Showdown in Lissabon – mögliche Szenarien, die zu einem internationalen Verbleib führen
Über den kommenden Gegner haben wir vor dem Hinspiel bereits ausführlich berichtet. Der Tabellenführer aus Portugal wird den SK Sturm wohl vor die schwerste Aufgabe in dieser Gruppenphase stellen. Nachdem Sporting und Atalanta uneinholbar auf den Rängen eins und zwei rangieren und Atalanta sein Achtelfinalticket bereits gelöst hat, darf Sporting ohne Druck in die letzte Runde gehen. Ebenso dürfen sich die Bergamasken bereits vor dem Spiel Gruppensieger nennen. Viel spannender wird die Performance der jeweiligen Gegner, dem SK Sturm und dem polnischen Meister Rakow Czestochowa, werden, die für ein internationales Überwintern – zumindest im Play-off der Conference League – noch eine Menge Druck verspüren dürften.
Fangen wir beim kommenden Gegner an. Die Portugiesen treten mit Ausnahme von Toptalent Ivan Fresneda mit einem fitten Kader an. Die Formkurve zeigt nach einem starken Saisonstart tendenziell etwas nach unten, die Tabellenführung in Portugal hat zwar noch Bestand, der FC Porto hat allerdings seinen Anspruch auf den Meistertitel nochmal untermauert – nur ein Tor trennt die Hauptstädter noch von den Dragões aus Porto.
Niederlage in Guimaraes
Der letzte Spieltag ging für Sporting jedenfalls nicht nach Wunsch aus, so musste man sich Vitória Guimaraes mit 2-3 geschlagen geben. Goncalo Inacio traf kurz vor der Halbzeit zur 1-0 Führung. Mit den Köpfen bereits in der Kabine traf Tiago Silva in der siebenten Minute der Nachspielzeit per Elfmeter zum Ausgleich.
Danach blieb das Spiel größtenteils ruhig. Die Heimmannschaft aus dem Distrikt Braga fiel durch körperliche Robustheit auf, Sporting dominierte aber das Spiel größtenteils, wenngleich man nicht von einer kompletten Dominanz sprechen kann. Die letzten 20 Minuten hatten es aber in sich. Die Gäste liefen in Minute 72 in einen Konter, den Andre Silva eiskalt zu Ende spielte und zum 2-1 einnetzte. Nur vier Minuten später konnte Nuno Santos ausgleichen. Es fällt auf: Beide Tore wurden von Innenverteidigern erzielt.
Die Euphorie der Gäste währte aber nicht lange. Sie mussten schon drei Minuten später einen Dämpfer hinnehmen als Dani Silva zum Endstand scorte. Die letzten Minuten waren geprägt von harten Tacklings, gelben Karten, Rudelbildungen und mourinhoesker Abwehrarbeit. Am Ende konnten die Gastgeber jubeln. Sporting verließ das Stadion gesenkten Hauptes, vor allem weil der FC Porto sein Heimspiel gegen Casa Pia problemlos gewinnen konnte.
Sporting wohl ohne so manchen Leistungsträger
Dem SK Sturm spielt der Spielplan übrigens in die Karten. Denn bereits am kommenden Montag kommt es in Portugals höchster Spielklasse zum absoluten Kracherspiel zwischen Sportung und dem FC Porto. Nachdem der zweite Platz in der Europa League sowohl nach oben als auch nach unten einzementiert ist, ist davon auszugehen, dass Trainer Ruben Amorim auf den einen oder anderen Leistungsträger verzichten wird.
Konkret bedeutet das – neben Sebastian Coates in der Innenverteidigung könnten statt dem Stammpersonal Goncalo Inacio und Ousmane Diomande auch Jerry St. Juste und Routinier Luis Neto zum Einsatz kommen. Beide haben dringend Einsatzminuten nötig und könnten in einem „Spiel um die goldene Ananas“ ihren Platz in der ersten Garde beanspruchen.
Im Mittelfeld könnte Dario Essugo zu seinem internationalen Debut kommen – der ehemalige Admiraner Morten Hjulmand könnte auf der Bank Platz nehmen. Weitere Änderungen im Personal sind im Mittelfeld unrealistisch, da hier der Kader sehr dünn wirkt.
In der Offensive könnte Amorim auf die Dienste von Marcus Edwards und Pedro Goncalves verzichten, was gute Nachrichten für Jusuf Gazibegovic und Amadou Dante wären. Stattdessen könnte Amorim auf Alfonso Moreira, der in dieser Saison zum ersten Mal für die Profis zum Einsatz kam, und Trincao setzen. Im Sturm wird wohl wieder Paulinho der Startelf angehören.
Eine aus Gründen der Frische stark geschwächte Heimmannschaft ist für den SK Sturm natürlich günstiger, als ein portugiesischer Topklub in Bestbesetzung. Das sollte aber keinesfalls darüber hinweg täuschen, dass Sporting auch mit dem einen oder anderen Ergänzungsspieler im Kader eine absolute Topmannschaft und für Sturm mehr als nur eine Herausforderung ist.
Selbiges gilt aber auch für das Spiel von Atalanta und Rakow. Auch Atalanta wird wohl einige Leistungsträger nach einem langen Herbst schonen, während es für Rakow so wie bei Sturm um alles geht. Der Spielplan ist bei den Bergamasken aber etwas gnädiger – am Montag geht es daheim gegen den Tabellenletzten aus Salerno.
Die Tie-Break-Regeln
Die Rollen sind also klar verteilt. Rakow hat den Vorteil eines Heimspiels, Sturm Graz hat den Vorteil, dass Sporting ein wichtiges Spiel um die Meisterschaft vor der Brust hat. Doch unter welchen Umständen überwintert der SK Sturm Graz nun ganz sicher, wann nicht und wann muss man zittern?
Ein Blick in die Regularien der UEFA hilft aus. Wir haben zusammengefasst, welche Tie-Break-Kriterien es bei Punktegleichheit gibt. Aktuell haben beide Mannschaften vier Punkte.
- Direkter Vergleich
Beide Mannschaften gewannen je das Auswärtsspiel beim jeweils anderen Gegner, somit wird dieses Kriterium keinen Ausschlag geben. - Auswärtstore direkter Vergleich
Auch hier gibt es keinen Sieger – beide Spiele wurden jeweils mit 1-0 für die Auswärtsmannschaft gewonnen. - Tordifferenz allgemein
Das könnte ein Kriterium werden. Aktuell hat Sturm Graz eine Tordifferenz von -2, während Rakow eine Tordifferenz von -3 hat. Sollten beide Mannschaften gleich viele Punkte erzielen und gleich viele Tore kassieren, ist Sturm Graz Dritter. Sollte Rakow seine Tordifferenz um zwei oder mehr Tore verbessern, ist Rakow weiter. Sollte Rakow nur ein Tor aufholen, kommt das nächste Kriterium zum Einsatz. - Erzielte Tore
Aktuell hat Sturm Graz vier Tore erzielt, Rakow nur drei.
Verlieren beide Mannschaften, kann trotzdem Rakow noch Platz drei ergattern, indem man beispielsweise trotz zweier erzielter Tore noch verliert. Erzielt Rakow ein Tor, während Sturm Graz torlos bleibt, kommt es zum nächsten Kriterium. - Erzielte Auswärtstore gesamt
Der SK Sturm hat ein Auswärtstor bei Rakow, Rakow hat hier einen Vorteil durch das Auswärtstor in Lissabon. Rakow kann aber aufgrund des Heimspieles kein Auswärtstor mehr erzielen, Sturm Graz hingegen schon. - Anzahl Siege
Beide Mannschaften haben nur einen Sieg. Auch die Anzahl der Siege wird kein Kriterium sein, da Platz drei – sollte eine Mannschaft gewinnen, und eine nicht – ohnehin durch das Kriterium Punkte an die gewinnende Mannschaft geht. - Anzahl Auswärtssiege
Nur Sturm kann aufgrund des Auswärtsspieles noch einen Auswärtssieg ergattern, wäre in diesem Fall aber ohnehin durch die Punkte bereits Dritter.
Die restlichen Kriterien, etwa „Fair Play Wertung“ oder „UEFA Klub-Koeffizient“ ersparen wir unserer Leserschaft, denn soweit wird es wohl hoffentlich nicht kommen.
Der SK Sturm Graz überwintert in Europa, wenn
- Sturm mehr Punkte holt, als Rakow
- Sturm, sollten beide verlieren, mit weniger oder gleich vielen Toren Differenz im Vergleich zu Rakow verliert
- Sturm bei einer Niederlage maximal ein Tor weniger erzielt, Rakow also bei einer Niederlage nur ein Tor aufholt
Der SK Sturm scheidet aus dem internationalen Bewerb aus, wenn
- Rakow mehr Punkte holt, als Sturm
- Rakow bei zwei Niederlagen mit einem Rückstand von mindestens zwei Toren weniger als Sturm verliert
- Rakow bei gleicher Tordifferenz mindestens ein Tor mehr erzielt als Sturm Graz.
Zusammengefasst kann Rakow unter gewissen Umständen also auch mit einer Niederlage in Bergamo den SK Sturm noch überholen. Das Ziel darf es allerdings nicht sein, über 90 Minuten zu verteidigen, denn bei technisch so versierten Individualisten, wie sie Sporting auch in der zweiten Garde im Kader hat, wird man keine vollständige Kontrolle in der Defensive erlangen. Zeitgleich ist sich Rakow dieser Umstände natürlich auch bewusst und wird mit voller Offensive ins Spiel gegen Atalanta gehen.
Es sind Europacupabende wie der heutige, die diese Bewerbe so spannend und attraktiv machen. Es ist nicht nur das Hier und Jetzt, das für Fans und Spieler von Bedeutung ist, sondern auch ein Spiel, das tausende Kilometer entfernt stattfindet. Ein internationales Überwintern hätte nicht nur finanzielle Vorteile für Sturm Graz, es würde im Conference League Playoff auch den einen oder anderen attraktiven Gegner möglich machen.
Gespielt wird gegen die jeweils Zweitplatzierten der Conference League Gruppenphasen, aktuell rangieren nach fünf Spielen Vereine wie Legia Warschau, Dinamo Zagreb oder – wohl das Wunschlos vieler Fans – die Frankfurter Eintracht auf Rang zwei.
Wir wünschen allen Fans in Lissabon eine gute Reise und ein unvergessliches Spiel!
Danke für die Zusammenfassung der Ausgangslage, ich kann’s überhaupt nicht mehr erwarten.
Für die Zwischenrunde gibt es ja nicht mal Extra-Punkte, da wünsch ich mir sicher nicht die Eintracht, sondern einen Jausengegner. Die Hammer-Gegner wünsch ich mir dann für das richtige Achtelfinale.
Das wird extrem schwer, der portugiesische Fußball ist nicht nur Christiano Ronaldo, sondern alle Vereine sind extrem stark – was die Bullen heute von Benfica deutlich vor Augen geführt bekommen.
Bischof Willi, sei so guat, und tua brav bet’n, dass di Zölla Miazl höfn tuat, dass di Schwoazn si ind’Konfarenz-Lieg rettn!
Vielen Dank für die umfangreiche Zusammenfassung aller möglichen Szenarien liebes Sturmnetz-Team!
Leider leider trifft uns womöglich das, was ich nach dem Spiel in Sosnowiec schon befürchtet habe, die fehlende Effizienz vor dem Tor! Im ersten Spiel gegen Rakow hätte man gut und gerne 2,3 Tore mehr schießen können, nein, sogar müssen! Was uns selbst beim gleichen Ausgang aller anderen bestrittenen Spiele morgen geholfen hätte. Würden doch einige Szenarien wegfallen, die gegen uns sprechen.
Aber seis drum, hoffen wir einfach das Beste für morgen. Auch wenn wir gebrannte Kinder sind, was EC-Auftritte betrifft, wo es wirklich um die Wurst geht, können uns unsere Schwoazen eines Besseren belehren und zu Helden werden!
Tjo, letztes Jahr wären wir ohne das Gurkerl-Goal von 7handl durch gewesen, gestern mit einem Gegentor weniger wäre Salzburg durch. Im modernen Fußball ist’s halt alles sehr eng zusammengerückt.
ich hab auch die Befürchtung, dass die Italiener mehr auslassen werden, als die Portugiesen, aber ich hoffe trotzdem, dass es gut für uns ausgehen wird.
Und falls die ECL Zwischenrunde mit Sturm Beteiligung stattfindet (was wir natürlich alle hoffen!), kann doch bitte die Eintracht nicht der Wunschgegner sein! Da muss die Sturm-Anhängerschaft vorallem beim Spiel in Frankfurt um Leib und Leben fürchten!
es wird halt so sein wie bei Lazio letztes Jahr, Atalanta wird genau so wenig tun weils denen eh egal is.
es problem is halt, mehr als das is halt mit unseren Mitteln net wirklich möglich ausser du hast sehr viel glück. du müsstest im Grunde jeden Teil des teams upgraden, was halt nicht möglich is. ma muss halt auch mal mit 6 internationalen spielen zufrieden sein, zumindest als fan.
Letztes Jahr waren wir mit 8 Punkten in einer wie ich meine stärkeren Gruppe punktegleich Letzter. Dieses Jahr fehlten leider (zT verletzungsbedingt) Stürmer. Den Aufstieg (zumindest in die Conf. League) haben wir zuletzt daheim vergeigt. Damit haben wir ein Finale in Portugal liegengelassen.
Auch Salzburg, wenn auch CL, hat mangels Qualität nachgelassen, daher ist auch in der Meisterschaft der Abstand dieses Jahr gering.
Alles in allem können wir nur auf uns schauen und hoffen, dass sich Atalanta nicht fallen lässt, was aber zu befürchten ist. Alles offen morgen.