Schmölzer: „Die Weststeiermark ist ein kraftvolles Eck und dazu gehört auch Sturm Graz“
Die „Stille Zeit“ ist nur anderswo wirklich still. SturmNetz.at geht im Advent in die Vollen! Wir lassen bis zum Heiligen Abend 24 Prominente zu Wort kommen und sprechen mit ihnen über Sturm, Fußball, Gott und die Welt. Der weststeirische Schauspieler und Schriftsteller August Schmölzer begeistert nicht nur durch Film und Fernsehen, sondern auch durch humanitäres Engagement und Förderung der Kultur. In unserem Gespräch erzählte er uns, wie seine Leidenschaft für den SK Sturm entfacht wurde, wie großartig Grazer Derbys waren, wen er gerne in einem Sturm Graz-Historienfilm verkörpern möchte und welcher Verein für ihn noch von hoher Bedeutung ist.
Herr Schmölzer, Sie sind ja sehr eng mit der Steiermark verbunden. Wie und wann gingen Sie den sportlichen Bund mit dem SK Sturm ein?Ich muss vorausschicken, ich war für den Fußball nie sonderlich begabt. Ich bin es noch immer nicht. Allerdings gibt es zwei Fußballmannschaften, die ich sehr bewundere und, wenn es die Zeit zulässt, auch verfolge. Das ist natürlich der SK Sturm und die andere Mannschaft ist Bayern München. Zum SK Sturm bin ich durch meinen Neffen gekommen, der schon als Bub von Sturm begeistert war. Ich habe mich sonst nie dafür interessiert, für keinerlei Sport. Auch nicht für den Skisport, ich war eher musikalisch begabt.
Wie sind Sie dann doch noch „umgepolt“ geworden?
Durch Hans Rinner. Er hat mich einmal ins Stadion eingeladen, das war toll. Ich habe mich dann auch immer darum bemüht, mit meinem Neffen zu Spielen zu gehen. Ich habe in Graz am Schauspielhaus vor Jahren eine Uraufführung gespielt, die hieß „Pyrenäen“. Und nach einer Zeit kommt die letzte Vorstellung. Bei dieser letzten Vorstellung ist etwas passiert, worauf ich heute noch stolz bin: Es kam die komplette Sturm-Mannschaft, mit allen Funktionären. Auch der Herr Foda war dabei. Sie haben sich sehr gefreut und danach haben wir uns in einem Grazer Lokal getroffen und darauf angestoßen. Beim Schlussapplaus hat mir ein Bühnenarbeiter einen Schal geborgt, einen Champions-League-Schal. Den habe ich in die Luft gehalten und die komplette Sturm-Besatzung hat getobt. Das war ein großes Erlebnis, weil es für mich zwei Dinge ausgedrückt hat: den Enthusiasmus und die Freude am Sport, aber gleichzeitig den Enthusiasmus und die Freude an der Kunst. Das ist meine Beziehung zu Sturm Graz. Ich werde über die laufenden Vorkommnisse bei Sturm von meinem Neffen informiert und freue mich sehr, dass die Arbeit von Franco Foda derartig reüssiert hat, dass er jetzt Trainer des Nationalteams wird. Diese Arbeit können wir vielleicht auch bei der Nationalmannschaft brauchen.
Als waschechter Steirer, fehlen Ihnen da auch ein bisschen die Derbys?
Mir persönlich tut es ein bisschen Leid, dass es den GAK in dieser Größe nicht mehr gibt. Viele Grazer leiden glaube ich ein wenig darunter, weil diese Derbys Jahrhunderterlebnisse waren. Das ist ein bisschen wie bei den Bayern und 1860 München. Es war immer ein besonderes Erlebnis, wenn die 60er auf Augenhöhe gegen die Bayern gespielt haben, da war was los. Die Blauen gegen die Roten. Also mir tut es Leid um den GAK, aber die Dinge kommen und gehen und vielleicht kommt der GAK auch wieder einmal. Diese ganze Machenschaften braucht der Sport nicht, das hat dort nichts verloren. Sport ist etwas Schönes, da kann man viele Aggressionen loswerden. Aber auf sehr humane Weise. (lacht)
Sie stammen ja aus der weststeirischen Schilcherregion, welche Leidenschaft wird dort für Sturm gelebt?
Ja, genau. Aus St. Stefan ob Stainz. Zur Leidenschaft: eine große für Schilchersturm, der wird häufig getrunken. (lacht) Der Name Sturm ist schon etwas Bezeichnendes für die Steirer, vor allem für die Weststeirer. Es hat etwas mit Kraft und Freude zu tun. Die Weststeiermark ist ein kraftvolles Eck und dazu gehört auch Sturm Graz.
Was war Ihr persönliches Highlight in der Geschichte des Sportklub Sturm Graz?
Hans Rinner hat mich und meinen Neffen eingeladen und wir durften kurz vor dem Spiel auf den Rasen. Auch der bereits erwähnte Besuch einer meiner Aufführungen war ein Highlight. Sportlich war aber sicher die Champions League-Teilnahme der Höhepunkt. Einmal stand ich beim Stainzer Schilcherlauf zusammen mit dem Gregor Schlierenzauer und vor mir steht auch jemand. Ich begrüße ihn, er begrüßt mich. Und um ihn sind lauter Buben. Und da frage ich ihn: „Wer bist du?“. Und er darauf: „Ich bin der Mario Haas.“ Alle Buben waren dann böse auf mich, weil ich ihn nicht erkannt habe. Das hat damit zu tun, dass ich kein fanatischer Fußballfan bin. Ich liebe das schöne Spiel. Bayern München ist für mich das Optimum an Fußball. Ich habe lange in Bayern gelebt. Ich habe einen guten Zugang zum Verein, das ist etwas Besonderes. Bayern lässt keine Spieler fallen, egal ob es Gerd Müller war, der mit dem Alkohol Probleme hatte. Der ist dann halt Platzwart geworden. Auch die Art und Weise des Uli Hoeneß, der für seine Verfehlungen geradegestanden ist und aus. Jetzt ist er wieder Präsident und die Leute lieben ihn. In Österreich wird so lange herumgelogen, bis etwas passiert. Und deswegen freut es mich auch, dass bei Sturm diese ganzen Sachen ausgeräumt und geklärt sind und dass jetzt wieder der Sport im Vordergrund steht. Fodas Nachfolger kann man nur viel Glück wünschen und alle anderen, die beim Sport mitnaschen wollen, sollen woanders hingehen. Viel Leidenschaft bei den Fans, das ist wichtig.
Gab es Zeiten, in denen ihre Beziehung zu Sturm auch Risse bekam?
Diese ganze Geschichte um Korruption und was da alles war. Das interessiert mich eigentlich nicht, weshalb es da schon Risse gegeben hat. Da kann die Kampfmannschaft natürlich nichts dafür, aber Derartiges färbt natürlich unheimlich ab und hat mein Interesse gemindert. Dafür ist es jetzt umso schöner, dass Sturm so gut dasteht.
Zu Hans Rinner haben Sie ja einen besonderen Draht. Zu anderen schwarz-weißen Persönlichkeit ebenfalls?
Zu den Spielern hatte ich nie wirklich viel Kontakt. Und wie gesagt, vieles habe ich von meinem Neffen mitbekommen. Oder durch den Gerhard Roth, der ist ja auch ein alter Sturm-Fan, ein richtig eingeschweißter Sturm-Fan.
Wenn die Historie des SK Sturm verfilmt werden würde, welche Rolle würden Sie gerne übernehmen und warum?
Den Kartnig. Weil die Energie, die dieser Mensch hat, mit ihren ganzen Auswirkungen, das ist so vielseitig und so spannend, das würde mich interessieren. Es ist eine durchaus widersprüchliche Persönlichkeit mit unwahrscheinlichen Höhen und großen Tiefen. Das wäre für mich als Schauspieler spannend. Von der Körperstatur würde es vielleicht auch irgendwie hinkommen. (lacht) Es ist eine spannende Persönlichkeit, große tolle Geschichten, aber auch viel Negatives. Eine unheimlich satte Figur.
Was wünschen Sie dem SK Sturm Graz für die Zukunft und für das laufende Meisterschaftsjahr?
Ich wünsche dem SK Sturm weiterhin einen Erfolg, der auf Arbeit und Leidenschaft beruht. Ich wünsche ihm natürlich den Meistertitel. Und ich würde mir natürlich auch wünschen, dass vielleicht irgendwann wieder ein Champions-League-Spiel in Graz stattfindet. Aber alles auf der Basis von Sportlichkeit, Fairness und viel Arbeit. Das wollen auch die Fans. Die Fans sollen ihnen treu bleiben und dass wir in der Steiermark weiterhin so eine tolle Fußballmannschaft haben.
Vielen Dank für das Gespräch, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Dankeschön, Ihnen allen auch schöne Festtage!
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