Sturm bleibt an der Spitze!
Das Duell Altach gegen Sturm war in den vergangenen Spielzeiten nicht gerade für hochklassige, spannende und vielversprechende Begegnungen bekannt. Vor allem lag dies aber an den Grazern, die erfolgreichen, herzerfrischenden Fußball schon eine halbe Ewigkeit vermissen ließen. An diesem kalten, grauen und verregneten Samstagnachmittag war aber alles anders. Trotz der aktuellen Schwächephase kam Sturm als Tabellenführer ins Ländle, wo man auf den ersten Verfolger und gleichzeitig – neben Sturm – DAS Überraschungsteam der aktuellen Saison traf. Obwohl es der ORF scheinbar wieder etwas anders interpretierte, stieg heute im Schnabelholz-Stadion definitiv das Topspiel der Runde, Zweiter gegen Erster, SCR Altach gegen SK Sturm Graz.
Nach der Länderspielpause waren beide Teams sehr schwer einzuschätzen, besonders aber die Gastgeber, die ihren Erfolgstrainer Damir Canadi zur Konkurrenz nach Wien-Hütteldorf abgeben mussten und übergangsmäßig von Interimscoach Werner Grabherr betreut werden. Sturm bzw. Trainer Franco Foda wusste bereits vor dem Spiel zu überraschen. Ein ungewohntes 5-2-1-2 mit Deni Alar und Philipp Zulechner als Doppelspitze durfte zumindest zu Beginn bestaunt werden. Die alles andere als gemütlichen Witterungsbedingungen hielten trotz der Brisanz, welches das Spiel im Vorfeld versprach, viele Fans vom Live-Erlebnis im Stadion ab, auch der Gästesektor war durchaus schon besser frequentiert. Dennoch haben rund 150 Sturm-Aficionados den gut 600 Kilometer weiten Weg an die Grenze zur Schweiz auf sich genommen, um ihre Mannschaft lautstark zu unterstützen.
Zu wenig Durchschlagskraft auf beiden Seiten
Pünktlich um 16:00 Uhr pfiff nicht nur Schiedsrichter Julian Weinberger dieses Spitzenduell an, auch Petrus hatte ein Einsehen mit den Fans auf den unüberdachten Rängen, stoppte den nicht enden wollenden Schnürlregen und sorgte sogar noch für ein paar Sonnenstrahlen. Nach etwa zehn Minuten, in denen man bis dahin kaum spielerische Glanzmomente bewundern konnte, trat James Jeggo mit einer schlecht getimeten Grätsche in Erscheinung, für die er sich zurecht eine Verwarnung abholte. Der daraus resultierende Freistoß sorgte zwar für Gefahr, wurde aber wegen einer Abseitsstellung abgepfiffen.
Die erste echte Möglichkeit in der Partie fanden ebenfalls die Gastgeber vor. Nach einer Unachtsamkeit von Stefan Hierländer gelangte der Ball zu Boris Prokopic, der auf Nicolas Moumi Ngamaleu ablegte. Der Kameruner traf den Ball aber nicht perfekt und verfehlte das Gehäuse schlussendlich deutlich. Glück für die Grazer, die ihrerseits gleich im Gegensatz zu ihrer ersten Möglichkeit kamen, aber ein versuchter Stanglpass von Philipp Zulechner auf Deni Alar wurde von Andreas Lukse abgefangen, bevor dieser einen Abnehmer finden konnte. Fünf Minuten später musste sich auf der anderen Seite Christian Gratzei beweisen, als der Torhüter einen brenzligen Ball gerade noch vor Nikola Dovedan klären konnte.
Das Spiel nahm nun langsam an Fahrt auf, auch Sturm tauchte vermehrt in der Offensive auf, aber Stefan Hierländer scheiterte binnen weniger Minuten gleich zweimal in aussichtsreicher Position. Wieder nur Augenblicke später versuchte es Boris Prokopic mit einem Schuss, der nur um wenige Zentimeter sein Ziel verfehlte. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb einem in dieser Spielphase nicht, wieder war es Stefan Hierländer, der erst Torhüter Lukse überspielte, dann aber aus zu spitzem Winkel nicht mehr abschließen konnte. Erneut vergingen nur wenige Minuten, in denen Altach zweimal per Freistoß für Gefahr sorgen konnte, aber beide Male konnte Nikola Dovedan den Ball nicht im Tor unterbringen. Gleiches galt auch für Charalampos Lykogiannis, der das Spielgerät aber doch recht deutlich über den Kasten beförderte.
Trotz dieser Möglichkeiten auf beiden Seiten endeten die ersten 45 Minuten torlos. In einem nicht hochklassigen, aber dennoch schnellen und spannenden Spiel, versuchte Altach von Beginn an zu gestalten und erarbeitete sich vor allem im Mittelfeld ein Übergewicht, doch auch Sturm kam immer besser in die Partie und präsentierte sich im Gegensatz zu den letzten Runden deutlich verbessert.
Dramatik bis zur letzten Sekunde
Anstoß zur zweiten Hälfte, mittlerweile war der Schnee, der einem von den nahen Gebirgszügen entgegenleuchtete, neben dem Flutlicht, das Hellste in der Umgebung. Spielerisch erleuchtende Momente sah man zumindest bei Sturm noch keine. Altach begann ähnlich wie in Hälfte eins und kam nach einem missglückten Abschlag von Gratzei durch den auffälligen Prokopic zur ersten Chance in Hälfte zwei, doch wieder hatten die Grazer bei dessen Schuss Glück. Dann plötzlich Sturm mit hohem Tempo im Vorwärtsgang, Stefan Hierländer spielte den perfekten Lochpass auf Philipp Zulechner, der aber zu früh startete und somit deutlich im Abseits stand. Dann wurde es strittig: Altach im Angriff, Christian Schoissengeyr ging etwas zu ungestüm in den Zweikampf und sah dafür seine zweite gelbe Karte. Sturm musste nun für die restlichen 30 Spielminuten mit einem Mann weniger auskommen. Somit dezimierte sich die stark agierende Fünferkette zu einer Viererkette. An der Spielgestaltung änderte sich allerdings wenig, rein optisch erschien der Ausschluss für Sturm als kein großes Hindernis.
Mit dem Unentschieden schienen beide Mannschaften nicht völlig zufrieden gewesen zu sein, versuchten doch beide weiterhin munter nach vorne zu spielen. Als man aber dennoch schon insgeheim mit einem torlosen Unentschieden rechnete, passierte James Jeggo ein schier unglaubliches Blackout, indem er ohne Bedrängnis den Ball direkt in den Laufweg von Dimitri Oberlin spielte, der nur noch Christian Gratzei überspielen musste und so zur 1:0-Führung einnetzte. Unglaublich dummer Fehler des sonst stark aufspielenden Australiers.
Sturm versuchte es mit dem Mut der Verzweiflung, für Jeggo kam Roman Kienast als zweite Spitze ins Spiel. Altach konzentrierte sich auf die Defensive, ließ den Gegner anrennen. Die Grazer machten es aber nicht schlecht, versuchten Ruhe zu bewahren und konnten sich in der Hälfte der Vorarlberger festsetzen. Dann die 93. Spielminute: Sturm mit einem weiteren Verzweiflungsangriff, der Ball kam in die Mitte zu Fabian Koch, dieser setzte alles auf eine Karte und traf mit einem Gewaltschuss zum nicht mehr erwarteten Ausgleich. Riesenjubel bei Sturm! Kurz darauf war Schluss, ein 1:1, welches für die Gastgeber doch eher wie eine Niederlage wirken musste. Es war durchaus ein Spiel, das sich die Bezeichnung „Spitzenspiel“ verdiente, wenn auch auf keinem allzu hohem technischen Niveau. Somit bleibt Sturm auch nach 15 gespielten Runden Spitzenreiter, was auch von den mitgereisten Anhänger nach Schlusspfiff skandiert wurde.
Spieldaten
Die Spieler könnt ihr HIER bewerten!
fodas systemumstellung war die richtige idee gegen zur zeit bärenstarke altacher, die vor selbstbewusstsein nur so strotzen.
defensiv klappte das gut, offensiv weniger, auch weil zulechner zu oft ins abseits rennt und alar derzeit fast wie ein fremdkörper wirkt, genau null durchschlagskraft zeigt, die aussen sich nur selten in die offensive trauten.
insgesamt ein nicht unverdientes x, dass alleine schon, weil zu zehnt gemacht und durch ein tor in fast letzter sekunde, sehr wertvoll ist. gut für die moral ists zusätzlich, das selbstvertrauen sollte wieder steigen, was gegen rapid megawichtig sein wird.
und ja, sturm hat also auch einen plan b, der zwar noch a bissi holprig rüberkommt, aber fürs erste mal von beginn an gespielt, ganz ok war und immerhin für ein x bei sehr starken altachern reichte.
lass ma also die kirche im dorf und samma zufrieden, auch wenn bei etwas mehr selbstvertrauen einzelner kicker( alar, matic, zulechner,…) speziell in der offensive weit mehr gehen könnte.
@wama
also, Altach war heute alles, aber stark waren sie heute nicht
Plan „B“ bin ich bei dir, die Spielweise wird aber wahrscheinlich hier nicht gut wegkommen 🙂
Remie ist absolut ok, zu 10 noch den Ausgleich ist sehr positiv, wie auch derzeit die Defensive – die Offensive ist derzeit ein Lüfterl , im Selbstvertrauen sehe ich nicht das Problem,
Grundsätzlich war die Idee mit der 5erKette gut. Weil man Altach ihrer eigenen Stärke (dem schnellen Umschaltspiel) raubte. Das ist auch gut gelungen.
Jedoch ging bei uns dadurch aber nichts mehr in der Offensive. Warum? Weil sich die 5erKette in der Offensive in einer 3erKette auflösen hätte sollte. Das passierte aber so gut wie nie. Zudem hätten Zulechner/Alar/Matic vorne viel mehr anpressen müssen. Glaub auch, dass Edi diesen Part in diesem Spiel besser erfüllt hätte als Zulechner oder Alar.
Gegen Rapid, sollte man wieder die 5erKette sein lassen. Denn durch die 5erKette überlässt man das Mittelfeld und Spiel dem Gegner. Die Rapidler haben sicher mehr Qualität und Erfahrung den Ballbesitz aus zu nutzen. Zudem haben sie zu Hause ja auch meist den Schiri auf ihrer Seite.
Gegen Rapid wünsche ich mir unser gewohntes 4-2-3-1. Aber mit viel Biss und Kampf im Mittelfeld, damit sie uns nicht im Mittelfeld überrennen. Und nicht nur von Jeggo der den Part sowieso immer erfüllt, sondern auch von Matic/Zulechner/Huspek und Edi/Deni.
Wenn man jetzt Fodas 4-2-3-1 als den viel zitierten Plan A bezeichnet, hat das Match für mich einen Plan
B,C und D gezeigt, weil man je nach Spielsituation ein 5:3:2 (oder 5:2:1:2 wie es hier bezeichnet wird…), 3:5:2 oder 4:4:2 (kA ob das in Halbzeit 1 immer beabsichtigt war;-)…) gesehen hat.
Defensiv und auch vom taktischen Konzept wurde das in meinen Augen hervorragen umgesetzt (besser als zB von Österreich gegen Island!), vorne kann man das aber mMn nicht wie von wama geschrieben an den Stürmern festmachen, sondern eher daran das die stärken von Koch (trotz Hammertor) und Lyko, trotz allem bemühen nicht in der Offensive liegen und Hierländer auch eher nicht die kreative, offensive Drehscheibe ist, um es höflich zu formulieren…
In meinen Augen werden seit Saisonbeginn zu wenig wirklich gute Chancen kreiert, dass hat man halt zu Saisonbeginn gerne übersehen, weil fast jeder Schuss ein Treffer war, dass das nicht ewig so weitergehen wird war hoffentlich jedem klar, aber wenn der Lauf dann mal vorbei ist, wird’s halt schwierig.
Hoffnung würde ich sehen wenn Horvath und/oder Piesinger zurückkommen, dann könnte ich beim 4:2 (Jeggo und Matic/Piesinger):3 (Horvath Mitte o. Aussen und Matic, einfach mal als Versuch ins OM vorziehen):1 bleiben oder auch bei anderen Systemen hoffentlich mehr Ballsicherheit und Kreativität ins Spiel bringen und wieder mehr Chancen kreieren.
Egal, noch sind wir Tabellenführer und Kampf&Leidenschaft stimmen in meinen Augen auch noch immer=> bin ich auch zufrieden!
@rene
altach wäre stark gewesen, wenn wir sie hatten lassen und das passierte eben nicht durch die systemumstellung. so waren sie ihrer waffen einigermaßen beraubt und dennoch sah man ihnen ihr selbstbewusstsein bis zur letzten sekunde an, denke da vorallem an dovedan und prokopic, die ziemlich enthemmt aufspielten, ganz im gegenteil zu unserem matic, der irgendwie seine magie verloren zu haben scheint. deren gesamtes pressing war um einiges besser als unseres, sie waren näher am mann wie wir, sie waren noch aggressiver, nur nach vorne ging auch bei denen wenig.
der unterschied war also schon sichtbar, für mich aber hauptsächlich damit zu erklären, dass wir eben nicht ungehemmt spielten, sondern nach den zuletzt dürftigen und glücklosen vorstellungen eher feig und auf kein fehlermachen bedacht. vorne geht eben auch dann leichter was, wenn die ganze mannschaft im flow ist und endlich wieder ein stürmertor gelingt, das den knopf löst…
Also jetzt mal abgesehen von allen taktischen Formationen, ups und downs………nach 15 Runden 10 Punkte vor den Grünen, das hat doch schon was oder? 😉
Ich mache so einen hohen Luftsprung, wenn wir diesen Vorsprung nach Spieltag 17 auch noch haben……
OK, ein Punkt, Tabellenführung behalten, aber zum Anschauen war dieser Kick nicht! Matic von der Rolle, Alar wirkungslos und Jeggo mit „blackout“ der Sonderklasse. Traurig, was von unserem anfänglichen, schnellen Umschaltspiel übrig geblieben ist. Unzählige Passe zurück, unsicheres Ballherumgeschiebe der 5er Abwehr, kaum ankommende Passe in die Tiefe und eigentlich total unnötiger Angsthasenfußball. Bei allem Schönreden (Tabellenführer), wir entwickeln uns spielerisch bedenklich zurück und sind die letzten Spiele wesentlich mehr Qual, denn Freude. Warum? Die Gegner kennen uns nun und Foda fällt leider kein brauchbarer Plan B ein, um Lösungen zu finden. Mit Verlaub, dass es gestern noch einmal halbwegs gut ausging ist nicht der grandiosen Idee 5er Abwehr zu verdanken, sondern einem einzig gut getroffenen Ball in 93 Minuten. Dank des Ausschlusses bleiben uns in Wien (hoffentlich) wohl 3 Innenverteidiger erspart und Foda wird ja hoffentlich nicht 3 (!) Sechser zum Mauern aufbieten, aber was weiß man schon …..
Gebe dir absolut recht! Die ersten 30 Minuten hab ich mir gedacht: naja, abtasten und wenig zulassen – typisches Mittelfeldspiel.. nicht Fleisch/nicht Fisch..
Aber leider wurde das Spiel nie besser…
Auch wenn man über die Stärken des Gegners Bescheid weiß und schnelle Vorstöße verhindern will – ohne Risiko zu spielen, ist halt auch nicht gut. Ich war irgendwie immer davon überzeugt, dass uns Altach ein Tor schießt und wir danach wieder anfangen, Risiko zu nehmen… Dass es so fällt, ist natürlich noch das I-Tüpfelchen..
Zwischenzeitlich war ich an meine Kindheit erinnert, als wir immer „der letzte Mann darf den Ball mit der Hand nehmen“ gespielt haben.. Altach wäre über 90 Minuten auch ohne Lukse ausgekommen – das kann es wirklich nicht sein!
Bin auch schon gespannt, ob und wann sich die Mannen von Foda wieder erholen und wieder ansehnlichen Fußball spielen. Wenn man gestern Rapid gesehen hat, würde man meinen, es wäre ein guter Zeitpunkt für einen Sieg in Wien, aber ich befürchte, wir werden die angeknacksten Rapidler wieder stark machen! Wäre nicht untypisch für uns!