Salzburg Quasi-Meister

Spielbericht: RB Salzburg vs. SK Sturm Graz

Schlager. Erster gegen Dritter. Fast-Meister gegen dessen zweifachen Bezwinger. Es ist angerichtet. Beide Vereine können zum Gewinner der Runde werden, da sowohl der vor dieser Runde Zweitplatzierte SCR Altach (0:0 vs. WAC) als auch die viertplatzierten Veilchen von der Wiener Austria (1:2 vs. St. Pölten) Punkte liegen ließen. Bei einem Sieg könnte der SK Sturm den Abstand auf Leader RB Salzburg auf acht Zähler reduzieren, gewinnen die seit elf Spielen ungeschlagenen Mozartstädter, dürfen der Wodka und das silberblaue Kracherl wohl bereits eingekühlt werden. Um mit dem zweiten Rang im Gepäck wieder in die Grüne Mark reisen zu können, benötigt die Elf von Franco Foda auf alle Fälle einen Dreier – es wäre ein historischer, denn noch nie konnten die Grazer in der Ära des Energy-Drink-Konzerns mehr als sechs Punkte in einer Saison gegen die Bullen holen.

Dieser soll mit einer völlig überraschenden Startaufstellung gelingen. Es wäre schon Sensation genug, wenn man alleine die taktische Formation betrachten würde, das Bundesligadebüt von Dario Maresic stellt aber wohl alles in den Schatten. Der Teenager spielt aufgrund Personalmangels (Christian Schulz gelbgesperrt, Christian Schoissengeyr verletzt, Anm.) im 3-4-2-1 des deutschen Cheftrainers als rechter Innenverteidiger, Charalampos Lykogiannis als sein Pendant auf der linken Seite. Mit 17 Jahren, 6 Monaten und 11 Tagen ist Maresic der jüngste Spieler, der jemals in einer Sturm-Startformation aufgelaufen ist. Fabian Koch und Marvin Potzmann agieren in der Offensivbewegung als Flügelspieler, in der Defensive wird die Dreierabwehrkette um zwei Mann erweitert. Das defensive Mittelfeld bilden Simon Piesinger und Stefan Hierländer, in der Offensive sollen Baris Atik und Marc Andre Schmerböck Deni Alar unterstützen.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Stand by me

Dieser ist es auch, der im sonnigen Salzburg die erste Chance des Spiels vorfindet, nach einem missglückten Rückpass spritzt der Führende der Torschützenliste dazwischen und überrascht beinahe Alexander Walke im Tor der Gastgeber. Sein Schuss geht letztendlich aber doch deutlich über den Kasten. Zu Beginn tut sich chancentechnisch reichlich wenig, was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es sich um ein durchaus flottes Spiel handelt. Die Steirer stehen hinten sehr kompakt, die sehr konsequent durchgeführte Manndeckung der Gäste lässt jedoch ohnehin sehr wenig zu und führt zu vielen Fehlern im Spielaufbau der Bullen. Die Kontermöglichkeiten, die sich den Grazern bieten, werden jedoch nicht sauber genug zu Ende gespielt und so spielt sich die Partie vorwiegend zwischen den beiden Sechzehnern ab.

Nach dieser halben Stunde sollte aber Salzburg zu seiner ersten fetten Chance und Fabian Koch zu seinem McMoment kommen. Lykogiannis wird an der Birne getroffen und legt so ideal vor für Bullenkalb Konrad Laimer, der hat nur mehr Goalie Christian Gratzei vor sich und legt am 5er nochmals quer für Hee Chan Hwang. Dann kommt aber der Koch, filetiert, paniert und grillt mit seiner heroischen Grätsche Konrad Laimer und seinen Pass auf einen Schlag und lässt sich für seine Glanztat von seiner Crew feiern. Wäre er nicht Fußballer geworden, wäre einer großen Karriere im Franchise wohl nichts und niemand im Wege gestanden. Unmittelbar vor der Halbzeit gibt dann auch noch der Routinier im Grazer Tor eine Bewerbung ab und rettet mit einer sehenswerten Abwehr gegen Hwang das 0:0 in die Pause.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Otherside

Sturm lässt in der ersten Hälfte wenig zu und macht eine insgesamt gute Partie. In den wenigen Aktionen, in denen die Mozartstädter durchkommen, zeigt sich aber die individuelle Klasse des amtierenden Meisters und Cupsiegers. Heldenhafte Taten auf Seiten der Steirer machen den ausgeglichenen Spielstand möglich. Foda überraschte mit seiner Aufstellung anscheinend nicht nur uns, sondern auch Bullen-Trainer Oscar Garcia. Salzburg tut sich schwer gegen kompakt stehende Grazer, fünf Mann in der Defensive machen sich durchaus bemerkbar. Dario Maresic spielt ein tolles Debüt und hatte auch schon einige wichtige Klärungsaktionen im ersten Durchgang, eine erst kurz vor dem Pausenpfiff. Gelingt es in der zweiten Hälfte vorne noch häufiger Nadelstiche zu setzen, könnte heute durchwegs etwas drinnen sein für die Gäste.

So einen gab es tatsächlich nur Minuten nach Wiederanpfiff. Deni Alar bekommt eine lange Flanke auf den Kopf serviert, die Position zum Tor und die Körperhaltung waren dann aber unzureichend. Auf der anderen Seite probiert sich Valon Berisha mit einem Distanzschuss, der Ball verfehlt sein Ziel allerdings deutlich. Kurz darauf fällt dann aber doch das erste Tor im Spiel. RB bekommt nach einem Foul von Simon Piesinger aus etwas mehr als 20 Metern einen Freistoß zugesprochen, Josip Radosevic tritt an und verlädt Gratzei ins Tormanneck. Da hat vieles nicht gepasst. Nach 70 gespielten Minuten reagiert Foda erstmals, bringt statt Maresic, den man nach seiner tollen Leistung bedenkenlos wieder aufbieten könnte, Sascha Horvath und anstelle von Schmerböck Flitzer Philipp Huspek. Sturm agiert nun nur mehr mit einer Viererkette, Lykogiannis bleibt auf der Innenverteidigerposition.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Hit me baby one more time

Kurz darauf hätten die Gastgeber aber beinahe erhöht, Hwang trifft im Strafraum aus der Drehung aber nur die Stange. Eine Viertelstunde vor Schluss zieht Foda seine letzte Option, bringt nach langer Zeit einmal wieder Philipp Zulechner und nimmt den heute unauffällig agierenden Baris Atik aus dem Spiel. Lange Zeit sieht es nicht danach aus, als käme von Sturm noch so etwas wie eine Schlussoffensive, der eingewechselte Huspek hat nach einem Kuddelmuddel im Strafraum jedoch plötzlich die Riesenmöglichkeit auf den Ausgleich, Walke hat aber rechtzeitig die Hände oben. Traurigerweise war es das dann jedoch, allerdings nur mit den Torchancen. Einen großen Aufreger sollte es noch geben: Stefan Hierländer steigt dem eingewechselten Wanderson mit nichts als der Intention, ihn zu verletzen, mit voller Wucht auf den Oberschenkel an der eigenen Cornerfahne. Rot. Pure Idiotie. Nur gut, dass er das Sekunden später auch selbst einsieht und sich wenigstens bei seinem Gegenspieler entschuldigt. Fehlen wird er Sturm aber wohl länger, denn dass da etwas von der Bundesliga nachkommt, ist fast so sicher, wie dass RB Meister wird. Nur eine Minute später ist abermals Wanderson das Opfer, als Koch an der Mittellinie ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht und den „Prügelknaben“ in der Magengegend trifft. Es gibt „nur“ Gelb.

Dann ist es vorbei. Salzburg ist der absolute Winner dieser Runde und hat mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Zweiten ein angenehmes Saisonfinale vor sich, Sturm hingegen konnte die Umfaller der direkten Konkurrenten nicht nutzen und rangiert weiterhin auf Platz 3. Letztendlich ist es schwer zu eruieren, was enttäuschender ist: Die ausgebliebene Schlussoffensive (körperverletzende Maßnahmen außen vor gelassen), die Tatsache, dass der Gegentreffer ausgerechnet gegen das spielstarke Salzburg aus einem Standard gefallen ist oder dass das bei Vollmond abgefüllte Red Bull-Wasser nicht nach Vollmond schmeckt. Letztendlich ist es eine bittere Niederlage für gut eingestellte Grazer, die trotz Personalmangel eine brave Partie ablieferten. Nur reicht brav gegen eine Mannschaft wie Salzburg nicht. Leider.

Stimmen zum Spiel

Christian Gratzei:

… über den Spielverlauf:

… über den Gegentreffer:

 

Philipp Huspek:

… mit einem Fazit zum Spiel:

… über seinen Torschuss:

 

Lukas Spendlhofer:

… analysiert das Spiel:

 

Valentino Lazaro:

… über seine Entwicklung:

 

Spieldaten

Galerie

1 Kommentar

  1. rio sagt:

    Nix für ungut, aber dieser Spielbericht stellt das schwache Spiel noch in den Schatten. Zwanghaft lustig sein zu wollen/müssen ging noch meist in die Hose!

    Spielerisch eine Offenbarung des Könnens unserer „Stars“, dazu gewürzt mit sinnbefreitem Brutalofoul zum Fremdschämen …. das soll mein SK Sturm sein? Europa? Sinnlos!!!!!

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