Schicker: „Es müsste schon etwas ganz Besonderes kommen“
Andy, wir befinden uns im absoluten High Noon dieser Saison. Wie schaut aktuell dein Arbeitspensum aus und gibt es in deinem Alltag derzeit noch so etwas wie Freizeit?
Natürlich ist im Moment alles sehr intensiv. Wir befinden uns in der Endphase, aber ich genieße diese Zeit natürlich auch. Und da bleiben schon noch Nachmittage, die ich mir bewusst freihalte, um Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.
Darf man davon ausgehen, dass du aktuell auf drei Hochzeiten tanzt: Neben dem Sportlichen und der Chance mit Sturm heuer zwei Titel einzufahren, wird wohl schon am Kader für die nächste Saison gebastelt und vermutlich auch an deiner persönlichen Zukunft.
Das ist ein Prozedere, welches ich nun schon seit ein paar Jahren kenne. Und ganz unabhängig davon, dass wir uns gegenwärtig im Kampf um zwei Titel befinden, muss diese Arbeit ja sowieso gemacht werden. Übrigens auch unabhängig von meiner persönlichen Zukunft.
Kannst du uns ein bisschen Einblick darüber geben, wie es aktuell um eine mögliche Vertragsverlängerung der Personalien Affengruber, Kiteishvili und Hierländer steht?
Bei Stefan Hierländer sind wir knapp vor einer Vertragsverlängerung. Wir alle wissen, wie wichtig er für das gesamte Team ist. Bei David Affengruber schaut es so aus, dass wir gerne mit ihm verlängern würden, er er sich aber alle Möglichkeiten offen halten will und es – Stand Jetzt – nicht viel zu verkünden gibt. Otar ist 28 und da ist es nur zu verständlich, dass er eventuell noch gerne einmal was Neues machen will. Er hat sich aber in Graz auch zu einer Art Publikumsliebling entwickelt, ich denke, er weiß das schon zu schätzen. Ein Angebot von uns liegt am Tisch, wir werden ihn diesbezüglich aber nicht unter Druck setzen. Die Gespräche mit allen drei Spielern laufen sehr wertschätzend und gut.
Noch einmal zum möglichen Double: Wenn dir jemand anbieten würde, dass Sturm 2024 garantiert einen, „nur“ einen, der beiden noch möglichen Titel einfährt, würdest du das unterschreiben? Oder würdest du sagen, wir wollen beide?
Wie wichtig war deiner Meinung nach dieser doch in gewisser Weise glückliche, wenn auch verdiente, 1:0-Sieg – Stichwort Hedl – gegen Rapid. Man sagt ja nach so einer Partie gerne „Wenn man solche Spiele gewinnt, wird man Meister.“
Sollte diese Szene in zehn Jahren in jedem Rückblick zu sehen sein, würde mich das freuen, denn das hieße, wir haben in dieser Saison etwas Großartiges geschafft. Aber ich möchte schon auch betonen, dass dieser Sieg – wie du richtig sagst – trotz des glücklichen Tores verdient war.
Sollte euch heuer wirklich der große Coup gelingen, müsste man dann nicht sagen: „Mehr geht nicht.“ Wäre es dann sowohl für dich als auch für Christian Ilzer fast unumgänglich den nächsten Schritt in der persönlichen Karriereplanung zu machen?
Titel oder nicht ist in dieser Situation gar nicht so entscheidend. Wenn wir Meister werden, würde ja die Champions League auf uns warten. Und mit Sturm nach über 20 Jahren in die Königsklasse einzuziehen, hätte schon auch einen besonderen Reiz. Sowohl Chris als auch ich haben immer klar kommuniziert, dass schon etwas ganz Besonderes kommen müsste und es für alle Seiten passen müsste, dass wir Sturm verlassen.
Viele Fußballer küssen ja nach nur zwei Monaten vor der Fankurve das Klubwappen am Trikot und sind nur wenige Monate später schon wieder weg. Du hast schon öfter realistisch davon gesprochen, garantiert nicht für immer beim SK Sturm zu bleiben. Trotzdem meine Frage: Gäbe es irgendetwas, was im Umfeld des SK Sturm geändert werden müsste, um die Chance auf einen weiteren Verbleib von Andi Schicker zu erhöhen?
Zum ersten Punkt, teile ich da deine Einschätzung. Ich bin keiner, der sich nach dem allerersten Erfolg gleich vor die Kurve stellt und sich feiern lässt. Und auch keiner, der einem Klub ewige Treue schwört, um kurz darauf dann doch wo anders zu unterschreiben. Ich habe es ohnehin schon mehrmals erwähnt, aber ich bin dem SK Sturm und speziell Christian Jauk sehr dankbar, dass man mir hier eine Chance gegeben hat. In diesen nun schon vier Jahren habe ich hier wunderschöne Zeiten erlebt. Dessen bin ich mir bewusst und ich schätze auch sehr, was ich hier habe. Und zum zweiten Punkt: Natürlich gäbe es einige Punkte, die man auch rund um den SK Sturm Graz verbessern könnte. Ganz besonders die Infrastruktur. Trotzdem ist selbst das nicht DER Punkt, von dem ich eine solche Entscheidung abhängig machen würde.
Du bist ja in Graz schon fast so etwas wie sakrosankt. Deine ganze Ära war bislang ein einziger Erfolgslauf, nicht einmal durch eine Mini-Krise musste durchtaucht werden. Wir alle wissen aber, dass es nur logisch ist, dass auf jedes Hoch auch irgendwann – natürlich je später desto besser – einmal ein Tief folgt. Würde es dich nicht reizen, den SK Sturm irgendwann auch durch die raue See zu führen?
Ganz so ist es ja auch nicht: Als ich gekommen bin, hat mir diesen Job kaum einer zugetraut. Zudem haben wir gleich am Start neun von zehn Partien verloren. Aber natürlich ist uns viel geglückt, da wir unseren Weg konsequent durchgezogen haben. Beim Heimspiel gegen Lille zum Beispiel, habe ich auch bemerkt, wie die Zuschauer überall im Stadion mittlerweile ein gutes Gespür entwickelt haben und trotz der Überlegenheit der Franzosen und der 0:3-Niederlage dieses Spiel und unsere Leistung gut einordnen konnten.
Irgendwie hat man rund um Sturm ja das Gefühl, viele glauben, dass alles zur Selbstverständlichkeit wird. Dass gleichauf mit Red Bull – trotz x-fachen Budget und Marktwert – zu sein, Normalität ist. Dass jeder drohende Abgang adäquat ersetzt werden wird, weil „In Schicker we trust“ mittlerweile auch schon fast zur schwarz-weiße Alltagssprache wurde.
Wir müssen uns schon bewusst sein, dass dieser große, sportliche Erfolg nicht als Selbstverständlichkeit genommen werden kann, sondern schon noch als etwas Besonderes. Prinzipiell ist dieses Vertrauen in mir aber schon auch eine Auszeichnung und zeigt, dass wir in den letzten Jahren vieles richtig gemacht haben. Was mich stört ist, wenn jemand sagt, Sturm steht nur so gut da, weil Salzburg schwächelt. Fakt ist, dass die Liga gerade so spannend ist, weil wir so gut performen und Salzburg deswegen noch nicht so wie in den vergangenen Jahren im April die Meisterschaft feiern konnte.
Inwieweit ist ein Verbleib von Andi Schicker bei Sturm Graz auch von der Zukunft von Christian Ilzer abhängig beziehungsweise umgekehrt. Und hältst du es theoretisch für möglich, dass ihr vielleicht sogar auch beim nächsten eurer Klubs zusammen arbeiten werdet?
Man weiß ja, dass ich mich mit Chris sowohl privat als auch beruflich sehr gut verstehe. Aber abhängig davon machen tue ich es nicht. Wobei ich es auch nicht ausschließen werde. Wir wissen, wie das Fußballgeschäft läuft und da ist es immer nicht besonders klug, irgendetwas auszuschließen.
Zum Abschluss: Dank deiner Erfolge in Graz und dem guten Ruf, den du dir in den letzten Jahren erarbeitet hast, ploppt dein Name immer wieder und immer öfter bei anderen Vereinen auf. Wir glauben aber zu wissen, dass du auch schon Angebote so mancher namhaften Klubs abgelehnt hast. Kannst du uns bestätigen, dass sich der Sturm-Anhänger nicht bei jedem Gerücht, das in den nächsten Tagen unter Garantie irgendwo auftaucht dann wieder medial ausgeschlachtet wird, nur deshalb und prinzipiell schon Sorgen um deinen Verbleib machen muss?
Interessensbekundungen gab es, auch solche mit denen ich mich befasst habe. Und ja, ich hab auch welche abgelehnt, weil bei einem etwaigen Wechsel einfach alles passen muss. Ich bin ja einer, der das auch immer wieder ganz klar so kommuniziert. Und man darf nicht vergessen: Ich habe in Graz ja noch bis 2026 Vertrag.
Danke für das Gespräch.
was der Typ für ein Glücksgriff für uns war und ist, des kann ma gar net in Zahlen ausdrücken. hoff er bleibt noch bis 2025, weil dieser Sommer wird schwierig. aber so professionel wie bei uns gearbeitet wird is für Österreichische Verhältnisse Weltklasse. Da kann halt a nur RB mithalten.
egal wie die saison endet, Danke an AS und das ganze team für eine weitere spitzen saison.
Glücksgriff einerseits, ja
Andererseits hat, zumindest für mich persönlich, alles mit Kreissl begonnen, welcher Schicker ja auch hinter sich aufgebaut und eingestellt hat, und das sicher nicht aus Jux weils halt grad so passt.
Im gesamten ist Schicker für mich schon eine Legende, alleine schon wegen seiner bisherigen Lesitungen sowie seiner unglaublichen Professionalität und Rationalität.
Super Typ, hoffe er bleibt noch 100 Jahre bei Sturm, und wenn er dann doch irgendwann geht, dann kann man ihm nur das Allerbeste wünschen
In Schicker we trust