wo man zu dieser Zeit auf eine angeschlagene Rapid-Truppe traf. Taumelnde Boxer sind zwar am gefährlichsten, aber an diesem Tag konnten sie den Blackys nichts anhaben. Man sah von Beginn an eine mit viel Selbstbewusstsein auftretende Sturm-Truppe, die sich ihrem Plan sicher war: Hinten resolut verteidigen und schnell nach vorne umschalten. So fiel in der 17. Spielminute auch das 1:0 durch den mittlerweile in Bulgarien spielenden Deni Alar. Das in Minute 54 erzielte 2:0 machte die Partystimmung im Auswärtsblock der Grazer perfekt: „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey hey!“ Der Anschlusstreffer durch Stephan Auer tat der Feierlaune der Sturm-Fans nichts ab. Die Schwarz-Weißen hatten ihre Tabellenführung verteidigt und den Rivalen weiter in die Krise geschossen. Für jeden Fan der Blackys wohl ein perfektes Wochenende.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Welches Duell gegen Rapid ist euch besonders in Erinnerung geblieben?

 

6 Kommentare

  1. BlackWhite09 sagt:

    Das 3:3 in der Meistersaison 2010/11. Schnelle 1:0-Führung, danach bereits mit 1:3 zurückgelegen und innerhalb nur kürzester Zeit doch noch zum 3:3 ausgeglichen. Ich denke im Nachhinein war dieser eine Punkt mehr wert als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Moralisch einfach unheimlich wichtig und meiner Meinung nach ein extrem wichtiger Baustein für den später folgenden Meistertitel.

  2. Generation94 sagt:

    1996 das Meisterschaftsfinale im ausverkauften Praterstadion mit 9000 Sturmfans war wohl objektiv betrachtet die leider größte Partie der beiden Mannschaften.

  3. Melvinuss sagt:

    Oder 1999 im Prater gegen Rapid, gegen Ende der Meisterschaft. 35000 zuschauer, davon 5000 Schwoaze und ich mitten drin. Innerhalb der ersten 20-30 Minuten 2 Tore von Dejan Savicevic. Am Ende dann das 3:2 in der Nachspielzeit von (ich glaub) Vastic und am Saisonende der 2. Meistertitel. Werde ich nie vergessen

  4. Fanatiker sagt:

    SAISON 1980/81

    Es war der Samstag , 20 Juni 1981 vor ca. 23000 Zuseher, Bundesstadion Graz-Liebenau.
    Sturm verliert 1:4 gegen Rapid, und im Gegenzug gewann die Wiener Austria gegen den GAK mit 6:1.

    Schlimmster Tag in meiner Sturm-Zeit…

  5. fuchsrob sagt:

    noch 2 legendäre Spiele gegen Rapid:

    das 5:1 gegen Rapid auswärts in Hütteldorf 2007.

    und 10 Jahre früher das finale Spiel in der Gruabn mit einem 3:0 gegen die Grünen.

    Auch das Spiel gegen Rapid in dem das Flutlicht ausfiel werd ich nie vergessen. Leider verloren durch Kühbauer Elfer.

  6. Marchanno Diaz Rabihou sagt:

    der hat uns nach dem Elfer auch seine schönen Mittelfinger gezeigt. Seid damals is er Kuhfi**er für mich.

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