Niederlage im Nebel
Das Nachtragsspiel des SK Sturm Graz II gegen die SV Ried war zugleich das letzte Spiel der 2. Liga im Kalenderjahr 2023. Sturm II trat dabei wie zuletzt gegen St. Pölten stark ersatzgeschwächt an. Neben rund zehn Spielern fielen auch einige Mitglieder des Betreuerstabs um Thomas Hösele krank aus, sodass diesmal Co-Trainer Thomas Kaiser an der Seitenlinie stand. Der 16-Jährige Jacob Hödl durfte sein Startelfdebüt feiern, nachdem er schon im Spiel gegen den SKN für ein paar Minuten eingewechselt worden war.
Anfangsschwierigkeiten
Schiedsrichter Emil Ristoskov pfiff das Spiel pünktlich an und noch bevor es wirklich begonnen hatte, fing sich Innenverteidiger Konstantin Schopp schon die erste Gelbe Karte ein. Diese sah er für ein schlecht getimtes Tackling an der rechten Seite schon nach 37 Sekunden. Es sollte an diesem Abend jedoch die einzige Gelbe für Sturm II bleiben. Die Aufgabe in diesem Spiel gegen eine SV Ried in Bestform lautete Schadensbegrenzung. Doch schon in der 5. Minute landete der Ball erstmals im Netz des heutigen Kapitäns, Matteo Bignetti. Nach einem weiten Einwurf von Ried-Verteidiger Nikki Havenaar köpfelte Senad Mustafic den Ball unglücklich vor die Füße von Oliver Steurer, der aus kurzer Distanz abzieht. Der Ball wurde vor Bignetti noch abgefälscht und war somit nicht zu halten.
Trotz dieses ausbaufähigen Starts in das Spiel ließen die heute besonders jungen Blackys in der ersten Halbzeit nicht mehr allzu viel zu. Ried kam durch Ex-Blacky Mark Grosse in der 18. Minute zu einem gefährlichen Abschluss, der das Tor nur knapp verfehlte. Ein weiterer Schussversuch von ihm nach schöner Ballmitnahme in Minute 35 wurde wegen Abseits abgepfiffen. Grundsätzlich hatte die Verteidigung die Gäste aber gut unter Kontrolle. Sebastian Pirker hatte einige wichtige Klärungsaktionen (11., 21.) und fiel auch sonst durch seine lautstarken Kommandos auf (ein „Sandwich“ hier, ein „Switch“ da). Offensiv zog Jacob Hödl nach 23 Minuten über rechts auf, machte einen Haken vorbei an Nemanja Celic und schloss ab. Sein Schuss wurde jedoch von einem Ried-Innenverteidiger per Kopf geklärt. Kurz vor dem Pausenpfiff sah Ermal Krasniqi, dass Ried-Goalie Andreas Leitner weit vor seinem Tor stand und versuchte, diesen vom Mittelfeld aus zu überheben. Der Ball verfehlte sein Ziel aber deutlich. So ging es mit einer verdienten 1:0-Führung für Ried in die Kabinen.
Die Winterpause kann kommen
Während der Spielunterbrechung legte sich in Wiener Neustadt ein dichter Nebel über das Spielfeld, der es den 125 Stadionbesucher:innen teils unmöglich machte, dem Spielgeschehen zu folgen. In Minute 50 wurden eilig die orangen Spielbälle aus den Kabinen geholt und am Spielfeld verteilt. Auf den Rängen hörte man dafür in den zweiten 45 Minuten oft die Frage „Wer war das jetzt?“. Diese Frage bezog sich meist auf den jeweiligen Rieder Torschützen, derer gab es nämlich vier weitere: Mark Grosse (55.) bekam den Ball in den Lauf gespielt, stürmte auf Bignetti zu und fast am Tor vorbei, verwertete aber doch noch aus spitzem Winkel. Belmin Beganovic (65.) schloss den schnellen Konter nach Ballverlust von David Burger im Aufbauspiel zum 0:3 ab. Wilfried Eza (76.) vollendete per Kopf in die Kreuzecke nach einer Flanke von Ex-Blacky Sandro Schendl. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Nik Marinšek in der 86. Minute. So ging es für Sturm II also mit einer 0:5-Packung in die Winterpause. Mit dieser Niederlage endet (hoffentlich) auch das unrühmliche Exil in Wiener Neustadt.
Fazit
Die SV Ried stellt nach 16 Runden die beste Offensive (33 Tore) und die beste Defensive (10 Gegentore) der Liga und überwintert auf Rang 2, acht Punkte hinter der Grazer Mannschaft aus dem Norden. Könnte das Titelrennen doch noch einmal spannend werden?
Was man schon jetzt sagen kann, ist, dass Sturm II mit diesem nichts zu tun haben wird. Für die jungen Schwoazn geht es wie schon in der letztjährigen Debütsaison in Liga Zwa um den Klassenerhalt. Dabei präsentiert sich die Offensive mit 20 Toren durchaus als konkurrenzfähig. Die drei direkten Konkurrenten im Abstiegskampf (Amstetten, Dornbirn, Liefering) haben weniger Tore erzielt und der Gegner zum Frühjahrsauftakt (24. Februar 2024), die Vienna, liegt mit nur einem Tor mehr auf Platz 6. Das offensichtliche Problem ist, dass man defensiv betrachtet mit 41 (!) Gegentoren das klare Schlusslicht der Liga bildet, nur Lafnitz (32 Gegentore) und Dornbirn (31 Gegentore) befinden sich annähernd in diesem Bereich. Dabei hilft es sicher nicht, dass kaum einmal in zwei Spielen in Folge dasselbe Personal in der Verteidigung, geschweige denn der Innenverteidigung aufläuft.
In dieser Mannschaft gibt es ohne Zweifel viele talentierte junge Spieler und vorne wie hinten lassen sie auch immer wieder ihr Potenzial aufblitzen. Unterm Strich hat man im Vergleich zur Vorsaison nach 16 Runden aber 3 Tore weniger erzielt, 14 Tore mehr kassiert und ist um 3 Positionen schlechter platziert. Auch der aktuelle 14. Platz könnte theoretisch für den Klassenerhalt reichen, wenn die Regionalliga West wie schon öfter keinen Aufstiegskandidaten produziert oder sich einer der 16 Zweitligisten während der Saison zurückziehen muss. Auf solche Spielchen sollte man sich aber nicht einlassen, planen kann man mit ihnen sowieso nicht. Deswegen heißt es in der 80-tägigen Winterpause: Man muss sich etwas einfallen lassen!
Zu „Was man schon jetzt sagen kann, ist, dass Sturm II mit diesem [Kampf um den Titel] nichts zu tun haben wird“. Haarscharf an einer Verarschung vorbei!
Es wird zwei Möglichkeiten geben – entweder man schreibt das Projekt Liga 2 ab, oder man verstärkt die Mannschaft extern um im Frühjahr vielleicht nochmal den Turnaround zu schaffen. Wer weiß wie viele Camaras Andi Schicker noch auf dem Zettel hat. Problem ist dass man fast auf jeder Position einen bräuchte. Die letzten beiden Spiele will ich gar nicht werten aufgrund der Ausfälle, da standen teilweise richtig junge Burschen am Platz die bisher nur Jugendliga gespielt haben. Dass die gegen bessere Zweitliga Teams nicht mithalten können ist völlig klar, dafür haben sie sich eh brav geschlagen. Nur hätte es glaube ich kaum einen Unterschied gemacht wenn die Mannschaft in Bestbesetzung gespielt hätte, denn auch einige der Stammspieler wie Stückler, Grube, Haider (die die 20 alle bereits hinter sich haben) sind mMn selbst für die zweite Liga nicht gut genug. Mit Schendl, Komposch und Fuseini sind die besseren Spieler der Vorsaison nicht mehr dabei, Camara war jetzt im Herbst mit meilenweitem Abstand der beste Spieler dieser Truppe, wird aber wohl auch in dieser eher nicht mehr dabei sein im Frühjahr.
Vereinzelt haben schon Spieler Potential: Grgić, Mustafić, Lieber, Ilić, Pirker, Brkić. Auch Scharmer und Karner haben Ansätze gezeigt und der junge Sorg auf der linken Seite hat es diese beiden Spiele jetzt auch nicht ganz schlecht gemacht. Denen fehlt halt noch die Konstanz, aber wenn der Kader so bleibt wie er ist sehe ich keine Chance auf den Klassenerhalt. Es wird sich die Frage stellen ob Sturm so wie es jetzt läuft überhaupt davon profitiert dass die zweier da oben spielt, der einzige Nutzen ist aktuell wohl dass man überschüssige KM Spieler dort abstellen kann für die Matchpraxis, die machen das unterschiedlich motiviert was ich aber auch irgendwo verstehen kann.