Reagieren statt agieren
Winter-Transferperiode vorüber, Trainingslager vorüber und auch die Frühjahrspressekonferenz der Bundesliga vorüber.
General Manager Gerhard Goldbrich hat mit einigen interessanten Statements auf dieser Pressekonferenz aufhorchen lassen:
Wir haben leider die Big Points gegen Rapid und Salzburg, wo wir zum Teil sogar die bessere Mannschaft waren, nicht gemacht. – Gerhard Goldbrich
„Wir wissen, dass wir uns neu finden müssen. Für uns intern ist natürlich ein internationaler Startplatz das Ziel, man muss aber sagen, dass die Budgets der ersten drei Teams grundsätzlich Lichtjahre von uns weg sind. Wir haben leider die Big Points gegen Rapid und Salzburg, wo wir zum Teil sogar die bessere Mannschaft waren, nicht gemacht. Das ist traurig. Wir haben schnell umgeschaltet, die zweitwenigsten Gegentore gekriegt und uns die zweitmeisten Chancen herausgespielt. Vorne waren wir aber eine Spur zu ineffizient. Man darf sich nicht alles schlechtreden lassen. Bei Sturm ist es oft schwierig, weil Anspruch und Realität ein bisschen auseinanderklaffen. Wichtig wird sein, dass wir ein Spiel zeigen, das begeistert. Ich glaube, wenn wir gut ins Frühjahr starten, werden wir die Fans wieder davon überzeugen, ins Stadion zu kommen. Wir haben gute Junge, die werden mehr Spielzeit bekommen im Frühjahr.“

Sturms sportliches Triumvirat Niederkofler, Klug, Kristl, Foda und Goldbrich. © SturmNetz.at
Dass man bei Sturm jetzt auch nach außen hin zugibt, in der Vergangenheit Fehler begangen zu haben, und jetzt auf den rechten Weg zurückkehren will, ist natürlich ein positives Signal und hoffentlich mehr als ein bloßes Lippenbekenntnis. Zum Sportlichen: Goldbrich hat ein paar wichtige Fakten angesprochen. Man kreiert die zweitmeisten Chancen im Bundesligavergleich.
In der Torschuss-Statistik liegt Sturm Graz auf dem zweiten Platz (251 Torschüsse, 46% aufs Tor), hinter RB Salzburg (275 Torschüsse, 52% aufs Tor) und vor der Austria Wien (212 Torschüsse, 46% aufs Tor). Man erspielte sich tatsächlich eine Vielzahl an Möglichkeiten, aber es gibt da ein paar Probleme…
Zum Einen, teilen sich Sturm und Admira Wacker mit 19 abgefeuerten Schüssen außerhalb des Strafraums den letzten Platz in dieser Statistik, dabei steht man in der Weitschusstor-Statistik (Torschuss kam außerhalb des Strafraums) im Ligavergleich gar nicht so schlecht da. Immerhin haben der SV Mattersburg (ein Weitschusstor), Wolfsberger AC (drei Weitschusstore, ein direkter Freistoß) und Austria Wien (drei Weitschusstore, zwei direkte Freistöße) weniger Treffer aus der Ferne erzielt. Zum Anderen, braucht kein Team mehr Torschüsse, um ein Tor zu erzielen, wie Sturm (4,46 Schüsse pro Treffer); effizientestes Team hierbei ist Rapid Wien mit 2,5 Schüssen pro Tor.
Man ist also einfach zu leicht ausrechenbar und macht vorne die Dinger nicht rein, das weiß auch Coach Franco Foda:
Wir haben oft den Sack nicht zugemacht. – Franco Foda
„Wir haben im Herbst schon zu wenig Punkte geholt, für den Aufwand, den wir betrieben haben. Vor allem in den Spielen, wo wir richtig gut gespielt haben, haben wir einige Punkte liegen gelassen. Und wir haben oft den Sack nicht zugemacht, das ist schon ärgerlich. Wenn man alle Spieler behält und drei Neue dazubekommt, kann man vielleicht darüber reden, um den Meistertitel spielen zu wollen. Jetzt macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, wir müssen schauen, dass wir von Anfang an in der Liga bereit sind.“
Sturms Probleme liegen also weniger im Kreieren von Chancen als im Verwerten solcher. Wie hat man darauf reagiert?
- Leistungsträger & Kapitän Michael Madl weg – dafür Tanos Avlonitis da.
- Leistungsträger Anel Hadzic weg – dafür James Jeggo da.
- Zweitbester Torschütze Josip Tadic weg – niemand da.
Im Winter hat man auf dem Transfermarkt die Chance verpasst, bereits bekannte Probleme zu lösen. Ob jetzt wirklich die junge Garde rund um Danijel Klaric, Sandi Lovric oder den gar erst 16-jährigen Romano Schmid ihre Chancen bekommen werden, liegt in des Cheftrainers Hand; hier wird Goldbrich wenig ändern können. Ob die beiden Neuzugänge ein adäquater Ersatz sind, muss sich erst noch zeigen.
Was weiterhin dringend benötigt wird, ist ein Stürmer der konstant Leistungen bringen kann. Roman Kienast ist im Herbst seiner Karriere und bringt nicht mehr das notwendige Gesamtpaket mit, um Sturm dauerhaft helfen zu können. Bright Edomwonyi hat noch nicht allzu viel gezeigt und wusste bisher nur in Testspielen zu überzeugen. Zwar hat man Danijel Klaric aus Wr. Neustadt retour geholt, aber könnte er Sturm ohne Eingewöhnungszeit in der Bundesliga sofort weiterhelfen, hätte man diesen schon früher von seiner Leihe zurück beordert.
„Reagieren statt agieren“ schien das eiserne Credo des Sportdirektors General Managers zu sein. Natürlich sind Qualitäts-Stürmer nicht billig, aber allzu schlecht soll es um Sturms Finanzen ja nicht stehen,oder waren Jauks Aussagen auf der Generalversammlung auch nichts weiter als Lippenbekenntnisse?
„aber allzu schlecht soll es um Sturms Finanzen ja nicht stehen,oder waren Jauks Aussagen auf der Generalversammlung auch nichts weiter als Lippenbekenntnisse?“
Das Präsidium hat alle Zahlen transparent publiziert, Moritz Lö. Diese Aussage ist deplatziert, außer man will bewusst zündeln.
Ist öffentlich bekannt wie gut man wirklich dasteht, oder was man ausgeben hätte können?
800.000 sollens ja für Hadzic gewesen sein und eventuell noch die MadlMillion im Sommer, damit sollte man ja zumindest im Sommer was anfangen können.
Leider gibts seit Jahren keinen konstanten Kader mit gezielten Verstärkungen mehr… Jedes Halbjahr gibts dann doch irgendeinen Last Minute Kader.
Ich finde den Kommentar oben im Bericht über Edi nicht korrekt. In den letzten 2 Spielen vor der Winterpause hat er wirklich gezeigt, was er leisten kann, und wenn er so weiter spielt dann
ist seine Bundesligatauglichkeit nicht in Frage.
Ich find es ja ganz ok, dass man kritisch ist, aber nur ständig auf Entscheidungen rumzuhacken wird dann halt doch auch mal fad.
Ich finde die Neuverpflichtungen gar nicht so schlecht, und sie lassen vorallem auch Platz für die Entwicklung unserer Jungen. Klar wäre ein Stürmer nicht schlecht gewesen, aber den kann man sich eben auch nicht aus dem Hut zaubern. Ich denke im Sommer ist der Markt besser, vor allem für ablösefreie Spieler, also macht es durchaus Sinn, dem aktuellen Kader mal ein halbes Jahr eine Channce zu geben, als mit einem Schnellschuss Geld zu verbraten.
Andreas Müller, äußerte sich in einem Interview mMn ganz treffend: „Man sollte seine Hausaufgaben im Sommer erledigen“. Dass im Winter ein 800 000 € (+ Sommergeld) Angebot kommt, ist natürlich schwer vorherzusehen.
Ich will auf die Kritiken in den oberen Kommentaren Stellung nehmen, weil ich nicht das Gefühl habe, dass die Kernaussage dieses Artikels auch wirklich verstanden wurde.
1.) Wenn Jauk solche Bilanzen vorlegt, dann fragt man sich als Fan, warum kein Geld zur Verfügung steht, um am Transfermarkt aktiv zu werden.
Niemand kann mir erzählen, die Ablöse für Jeggo, ein Spieler, der bei einem Klub im Mittelfeld der australischen A-League sein Geld verdiente, höher sei, als der Transfererlös aus Hadzics Transfer.
Außerdem wird man einem Avlonitis, der in der gesamten Saison 2015/16 bisher 3 Spiele absolvierte, wohl nicht mehr Gehalt auszahlen, als seinem Ex-Kapitän.
Durch diese Rochade sollte also auch wieder mehr Geld zur Verfügung stehen.
Ich will weder Jeggo, noch Avlonitis ihre Qualität absprechen; ich will auch nicht die von Goldbrich getätigten Transfers kritisieren, sondern die nicht getätigten!
2.) Natürlich wünsche ich Edomwonyi die lang ersehnte Leistungsexplosion, allerdings hatte er eine Rück- und Hinrunde Zeit, um sich an Sturms System zu gewöhnen und dabei zeigte er nur in 2 von 19 Bundesligaspielen eine ansprechende Leistung. Da kann man einfach nicht von einem Qualitätsstürmer sprechen.
3.) Rapids Sportdirektor Müller hat vollkommen recht: Man sollte seine Hausaufgaben im Sommer erledigen; tat man aber nicht. Lieber ging mit denselben Stürmern in die aktuelle Saison, mit denen man in der Letzten nur mit Ach und Krach Platz 4 erreichte. Dazu kommen dann noch eben jene Aussagen Goldbrichs auf dieser Pressekonferenz. Man hat seine Fehler analysiert, verzichtet dann aber auf die Verpflichtung eines Stürmers. Und genau das kann ich nicht nachvollziehen.
Bezüglich edo: die letzten beiden Spiele waren sehr ok! Sonst kam er für 10 min von der Bank da war er schlecht. Genauso wie tadic. Der wurde auch erst besser als Kienast verletzt war und von Anfang spielte. Foda hat seine schatzies und entscheidet nicht nach Leistung!
Das mitn Edi seh ich genauso wie lobbo! Wie oft hatte er wirklich über 90min. Zeit sich zu beweisen? Nachdem unser geliebter Trainer ja erst mit zwei Stürmern spielt nachdem wir im Rückstand sind war es für ihn nicht einfach in 10-15min. alles zu zerreissen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir noch viel Freude mit ihm haben werden!
Edi hat wirklich selten die Möglichkeit bekommen, sein Können von Beginn an zu zeigen, aber ein guter Stürmer bringt eben auch von der Bank neuen Schwung. Wir werden hoffentlich mehr Spaß mit ihm haben, aber ich bleib dabei: Nur mit Edomwonyi, Kienast und Klaric wird man seine Ziele nur sehr, sehr, sehr schwer erreichen können …
1) Warum diese Saison kein Geld zur Verfügung steht?
Weil man in diesem Geschäftsjahr (Beginn 1.7.15) hinter den Erwartungen ist. Auf der GV wurde über das abgelaufene GJ informiert, inkl. Vergleichszahlen zum Vorjahr (sprich 1.7.13-30.6.14 und 1.7.14-30.6.15). Aber ich würde es nicht einsehen, warum man geschaffene Reserven unbedingt heuer reinpumpen soll, nur weil die Geschäftsführung inkl. Sportführung augenscheinlich nicht gut genug gearbeitet haben. Man kann davon ausgehen, dass (Groß?-)Teile der Verkäufe aus Hadzic oder Madl für das Stopfen des heurigen Budgetlochs verwendet wird und man Reserven nicht angreifen darf. Macht auch in der heurigen Saison, die verloren ist, überhaupt keinen Sinn.
Dann sollte man auch ehrlich auftreten und dementsprechend kommunizieren.