Seeger: „Einmal Sturmanhänger, immer Sturmanhänger“
Die „Stille Zeit“ ist nur anderswo wirklich still. SturmNetz.at geht im Advent in die Vollen! Wir lassen ab heute bis zum Heiligen Abend 24 Prominente zu Wort kommen und sprechen mit ihnen über Sturm, Fußball, Gott und die Welt. Den Beginn macht heute einer, der „seinen“ SK Sturm schon über 50 Jahre intensivst verfolgt und als Sportreporter unter anderem bei 20 olympischen Spielen dabei war, 9 Mal das Fußball-WM-Finale im ORF kommentieren durfte und 30 Winter dazu benutzte, mit dem Ski-Tross rund um die Welt zu reisen. Dabei hatte er einst einen ganz anderen Lebensplan. Welchen? Das lest ihr im ersten Teil des SturmNetz-Advent 2017.

© Christian Jansky
Herr Seeger, wir fallen gleich mit der Tür ins Haus: Hat eigentlich der Kopfhörer, den Sie im Heimspiel gegen Nottingham Forest nach einem umstrittenen Elfmeterpfiff auf die Liebenauer Laufbahn geschleudert haben, den freien Fall überlebt?
Das weiß ich gar nicht. Ich hoffe, der ORF hatte noch mehr davon (lacht). Damals hat es ja noch gar keine richtigen Reporterkabinen gegeben, ich habe direkt vor den Zusehern übertragen und war damals schon guter Dinge, dass das Resultat, welches ja für eine Verlängerung und Elfmeterschießen gereicht hätte, hält. Ich habe mir sogar schon überlegt, wer denn außer Bakota noch beim Elferschießen antreten wird und war davon überzeugt, dass wir – auch aufgrund unseres Torhüters Saria – das Europacup-Halbfinale erreichen. Und dann gibt dieser russische Schiedsrichter gegen uns einen Elfmeter. Also für mich ist zu diesem Zeitpunkt fast eine Welt zusammengebrochen.
Aus heutiger Sicht muss man aber sagen, dieser Strafstoß war doch berechtigt?
(seufzt) Ehrlich gesagt hab ich mich damit nie abfinden können. Bis heute nicht.
War demnach das unglückliche Ausscheiden gegen Nottingham Forest 1984 für Sie noch bitterer als jenes gegen Parma 1999?
Viel bitterer. Gegen Parma war es für mich eine vertretbare Geschichte, weil ich kann mich nicht ärgern, wenn unser Tormann patzt. Gegen Forest war es für mich einfach ein nicht wirklich zu gebender Elfmeter, daher bin ich so heiß gelaufen.
„Heiß laufen“ impliziert ja eine Leidenschaft, mit der Sie bei Sportübertragungen stets ans Werk gingen. Im ORF ist diese – so scheint es – bei den Kommentatoren verloren gegangen. War das Ihrer Meinung nach so gewollt, oder gelingt es ihren Nachfolgern einfach nur nicht, diese Art von Begeisterung rüber zu bringen?
Meine Nachfolger haben es diesbezüglich schwerer. Die Verantwortlichen haben die Order ausgegeben, dass es nicht die Aufgabe der Kommentatoren sei, für Stimmung zu sorgen. Leidenschaft zu vermitteln ist allerdings auch eine Frage der Begabung. Ich habe mir immer gesagt, ich übertrage nicht für die Obrigkeiten im ORF, auch nicht für die Kulturkritiker in den Zeitungen, sondern für die Leute da draußen. Für Menschen, die auf den Sportplatz gehen und auch für jene, die vor dem Fernseher sitzen. Ich denke, das ist mir stets gelungen, denn zehn Jahre nach meiner letzten Übertragung für den ORF sprechen mich noch immer Leute an und meinen, wie schade es sei, dass ich nichts mehr mache.
Hat man am Küniglberg eigentlich auch so manches Mal ihre Sturm-Affinität kritisiert beziehungsweise Ihre Objektivität aus diesem Grund angezweifelt?
Ich war, glaube ich, immer im Stande, genau zwischen Fan und Nicht-Fan zu differenzieren. Natürlich gab es Leute, die nach einem Sturmsieg behauptet haben, ich hätte ein bisschen mehr gejubelt, allerdings haben mir beispielsweise Sturmspieler oft genug vorgeworfen, bei Niederlagen zu streng mit Ihnen umzugehen. Die GAK-Anhänger hingegen haben mich immer beschimpft, aber das habe ich als Spaß empfunden. Wenn ich über den Rasen zu meinem Arbeitsplatz gegangen bin, dann haben sie hinter dem Zaun getobt und abfällige Worte gebrüllt. Ich habe ihnen dann einfach zugewunken und damit wahrscheinlich auch ein bisserl provoziert. Aber ich habe sie schon irgendwie verstehen können. Die haben ja gewusst, der Seeger ist ein Schwoaza.
Wurde diese Liebe in Ihrem Fall innerfamilär weitergeben?
Überhaupt nicht. Mein Vater war Geschäftsmann und ein sehr musischer Mensch, der für Sport wenig übrig gehabt hat. Fußball war in unserer Familie tabu. Heute wäre es ja ein Unding, sich als Vierzehnjähriger nicht für Fußball zu interessieren. Mir hingegen gelang es in diesem Alter, meinen Vater erstmals zu überreden, mich auf einen Fußballplatz zu begleiten. Gott sei Dank hat an diesem Wochenende Sturm zu Hause gespielt. Wer weiß, wäre damals ein GAK-Heimspiel angestanden, wäre ich vielleicht sogar ein Roter geworden. Aber wir gingen in die Gruabn. Dort bin ich hinter dem Tor gestanden. Mein Vater hat sich fürchterlich gelangweilt, ich aber habe diese Nähe zum Spielfeld genossen. Von da an bin ich dann immer hingegangen. Ich kann mich erinnern, dass die Jugendkarte damals fünf Schilling gekostet hat und das habe ich mir von meinem Taschengeld locker leisten können. Mir hat das Fußballfieber dermaßen gepackt, dass ich danach auch zu den GAK-Heimspielen gegangen bin – nur in der Hoffnung, die Roten verlieren zu sehen. Du kannst dich als Schwarz-Weißer ja nicht freuen, wenn der GAK gewinnt.
Haben Sie damals auch davon geträumt, für die schwarz-weißen Farben in der Gruabn oder in Liebenau aufzulaufen?
Daran hab ich nie gedacht, weil mir klar war, dass mein Talent sich auf die unteren Klassen beschränkt.
Gab es jemals Zeiten, in denen Ihre Liebesbeziehung zu Sturm Graz Risse bekam?
Nein. Einmal Sturnanhänger, immer Sturmanhänger. Risse hat es nie gegeben. Ich habe mir immer gesagt, wenn du zu einem Verein hältst, dann musst du mit diesem durch dick und dünn gehen. Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Phasen hat es ja auch in meiner Tätigkeit als Sportreporter gegeben.
Der Vietnam-Krieg war schuld daran, dass Sie nicht amerikanischer Staatsbürger geworden sind und nach ihrer Emigration in noch jungen Jahren wieder nach Österreich zurückgekommen sind. Glauben Sie, dass Sie es auch in den USA zu einer Sportreporterlegende gebracht hätten?
1964, als ich in Amerika war und auch dort bleiben wollte, hatte ich nichts am Hut mit dem Beruf eines Sportreporters. Wenn ich bereits in Österreich diesen Job ausgeübt hätte und dann nach Amerika gegangen wäre, wäre dies wohl eher mein Ziel gewesen.
Die Liebe zu den US-Sportarten ist Ihnen aus dieser Zeit allerdings bis heute geblieben.
Das stimmt. Ich verfolge nach wie vor sehr interessiert Baseball, jedoch noch öfters die NFL. Selber war ich ein glühender Fan von den Los Angeles Dodgers und ich habe mir damals auch unendlich viele Spiele angesehen. Auch von den New York Yankees. Die Mets hat es zwar auch schon gegeben, aber ich war immer Fan der Yankees und bin erst später auch Anhänger von den Dodgers geworden. Dabei konnte ich mit Football zuerst gar nichts anfangen. Die vielen Unterbrechungen haben mich eher genervt. Ich selber habe in den USA bei den New York Yonkers in der German American Soccer League allerdings Fußball gespielt und 25 Dollar pro Spiel verdient. Da war ich mit großer Leidenschaft dabei. Ich war Mittelfeldspieler, wie zuvor schon beim SV Tobelbad in der 1. Klasse. Trotz meiner Leidenschaft habe ich als aktiver Fußballer jedoch nie jene Erfolge erzielt wie später als Sportreporter.
Als solcher haben Sie in den 90ern im ORF auch die Salzburger Europacup-Erfolge kommentiert. Dabei sah man Sie stets mit Salzburg-Schal. Kann man auch zwei Vereine gleichzeitig lieben oder sind sie damals fremdgegangen?
Damals ist etwas passiert, was es so im österreichischen Fußball zuvor noch nie gegeben hat und es möglicherweise auch nie wieder geben wird. Salzburg war, aus für mich völlig unerklärlichen Gründen, ein Team, mit dem sich ein ganzes Land identifiziert hat. Sturms Europacuperfolge ein paar Jahre später wurden zum Beispiel in Wien nie so wahrgenommen wie jene der Salzburger zuvor. Zwischen Wien und Graz war der Konkurrenzkampf einfach zu groß. Es wäre undenkbar gewesen, dass Sturm seine Heimspiele jemals in Wien ausgetragen hätte. Auch wenn Wiener Vereine erfolgreich sind, jubelt man in Graz ja nicht so. Aber Salzburg ist es damals als eine No-Name-Mannschaft gelungen, ein ganzes Land zu begeistern. Salzburg stand für Österreich und Österreich stand für Salzburg. Daher habe ich auch deren Schal getragen.
Von den violetten Erfolgen wieder zurück zu Ihren schwarz-weißen Highlights: Was war denn Ihr persönlicher Magic Moment in der Geschichte des Sportklub Sturm?
Der erste Magic Moment war für mich der Ostermontag 1998, an dem wir die Wiener Austria mit 5:0 besiegt haben und der erste Meistertitel endgültig feststand – zum frühesten Termin in der Geschichte der Zehnerliga. Ich kannte es ja auch andersrum, als wir 1981 gegen Rapid zu Hause verloren haben und nicht Meister geworden sind. Die Titelfeier war dann der zweite Magic Moment und ich durfte diese am Hauptplatz moderieren. Für das anwesende Publikum und auch für den ORF, der ja damals die Feier von Sturm live im Fernsehen ausgestrahlt hat. Das hat es davor und danach in dieser Form nie wieder gegeben.
War das für Sie die wichtigste Übertragung ihrer Karriere?
Zumindest die Befriedigenste. Aber es gab auch noch viele andere Highlights, wie beispielsweise das 4:1 gegen Deutschland 1986 bei der Wiedereröffnung des Wiener Stadions. Du musst auch als österreichischer Reporter einmal einen 4:1-Sieg gegen Deutschland übertragen dürfen. Es gab vorher und nachher ja keinen mehr. Aber es waren so viele wichtige Spiele, da fällt eine Wertung schwer. Ich habe neun Mal das Finale bei Fußballweltmeisterschaften übertragen, viele davon waren allerdings nicht besonders gut.
Auch die Schande von Gijon mussten Sie ja kommentieren.
Gijon war für mich – wie auch die Tragödie von Heysel – kein Fußballspiel. Schon in Brüssel habe ich versucht, so wenige Worte über das Spiel zu verlieren und den richtigen Ton für solch eine Katastrophe zu finden. Ich war damals innerlich so aufgewühlt, dass ich gedacht habe, das ist das Ende von Fußball in Stadien. Gijon hat mir ebenfalls zugesetzt. Vier Jahre zuvor haben wir Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Argentinien geschlagen und somit nach Hause mitgenommen. 1982 ging es wieder gegen unsere Nachbarn, doch im Unterschied zu 1978 waren wir in Spanien noch gut im Rennen. Doch nach diesem Ballgeschiebe war im Prinzip unsere Teilnahme vorbei, auch wenn wir eine Runde weitergekommen sind. Ich hatte mir damals bereits ausgemalt, was ich bei einem Sieg der Österreicher alles so sagen werde. Deutschland war damals ja keineswegs unschlagbar. Und dann erzielen sie ein schnelles Tor und was folgte, war ein stilles Übereinkommen. Das war grausam mitzuerleben. Ich habe nicht mehr mitgebangt, nicht mitgefiebert und genau so habe ich das Spiel dann auch kommentiert. Ich habe nie von einer Absprache geredet, die hat es wahrscheinlich auch nicht gegeben. Aber nach dem 1:0 hat man gewusst, das ist das Ergebnis, mit dem beide weiterkommen und jetzt spielt man nur noch von Sechzehner zu Sechzehner. Nur der Schoko Schachner wurde gar nicht angespielt, weil alle Angst hatten, dass der trotzdem ein Tor schießt.
Mit dieser Deutlichkeit haben Sie sich damals allerdings wahrscheinlich nicht nur Freunde gemacht, oder?
Ich weiß noch, dass meine Frau am nächsten Tag hunderte Anrufe bekommen hat. Der Harald Schaupp von der Kleinen Zeitung hat nämlich geschrieben, dass die Teamspieler meine Absetzung fordern, denn ich hätte gesagt, dass ich mich für Österreich schämen würde. Dem war aber nicht so. Ich habe lediglich gesagt, ich schäme mich für dieses Spiel der österreichischen Mannschaft. Und das ist ein großer Unterschied. Meine Frau hat danach sogar in ihrer Verzweiflung unsere Telefonnummer bei der Post stilllegen lassen. Die Anrufer wollten sich aber gar nicht über mich aufregen, sondern mir Recht geben und haben auch zum größten Teil gemeint, sie würden nach Wien marschieren, sollte ich wirklich abgesetzt werden. Man hat mir aber von Seiten des ORF ohnehin zugestimmt und es gut gefunden, dass ich den Mut gehabt habe, das so auszusprechen. Die Protagonisten, wie zum Beispiel der Krankl oder der Prohaska, sind später zu guten Freunden geworden. Und im Nachhinein sagen sie noch heute, sie wären damals „schene Trotteln“ gewesen, denn es wäre sicher besser gewesen, ehrenvoll auszuscheiden als auf diese Art und Weise die Zwischenrunde zu erreichen. Hätte man da gewonnen, würden heute alle nur von Gijon reden und niemand mehr über Cordoba.
Sind sie eigentlich froh, in einer Zeit Fußballer interviewen zu dürfen, in der man noch aussagekräftige Antworten bekommen hat und nicht wie heute meist nur Phrasen und inhaltsleere Stehsätze?
Keine Frage, aber das mit Interviews war immer schon so eine Sache. Es war, ganz offen gesagt, immer ein Vergnügen, deutsche Fußballer zu interviewen, weil die einfach durch die in ihrer Heimat bereits üblichen Schulungen viel redegewandter waren als österreichische Kicker. Es war eben auch nicht deren Aufgabe, gut zu reden, sondern gut zu spielen. Meine Aufgabe war in erster Linie, zu schildern, was am Spielfeld geleistet wird und denen zu Hause das Gefühl zu vermitteln, sie wären hautnah dabei. Das war immer meine Devise. Und je schlechter ein Spiel ist, desto wichtiger ist der Kommentator. In der Euphorie darfst du fast alles sagen und fast alles ist erlaubt. Aber überlege dir deine Worte genau, die du zu sagen hast, wenn ein Spiel schlecht ist. Und mache nicht den Fehler, in schlechten Phasen eines lähmenden Spiels dem Zuseher irgendwelche Dinge zu erzählen, die ihn möglicherweise an den Plafond hochsteigen lassen. In so einer Situation interessiert es niemand, dass der Meier rechts Schuhgröße 42 und links 42,5 hat. Sag den Zusehern ruhig, was für einer grottenschlechten Darbietung sie beiwohnen, kritisiere ruhig die Spieler, die eh so viel Geld verdienen. Viele sagen, Sportreporter zu sein, ist das einfachste der Welt. Aber im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden, ist dann halt doch nicht immer so leicht. So tragisch der Abend im Heysel-Stadion auch war, es ist mir Gott sei Dank gelungen, die richtigen Worte zu finden. Somit war diese Übertragung auch eine der wichtigsten in meiner Karriere.
Gijon, Heysel, die verlorene Meisterschaft 1981, eine echte Trilogie voller Leid und Schmerz. Waren Ski-Übertragungen da nicht wesentlich erfreulicher?
Obwohl ich ein ganz schlechter Schifahrer bin, war die Liebe zum Skisport tatsächlich größer. Aber dafür gibt es einen triftigen Grund: Ich war 30 Jahre mit dem Ski-Zirkus unterwegs, immer drei bis vier Monate im Jahr. Das ist wie eine Familie. Du lebst mit all den Sportlern aus der ganzen Welt zumeist im selben Hotel. Ich darf einen Ingemar Stenmark oder einen Pirmin Zurbriggen zu meinen Freunden zählen. Im Fußballsport war das ganz anders. Ich bin oft von einer WM zurückgekommen und wurde zum Beispiel gefragt, wie denn der Pele oder der Maradona so sei. Ich konnte aber keine Antwort geben, da ich mit diesen Stars eigentlich nichts zu tun hatte. Die habe ich nur von meinen Kommentatorenplatz am Bildschirm gesehen, wahrscheinlich sogar schlechter als die Leute zu Hause vor dem Fernseher. Von einem Alberto Tomba könnte ich hingegen sehr wohl genügend Geschichten erzählen. Darum ist mir der Skisport wohl auch mehr ans Herz gewachsen. Ich habe ja viele andere Sportarten auch noch gemacht, ich habe zum Beispiel Schwimmen genauso lange kommentiert. Dort ist es ähnlich wie beim Fußball. Eishockey, Radsport, alles habe ich gemacht. Nur die Tour de France nie. Dabei liebe ich diese Rundfahrt noch immer. Wenn sie stattfindet, sitze ich jeden Nachmittag vor dem Fernseher.
Wie darf man sich eigentlich einen Arbeitstag im „Pressebereich“ der Gruabn in den 80ern vorstellen?
Als ich noch in Graz im Landesstudio Steiermark tätig war, hatte ich die ganze Woche Dienst und habe mich auch um andere Sachen kümmern müssen. Fußball ist da nur zusätzlich dazu gekommen, hat man aber immer gerne gemacht. Die Bedingungen waren allerdings wesentlich härter. Damals wurde nur mit zwei Kameras aufgezeichnet, in der Pause ist dann ein Assistent mit den Aufnahmen in das Studio gefahren und hat begonnen, vorzuschneiden. Der Kommentator ist immer drei Minuten vor Abpfiff gegangen, um einen möglichen Stau auszuweichen. Wir hatten ja nicht viel Zeit. Die Spiele wurden frühestens um 17:20 abgepfiffen und um 18:00 hat die Sendung begonnen. Ein zweiter Assistent hat dann noch schnell die Interviews gemacht und ist dann nachgekommen. Der war meist einspurig unterwegs, damit er möglichst überall rasch vorankommt. Das Studio in St. Peter war nicht weit weg. So ist damals gearbeitet worden und dann bist du um 18:00 im Studio gesessen und hast live dazu gesprochen, da wurde nichts aufgenommen und synchronisiert. Das war damals noch echte Pionierarbeit.
Mit welcher Persönlichkeit aus der langen Geschichte von Sturm hatten Sie den engsten Kontakt?
In der Präsidenten-Ära von Franz Gady hat man mich im Volksmund schon einmal als Vizepräsident bezeichnet. Ich habe mich mit Gady und Trainer Baric öfters getroffen und wir hatten ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Heute undenkbar, aber damals war ich noch unmittelbar vor Matchbeginn in der Kabine und habe mit den Spielern gesprochen. Spätestens ab der Osim-Ära hat sich das völlig verändert. Zu dem hatte ich zwar auch ein sehr gutes Verhältnis, aber solche Dinge waren ab da an strengstens tabu.

(c) Foto-Fischer-Graz
Besuchen Sie noch immer die Heimspiele des SK Sturm?
Ich gehe fast zu jedem Heimspiel. Ich bin im Besitz einer von Hannes Kartnig ausgestellten Ehrenkarte für meine Verdienste um Sturm. Ich sitze meistens dort, wo Präsident Jauk seinen Platz hat. Ich richte meine privaten Termine schon so ein, dass ich kein Sturmspiel auslassen muss. Nur, wenn ein Geburtstag oder ein Urlaub ansteht, versäume ich manches Mal ein Match. Den dritten Meistertitel beispielsweise habe ich schon von der Tribüne aus verfolgt. Man erlebt das als Fan noch viel intensiver. Als Reporter musst du versuchen, am Boden zu bleiben, als Fan hingegen bist du mit deinen Emotionen völlig alleine und kannst deine Gefühle viel intensiver ausleben.
Herr Seeger, zum Abschluss würden wir noch gerne wissen, was Sie Ihrem Sportklub Sturm für die nahe Zukunft wünschen?
Ich wünsche mir offen und ehrlich, dass Sturm es schafft, bei der anstehenden Trainerfindung den Weg weiter zu gehen, den man bisher bestritten hat. Dieser Weg ist nämlich ein guter. Man muss weiterhin viele talentierte Spieler einbinden. Vielleicht geht dann auch ein anderer Wunsch von mir in Erfüllung, nämlich einen vierten Meistertitel von Sturm Graz feiern zu dürfen.
Herr Seeger, vielen Dank für Ihre Zeit und einen besinnlichen Advent.
Sehr gerne! Ihnen und allen LeserInnen ebenso.
Der Adventskalender war letztes Jahr schon Weltklasse und hab mich echt schon tierisch auf den heurigen gefreut 🙂
Danke ans ganze SturmNetz-Team für die tolle Arbeit!!
Anmerkung: gg Notingham war i no net auf der Welt, aber gg Parma im Stadion und für mich persönlich ist das meine „dramatischste“ Sturm-Erfahrung..auch, weil der Schock im Stadion so enorm war, weil das Tor so „plötzlich“ kam, da ja schon gefühlte Minuten weitergespielt wurde und der Schiri dann auf einmal Beratung eingelegt u auf Tor entschieden hat..
Wennst den Text lest und im Kopf nur die Stimme von ihm…herrlich.