Otto Konrad oder „Der Fußball ist ein Hurensgschäft“
Sturm- und Salzburglegende Otto Konrad war in einer hörenswerten Ausgabe des Krone-Podcasts „Fußball-Geschichte(n)“ zu Gast. Wir haben reingehört und für euch die interessantesten Aussagen zu seiner Zeit in der Grazer Gruabn zusammengefasst:

© Johann Dietrich
Der ungewöhnliche Beginn einer Fußballkarriere
„… Ich habe erst relativ spät mit dem Kicken angefangen, damals war es noch nicht üblich, so früh zu beginnen. Beim Grazer Sportklub war meine erste Mannschaft die U 12, heute würde man sagen, da kann nichts mehr draus werden. Zudem war ich anfangs gar nicht Goalie, ich wollte eher Tore schießen. Ich war immer ein Verfechter der polysportiven Ausbildung. Die wenigsten wissen, dass ich von anderen Sportarten gekommen bin. Neben der Leichtathletik, bin ich in der Brucknerschule im Leistungskurs Handball gewesen und nur durch einen Zufall dort zwischen den Pfosten gestanden. Zusammen mit dem späteren Handballnationalteamtorhüter Christian Wolf hab ich dort ein richtiges, spezielles Torhütertraining bekommen. Dadurch hab ich so viel für den Fußball mitgenommen, denn dort hab ich erst mit 17 zum ersten Mal so etwas wie ein echtes, spezielles Goalietraining absolvieren dürfen…“
Über die Straße in die Gruabn
„… Der Sportclub-Platz war in etwa 500 Meter Luftlinie vom Sturm-Platz entfernt. Und genau mittendrin bin ich aufgewachsen. Man kannte mich bei Sturm, aber Sturm war in der Jugend dermaßen überlegen, die haben jedes Spiel mit zumindest zehn Toren Unterschied gewonnen. Mein Vater war Sektionsleiter beim Sportclub, erst als er dieses Amt abgab, hab ich mich getraut, ihm zu sagen, dass ich gerne zu Sturm wechseln würde. Da war ich 17 Jahre alt. Im Tausch mit zwei Spielern meines Alters und der Draufgabe von 20.000 Schilling wurde dann mein Wechsel vollzogen…“
Das Leben als Halbprofi
„… Schon als Kind wurde ich so erzogen, dass mir alles erlaubt wird, so lange in der Schule alles passt. So ähnlich habe ich auch mein Leben gestaltet. Ich wollte mich auch während der Fußballkarriere immer weiterbilden, 1991 habe ich dann den Meisterbrief als Bandagist erhalten. Sich auch auf etwas geistig vorzubereiten, war mir immer wichtig. Ich war wohl auch der erste Fußballer, der sich mit Tiefenentspannung auseinandergesetzt hat. Neben dem Sport war mein Beruf meine physische Regeneration: Um halb 7 bin ich zu meiner Firma, um 10 dann zum Training, nachmittags wieder retour, und zwei Mal in der Woche gab es dann auch noch Einheiten am Abend…“

© Johann Dietrich
Die zahlreichen Trainer während seiner Karriere in Graz
„… Das war schon rekordverdächtig. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich innerhalb von drei Jahren sieben verschiedene Trainer. Die Erwartungen an die Mannschaft waren einfach viel höher, als das tatsächliche Potenzial. Das ist ja heute oftmals nicht viel anders. Jene Phase beispielsweise, als Walter Schachner, Jürgen Werner und Georg Zellhofer zu Sturm gekommen sind, waren exemplarisch: Die Erwartungen waren riesig, gelandet sind wir dann letztendlich im Mittleren Play-Off. Trotz der ganzen damaligen Querelen war es eine schöne, lebenswerte Zeit…“
Das Ende bei Sturm
„… Angefangen hat es damit, dass ich bei Sturm keinen neuen Vertrag mehr bekommen habe. Heute kann man ja darüber reden: Ich war Geschäftsmann und ich konnte es mir nicht leisten, irgendwelche Schwarzgelder anzunehmen. Ich habe verlangt, dass ich mein Gehalt ordnungsgemäß erhalte – mit Lohnzettel. So, wie es heute wohl üblich ist. Dadurch wurde ich doppelt so teuer und Sturm konnte sich mich nicht mehr leisten. Am Tag meiner Hochzeit musste ich der Abendausgabe der Kleinen Zeitung entnehmen, dass ich vom Verein freigestellt bin. Mir wurde es verboten, am Trainingsstart – der drei Tage nach meiner Hochzeit statt fand – teilzunehmen. Das Gleiche haben sie mit Kurt Temm und Sigurd Kristensen gemacht, die beide auf meiner Hochzeit waren. Das war dann ein echter Partycrasher…“
Der scheinbar geplatzte Transfer zu Salzburg
„… Ich hab Christian Flick gebeten, vorzufühlen, ob denn ein Interesse aus Salzburg da ist. Ich bin zum Meisterschaftsfinale zwischen der Austria und Salzburg nach Wien gefahren, zu jenem Spiel, wo Herbert Ilsanker nicht gerade glücklich ausgeschaut hat. Später hab ich dann bei einem Intertoto-Spiel meinen ehemaligen Sturmtrainer Otto Baric angesprochen, so kam das Ganze ins Laufen. Es kam zu einem Gespräch mit Rudi Quehenberger. Das Problem war: Obwohl ich in Graz keinen Vertrag mehr hatte, forderte Sturm eine Ablöse von 1,5 Millionen Schilling. ‚Bosman‘ war noch in weiter Ferne. Salzburg hat daher doch den Vertrag mit Peter Burgstaller verlängert und ich war ziemlich angfressen. Ich habe Quehenberger angerufen und da ist folgendes, legendäre Zitat gefallen: ‚Herr Konrad, ich muss Ihnen sagen, der Fußball ist ein Hurnsgschäft, es tut mir leid, mit einem Wechsel wird nichts…'“
Der ehemalige Sturm-Trainer als Darlehensgeber
„… Otto Baric war über diese Absage sehr enttäuscht und wollte mich unbedingt. Daher hat er Quehenberger vorgeschlagen, das Geld für die erste Kaufrate dem Klub zu borgen. Es war wirklich der Trainer, der mich letztendlich nach Salzburg geholt hat. Das war schon damals eher unüblich. Ich muss da wirklich eine Lanze für Otto Baric brechen…“
Den gesamten Podcast und wie stürmisch es in der Karriere des Otto Konrad weiterging, könnt ihr euch hier anhören.
Leseempfehlung: Das legendäre Torhüterduell zwischen Otto Konrad und Michael Paal
Naja ohne Schwarzgeld geht im tiefen Süden nix!!!
Was genau ist hier mit „tiefem Süden“ gemeint?
Es scheint mir auch, als seien in so manchem Hurengeschäft die Hurenmenscher noch die ehrlichsten..
wenn Konrad zwischen den pfosten gestanden ist, hat er sicher ein foto mit der regierung Kurz..