Rüdisser: „In Kärnten wirst du auf Eishockey getrimmt“

SturmNetz-Advent Tag 12 mit Herwig Rüdisser

Die „Stille Zeit“ ist nur anderswo wirklich still. SturmNetz.at geht im Advent in die Vollen! Wir lassen bis zum Heiligen Abend 24 Prominente zu Wort kommen und sprechen mit ihnen über Sturm, Fußball, Gott und die Welt. 

Herr Rüdisser, warum entscheidet sich ein Exil-Kärntner in Graz eigentlich für Sturm und nicht für den GAK?

Ich bin als ein „Zuagrasta“ bald einmal in meinem Bekanntenkreis auf den SK Sturm gestoßen. Komischerweise hat sich zum Glück erst im Nachhinein herausgestellt, dass eigentlich eh auch viele GAK-Fans darunter waren. Also einen richtigen Grund kann ich dir gar nicht nennen, warum es mich damals eher zu Sturm hingezogen hat. Vielleicht war es auch bloß deswegen, dass zu jener Zeit, als ich in die Steiermark kam, Sturm irgendwie angesagter war. 

Wir wollen doch hoffen, dass sich daran nie etwas geändert hat.

Nein, trotz aller Turbulenzen die es immer wieder gegeben hat. Überwiegt haben ohnehin die schönen Zeiten, die ich mit Sturm erleben durfte. Ich kann also behaupten: Im Endeffekt hat es sich so richtig ausgezahlt. (lacht) 

Ihr seid ja oft monatelang auf Tour gewesen. War es da immer möglich, den SK  Sturm Graz auch im Ausland zu verfolgen?

Seitdem es die Champions League in dieser Form gibt, hat man ja eigentlich überall die Möglichkeit, die Spiele zu verfolgen. Und wenn Sturm ein Match hatte, haben wir uns dann natürlich zumeist auch immer einen Fernseher oder einen Beamer gesucht, um Sturm zu sehen. Selbst der Ewald Pfleger, ein GAKler, hat sich dann die Spiele mit uns angeschaut und wir hatten dabei immer eine Gaude.  

Was war dein schwarz-weißer Magic Moment?

Natürlich die Zeiten mit Ivo Vastic, Roman Mählich und Co. Das war ganz großartig. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Spiel in Graz gegen Manchester United in der Champions League. Wie der Mählich den Beckham dermaßen abmontiert hat, dass dieser völlig entnervt war und ausgewechselt werden musste. Das hat mir schwerst imponiert. Den hat er so richtig abmontiert und ist ihm nicht von der Seite gewichen. Natürlich auch die Siege gegen Galatasaray Istanbul, Glasgow Rangers und AS Monaco. Legendär auch das letzte Gruppenspiel in Istanbul, das Unentschieden welches Sturm zum Gruppensieger machte. Das war unglaublich. 

Ihr habt ja sowohl auf der Meisterfeier 1999 als auch bei jener im Jahr 2011 am Hauptplatz gesungen. Kann man da sagen, welche die Schönere war?

Ganz klar die Erste. Der erste Meistertitel ist nun mal der erste. Die ganze Stadt Graz lag im Taumel, die gesamte Innenstadt war schwarz-weiß dekoriert und alle haben mitgemacht. Das war schon was Tolles.  

Weißt du eigentlich noch, wer euch damals kontaktiert hat, um auf der Meisterfeier zu singen?

Gute Frage. Opus ist ja in Graz zu Hause, daher war es wohl naheliegend, uns zu engagieren. Aber ob das der Kartnig selbst war oder wer anders, weiß ich gar nicht mehr genau. Gut möglich, dass der Kontakt über den leider schon verstorbenen Andy Thalhammer zustande gekommen ist. Andy hat ja relativ viel im Sturm-Marketing gearbeitet, daher wäre auch das sehr naheliegend. 

Ihr wart ja auch an einer echten Sturm-Hymne mitbeteiligt.

Stimmt. Mit dem Andy Thalhammer und Vollgas haben wir das Sturmlied „Power of Black and White“ produziert. Vollgas war damals ja so etwas wie DIE Sturm-Hausband. Andy ist auf uns zugekommen und so ist diese Single dann entstanden. 

1999 gab es für euch ja relativ viel Zeit, um euch rechtzeitig für die Meisterfeier zu engagieren, 2011 hätte man auch am letzten Spieltag die Meisterschaft noch verlieren können. Hättet ihr in diesem Fall dennoch eine Gage bekommen?

Ich glaube, wir haben damals gar keine Gage verlangt. Wieder war es der Andy Thalhammer, der uns gefragt hat, ob wir spielen wollen und natürlich haben wir zugesagt. Das war eine Herzensangelegenheit. Zu welchem Zeitpunkt diese Anfrage gekommen ist, weiß ich leider auch nicht mehr. Sehr gut kann ich mich nur mehr daran erinnern, dass alle schon ziemlich gut drauf waren (lacht). Die Bühne am Grazer Hauptplatz war bereits aufgebaut und hinten drinnen waren alle schon, sagen wir so, ziemlich illuminiert. Die sind sicher direkt vom Feiern gekommen. Selbst der allseits beliebte Franco war schon ziemlich „in the mood“. 


Die erste Meisterschaft war für euch demnach noch schöner als die zweite. Kann man bei euren vielen Auszeichnungen ebenfalls differenzieren? Etwa zwischen dem großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark oder all den goldenen Schallplatten?

Das sind auch zwei Paar Schuhe. Goldene Platten sind ja nur eine Auszeichnung für viele verkaufte Platten und gelten immer nur für ein bestimmtes Produkt. Das Ehrenabzeichen hingegen ist eher eine Anerkennung vom Land. Dafür, dass wir die Steiermark und Graz in unserer Karriere immer gut vertreten haben, auch immer erwähnt haben, von woher wir sind. Das ist als österreichische Band gar nicht so einfach, da bist du eher ein Wunderwuzzi im großen Musikbusiness. Diese Ehrung war ein kleines Dankeschön dafür, dass wir stets Werbung für die Steiermark gemacht haben. Die Politik hat ja immer ganz gerne Leute, die sie auszeichnen kann und ich denke, wir haben uns das schon verdient. Opus ist ja gemeinsam mit Falco der größte Exportartikel der österreichischen Musikindustrie.

Die deutsche Band PUR hieß ursprünglich auch Opus und änderte ihren Namen, weil ihr zuerst den Durchbruch geschafft habt. Hättet ihr das umgekehrt auch gemacht?

Das ist schwer zu sagen. Mit PUR haben wir ja viele Sachen gemeinsam gemacht. Vor ein paar Jahren haben sie uns eingeladen und wir haben zusammen mit ihnen in der Schalke-Arena in Gelsenkirchen gespielt. Wir haben einen guten Kontakt, aber damals war es eben so, dass unser Megahit „Live is Life“ früher gekommen ist als ein anderer Megahit von PUR. Sie waren ja in Baden-Württemberg nicht unbekannt unter dem Namen Opus, aber sie haben haben damals hauptsächlich bei Zeltfesten und ähnlichen Veranstaltungen gespielt. Dann ist eben diese Band aus Österreich gekommen, die auch Opus hieß und hatte diesen Megahit und danach machte es für PUR eben keinen Sinn mehr, als Opus weiterzumachen. Umgekehrt hätten wir damals auch sicher umdenken müssen, aber wir haben halt ein bisschen Glück gehabt. Wäre beispielsweise eine amerikanische Band namens Opus dahergekommen, hätten wir wohl auch diesen Schritt machen müssen. Gott sei Dank war dem aber nicht so.

Opus-Sänger Herwig Rüdisser mit Hartmut Engler beim Abschluss der Jubiläumstournee von PUR. Bei den Konzerten in Gelsenkirchen am 24. und 25. August 2001 traten sie vor mehr als 100.000 Fans auf. 

Noch heute erinnern sich viele an das legendäre „Opus and Friends“-Konzert im alten Liebenauer Stadion. Hättest du in diesem Stadion und vor so einer Kulisse auch gerne einmal gekickt?

Bis zu meinem 19. Lebensjahr habe ich ja in Klagenfurt gelebt und in Kärnten wirst du von klein auf auf Eishockey getrimmt. Es gab in meiner Kindheit zwar noch die alte Austria Klagenfurt, aber die Attraktion in der Stadt war eigentlich immer schon der KAC. Ich bin mit vielen bekannten österreichischen Eishockey-Nationalteamspielern aufgewachsen: Mit dem Rudi König oder dem Herbert Pöck, die sind genau mein Jahrgang. In Klagenfurt gibt es ja den Lendkanal: Das ist ein kleines Gewässer, welches im Winter immer zugefroren ist und von der Innenstadt bis raus zum Wörthersee führt. Dort hab ich mit dem Herbert und dem Rudi immer eisgehacklt, die waren natürlich viel besser als ich, haben dann beim KAC gespielt und wurden beide höchst erfolgreiche Sportler.  


Mit 25.000 Besuchern ist dieses Konzert ja noch immer das am besten besuchte Konzert in Graz. Wie stolz macht einen das?

Sehr sogar. Wir haben uns vor drei Jahren die Arbeit angetan, sämtliche Tonbänder und Videoaufnahmen von diesem Konzert  neu abzumischen und aus den Schubladen zu kramen. Der Rudi Dolezal hat das Bild dazu gemacht und vor vier Jahren ist das Endprodukt unter „Opus & Friends-Graz Liebenau 1985“ als CD und DVD-Box erschienen. Sozusagen auch als Präsent für unsere Fans und die Leute, die damals im Stadion waren. Wir werden heute noch darauf angesprochen. Immer wieder treffen wir auf Menschen, die zu uns sagen „Ich war damals auch im Stadion.“ Auch wenn es viele nicht mehr hören wollen, aber das war der Höhepunkt des Austropops. Falco, die EAV, natürlich auch wir, alle waren damals on Top. Zudem hat uns der ORF damals sehr unterstützt. Der ganze Abend stand unter dem Motto „Schulschluss-Open Air in Graz-Liebenau“. Das Konzert war ruck zuck ausverkauft, was damals abging, war der reine Wahnsinn. Natürlich ist das alles schon lange her, aber man blickt gerne auf diese Zeit zurück.  

Wäre es womöglich gar nie zu diesem Konzert gekommen, wenn du zur Firmung statt einer Gitarre einen Eishockeyschläger bekommen hättest? 

Ich war als Kind und Jugendlicher eher ein sehr zartes Blümchen und deswegen war es von der körperlichen Voraussetzung aus sicher besser, dass ich Musiker geworden bin und nicht Eishockeyspieler. An diese Gitarre erinnere ich mich übrigens noch sehr gut: Eine Eko Vollresonanz Korpus Gitarre, sozusagen mein Einstieg in die Musikgeschichte.

Abgesehen von Andy Thalhammer, mit welcher schwarz-weißen Persönlichkeit hattest du den engsten Kontakt?

In der Zeit zwischen 1998 und 2001, wo Sturm „On the Top“ war, hat man sich überall getroffen. Da war ja Sturm auf jedem Event vertreten, egal ob bei Ehrungen oder bei Events wie in Kitzbühel oder Schladming. Da ergab sich klarerweise immer ein Small Talk. Den meisten Kontakt gab es zu Jan-Pieter Martens, der ja nebenbei Musik gemacht hat. Martens hat mit uns sogar gespielt, war auch bei mir zu Hause und hat mich immer wieder um meine Meinung zu seinen Ideen gefragt. Als er seine Karriere bei Sturm beendet hatte, ist er ein paar Jahre nach Brasilien gegangen und hat dort geheiratet. Jetzt ist er auf Schalke tätig und wir haben leider keinen Kontakt mehr. 

Du kennst sicherlich das Video von Diego Maradona, wie er sich 1989 vor dem Spiel Napoli gegen Bayern im Halbfinale des UEFA-Cups im Münchner Olympiastadion zu eurem Hit „Live Is Life“ aufwärmt?

Selbstverständlich! Diese Geschichte hat weltweit Aufsehen erregt. „Live Is Life“ ist ja in unserem Verlag und wird immer wieder für Werbungen verwendet. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel einen Vertrag mit einem Bierhersteller abgeschlossen, der genau das Thema dieses Videos von damals aufgegriffen hat und es mit Maradona nochmals nachgestellt hat. Dieser Spot läuft gerade im holländischen Fernsehen rauf und runter. 

Schon eine besondere Ehre, wenn sich ein Weltstar zu euren Rhythmen bewegt, oder?

Ja klar. Man muss aber auch die Geschichte dahinter kennen. Wir haben jetzt gerade zum Beispiel unglaublich viele Zugriffe aus Brasilien. Da gibt es einen Musiksender, der eine Aufnahme von „Live Is Life“ aus der Grazer Oper aus „Tonight At The Opera“ ins Netz gestellt hat. Danach hatten wir auf einmal wieder über 30 Millionen Klicks aus Südamerika. Damals war Opus ja in ganz Latein- und Südamerika sehr bekannt und erfolgreich und „Live Is Life“ ein großer Hit. Kein Wunder also, dass sich auch der Diego auf dieses Lied eingroovt. 

Auf der einen Seite ist man dank der Champions League quasi über Nacht weltberühmt, auf eurer Seite Dank „Live Is Life“. Kann man zwischen Sturm und Opus Parallelen ziehen?

So läuft es doch fast überall. Prinzipiell haben Sport und Musik ja nicht so wenig miteinander zu tun, denn die Musik hat Einzug gehalten in alle Stadien dieser Welt. Ganz egal ob bei Olympischen Spielen oder im Eishockey. „Live Is Life“ war ein paar Jahre der Stadionsong bei Spielen der New York Islanders, aktuell wird er bei Trappara aus Tampere als Goal-Song gespielt. Leider haben die in den letzten beiden Jahren die Meisterschaft knapp verpasst. Wir werden von den Finnen oft eingeladen, bisher hat es zwar noch nie geklappt, aber ich denke, wir werden da sicher einmal rauf fliegen.

Zum Abschluss: Was wünscht du Sturm Graz für die Zukunft?

Naja, heuer schaut es ja wirklich sehr gut aus. Die Schlappe gegen Salzburg hat die Mannschaft gut weggesteckt und ist weiterhin voll im Rennen. Ich denke, der Meistertitel wird sich zwischen Sturm und Salzburg entscheiden und ist für Sturm wohl durchaus machbar. Ich wünsche den Jungs weiterhin alles Gute!

Und wenn sie wirklich Meister werden, dann sehen wir auch wieder Opus bei der Meisterfeier am Hauptplatz?

(lacht) Wenn Sturm sich meldet, sehr gerne. Dann kommt sicher auch der Franco Foda wieder vorbei, der ist uns ja noch vom letzten Mal bestens in Erinnerung. 

1 Kommentar

  1. Nock-74 sagt:

    Nicht zu vergessen ist bzw. war auch die Walk-on-Musik vom Mensur Suljovic!

    Ich glaub momentan hat er „simply the best“ von Tina Turner!!

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