Schwoaze Vize-Meister vs. frische Aufsteiger!
SK Sturm Damen erstmals in der Gruabn!
Ein aufgeregtes Raunen ging durch die SK Sturm-Bubble im Internet, als ein weiteres Fan-Highlight in der noch jungen Saison angekündigt wurde. Nach langen Jahren Pause darf wieder ein Bewerbsspiel des SK Sturm Graz in der Gruabn stattfinden, denn die Frauen-Bundesliga erteilte grünes Licht für das erste Heimspiel der neuen Saison. Die Blackys treffen als Vize-Meisterinnen auf die Aufsteigerinnen aus Vorarlberg – SPG FC Lustenau/Dornbirn haben sich dort zusammengetan und ein ambitioniertes Projekt bis in die höchste Liga geführt.
Neu ist bei Sturm nicht nur der Spielort, auch Sargon Duran als Cheftrainer feiert seine Heim-Premiere und Michael Erlitz als Sportdirektor darf ebenfalls erstmals in der neuen Funktion Bundesligaluft schnuppern. Qualitativ wurde der Kader des SK Sturm durch einige Wechsel ins Ausland etwas geschwächt, mit Neuzugängen und hochgezogenen Spielerinnen aus der Akademie konnte das Meiste jedoch aufgefangen werden. Quantitativ ist der Kader in dieser Saison um eine Spielerin kleiner, was wohl positive Auswirkungen auf die individuellen Gehälter haben dürfte. Trotzdem ist im österreichischen Frauenfußball eine höhere Leistungsdichte als in den Vorjahren zu erwarten.
SCR Altach und Austria Wien haben etwas mehr Geld in die Hand genommen, sind personell nicht schwächer geworden, Ligakrösus SKN St. Pölten steht hingegen vor einem kleinen Kaderumbruch mit einigen jungen Spielerinnen, die hochgezogen wurden. Bedeutet: Mehr Möglichkeiten für St. Pölten, Punkte liegen zu lassen und härtere Konkurrenz für Sturm Graz im Kampf um den zweiten Platz, in dem auch die Vienna und Neulengbach ein Wörtchen mitreden wollen. Oder wie Michael Erlitz formuliert: „Es wird sich zuspitzen.“
Sportlich ging der Pflichtspiel-Auftakt bereits am vergangenen Wochenende über die Bühne, als die SK Sturm Damen bei den Wildcats Krottendorf in Preding im ÖFB Ladies Cup die erste Runde überstanden. 3:2 hieß es am Ende für Schwarz-Weiß, keine ruhmreiche Leistung des Teams, das noch nicht sehr eingespielt wirkte, aber immerhin seine Pflicht erledigen konnte. Zwei Eigentore und ein Tor von Linda Mittermair zeugten nicht von überzeugender offensiver Durchschlagskraft, es wurden aber doch auch einige Chancen vergeben. Die Stellschrauben, an denen Neo-Coach Sargon Duran derzeit dreht, scheinen noch nicht festgezogen, dennoch ist Michael Erlitz froh über den neuen Trainer, wie er auch in unseren umfangreichen Interviews (Teil 1 & Teil 2) zu Protokoll gab. Die Ansprache sei anders als beim Vorgänger, die Philosophie eine ähnliche wie bei Christian Ilzer, den Sargon Duran bei der Wiener Austria einst als Assistent unterstützte.
Jetzt haben die Schwoazen Damen also die Aufsteigerinnen aus Vorarlberg vor der Brust und mit dem Heimspiel in der Gruabn gleich ein geschichtsträchtiges Highlight im Kalender. „Das ist, was die Nordkurve seit Jahren fordert“, sagt Erlitz und hofft auf ein Fußballfest. Die Favoritinnen kommen aus Graz, die Gäste werden versuchen bei ihrer Bundesliga-Premiere ein Bein zu stellen und etwas Zählbares mitzunehmen. Mit zahlreicher Unterstützung der Fans sind nicht nur drei Punkte realistisch, auch ein Publikumsrekord im Frauenfußball könnte erreicht und die Gruabn bei guter Besucherzahl als fixe Heimstätte der SK Sturm Damen denkbar werden. „Die Kommunikation ist super. Mit dem GSC (Anm. spielt ebenfalls Gebietsliga in der Gruabn) würde das funktionieren“, sagt Erlitz.
Die Sturmfans wissen also, was sie tun können, um diesen Traum wahr werden zu lassen: Um 13:00 Uhr am Samstag ab in die Gruabn und nach dem Schlusspfiff weiter zum Heimspiel der Herren ins Stadion Liebenau (17:00 Uhr). Alle Infos zu Tickets und zum Doppelspieltag allgemein gibt es hier!
Mögliche Aufstellung SK Sturm Frauen: Mariella El Sherif; Anna Wirnsberger, Laura Lillholm-Petersen, Ruzica Karjinović, Stefanie Großgasteiger; Linda Mittermair, Sophie Maierhofer, Modesta Uka, Lena Breznik; Andrea Glibo, Laura Krumböck
Erwartete Ersatzbank: Vanessa Gritzner; Victoria Glabonjat, Merle Kirschstein, Leonie Tragl; Elena Gößler, Jasmin Reichmann; Christina Gierzinger
Auch in Liebenau sind Aufsteiger zu Gast!
Groß war die Euphorie im Donaupark, als man am letzten Spieltag der vergangenen Zweitligasaison noch überraschend einen Fehler des Grazer Stadtrivalen ausnutzen und in den Aufstieg in die Bundesliga endlich klar machen konnte. Die Voraussetzungen sind mehr als nur gut – im Vergleich zum Klub aus Weinzödl verfügt Blau-Weiß Linz über bundesligataugliche Infrastruktur und ein Stadion, von dem man im Grazer Norden nur träumen kann.
Das Donauparkstadion wurde rechtzeitig zum Bundesligastart fertig und die Weichen waren gestellt. Die Stahlstadt hat endlich einen zweiten Bundesligisten neben dem LASK, endlich wieder Derbytime. Den Start in die Bundesligasaison haben sich die blau-weißen aber mit Sicherheit anders vorgestellt. Nach dem Abgang von Leistungsträgern wie Matthias Seidl oder Fally Mayulu zu Rapid Wien konnte man bisher keinen adäquaten Ersatz finden, was sich letzten Endes auch auf die Ergebnisse auswirkt. Ein Punkt steht aktuell auf dem Konto der Linzer, gleich zwölf Gegentore musste man in vier Spielen hinnehmen – damit ist man mehr als verdient am Tabellenende.
Am ersten Spieltag verloren die Blau-Weißen sang- und klanglos in der Lavanttal-Arena gegen den WAC. Man hatte über 90 Minuten das Gefühl, dass die Wolfsberger völlige Kontrolle über das Spiel hatten. Nach dem 2:0 schalteten die Kärntner einen Gang zurück, was am Ende zum Last-Minute-Treffer von Simon Pirkl führte. Die Niederlage war dennoch besiegelt.
Gegen Hartberg im ersten Heimspiel wurde der erste Punkt einfahren. Nach einem 1:3-Rückstand kamen die Linzer zurück und konnten noch zwei Tore in den letzten Minuten des Spiels erzielen. Ein glückliches Ergebnis, waren die Hartberger von Trainer Markus Schopp doch über das gesamte Spiel die bessere Mannschaft. Am Ende sprach vor allem die Foul-Statistik für Blau-Weiß – ganze 17 Mal griff man in diesem Spiel zu unfairen Mitteln.
Beim LASK kam es endlich zum lange ersehnten Linzer Derby, und auch für den etwas strauchelnden LASK war das eine Gelegenheit, wieder zurück in die Spur zu kommen. Tore von Robert Zulj und Lenny Pintor besiegelten die verdiente Auswärtsniederlage der Gäste vom Donaupark in einem Spiel mit toller Stimmung auf den Rängen trotz klarer Verhältnisse auf dem Rasen.
Richtig bitter wurde es im Heimspiel gegen Rapid Wien. Gleich fünf Mal musste Nicolas Schmid den Ball aus dem Netz holen. Der Spielplan meint es nicht gut mit dem Aufsteiger, denn in Liebenau wird die Aufgabe nicht leichter werden.
Wie eingangs erwähnt musste Blau-Weiß Linz mit Mayulu und Seidl seine besten Spieler im Sommertransferfenster abgegeben. Schaut man auf die Zugänge, ist die aktuelle Misere auch keine Überraschung. Mit dem ehemaligen Sturm-Kicker Kristijan Dobras (vom FC Vaduz) und Stefan Haudum (vom SCR Altach) hat man nur zwei bundesligaerfahrene Feldspieler verpflichtet. Offensiv kam mit Conor Noß nur ein namhafter Zugang von den Fohlen aus Gladbach. Es ist keine Überraschung, dass dieses Team mit dem höheren Niveau gegenüber der zweiten Liga noch überfordert ist. Die aktuelle Misere der Linzer kann für das Grazer Spiel aber Segen oder Fluch sein, denn auch Sturm hat wegen Verletzungen und dem dichten Spielplan zuletzt ein wenig an Momentum eingebüßt. So oder so ist klar: Blau-Weiß Linz hat in Graz nichts zu verlieren, auch wenn das Punktekonto noch sehr dürftig scheint.
Mögliche Aufstellung der Linzer
Gerald Scheiblehner lässt sich nicht gerne in die Karten schauen und zeigt sich bisher als äußerst experimentierfreudig. Das 4-3-3, das gegen Rapid angewendet wurde, wird wohl schnell wieder ad acta gelegt. Ein logischer Schritt wäre die Rückkehr zum defensiven 3-4-2-1 mit zwei aufrückenden Flügelverteidigern.
Nicolas Schmid wird als Torhüter auflaufen, in der Dreierkette dürften Fabio Strauss, Manuel Maranda und Danilo Mitrovic zum Einsatz kommen. Lukas Tursch laboriert noch an einem Kreuzbandriss. Simon Pirkl, einer der wenigen Lichtblicke in diesem Bundesligasommer, könnte den linken Außenverteidiger machen, Fabian Windhager wäre für rechts ebenso eine Alternative wie Julian Gölles. Auch ein Einsatz von Marcel Schantl, der vom TSV Hartberg verpflichtet wurde, könnte in Frage kommen. Auf der Sechs ist Tobias Koch üblicherweise gesetzt, dazu dürfte Kapitän Michael Brandner auflaufen. Bei Neuzugang Stefan Haudum scheint einiges im Argen zu liegen, wurde er leistungsbezogen gegen Hartberg aus dem Kader gestrichen, im Linzer Derby saß er nur auf der Bank.
Im zentralen Mittelfeld könnte es zu einem Einsatz des Düsseldorfers mit irischem Pass, Neuzugang Conor Noß kommen. An seiner Seite wird wohl Paul Mensah auflaufen. Auch ein Einsatz von Kristijan Dobras oder dem aus Liefering ausgeliehenen Raphael Hofer wäre denkbar. Ganz vorne wird natürlich die Nummer Neun auflaufen – Ronivaldo. Ein Team, das so in der zweiten Liga zu den besten gehören würde, vor dem Sturm Graz aber nicht in Schockstarre verfallen sollte.
Mögliche Aufstellung der Grazer
Taktisch hoffen die Grazer wohl abermals auf einen mitspielenden Gegner. Erfahrungsgemäß liegt es den Blackys, wenn gegnerische Teams versuchen, den Ball zu halten. Schwierig könnte es werden, wenn die Gäste ihren blau-weißen Mannschaftsbus im eigenen Sechzehner parken.
Gegen tief stehende und mit Mann und Maus verteidigende Gegner hat Sturm Graz nicht erst seit der Ära Ilzer Schwierigkeiten. Auch die Ausfälle von Manprit Sarkaria und Neuzugang Seedy Jatta limitieren Ilzers offensive Möglichkeiten. Mit einem Einsatz von Szymon Wlodarczyk und dem etwas glücklosen Bryan Teixeira darf man rechnen, wenngleich auch der auf europäischer Ebene überzeugende William Bøving im Angriff zum Einsatz kommen könnte.
In der Raute steht wohl wieder jeder Spieler zur Verfügung, daher kann man mit Tomi Horvat auf der Zehn, dem umworbenen Alexander Prass und Kapitän Stefan Hierländer auf der Acht und Jon-Gorenc Stanković auf der Sechs rechnen. Natürlich kann Christian Ilzer auch auf den „Achtern“ auf Allrounder William Bøving zurückgreifen, ein Startelf-Einsatz des immer sicherer agierenden Stanković-Backups Javi Serrano würde hingegen überraschen.
Defensiv stehen nach der Sperre von David Schnegg wieder alle Spieler zur Verfügung. Das Fehlen des Linksverteidigers merkte man in Lustenau, agierte doch Amadou Dante dort wieder schwächer als in den Spielen zuvor. Im Zentrum kann man mit David Affengruber und Gregory Wüthrich rechnen, wobei auch der wieder genesene Alexander Borkovic auf seinen ersten Startelfeinsatz und mehr Spielzeit drängt. Rechts kann man mit der Bank Jusuf Gazibegović rechnen, ebenso mit Kjell Scherpen im Tor, der die Null auch weiter halten möchte.
Es wird viel davon abhängen, wie sich die Gegner aus Linz verhalten. Einbahnstraßenfußball und eine Defensivschlacht der Gäste oder überraschend aktive und offensive Linzer, die Punkte aus der Festung Liebenau entführen wollen? Am Samstag wissen wir mehr: Ankick in Liebenau ist am 26. August 2023 um 17:00 Uhr.
möge der Lechner der unauffälligste aller Akteure heute sein