Schwarz-Weiße Zahlen #2

Rubin Kasan vs. Sturm Graz 1:1

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, heißt ein altes russisches Sprichwort. Auf Sturm Graz umgemünzt könnte es in Zukunft auch so lauten: „Wegen Kuzmin starb die letzte Hoffnung“.

– Nach dem 1:1 in Kasan ist Sturm beinahe schon vier Jahre ohne Sieg im Europapokal. Der letzte gelang am 29.9.2011 in Athen gegen AEK (2:1).

– Immerhin erzielte Sturm drei Tore, wobei dies für Piesinger und Avdijaj zugleich eine Premiere auf europäischer Ebene darstellte. Nicht so beim Torschützen im Auswärtsspiel: 2008 traf Josip Tadic bereits im Dress von Dinamo Zagreb in der Champions-League-Qualifikation gegen den slowenischen Vertreter NK Domzale zum 3:0-Endstand.

– Gleich 20 Sturm-Spieler wurden in diesen beiden Europacuppartien eingesetzt. Für mehr als die Hälfte davon war es die europäische Premiere: Esser, Kamavuaka, Piesinger, Horvath, Dobras, Gruber, Avdijaj, Potzmann, Spendlhofer, Schmerböck und Edomwonyi erlebten gegen Kazan ihre Feuertaufe. Echte Routiniers in dieser Hinsicht sind nur Roman Kienast mit 21 Spielen im Europapokal und Josip Tadic mit 18. An dritter Stelle dieser Wertung rangiert Anel Hadzic mit 11 Einsätzen.

– Bereits zum siebenten Mal innerhalb der letzten zehn Jahre beendete Sturm Graz ein Auswärtsspiel in einer Europapokal-KO-Begegnung mit diesem Ergebnis: Viermal reichte ein Auswärts-1:1 zum Aufstieg (2005 FC Rangers, 2009 Siroki Brijeg, 2010 Dinamo Tiflis, 2011 FC Sestaponi), dreimal war dieses an und für sich sehr gute Auswärtsresultat für ein Weiterkommen zu wenig (2008 FC Zürich, 2011 Bate Borisov, 2015 Rubin Kasan).

– Enttäuschend waren die Besucherzahlen sowohl in Graz (9.800), als auch in Kasan (10.000). Immerhin kamen mehr Zuschauer als beim letzten Antreten im Europacup 2013 gegen Breidablik, bei dem sich nur 7.900 Zuseher in Liebenau einfanden. Und zum Glück waren wir weit entfernt vom schlechtest besuchten Europapokalspiel in der Geschichte von Sturm Graz: In der ersten Runde des UEFA-Cups 2002 waren es beim Spiel gegen den schottischen Vertreter FC Livingston gar nur 2.885 Zuseher. Zum letzten Mal ausverkauft bei einem internationalen Antreten war die UPC-Arena beim Champions-League-Qualifikationsspiel 2011 gegen Bate Borisov. Zum Vergleich: 1998, bei der Premiere von Sturm Graz in der Champions-League-Gruppenphase, war kein einziges der drei Heimspiele ausverkauft. Das klingt auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar, aber Kartnigs Preispolitik war damals wohl zu „ehrgeizig“.

– Das meistbesuchte Europapokal-Heimspiel wird wohl noch für längere Zeit das Viertelfinalspiel im UEFA-Cup gegen Nottingham Forest bleiben: 22.000 Zuschauer sorgten 1984 für ein ausverkauftes Bundesstadion Liebenau. Auswärts hat das Old Trafford in Manchester klar die Nase vorne: 2001 in der Champions League wollten 66.404 Fans Sturm sehen. 1999, ebenfalls in der Königsklasse, waren es immerhin noch 53.500. Auf Platz 3 in diesem Ranking befindet sich der Ibrox Park in Glasgow: Zum Spiel der Rangers gegen Sturm kamen im Jahr 2000 49.317 Besucher. Ebenfalls beachtliche 42.000 Fans fanden sich beim Zweitrundenspiel gegen Hellas im Uefa-Cup 1983 ins Stadio Marcantonio Bentegodi zu Verona ein.

(c) SturmNetz.at

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Altach vs. Sturm 0:1

„Was sind schon 620 Kilometer?!“, dachten sich einige Sturmanhänger, zwei Tage zuvor aus dem immerhin fast 2.500 Kilometer entfernten Kasan zurückgekommen, und machten sich auf ins Ländle. War die Reise nach Tatarstan für fast alle Mitgereisten eine unvergessliche, bleibt die Fahrt nach Altach, vor allem aus sportlicher Sicht, ebenfalls länger in Erinnnerung:

– Nach 7 Jahren, 4 Monaten und 20 Tagen gab es endlich wieder einen Sieg im Schnabelholz.

– Wie schnellebig der Fussball geworden ist erkennt man daran, dass weder ein am Sonntag eingesetzter Sturm- noch Altachspieler bei jenem 2:1 im März 2008 auf dem Feld stand.

– Auch im dritten Spiel der aktuellen Bundesliga-Saison konnte Sturm die zweite Halbzeit mit 1:0 für sich entscheiden.

– Rein geografisch ist Altach in der Historie der am weitesten entfernte Gegner von Sturm in der höchsten Spielklasse. Die Distanz (Luftlinie) beträgt exakt 438,49 km, und somit ist das Schnabelholz ganze 260 Meter weiter entfernt als das Reichshofstadion in Lustenau. Auf die dortige Austria traf man zwischen 1997 und 2000 sechs Mal und trat davon fünfmal (bei einem Remis) als Sieger die Heimfahrt an.  Ein kleiner Trost für Alles-Fahrer: Wenn Anhänger von Rubin Kasan zum Auswärtsspiel gegen Terek Grosny anreisen, haben sie die fast vierfache Distanz zu überwinden.

– Dass viel Ballbesitz nicht unbedingt Spiele gewinnt, zeigen die ersten drei Bundesliga-Partien von Sturm in dieser Saison: War man in dieser Hinsicht gegen die Admira (69%) und gegen Grödig (66%) hoch überlegen, musste man sich jedoch in beiden Spielen mit einem Punkt begnügen. Gegen Altach hingegen reichten 43% Ballbesitz für die ersten drei Punkte in dieser Spielzeit.

(c) SturmNetz.at

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– Eine Premiere gab es auch für Simon Piesinger: Sein Tor in Altach war das erste Goldtor in seiner Karriere. Auffallend ist sowieso seine gesamte Trefferausbeute bei Sturm Graz: Konnte er in Innsbruck und in Linz in 107 Spielen nur zwei Tore verbuchen, war es in Vorarlberg bereits sein elfter Treffer im 39. Bewerbsspiel für Sturm Graz.

– Besonders auffallend in diesem Spiel: Josip Tadic hatte in 60 Minuten nur 13 Ballkontakte. Dem für den Kroaten eingewechselte Edomwonyi reichte die Hälfte dieser Spielzeit um 18 Ballkontakte vorzuweisen.

 

Ausblick WAC vs. Sturm

Am kommenden Mittwoch wird Sturm in der Bundesliga gegen Wolfsberg antreten. Sturm gegen den WAC, das ist kein Derby. Es ist kein Süd-Derby und auch kein Pack-Derby. Bei einem Derby treten zwei rivalisierende Fußballmannschaften aus einer Region gegeneinander an. Somit kommt es im Lavanttal zu einem stinknormalen Bundesligaspiel.

– Keine guten Vorzeichen gibt es für Sturm, wenn man sich die Verletztenliste anschaut. Die Blackies führen momentan mit sieben nicht zur Verfügung stehenden Kaderspielern diese Wertung in der Bundesliga überlegen an. Beim WAC sind es aktuell gerade zwei.

– Bevor der WAC ein gefürchteter Gegner in der Bundesliga wurde, wären die Kärntner ganze dreimal beinahe zum Stolperstein für Sturm im ÖFB-Cup geworden. 1977 gewinnen die Blackies durch ein Ringert-Tor knapp mit 1:0, ein Jahr später musste Sturm sogar ins Elfmeterschießen um sich dort mit 5:4 durchzusetzen.

– Die letzte Begegnung im ÖFB-Cup zwischen diesen beiden Teams gab es 1999: Der damalige Regionalligist ging durch ein Tor des 17-jährigen Michael Kirisits 1:0 in Führung und hielt vor 3.500 Zusehern die Partie lange offen. Erst als beim Spielstand von 2:1 für Sturm ein Wolfsberger Spieler des Platzes verwiesen wurde, war das Spiel entschieden. Durch jeweils zwei Tore von Ivica Vastic und Ferdinand Feldhofer gab es letztendlich einen 4:1-Erfolg für Sturm.

– In der Bundesliga trat Sturm auswärts gegen Wolfsberg bislang sechsmal an, konnte jedoch erst einmal in der Lavanttal-Arena gewinnen. Im April 2014 siegte man durch das Goldtor von Robert Beric mit 1:0. Der zweite Auswärtssieg – 2:0  im November 2014 – erlebten mitgereiste Sturmfans in der Wörthersee-Arena in Klagenfurt.

– Insgesamt ist die Auswärtsbilanz gegen den WAC negativ: 3 Niederlagen stehen – bei einem Unentschieden – nur jene 2 Siege entgegen.

– Rein statistisch könnte die Verletzung von Philip Hellquist für Sturm ein gutes Omen sein: Dem Schweden gelangen bislang vier Bundesliga-Tore, davon drei gegen Sturm Graz. Allerdings noch im Trikot von Wiener Neustadt.

CC BY Steindy (Wikimedia)

CC BY Steindy (Wikimedia)

– Mit von der Partie wird vermutlich aber der Leobner Joachim Standfest sein: Die Bilanz des Steirers gegen seinen Ex-Verein ist durchaus beachtlich: In 44 Spielen ging er gegen Sturm 25 mal – bei nur 12 Niederlagen – als Sieger vom Platz.

– Von den letzten acht Pflichtspielen in der Fremde verlor Sturm nur ein einziges: Am 16. Mai, eben  gegen jenen WAC, durch ein Goldtor des aktuellen LASK-Spielers Manuel Kerhe, der im übrigen auch ein Drittel aller seiner Bundesligatore (4 aus 12) gegen Sturm erzielte.

 

 

5 Kommentare

  1. philsks1909 sagt:

    Jedes mal wenn ich die Bilder aus der ersten CL Saison von Sturm sehe denke ich mir wie man es geschafft hat das Stadion nicht vollzubekommen. Weiß vielleicht jemand wie hoch die Preise ca. waren? Wäre interessant. 😉

    • Günter Ko sagt:

      Wenn ich mich recht erinnere hat das ermäßigte Dreier-Package hinter dem Tor 1.800 Schilling gekostet.

  2. foreversturmgraz sagt:

    Ein Genuss diese Rubrik zu lesen. Könnte meine Lieblingslektüre bei Sturmnetz werden

  3. Arch Stanton sagt:

    Herr Ko – ein wandelndes Sturm Graz Lexikon,
    ..Hut ab zum kleinen Trost für Alles – Fahrer!

  4. Neukirchner sagt:

    Gefällt mir! Bitte mehr davon!

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