s’Lebn is ka Semmerl

Spielbericht: SK Sturm Graz vs. SV Ried

Samstag, 18:30 in der Merkur Arena zu Graz-Liebenau. Sturm Graz empfängt in der 29. Bundesliga-Runde in einem für beide Teams enorm wichtigen Spiel den Tabellenletzten aus Ried. Nur wenige Punkte liegen zwischen Platz zwei und vier und Sturm ist mittendrin im Kampf um Europa. Und die Rieder? Die haben Leberkäsesemmeln am Trikot, sind Letzter, konnten in der Runde davor aber immerhin Rapid im direkten Duell zuhause klar mit 3:0 nach Hause schicken, während sich unsere Blackies beim alten und neuen Meister in Salzburg knapp aber doch mit 0:1 geschlagen geben mussten.

Die Tickets verkauften sich zwar nicht wie warme Semmeln, dennoch: Immerhin 8.478 Zuseher sehen eine leicht veränderte Startelf der Grazer, in der James Jeggo nach überstandener Verletzungspause genauso wie der zuletzt gesperrte Kapitän Christian Schulz in die Startelf zurückkehrt. Dario Maresic weilt nach starkem Debüt in der Vorwoche beim U18-Nationalteam und Stefan Hierländer fehlt der Mannschaft aufgrund einer Rot-Sperre. Zudem stellt Franco Foda wieder von der Fünfer- auf eine Viererkette um. Die Leberkas-Gourmets in Rot spielen zum dritten Mal in Folge mit derselben Startelf. Recht ungewöhnlich für eine Mannschaft auf dieser Tabellenposition.

Munterer Auftakt

Und die Partie startet gleich fulminant: Nicht einmal 30 Sekunden sind gespielt, da wird Sturms Top-Torjäger Deni Alar von Baris Atik bedient und verfehlt das Tor mit einem satten Schuss nur knapp. Nur eine Minute später wird es auch auf der anderen Seite gefährlich, als Orhan Ademi sich beim Abschluss zu lange Zeit lässt und Christian Schulz im letzten Moment mit einem guten Tackling eine Riesenchance der Gäste verhindert.

In weiterer Folge ist Sturm die spielbestimmende Mannschaft und kommt zu weiteren Chancen, erst scheitert Alar aus spitzem Winkel an Durakovic (6.), zwei Minuten später versenkt der Stürmer das Leder dann nach starker Vorarbeit von Marc Schmerböck, stand dabei aber knapp im Abseits. Zu diesem Zeitpunkt sind die Feinschmecker aus dem Innviertel mit dem 0:0 bereits gut bedient, Sturms Defensive ist kaum gefordert, das Offensivspiel geht phasenweise runter wie eine warme Leberkäsesemmel. Doch die Gäste, trotz eigenwilligem Trikotschmuck kein Jausengegner, wollen hier auch etwas mitnehmen und kommen in der 14. Minute zu ihrer ersten Top-Chance, als Patrick Möschl nach verunglückter Kopfballabwehr von Spendlhofer zum Abschluss kommt, das Gehäuse von Christian Gratzei aber knapp verfehlt.

Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Verschobene Verhältnisse

Ebenfalls Glück hat Sturm zwei Minuten später, als nach einem Stellungsfehler von Lykogiannis abermals Patrick Möschl zu einer guten Gelegenheit kommt, wie aber schon Ademi zuvor dann zu lange zögert, so dass der Linksverteidiger der Grazer seinen Fehler wieder ausbügeln kann. Und dieser Patrick Möschl ist bei den Oberösterreichern heute richtig on fire, kommt in der 19. Minute erneut zum Schuss, scheitert aber am starken Schlussmann Gratzei. So hatten beide Teams in dieser ersten Hälfte ihre Stärkephase, jedoch war zu beobachten, dass sich das Blatt nach sehr dominantem Beginn unserer Blackies mit Fortdauer der Partie wendete und das Tabellenschlusslicht immer mehr die Oberhand gewann. Vor allem Patrick Möschl stellt die Sturm-Defensive, insbesondere seinen Gegenspieler Lykogiannis, regelmäßig vor Probleme. Nach 38 Minuten finden die Gäste durch Peter Zulj die nächste gute Gelegenheit vor, doch wieder ist Christian Gratzei nicht zu bezwingen. Erst nach 41 Minuten kann Sturm erstmals wieder für Entlastung sorgen und ein offensives Lebenszeichen abgeben, doch Simon Piesinger verfehlt nach guter Einzelaktion und Doppelpass mit Alar das Tor der Rieder knapp.

Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Kokain und rohes Fleisch im Rieder Pausentee, Valium in jenem der Grazer

So endet eine unterhaltsame erste Hälfte, in der sich Sturms Fußball einer leberkässemmelartigen Metamorphose unterzog, geschmacklich, mit viel Fleisch und Saft zu Beginn, wurde das Spiel der Grazer mit Fortdauer der ersten Hälfte eher lauwarm und trocken, in sämtlichen spiel(-ir-)relevanten Statistiken hatten die Freunde der gepflegten Jause die Nase vorn. Während bei den Riedern vor allem Patrick Möschl in der Offensive zu überzeugen wusste, stach bei Sturm Routinier Christian Schulz im Abwehrzentrum positiv hervor. Der Kapitän und Abwehrchef spielte hier nach Meinung des Autors dieser Zeilen seine beste Partie im Sturm-Trikot und verhinderte einige mehr oder weniger (zumindest potenziell) gefährliche Torchancen der Innviertler mit Bravour.

Zur Pause reagiert Franco Foda, Philipp Huspek wird nach gefühlt “minus drei” Ballkontakten von seinen Leiden erlöst und durch den quirligen Sascha Horvath ersetzt, der gleich die erste Offensivaktion der Blackies nach der Pause einleitete. Diese endete mit Freistoß für Sturm, doch Lykogiannis haut den Ball weit über den Kasten. Die weiteren Highlights der zweiten Hälfte passieren vorerst nicht mehr auf spielerischer Ebene, zuerst verspeist Rückkehrer Jeggo den Rieder Spielmacher Peter Zulj, danach nimmt Thomas Reifeltshammer einen ordentlichen Bissen Marc Schmerböck und streckt den Flügelspieler mit einem Brutalo-Foul nieder (wenige Minuten später musste dieser ausgewechselt werden), woraufhin Schiedsrichter Harald Lechner den Rieder Abwehrchef zurecht mit glatt Rot vom Platz stellt.

Eskalation

Kaum in Überzahl, verfällt Sturm wie so oft nach gegnerischen Ausschlüssen in eine Art Lethargie, in der 60. Minute knallt Peter Zulj den Ball nach einem Freistoß an die Latte, hier wäre Gratzei – seines Zeichens eher dem Krapfen als der Semmel zugeneigt – chancenlos gewesen. So geht die Partie weiterhin hitzig weiter, knapp 10 Minuten nach dem Rieder Ausschluss legt Florian Hart als letzter Mann den durchbrechenden Baris Atik klar von hinten, anstelle von Rot und Freistoß lässt Schiri Lechner völlig unverständlich weiterspielen.

Im weiteren Verlauf der Partie kann Sturm die Überzahl nur selten ausspielen und kommt kaum zu Torchancen, der Tabellenletzte hält trotz Unterzahl dagegen und macht den Gastgebern das Leben schwer. Dennoch kommt Sturm in Minute 75 zu einer Riesenchance: Baris Atik taucht nach guter Vorarbeit von Horvath plötzlich alleine vor Reuf Durakovic auf, versemmelt aber die 100%ige, der Abschluss fällt zu zentral  aus. Und nach 82 Minuten hat es sich dann auch mit der Überzahl erledigt, Linksverteidiger Charalampos Lykogiannis, der nicht gerade seinen besten Tag erwischt hat, muss nach wiederholtem Foulspiel ebenfalls zurecht mit Gelb-Rot vom Platz. Somit muss Sturm im zweiten Spiel in Folge einen Ausschluss hinnehmen.

Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Eskalation deluxe

Viele Fouls, zwei Ausschlüsse, doch damit nicht genug: Nach einem harten Foul von Patrick Möschl an Atik gibt es noch eine Rudelbildung, in deren Verlauf sowohl der Rieder Möschl, als auch Sturms Deni Alar verwarnt werden.

Am Ende wird in Liebenau aber doch noch etwas Fußball gespielt. Wieder einmal ist es Sascha Horvath, der eine Offensivaktion der Grazer in die Wege leitet und am Ende ist es Philipp Zulechner, der mit einer Drehung an Özdemir vorbeigeht und mit links ins lange Eck vollendet – der erste Treffer im Dress des SK Sturm für den langhaarigen Mittelstürmer, der damit seinen Torhunger stillen konnte. Ohne Überzahl geht es dann doch besser. Ohne weitere Highlights fußballerischer Natur geht ein hitziges, von Kampf geprägtes Spiel zu Ende, in dem Härteeinlagen den Ton angaben.

Der Schiedsrichter pfeift ab, die Semmel ist gegessen und Sturm Graz bezwingt die SV Ried durch das Goldtor von Philipp Zulechner (87.) mit 1:0. Bei den Grazern sind vor allem Christian Schulz, sowie der bärenstarke Joker Sascha Horvath positiv aufgefallen, keinen guten Tag erwischten Charalampos Lykogiannis und der völlig neben sich stehende Flügel Philipp Huspek.

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3 Kommentare

  1. graz4ever sagt:

    War eigentlich recht „unterhaltsames“ Spiel, obwohl wirs viel zu unnötig, viel zu spannend werden haben lassen..

    Leider war zeitweise wieder der „Doppel6-Schlendrian“ (höflich ausgedrückt) wo sowohl spielerisch fast – besonders Offensiv – nix gscheit gangen is (also ich bete echt stark, daß das für Foda die „offensivere Variante“ war im Vergleich zu 5er/3er Kette.. aber hab eh scho mal geschrieben, wieso a neues System einüben, wenn wir eh scho eins haben  daß super funkt um scheiß faden Fußball zu spielen)

    Schulz hat wahrscheinlich in den letzten Spielen soviele Fehler gemacht, weil er sich alles für heut aufgespart hat..geb dem Autor voll recht: der Schulle hat heut echt ALLES AUSPACKT was er hat..

    Aba s Wichtigste (zumindest voresrt mal)

    3 Punkte für Schwarz = Platz 2 🙂

    • graz4ever sagt:

      Sorry:

      ..bete natürlich stark, daß das NICHT die „offensivere Variante“ f. Foda war…

  2. XeweX sagt:

    Die Doppel-6 ist eine reine Angsthasetaktik, das stimmt. Gestern hat sich der Sky-Kommentator als absolut unfähig erwiesen und gezeigt, wie man sich die Leistung eines Piesinger schönreden kann und wie ein FF vielleicht denkt – bei jeder Offensivaktion, bei der Piesinger Mal einen Pass angebracht hat, das auch positiv anmerken, ihn als einen der stärkeren Sturm-Spieler darstellen und die davor katastrophalen Fehlpässe und schlechten Zweikämpfe einfach vergessen.

    Insgesamt hab ich aber dieses Spiel nicht gar so schlecht gesehen, Sturm hat halt Probleme, wenn man Mal mit dem körperlosen Spiel auf „echte“ Männer trifft – die Rieder sind in den Zweikämpfen nicht nur stärker, sondern bei unzähligen kleinen Fouls einfach geschickter.

    In unserer Liga ist fußballerisch kaum ein Unterschied zwischen den Teams 2-10 zu sehen, also soll auch keiner glauben, dass irgend ein Sieg selbstverständlich ist. So gesehen spielt unser Team eine gute Saison, denke ich. Ob es mit einer offensivere Taktik ohne Doppel-6 tatsächlich besser liefe, wenn man bei einem der unzähligen Fehlpässe im Zentrum einen Mann weniger hätte? Zur Erinnerung: auch mit Matic haben wir verloren – offensiv besser, defensiv vielleicht etwas offene.

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