Sturm besiegt Feyenoord

Spielbericht: SK Sturm Graz vs. Feyenoord Rotterdam

Eine Stadt im Ausnahmezustand: Niederländische Fans belagerten die Murmetropole schon seit den frühen Morgenstunden – sie feierten, tranken Bier und verewigten sich per Sticker an Säulen, Schildern und sogar der Leuchtreklame des SK Sturm-Shops in der Hans-Sachs-Gasse. Schließlich konnten sie es kaum erwarten, ihr Feyenoord gegen den seit seiner heftigen 6:0-Pleite unerwartet stark spielenden SK Sturm auftreten zu sehen – und das in einer Europa League-Gruppe, die nicht spannender sein konnte. Vor dem vorletzten Spieltag hielten nämlich alle vier Teams bei fünf Punkten. Für jeden war noch alles drin, alles offen. Dann legte Lazio Rom in der ersten Begegnung des Abends mit einem 2:1 gegen Midtjylland vor. Trainer Christian Ilzer musste mit Jon Gorenc Stankovic einen der wichtigsten Spieler aufgrund gesundheitlicher Probleme vorgeben, das trieb den Schwoazen – nebst dem üblichen Verkehrschaos mit der damit verbundenen Angst, den Ankick zu versäumen – schon ordentlich Sorgenfalten ins Gesicht, denn der Slowene überzeugt seit seiner Ankunft in Graz regelmäßig durch Top-Leistungen. An seiner Statt zog sich Ivan Ljubic von Beginn an sein Leiberl über. Außerdem auf der Bank: Otar Kiteishvili, der zuletzt als Joker sehr gefällig auftrat. Vorne sollten dafür Tomi Horvat, Albian Ajeti und William Bøving für ordentlich Wirbel sorgen.

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Abwechslungsreicher Beginn

Schon lange vor Anpfiff lieferten sich die gegnerischen Fanlager auf den Tribünen ein lautstarkes Duell – die Stimmung kochte richtiggehend. Der SK Sturm legte druckvoll los, störte den Gegner früh und versuchte so, die Gäste zu entscheidenden Fehlern zu drängen. Erstmals halbwegs gefährlich wurde es für Jorg Siebenhandls Tor in Minute drei: Sebastian Szymanski zog aus gut 20 Metern ab, der Ball verfehlte sein Ziel allerdings. Nur kurz darauf die Hausherren: Nach guter Vorarbeit Dantes kam Tomi Horvat in bester Position zum Schuss, dieser wurde allerdings abgeblockt.  Orkun Kökçüs starker Freistoß zwang Jörg Siebenhandl auf der Gegenseite des Spielfelds wieder nur wenig später zur ersten Glanzparade des Abends – weitere sollten folgen. Die Zuseher*innen im nicht ganz ausverkauften Sturmstadion Liebenau (13.987) bekamen schon in der ersten Viertelstunde ein unheimlich spannendes und abwechslungsreiches Spiel zu sehen.

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Konzentrierte Defensive

In der 20. Minute tankte sich Javairô Dilrosun auf der linken Seite nach einem Energieanfall stark durch, seinem Abschluss stand am Ende aber Abwehrchef Gregory Wüthrich im Weg, der den flachen Schuss zur Ecke klärte. Mit Fortdauer des Spiels gewann Feyenoord mehr Spielanteile, Sturm hingegen zog sich nach anfänglichem Spektakel etwas weiter zurück. Das Ergebnis war konzentrierte Defensivarbeit mit dem Blick auf Kontergelegenheiten, immer wieder konnten die Grazer wichtige Schnitte setzen und so die niederländische Offensive ausbremsen. Im Spiel nach vorne verschenkte der SK Sturm den Ball ein ums andere Mal viel zu leichtfertig, sodass vielversprechnde Konterchancen weitestgehend ausblieben. In der 31. Minute fand Gernot Trauner nach einem Corner im Grazer Keeper seinen Meister. Seinen gut angetragenen Kopfball entschärfte der Schlussmann der Gastgeber mit einer weiteren Glanzparade. Im Gegenzug fand Alexander Prass seine erste Gelegenheit vor. Mit einem Abschluss aus der zweiten Reihe jagte er das Leder allerdings deutlich über die Querlatte. In der 40. Minute parierte Siebenhandl den nächsten Kopfball aus den Reihen Feyenoords. Diesmal scheiterte der Brasilianer Danilo am ungemein starken Grazer Keeper. Kurz vor der Pause vermochte ein etwas zu schwacher Abschluss Bøvings Tormann Justin Bijlow nicht vor Probleme zu stellen. Auch Danilo scheiterte im Strafraum der Schwoazn ein weiteres Mal aus kurzer Distanz.

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Mehr Offensive

Beide Mannschaften kehrten nach der Pause unverändert aufs Feld zurück. Eine erste Duftmarke im zweiten Durchgang setzte Amadou Dante mit einem beherzten Abschluss aus gut 25 Metern. Sebastian Szymanski eröffnete die Partie für seine Mannschaft nur Minuten darauf, als er, am Ende entscheidend gestört, den Ball nach einem Konter am Tor der Grazer vorbeischob. Kurz darauf vergab Hovat nach Doppelpass mit Kapitän Stefan Hierländer seine zweite richtig gute Chance. In der 64. Minute setzte der frisch eingewechselte Emanuel Emegha nach guter Gazibegovic-Flanke seinen Kopfball an die Stange – die bisher beste Chance für den starken SK Sturm, der mit der Hereinnahme Otar Kiteishvilis offensiv nun ähnlich ambitioniert wie in den Anfangsminuten der ersten Halbzeit wirkte. Nach einem Freistoß (71.) kam David Affengruber zum nächsten gefährlichen Kopfball. Der SK Sturm übernahm das Kommando.

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Geschichte im Minutentakt

Mittlerweile standen im Stadion alle, niemanden hielt es mehr auf seinem Sitz, denn die große Sensation … sie lag in der Luft! 78. Minute: Bijlow schnappt sich den Ball knapp vor Emegha, der nur mehr wenig Rasen zwischen sich und dem Tor hatte. Die Stimmung fantastisch! STEHT AUF FÜR DEN SK STURM! 80. Minute: Der eingewechselte Patrik Wålemark versucht mit einer Schwalbe der billigen Sorte einen Strafstoß zu schinden. Gelb, ohne Diskussion. 81. Minute: Prass mit einem Schuss, der abgeblockt wird. 82. Minute: Affengruber klärt einen weiteren Querpass in seinen Sechzehner cool und routiniert. 83. Minute: Jakob Jantscher kommt für den starken William Boving ins Spiel. 84. Minute: Jantscher mit einem passablen Freistoß, der scharf in die Mitte kommt, leider aber abgewehrt werden kann. 85. Minute: ein weiterer erfolgloser Angriff der Gäste, keine Gefahr für den SK Sturm. 86. Minute: EMEGHA! Um Gottes Willen, das gibt es nicht! Wieder geht der Ball am Tor vorbei. Nach toller Vorarbeit Affengrubers, Gazibegovics und Kiteishvilis verzieht der Stürmer aus spitzem Winkel nur etwas – gerade genug, um den mittlerweile verdienten Treffer doch nicht zu erzielen. 90. Minute: Der eingewechselte David Schnegg stellt sich beim Gegner nach einem Eckball mit seinem ersten Abschluss vor. Da hat nicht viel gefehlt. Rotterdam mittlerweile abgemeldet. Es spielt nur mehr Sturm. Vier Minuten Nachspielzeit: UN_F*CKING_FASSBAR!!! OTAR KITEISHVILI!!! ERZIELT!!! DAS!!! TOOOOOOOOOR!!! Aus der Drehung zieht der Mittelfeldmagier ab und versetzt das Stadion in Ekstase! Keine Chance für Bijlow! Am Ende passierte noch etwas, aber davon nahmen wir keine Notiz mehr. Der Schlusspfiff! Sturm schreibt Geschichte! WAHNSINN!!!

Spieldaten

 

15 Kommentare

  1. Geil, geiler, Sturm!!! Mehr gibts heute net mehr zu sagen.

  2. Beutelspecht sagt:

    Solche Momente sind unbeschreiblich und bleiben ein Leben lang in Erinnerung.

  3. Dragoner sagt:

    These are the days of our lives … Wenn man ein Sturm-Kitschmärchen schreiben würde, dann käme der langzeitverletzte Otar ins Spiel und würde in der Nachspielzeit ein Traumtor zum Sieg erzielen. Zwickt’s mi, i glaub, i tram …

  4. zw78 sagt:

    Das MUSS der Geist des Ivica O. sein… anders ist das nicht erklärbar.

  5. Strauss sagt:

    Wie geil! Was für ein Abend! Ein paar Fotos https://www.instagram.com/p/CkPA25ktmNv/

  6. Moe sagt:

    Das wir 1. HZ ohne gegentor auskommen war echt ein Wunder, 2.HZ wie ausgewechselt und dann der Iegtrwffer von Otar einfach unglaublich… ein wunderschöner Abend! Jetzt heißes diese EL Gruppe erfolgreich zu Ende bringen!! Danke an die Manschaft!

  7. Moe sagt:

    1 Ssche zum Bericht, Lazio hat 2:1 gewonnen, nicht die (unauszusprechenden) Dänen… oder?!

  8. CrazyBusiness sagt:

    ok, das Hinspiel war jetzt eine Watsch’n, die mehrere Wochen gebrannt hat, das gestrige Spiel ein Tritt in die Genitalien

  9. annanas bear sagt:

    Was ein Match gefühlt ist das ganze Stadion die letzten 15 Minuten gestanden und hat einfach nur mehr alles gegeben um Sturm nach vorne zu bringen. Das war Stimmungstechnisch eins der krassesten Spiele das ich mitbekommen habe

  10. jorge72 sagt:

    diese mannschaft macht große freude

  11. fid82 sagt:

    Geil! Und nicht ganz unverdient. Jetzt gilt es, das in Dänemark zu veredeln.
    Ein Sieg wäre sehr wichtig. Dann wäre der 1. Platz und das Achtelfinale drin.

    Gegen Ried will ich jetzt Rotation sehen.

  12. Ennstaler sagt:

    Der Sieg ist wunderschön und durch das Golden Goal in der buchstäblich letzten Minute auch noch in den nächsten 100 Jahren unvergesslich. Aber, bitte, bitte, darüber nicht die buchstäblich desaströse erste Halbzeit vergessen! Wenn in dieser ein oder zwei Tore für Feyenoord fällt, schlittert Sturm in das nächste schwere Debakel.

  13. DereMann sagt:

    Wollte eigentlich zum Spiel – hab leider keine Karten bekommen. Aber selbst durch die Übertragung, Videos und Bilder kommt die Gänsehautstimmung rüber. Hab kaum mehr schlafen können, obwohl allein daheim gefreut 🙂 Schockmoment gab’s, als die Quetschn bei mir viel zu spät abging 😉

    Auf derstandard.at gibt’s einen absolut würdigenden Bericht. Der Abend muss der Wahnsinn gewesen sein ^^

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