Spiel gedreht und 3 Punkte aus dem Lavanttal mitgenommen

Spielbericht: Wolfsberger AC vs. SK Sturm Graz 1:2 (1:0)

Keine drei Tage nach dem umjubelten Auswärtssieg in der Europa League gegen Rakòkw Czestochowa ging es in der Bundesliga auswärts weiter. Die Anfahrt über die Pack nach Wolfsberg war aber in diesem Fall denkbar kurz. Die Lavanttaler starteten etwas holprig in die aktuelle Spielzeit, konnten zuletzt aber durch zwei Siege in Folge gegen die WSG sowie den LASK in das Tabellenmittelfeld vordringen. Sturm war auch nach den bisherigen neun gespielten Runden noch ungeschlagen und dem Leader aus Salzburg mit nur einem Zähler Rückstand weiter dicht auf den Fersen.

Zahlreiche mitgereiste Fans verwandelten das Auswärtsspiel in ein Heimspiel (c) SturmTifo.com

Auf Grazer Seite gab es im Vergleich zum Europacup-Auftritt am Donnerstag zwei Änderungen in der Startformation: Manprit Sarkaria startete für Willam Bøving und Dimitri Lavalée stand für David Affengruber von Beginn an am Feld. Wie gut die restlichen Akteure den Fight in Polen weggesteck haben, sollten die folgenden 90 Minuten zeigen. 

Starker Beginn und noch stärker nachgelassen

Sturm startete sehr motiviert und ließ die Gastgeber in den ersten Minuten nicht aus der eigenen Hälfte kommen. Etwas Zählbares schaute dabei jedoch nicht heraus. Den ersten Torschuss verzeichnete dann aber der WAC: Ein Schuss von Mohamed Bamba war für Kjell Scherpen jedoch kein Problem. Der 21-jährige Iverer sorgte kurz darauf abermals für Wirbel auf der rechten Außenbahn, konnte dann aber noch rechtzeitig von Wüthrich gestört werden. Darauf folgten zwei Ecken sowie ein Freistoß aus guter Position. Zwar konnten die Kärntner daraus kein Kapital schlagen, fanden aber immer besser in die Partie. Den ersten Abschluss für Sturm gab es dann in der 15. Spielminute durch Manprit Sarkaria, der mit seinem Schuss Goalie Hendrik Bonmann vor keine wirklich schwere Aufgabe stellte. Insgesamt hatte nun der WAC eindeutig das Spiel an sich gerissen, Sturm versuchte sein Glück zunehmend mit hohen Bällen, die aber zumeist viel zu ungenau ausfielen. In der 26. Minute fehlten dann nur wenige Zentimeter auf einen Verlusttreffer! Zunächst verteidigte Sturm wieder zu inkonsequent, eine scharfe Hereingabe erreichte Bamba zum Glück knapp nicht mehr. Danach befreiten sich die Blackys wieder etwas vom Dauerdruck und kamen so auch nach längerer Zeit wieder zu eigenen Abschlüssen, die jedoch für keine wirkliche Gefahr sorgten.

Alle Diskussionen mit Schiedsrichter Altmann halfen nichts – Das Tor zählte (c) SturmTifo.com

Gegentreffer mit diskussionswürdiger Entstehungsgeschichte

Dennoch war Sturm nun wieder deutlich besser im Spiel und agierte auch in der Defensive agiler als zuvor. Und trotzdem stand es dann plötzlich 1:0 für die Gäste! Zunächst wurde abermals DER Aktivposten im Spiel des WAC, Mohamed Bamba in Szene gesetzt, der setzte sich gut durch, rutschte zunächst aber im Zweikampf weg, brachte den Ball dann allerdings doch noch in die Mitte, wo Augustine Boakye lauerte und den Ball in Richtung Tor spitzelte, Amadou Dante war zwar noch dran, konnte aber nicht mehr maßgeblich ablenken und trug sich somit als Eigentorschütze ein. Sofort gab es Proteste von Seiten Sturms wegen eines möglichen Handspiels von Bamba, das dann auch in der Wiederholung zu sehen war. Der VAR bestätigte jedoch die Entscheidung von Schiedsrichter Walter Altmann. So ging es also mit einem 0:1-Rückstand und viel Luft nach oben in die Halbzeitpause. 

Kurz nach Wiederanpfiff schepperte es erstmals im Gegnerischen Kasten (c) SturmTifo.com

Sturm zeigt völlig anderes Gesicht

Der zweite Durchgang begann gleich mit einer Chance durch Boakye, der Scherpen zu einer Fußabwehr zwang. Im Gegenzug wurde dann Sturm erstmals wirklich brandgefährlich, als William Bøving Otar Kiteishvili mit einer perfekten Hereingabe von der Seite bediente und der Georgier sein Ziel aus bester Position verfehlte. Sturm war nun wieder sehr druckvoll, nach einer schönen Kombination kam plötzlich Szymon Włodarczyk im Sechzehner an den Ball, erwischte diesen leider nicht optimal und scheiterte zum Leidwesen des rappelvollen Gästesektors an Schlussmann Bonmann. Die Fans sollten aber schon bald jubeln dürfen. Gleich in der nächsten Situation kamen die Blackys zu einer weiteren Gelegenheit – diesmal durch einen Freistoß. Manprit Sarkaria trat an und versenkte die Kirsche in den Maschen der Lavanttal-Arena! Das Spiel war nun im Vergleich zur ersten Hälfte ein anderes: Sturm kam hellwach aus der Kabine und war vollkommen am Punkt! Der Torjubel vom Ausgleich war noch gar nicht verhallt, da stand das halbe Stadion abermals Kopf! Diesmal leistete Bøving die Top-Vorarbeit, bediente den in der Mitte lauernden Otar Kiteishvili, der die Kugel unhaltbar im Tor unterbrachte. Spiel innerhalb von nur 6 Minuten gedreht! In Minute 63. Minute bediente Włodarczyk trotz großer Bedrängnis Bøving, der seinen Gegenspieler stehen ließ und dann aus relativ spitzem Winkel nicht mehr an Bonmann vorbei kam. 

(c) SturmTifo.com

Den Sieg in trockene Tücher gewickelt

Zu Beginn der Schlussphase brachte Christian Ilzer Seedy Jatta für den bemühten, jedoch im Abschluss abermals glücklosen Szymon Włodarczyk, sowie David Affengruber für Sarkaria in die Partie. Auch die Wolfsberger versuchten mit einem Dreifachwechsel noch einmal Schwung ins Spiel zu bringen. Da sich Sturm nun sichtlich etwas zurück zog, kamen auch die Kärntner wieder zu Möglichkeiten, vor allem durch hohe Bälle nach vorne. Zunächst verzog Bamba aus aussichtsreicher Position, was aber vermutlich Abseits gewesen wäre, danach war Scherpen vor dem Wirbelwind mit der Rückennummer 12 am Ball. In den Schlussminuten gingen die Wogen dann bei beiden Teams noch einmal hoch, was auch in einer roten Karte für Paul Pajduch von Sturms Betreuerstab resultierte. In der fünfminütigen Nachspielzeit war das bereits gewohnte Zittern angesagt, der WAC versuchte es mit der Brechstange, und Torhüter Bonmann im gegnerischen Sechzehner bei Standards. Es half den nun aufopferungsvoll kämpfenden Lavanttalern jedoch nicht. Sturm ließ keine Abschlüsse mehr zu und landete so am Ende nach einem starken Comeback in der zweiten Hälfte einen immens wichtigen Auswärtssieg! 

Spieldaten

 

 

 

15 Kommentare

  1. Bozo Bazooka sagt:

    Und Spitzenreiter … sehr geil!

  2. fid82 sagt:

    Letzte Saison war Salzburg gefühlt schwach und wir stark – klar 2.

    Momentaufnahme heuer: Salzburg stark, wir nicht: 1.!

    Geile Geschichte!

    • gepi20 sagt:

      Ergänzung dazu: Salzburg hat wieder einmal den Kader samt Trainer „aufgeräumt“. Wir sind gut eingespielt als Truppe aber noch nicht am Level des Vorjahres angekommen. Dazu stellen sich die anderen Teams besser auf unsere Spielweise ein. Aber ich gebe Dir Recht: Cup Achtelfinale, 3 P nach 2 Spielen EL, 1. Platz nach 10 Runden, kann sich sehen lassen!

  3. dawuede sagt:

    Zwei völlig verschiedene Halbzeiten, vor der Pause war das überhaupt nix, das Gegentor war mMn nicht zu geben auch wenn sich Wüthrich da wirklich nicht gut anstellt und es vom Spielverlauf her auch verdient war. Vielleicht war es aber für uns sogar wichtig dass wir mit dem Rückstand in die Kabine gehen denn da hat es offenbar ein Gewitter gegeben inklusive Doppeltausch und man ist wirklich ganz anders rausgekommen, fast mit der Intensität aus den EC Spielen. Sogar aus dem Spiel heraus getroffen.

    Bøving wurde von mir in den letzten Monaten stark kritisiert, mMn zu wenig noch sogar, aber gestern hab ich ihn tatsächlich zum ersten mal in einem Ligaspiel um sein Leben kämpfen sehen. Sprints, Pressingmomente, sogar nach hinten mitverteidigt, vielleicht hat er es ja begriffen wieviel Kritik zwischen den Zeilen bei all diesen Eurowilli Scherzen mitgeschwungen ist. Wenn dieser Wahnsinnskicker sich jetzt auch in der Bundesliga erbarmt seine Fähigkeiten mit ein zu bringen wird das ein massiver Boost. Ansonsten muss man natürlich wieder Kiteishvili herausheben, der ist unsere absolute Lebensversicherung. Hier MUSS einfach so schnell wie möglich verlängert werden auch wenn es wohl teuer wird.

    Tabellenführer fühlt sich auch komisch an, zumal wir mMn in der Liga eigentlich überhaupt nicht überzeugend auftreten bis jetzt. Aber wennst nach 10 Runden noch ungeschlagen bist als einziges Team dann hast sicher auch vieles richtig gemacht.

  4. Melvinuss sagt:

    Hammertor von Kite!! Den muss man erst mal so treffen, dieses Tor war absolute Weltklasse!!

    Saustark, wie man auch bei nicht so dominanten/überzeugenden Auftritten trotzdem immer den Sieg über die Distanz bringt. Gefällt mir!

    @ 2:1 Böving spielte auf Dante und der machte den Stangler zu Kite, sofern ich mich richtig erinnere 😉

  5. Ritter2016 sagt:

    Zu Saisonbeginn hab ich gesagt: Sturm ist eingespielt, spielt clever und abgebrüht, aber spielerisch sehr schlecht. So wird man Meister! Dazu stehe ich immer noch. Sturm spielt dieses Jahr grottenschlecht aber wirklich abgebrüht und erarbeitet sich die Siege … wenn man Meister werden will, geht es halt nur so.

    Das jetzt oft praktizierte 4-2-3-1, was gegen den WAC auch wieder eingesetzt wurde, ist halt leider darauf ausgelegt, kein Gegentor zuzulassen, beim Gegner keine Chancen zuzulassen, und in der Offensive von Fehlern des Gegners zu leben ODER von der individuellen Klasse von einzelnen Personen zu profitieren. Quasi – eine moderne, pressingorientierte und offensivere Variante von Franco Foda´s „Effizienzfussballs“… also Ergebnisfussball …

    • weizenheizer sagt:

      stimm dir bei einigem zu, aber „grottenschlecht“ ist schon sehr daneben und Ausdruck unserer Erfolgsverwöhntheit. Hier wurde immer mehr taktische Flexibilität gefordert und jetzt ist sie da 😉 Also auswärts gegen ein fotmstarkes Team find ich Ergebnisfußball auch mal gut. Hoffe aber auch, dass wir wieder Offensivfeuerwerke sehen werden.

    • Ritter2016 sagt:

      @weizenheizer: Hmm.. also „Erfolgsverwöhnt“ bin ich nicht. Ich definiere meine Anhängerschaft zu Sturm NICHT über Erfolg. Es gibt seit einigen Jahren einen ziemlichen Wandel, wo man auch in der Fanszene nicht mehr über schöne Spiele, über schöne Erfolge, traurige Niederladen und schöne Tore spricht – sondern primär über Ablösesummen und „ja, aber wichtig sind drei Punkte“ …

      Es ist halt jetzt so, dass das Spiel auf „Effizienz“ ausgerichtet ist .. deshalb sind jetzt auch ein paar tausend Menschen mehr im Stadion, deshlab gewinnt man, deshalb sind alle glücklich. Ich selber als Fan des schönen, begeisterten Spiels würde auf ein paar Siege, zugunsten einer Spielweise wie vor zwei Jahren, verzichten. Sag ich ganz ehrlich!

    • weizenheizer sagt:

      Versteh ich alles soweit, aber „grottenschlecht“?!

    • Ritter2016 sagt:

      Gegen Salzburg war es eine ansprechende spielerische Leistung. Die restlichen Spiele waren spielerisch nichts, wovon man reden wird… grottenschlecht war vielleicht wirklich zu dramatisch …

  6. Melvinuss sagt:

    Sorry, aber dem kann ich absolut nicht zustimmen. Wir spielen teilweise sicher nicht so dominant und begeisternd wie in (teilweise) den letzten beiden Jahren. Aber die Mannschaft ist dafür noch einmal reifer geworden und bringt diese engen Spiele – die auch aufgrund unserer Chancenverwertung so eng bleiben – über die Runde. In Polen hätten wir gut noch 3-4 Tore schießen können (müssen), auch beim WAC hatten Wloda und Böving ein höhere Ergebnis am Fuß und der WAC ist aktuell gut drauf, die können auch kicken. Mit einer etwas besseren Chancenverwertung gehen ein paar Spiele auch vom Ergebnis her klarer aus.

    Dass der Motor noch etwas stottert, ist nicht von der Hand zu weisen. Noch mehr ein Indiz dafür, wie sehr unser Spiel (ich kanns kaum glauben 😉 ) auf Emegha zugeschnitten und er demzufolge wichtig für uns war. Jatta gleich verletzt, Sarkaria auch, Böving letzte Saison lange verletzt. Das dauert einfach, und ich denk halt anders rum: Wenn wir in nicht überragender Form vor den Bullen auf Platz 1 stehen, die auch heuer wieder absolut top performen, was passiert dann erst, wenn wir richtig auf Zug sind? 😉

    • weizenheizer sagt:

      Das Spiel gegen die Polen hat mich auch auf mehr spielerische Klasse hoffen lassen. War aber schon sehr untypisch für uns heuer. Viele Chancen, wenige Tore. Aktuell sind wir sonst ja eher Effizienzkaiser und deswegen auch nicht unverdient vorne trotz spielerischer Mängel.
      Bin aber bei dir: da wird noch mehr kommen 🙂

    • Ennstaler sagt:

      Danke für diesen interessanten Link! Wenn Stadt und Land ein bisschen nachdenken, müsste ihnen doch einleuchten, wie ein neues Stadion für Sturm die Umwegrentabilität noch mehr heben würde.

    • Ritter2016 sagt:

      Genau das meinte ich oben …

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