Spielercheck 14/15: Die Abwehr

Am Ende einer jeden Saison gilt es Bilanz zu ziehen. Wer konnte überzeugen, wer muss als Flop betrachtet werden? 

Wir holen die Lupe raus und erinnern uns noch einmal an die Saison 2014/15 und bewerten jeden Spieler individuell. In der heutigen Ausgabe widmen wir uns den Verteidigern in Schwarz-Weiß. 

(c) GEPA pictures/ tipp3

(c) GEPA pictures/ tipp3

Christian Klem (LV, 24 Jahre)

Klem sammelte diese Saison die meisten Spielminuten aller Sturmspieler und machte in der abgelaufenen Spielzeit wieder einen Schritt nach vorne. Das Zauberwort dafür heißt Konstanz. Grobe Schnitzer blieben Mangelware, defensiv zeigte er sich deutlich stabiler als noch letzte Saison. Zwar machte er keinen großen Sprung, allerdings geht es in die richtige Richtung. Klem musste einmal im linken Mittelfeld aushelfen, erwischte wie die gesamte Sturmmannschaft aber einen rabenschwarzen Tag gegen die Austria. Es gelang ihm endlich sein erstes Bundesliga Tor, jedoch will es in der Offensive noch immer nicht richtig klappen. Klem sucht zwar oft den Weg nach vorne und hinterläuft seine Mitspieler konsequent, aber es kommen zu wenig brauchbare Zuspiele in die Mitte. Mit der richtigen Konkurrenz könnte Klem einen noch größeren Schritt nach vorne machen, denn mit seinen 24 Jahren gibt es noch genügend Entwicklungspotenzial. 

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 34 1 2 3049
ÖFB Cup 3 270
Gesamt 14/15 37 1 2 3319

 

Michael Madl (IV, 27 Jahre)

Der Kapitän der Grazer spielte eine sehr starke Saison, die für den 27-Jährigen mit einer Einberufung ins Nationalteam gekrönt wurde. Seine Statistik spricht für sich, mit 2880 Einsatzminuten war er nicht nur einer der Dauerbrenner bei Sturm, sondern konnte mit 69% gewonnenen Zweikämpfen auch einen der besten Werte der Liga aufstellen. Nach Abgang von „Sir Highness“ Vujadinovic befürchtete man, anfälliger bei hohen Bälle zu werden, aber Madl hielt in jeder Situation seinen Kopf hin und war damit äußerst erfolgreich. Seine Antizipation sucht in der Bundesliga seinesgleichen, durch schnelles Rausrücken aus der Viererkette konnte der gebürtige Judenburger viele Situationen entschärfen, bevor überhaupt Gefahr entstehen konnte.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 32 1 4 2880
ÖFB Cup 3 270
Gesamt 14/15 35 1 4 3150

 

Lukas Spendlhofer (IV, 22 Jahre)

In seiner ersten Spielzeit als Profi stand Spendlhofer viele Einsatzminuten auf dem Platz: Schnell mauserte er sich zum Stammspieler und war ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Saison. Oft wird von ihm der direkte Weg nach vorne gesucht, ohne dabei zu viel Risiko einzugehen. Seinem guten Stellungsspiel ist es zu verdanken, dass man in dieser Saison auch gegen spielstarke Teams wie RB Salzburg so gut und solide in der Abwehr stand. Machte seine Sache auf der Rechtsverteidiger Position nicht schlecht, ist in der Innenverteidigung aber VIEL besser aufgehoben. Mit seinen erst 22 Jahren und der langen verbleibenden Vertragsdauer kann man auf eine tolle Zukunft mit ihm entgegen fiebern.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 31 2 2685
ÖFB Cup 2 180
Gesamt 14/15 33 2 0 2865

 

Martin Ehrenreich (RV, 32 Jahre)

„Örli“ profitierte stark von Fodas Rückkehr und war unter ihm gesetzt. Mit seiner Routine konnte er viele Angriffe schon im Vorfeld verhindern. In den Zweikämpfen, besonders gegen schnelle Gegenspieler, blieb Ehrenreich leider häufig nur zweiter Sieger. Trotz seines Alters ging er brav viele Sprints mit nach vorne, konnte hier aber keine große Gefahr erzeugen. Bekommt nächstes Jahr mit einem fitten Sharifi und Potzmann gleich zwei Konkurrenten. Es wird sich zeigen, ob er seinen Stammplatz behalten kann, denn sein Vertrag wurde um 2 Jahre verlängert.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 22 1 2 1832
ÖFB Cup 1 90
Gesamt 14/15 23 1 2 1922

 

Aleksandar Todorovski (RV, 30 Jahre)

Der Mazedonier kam in dieser Saison auf 13 Einsätze für Sturm bevor er in der Winterpause ablösefrei zu Zaglebie Lubin in die höchste polnische Liga transferiert wurde. „Todo“ konnte defensiv nicht überzeugen und blieb nach seiner langen Verletzungspause in der letzten Saison hinter den Erwartungen. Offensiv zeigte er sich bemüht, konnte aber bedauerlicherweise so gut wie nie gefährliche Aktionen liefern und blieb deshalb ohne Scorerpunkt. Ein fragwürdiger Milanic Transfer. Bei Lubin kam er auf 11 Einsätze in der abgelaufenen Saison.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 11 964
ÖFB Cup 2 171
Gesamt 14/15 13 1135

 

Wilson Kamavuaka (IV, 25 Jahre)

Stieß im Winter ablösefrei zur Mannschaft und wusste zu überzeugen. Kamavuaka verfügt über einen sehr kontrollierten Spielaufbau, manchmal lässt er sich damit etwas zu viel Zeit, so verschleppt er das Angriffsspiel der Grazer, oder riskiert damit einen unnötigen Ballverlust. Glänzte mit starken Tacklings und ging oft hohes Risiko ein, konnte aber dank starkem Timing oft ein Foul umgehen. Der Deutsch-Kongolese spielte konstant und versteckte sich nie neben seinem Partner in der Innenverteidigung, muss neben seinem Spielaufbau aber auch am Stellungsspiel arbeiten. Sein Vertrag wurde schon verlängert und Wilson bleibt noch mindestens ein weiteres Jahr ein Blacky. Wird wenn Madl und Spendlhofer fit sind zwar nur Backup bleiben, dennoch ist es beruhigend zu wissen auf einen solch starken Spieler zurückgreifen zu können.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 7 476

 

Tomislav Barbaric (IV, 25 Jahre)

Barbaric war wohl das größte Missverständnis in der Ära Milanic. Geplagt von Heimweh konnte Barbaric in keinem einzigen Spiel überzeugen. Selbst in Testspielen gegen schwächere Gegner war er pausenlos überfordert. Langsam, behäbig und mit einem schlechten Spielverständnis bestraft bleibt zu hinterfragen, wie Barbaric das Grazer Scouting Team überzeugen konnte. Zum Glück fand man mit RNK Split einen gnädigen Abnehmer für den wahrscheinlich schlechtesten Innenverteidiger der Bundesliga in den letzten Jahren. Kam für Split auf 15 Einsätze im Frühjahr.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 7 452
ÖFB Cup 1 9
Gesamt 14/15 8 461

 

Igor Oshchypko (LV, 29 Jahre)

Wurde in der Winterpause für ein halbes Jahr ohne Option geholt, Vertrauen in eine Verstärkung sieht anders aus. Dem Ukrainer fehlten anfangs die notwendigen Papiere und er kam daher erst spät zu seinen Einsätzen im Sturmdress. Mit robust geführten Zweikämpfen und viel Wille ging er gegen Rapid zu Werke, aber konnte seine Gegenspieler nicht vollständig neutralisieren. Hätte er das Laufduell gegen Schobesberger vor dem 1:0 gewinnen können, wäre das Spiel gegen Rapid vielleicht anders ausgegangen. Ansonsten machte er seine Sache besser als viele erwartet hätten.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 3 181

 

Andreas Pfingstner (IV, 22 Jahre)

Pfingstner profitierte von den zahlreichen Ausfällen, kam diese Saison trotzdem nur auf zwei Einsätze. Man merkte ihm die mangelnde Spielpraxis deutlich an, oft war er einen Schritt zu langsam oder traf die falsche Entscheidung. Sein Vertrag lief Ende der Saison aus, ob er verlängert wird, kann man noch nicht abschätzen; verabschiedet wurde er am letzten Spieltag zumindest nicht.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 2 180

 

Naim Sharifi (RV, 23 Jahre)

Ähnlich wie Todorovski letztes Jahr, verletzte sich Sharifi diese Saison früh und fiel mit einem Kreuzbandriss fast die gesamte Saison aus, weswegen es schwer ist, den kleinen Russen zu beurteilen. Wenn man bedenkt, dass mit Sharifi ein Legionärsplatz verbraucht ist, muss er sich nächste Saison richtig beweisen. In seinen paar Minuten vor der Verletzung spielte er durchschnittlich und nach einigen Partien auf der Bank reichte es diese Saison noch für zwei Kurzeinsätze, bei denen er keine Akzente mehr setzen konnte. Sharifi darf eigentlich als Neuzugang für die nächste Saison betrachtet werden.

Leistungsdaten
Wettbewerb Spiele Tore Assists Spielminuten
Bundesliga 3 53
ÖFB Cup 1 90
Gesamt 14/15 4 143

 

Fazit:

Sturm stellte letzte Saison eine der besten Defensivreihen der Bundesliga. Ein gesunder Sharifi wird zusammen mit Potzmann die Konkurenz in der Mannschaft erhöhen und damit hoffentlich für einen weiteren Qualitätsanstieg sorgen. Mit Madl und Spendlhofer kann man sich mehr als nur glücklich schätzen. Dass Sturm defensiv und offensiv so stark bei Standardsituationen war, beruht zu einem großen Teil auf der Kopfballstärke der Grazer Hintermannschaft..

 

4 Kommentare

  1. Arsenal sagt:

    Sehr gute Analyse. Danke für das bemühen Leute mal sehen ob ihr den schnitt halten könnt ( 15 Beiträge in 4 tagen) :p

    Würde übrigens gerne Seidl nächstes Jahr in der KM sehen. Hat sich in Testspielen gut grmacht

    • hurricamo sagt:

      Vielen Dank! Dieser Schnitt wird nicht zu halten sein, aber im Moment gibt es einfach viel was nach einer Analyse schreit!

  2. IMan sagt:

    Kamawuaka hat mir sogar in den Spielen besser als Spendlhofer gefallen!Sharifi (klar er war verletzt ) bisher nicht überzeugt! Bin heute zufällig auf die Seite gekommen und muss sagen, dass ihr locker mit Sturm 12 mithalten könnt! So eine Seite hat schon ziemlich gefehlt!

    • StrohLopes sagt:

      Ach das Lob ist aber wohl etwas verfrüht 😉
      Bislang gab es hier noch keine Interviews, selbst recherchierten Geschichten, umfassende Spielberichterstattung oder gar Exklusivmeldungen. Das kommt aber hoffentlich noch alles

Schreibe einen Kommentar