Schwarz-Weiße Trainerdebüts in der Bundesliga
Kommenden Samstag feiert Neo-Coach Heiko Vogel unter den Pappeln zu Mattersburg seine Bundesliga-Premiere als Sturm-Coach, übrigens auch das 1. Trainer-Debüt in der noch relativ kurzen Historie von SturmNetz. Seit Einführung der Bundesliga im Jahr 1974 ist der Bad Dürkheimer der 23. Übungsleiter (inklusive 5 Interimslösungen) des Sportklub Sturm. Wir haben uns angeschaut, wie das 1. Mal all seiner Vorgänger so verlaufen ist.
Karl Schlechta – 09.08.1974, Wacker Innsbruck, Liebenau, 1:0:
Zum Auftakt des allerersten Bundesliga-Jahres fightet Sturm den haushohen Favoriten – bei dem der spätere ÖFB-Teamchef Branko Elsner ebenfalls Premiere feierte – Wacker Innsbruck nieder und gewinnt durch das Goldtor von Manfred Steiner in der 35. Minute. Ausgerechnet jener Steiner, der noch Wochen zuvor heftigst von den Tirolern umworben wurde, sich aber für einen Verbleib in Graz entschied.
Dr. Günter Paulitsch – 09.09.1977, Wacker Innsbruck, Liebenau, 1:3:
Nachdem die Ära Schlechta in Graz endet, feiert der ehemalige Nationaltorhüter – bereits damals hauptberuflich als Bezirksrichter tätig – exakt 3 Jahre nach dem Sir seine Trainer-Premiere. Vor 14.000 Fans läuft das Team rund um Kjeld Seneca den Tirolern ins offene Messer, wobei Werner Kriess mit 2 Toren zum Sargnagel der Blackys wird.
Otto Baric – 22.03.1980, Admira Wacker, Liebenau, 2:2:
Sturm befindet sich nach der Herbstsaison 1979 in akuter Abstiegsnot, liegt nur 1 Punkt vor dem Tabellenletzten Vienna und so wird im März 1980 der 47-jährige Zagreber Otto Baric als neuer Coach vorgestellt. Paulitsch soll zum Auftakt der Rückrunde auswärts gegen die Vienna noch auf der Bank sitzen, vor 16.000 Zusehern auf der Hohen Warte dabei der Vorsprung auf den direkten Konkurrenten ausgebaut werden, doch Hans Krankl bringt die Döblinger in Führung, Toni Haas gelingt nur noch der Ausgleich. 6 Tage später reicht es beim Baric-Debüt trotz schneller 2:0-Führung durch Schauss und Haas erneut nur zu 1 Punkt. Am Ende bringt der Kroate Sturm aber dann doch noch auf Kurs und man schafft – auch aufgrund eines sensationellen 3:1-Sieges über Rapid – den Klassenerhalt.
Gernot Fraydl – 21.08.1982, Admira Wacker, Südstadt, 0:4:
Nach 8 Jahren kehrt die Bundesliga wieder zum 16er-Format zurück und obwohl die Blackys zum Auftakt untergehen, können sie sich die gesamte Spielzeit über im oberen Drittel festsetzen und beenden die Saison auf Rang 4. Der ehemalige Torhüter Fraydl, der einst sein Teamdebüt bei einem 3:1-Sieg gegen England vor 92.000 Zuseher im Wiener Stadion feierte, ist dafür maßgeblich verantwortlich und auch für den Höhenflug in Europa in der Folgesaison. Kurze Zeit nach dem Aus gegen Nottingham Forest im Viertelfinale wird er allerdings von seinem „Co“ Robert Pflug beerbt.
Robert Pflug – 04.05.1984, SC Eisenstadt, Lindenstadion, 1:1:
Gegen Ende der so erfolgreichen Europacup-Saison 83/84 gibt es einen echten Poker um die Vertragsverlängerungen von Trainer Fraydl und dessen Co Robert Pflug. Beide wollen bei Sturm bleiben, Pflug aber nur unter der Bedingung, zum Chefcoach upgegradet zu werden. Unter Insidern gilt Pflug als Spitzentaktiker und Motivator, Fraydl bekommt von diesen Beförderungsplänen Wind und gibt – noch dazu nach einem 3:1-Derbyerfolg über den GAK – im Grazer Operncafe eine Pressekonferenz, in der er seinen Rücktritt verkündet. In den verbleibenden 5 Runden gewinnt Sturm unter seinem Nachfolger nur noch 1 Partie und verspielt am Ende sogar den sicherscheinenden erneuten Einzug in den Europapokal.
Hermann Stessl – 29.9.1984, DSV Alpine, Gruabn, 4:1:
Unter Pflug gelingen Sturm aus den ersten 5 Bundesliga-Runden nur 3 Punkte und man fällt nach einem 1:5 auf der Hohen Warte auf Tabellenrang 11 zurück. Bei einer Krisensitzung im Brauhaus Puntigam stimmt der Vorstand mit 13:2 Stimmen für die Entlassung von Pflug und die Inthronisierung von Hermann Stessl – der mit der Wiener Austria 1978 in das Europapokal-Finale einzog – als neuen Coach. Bei seiner Premiere bezwingt Sturm in der Gruabn vor 10.000 Besuchern den DSV durch Tore von Bakota, Fekete und Cop, sowie einem Eigentor des Donawitzers Haberl klar mit 4:1.
Ivan Markovic – 09.08.1985, DSV Alpine, Gruabn, 0:0:
Markovic gilt noch heute als einer der größten Trainerflops in der Geschichte des Sportklub Sturm. Der Kroate, davor „irgendwo in Kanada tätig“, erreicht bei seiner Premiere gegen Donawitz nur ein 0:0. Nachdem man im Oktober auch gegen den SAK nur remisiert (dem 10. Unentschieden nach 12 Runden), kommt es in der Gruabn zu einer geschichtsträchtigen Trainerentlassung. Die „Kleine Zeitung“ spekuliert sogar damit, dass diese Trainerverpflichtung wohl ein Versehen gewesen sei: Eigentlich, so Harald Schaupp, dachte man in Graz, man habe den „echten“ Markovic“ (Vlatko, der zeitgleich bei Rapid Trainer wurde) in die Steiermark gelotst.
Mag. Walter Ludescher – 22.07.1986, GAK, Gruabn, 1:0:
Der AHS-Lehrer, und Mitglied des legendären österreichischen „Wembley-Team“, lässt sich für sein Engagement auf der Betreuerbank des Sportklub Sturm karenzieren und läutet einen erfolgreichen Umbruch in Graz ein. Zum Auftakt kann man in der Gruabn durch ein Last-Minute-Goal des Bosniers Muhidin Teskeredzic einen vielumjubelten Derby-Erfolg feiern. Auch wenn bis heute behauptet wird, dass damals die Gruabn-Matchuhr angehalten wurde und dieses Tor nicht in Minute 94, sondern sogar noch später gefallen sei.
August Starek – 21.07.1989, Admira, Gruabn, 3:0:
Der „Schwarze Gustl“ sorgt in Graz nicht nur für so manche Schnurre, auch bereits seine Bestellung war – jedoch ohne sein Zutun – ziemlich spektakulär: Denn 6 Tage vor dem Saisonstart pokert sein Vorgänger Otto Baric – in dessen 2. Ära – zu hoch und fordert einen gut dotierten Anschlussvertrag als Nachwuchschef. Obmann Werner Mörth lässt sich aber nicht erpressen und deswegen rauscht der spätere Salzburg-Erfolgscoach 2 Tage danach Richtung Steyr auf und davon. Bereits am selben Nachmittag trainiert Starek in Messendorf mit dem Sturm-Kader. Weitere 96 Stunden später bezwingt man die Admira (Graf-Eigentor 1., Feirer-Elfmeter 42., Holzer 80.) in der Gruabn mit 3:0.
Dr. Ladislav Jurkemik – 17.10.1992, Rapid, Hanappi-Stadion, 0:1:
Im Herbst 1992 kreist der Pleitegeier über der Gruabn, auch sportlich läuft es unter Interims-Trainer Robert Pflug ganz und gar nicht und der bittere Gang in das Mittlere-Play-Off zeichnet sich bereits ab. Der Slowake, der als Aktiver mit der CSSR nach Hoeness-Elfmeter in den Belgrader Abendhimmel 1976 Europameister wurde, unterliegt mit Sturm bei seiner Premiere im Hanappi-Stadion vor nur 2.500 Zusehern durch ein Fjörtoft-Tor mit 0:1. Den Abstieg kann Jurkemik am Ende der Saison in einem dramatischen Finish dann doch noch hauchdünn verhindern. Nichtsdestotrotz verlässt er nach einem Jahr Sturm Richtung Spartak Trnava.
Milan Djuricic – 11.07.1993, Rapid, Gruabn, 1:0:
Im Sommer 1993 verpflichtet Manager Heinz Schilcher Noch-DSV-Trainer Djuricic und installiert BNZ-Trainer Franz Deutsch als dessen Assistenten. Ein Signal an die klubeigene Jugend. Das Budget wird mit 15 Millionen Schilling bilanziert, bei einem prognostizierten Zuseherschnitt von nur 2.000 Fans. Doch der „Kindergarten“ funktioniert. Bereits zum Auftakt schlägt man Rapid vor 9.000 Zusehern mit 9 eingesetzten Eigenbau-Spielern durch ein Wetl-Goldtor in der 48. Minute.
Ivica Osim – 03.08.1994, Vorwärts Steyr, Gruabn, 1:1:
Die große Ära des Ivica Osim beginnt an einem Mittwoch mit einem unspektakulären Unentschieden gegen Steyr. 7.000 Fans sind in die Gruabn gekommen und erleben, wie der spätere Sturm-Spieler Thomas Gröbl mit seinem Ausgleichstreffer in Minute 70 den Partyschreck spielt. Die Kleine Zeitung fragt sich tags drauf sogar nach der Sinnhaftigkeit der Trainerrochade, denn auf der Bank der Steyrer sitzt Osims Vorgänger Milan Djuricic.
Franco Foda – 22.09.2002, Rapid Wien, Happel-Stadion, 2:1:
Nach dem unrühmlichen Ende der Osim-Ära gibt Präsident Kartnig – auch aus Kostengründen – dem bisherigen Amateur-Coach Foda eine Chance und der Mainzer startet verheißungsvoll. Erst schlägt Sturm im UEFA-Cup-Heimspiel den schottischen Vertreter FC Livingston mit 5:2, nur 3 Tage später gelingt bei Fodas Bundesliga-Premiere ein überraschender und vielumjubelter 2:1-Sieg gegen Rapid.
Gilbert Gress – 26.07.2003, Mattersburg, Pappelstadion, 1:3:
Im Juni 2003 hoffen Hannes Kartnig und Heinz Schilcher mit einem „neuen Osim“ dessen Erfolgsstory wiederholen zu können. Der 62-jährige Gilbert Gress – zuvor unter anderem mit Xamax Neuchatel 2-maliger Schweizer Meister – wird präsentiert und ihm die Order auferlegt, die verhätschelten Möchte-Gern-Stars in Schwarz-Weiß zu Disziplin und Fleiß umzuerziehen. Nicht nur der Start im Burgenland misslingt, auch die Chemie zwischen Coach und Spieler passt nie. Neukirchner, Haas und Co beschweren sich bei Kartnig und Schilcher über des Trainers Schleifer-Mentalität, die Vereinsverantwortlichen mimen die Unschuldslämmer und stellen sich auf die Seite der Spieler. Als in Runde 7 auswärts gegen die Admira eine völlig unmotivierte Elf mit 1:2 untergeht, wird der Franzose nach nur 91 Tagen – mit bloß 1 vollen Erfolg auf der Habenseite – entlassen.
Mischa Petrovic – 13.09.2003, Austria Wien, Liebenau, 0:0:
Nach der Beurlaubung von Gilbert Gress versucht Hannes Kartnig – wieder einmal gerade in Monte Carlo weilend – via Handy Wunschtrainer Georg Zellhofer nach Graz zu lotsen. Da dieser absagt, stellen am 8. September Carlo Platzer, Adi Klementschitsch und Heinz Schilcher einen alten Bekannten als neuen Coach vor: Mischa Petrovic – erst seit August Assistent des kroatischen Ex-Teamchefs Blazevic beim NK Mura – wird als Billiglösung präsentiert und akzeptiert einen unbefristeten Vertrag bei Schmalspurverdienst. Sein Versprechen „Ein Petrovic steigt nicht ab“ löst er ein. Schon bei der Premiere des ehemaligen Liberos gelingt in Liebenau vor 6.2000 Zusehern ein hart umkämpftes 0:0 gegen die Wiener Austria.
Peter Hyballa – 21.07.2012, Salzburg, Liebenau, 0:2:
Mit wenig Profi-Erfahrung, doch mit umso flotteren Tönen, stellt sich im Sommer 2012 der Deutsche Peter Hyballa der Öffentlichkeit als neuer Trainer vor. „Kurzes Hy und schnelles Balla“, dann doch ein „schnelles Sturm und geiles Graz“ usw., die unzähligen Sager des Bocholters würden Bücher füllen. Phasenweise gibt es anfangs auch tatsächlich etwas „Kernöl-Tiki-Taka“ zu sehen. Nachdem man sich bei Hyballas Pflichtspielpremiere auswärts beim Cup-Spiel in Wattens glücklich mit 1:0 durchsetzen konnte, gibt es zum Bundesliga-Auftakt gegen Salzburg – trotz einer 0:2-Heimniederlage – immerhin durchaus ansehnlichen Fußball zu bestaunen. Das Ende der kurzen Ära Hyballa ist schwarz-weiße Vereinsgeschichte.
Darko Milanic – 21.07.2013, FC Wacker, Tivoli-Neu, 2:2:
„Intensive Gespräche, seine langfristigen Visionen mit unserem Verein und natürlich auch seine großen Erfolge in den letzten Jahren bei NK Maribor haben uns überzeugt, dass dies die richtige Entscheidung für Sturm Graz ist. Wichtig ist es für uns, mit dieser langjährigen Verpflichtung Kontinuität zu schaffen“, so wird der Slowene – als Spieler eine echte Legende in schwarz/weiß – von General Manager Gerhard Goldbrich im Sommer 2013 präsentiert. Nachdem sich seine Elf in Breidablik mit einem 0:0 begnügen muss, reicht es 5 Tage später, bei Milanic‘ Premiere in der Bundesliga, auch in Tirol nur zu einem 2:2-Unentschieden. Am Ende ist der Lockruf aus Leeds für beinahe alle Beteiligten eine Erlösung, das Abschiedsgeschenk in Form eines One-Way-Ticket von Leeds nach Graz wird nie eingelöst.
Interimslösungen:
- Franz Mikscha (19.10.1985), VÖEST Linz, Gugl, 2:2
- Manfred Steiner (01.10.1988) Sportclub, Gruabn, 2:5
- Thomas Kristl (14.04.2012), Salzburg, Liebenau, 2:2
- Markus Schopp (27.04.2013), WAC, Lavanttal-Arena, 0:3
- Günther Neukirchner (27.09.2014), Altach, Liebenau, 2:2
Gesamtbilanz:
Vom viel zitierten Trainer-Effekt darf man am Jakomini-Gürtel nicht sprechen. Eine Gesamtbilanz fällt sogar negativ aus. Vogels Vorgänger erreichten bei ihren jeweiligen Debüts in 22 Bundesliga-Spielen nur 6 Siege, bei 9 Unentschieden und 7 Niederlagen. Auch die Tordifferenz ist mit 28:35 eine negative. Rechnet man die 5 Interimstrainer jedoch nicht mit ein, gibt es unter dem Strich eine leicht positive Bilanz: In 17 Begegnungen gab es in dieser Wertung 6 Siege und 6 Unentschieden für Sturm, bei nur 5 Niederlagen.
Unterm Strich wären drei Punkte in Mattersburg gleichbedeutend mit dem ersten Sieg eines Sturm-Trainers bei seiner Premiere seit fast 15 1/2 Jahren oder 5614 Tagen.
Wieder mal sehr cooler Artikel!
Ihr bringt einfach immer wieder Berichte (und mir so ne Menge Wissen) über Themen, die lang vor meiner Zeit waren..
Bin immer wieder begeistert, Geschichten aus der Sturm-Historie zu lesen! Denn was sich wie ein roter Faden durchzieht, ist, daß Sturm einfach wirklich immer schon, ein überkrass geiler Verein is.. 🙂
Kleine Korrektur: nennen wir es doch „schwoaza Faden“ 😉
Den „roten Faden“ gibt es nicht mehr ! 🙂
Damals unter Ludescher das Derbytor des Bosniers Muhidin Teskeredzic wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Für die Matchuhr verantwortlich damals war der Willi Hüll mit einer Vollwixn vom Bier (ein echter „Schwoatza“ R.I.P. )…… das Spiel dauerte 99min.!
Die Geschichte die sich in den Zeilen rund um den Schwarzen Gustl verbirgt, ist mir völlig neu, aber unglaublich gut. Ein Spielerstreik für den Trainer…Echt arge Zeiten damals.
Wie viele Stunden war Werner Olk damals Sturmtrainer? Auch ein Rekord?
An das Spiel in Mattersburg 2003 (damals Aufsteiger) kann ich mich noch erinnern, bin damals vom Urlaub in Kroatien retour gekommen, war 7h mit Auto unterwegs. Meine Freunde hatten damals schon bei mir vor der Haustür gewartet, dann ging es volley weiter nach Mattersburg. War ein Sau Heißer Tag, und ein Mist Kick unserer Schwoarzen.
was
Bei Herrn Hyballa fehlt das Bild !?!?