Neue Unbekannte im Tor des SK Sturm – Vitezslav Jaros im Portrait
Kjell Scherpen, der die Saison nach einem Eingriff am Knie bekanntermaßen vorzeitig beenden musste, war kein ganz unbeschriebenes Blatt mehr, als ihn sein Weg in die steirische Landeshauptstadt führte. Mit einer Menge Erfahrung in der niederländischen Heimat und immerhin zwischenzeitlich als Nummer zwei eines Klubs aus der Premier League konnte man sich bereits früh ein Bild über die Qualitäten des Holländers machen.
Völlig anders ist die Situation nur wenige Wochen nach Scherpens letzten Einsatz für den SK Sturm. Was viele damals nicht für möglich hielten, wurde wahr. Gerüchte über Scherpens Verletzung machten lange die Runde, ehe der SK Sturm offiziell verkündete, dass Scherpen wohl kein Spiel mehr für Sturm Graz in dieser Saison machen wird.
Der neue Mann im Tor der Grazer trägt also den Namen Vitezslav Jaros und ist selbst für Fachleute eine tabula rasa. Wir haben den jungen Torwart und seine Vita unter die Lupe genommen.
Moldau, Mersey, Mur…
Geboren am 23. Juli 2001 im mittelböhmischen Pribram begann er seine Karriere bereits im zarten Alter von sieben Jahren beim örtlichen FK Pribram, dessen Profis aktuell in der zweithöchsten tschechischen Spielklasse vertreten sind und dort um den Aufstieg mitspielen. Wie bei jungen Torhütern üblich, versuchte er sich zunächst als Feldspieler, sein Talent auf der Linie blieb aber nicht lange unbemerkt und „Vit“ fand seine Berufung zwischen den Pfosten.
Nach drei Jahren in den Jugendabteilungen des FK Pribram – Jaros war zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt – wurden Scouts des nationalen Riesen Slavia Prag auf den Jungspund aufmerksam. In den Folgejahren durchlief er sämtliche Jugendabteilungen des Hauptstadtklubs bis zur U17, bis 2017 der große FC Liverpool sein Interesse am Talent aus Pribram kundtat. Wenig später folgte der Wechsel von der Moldau an die Mersey.
Zunächst ging es in die U18 des Giganten von der Anfield Road, wo Jaros mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte. Nur drei Jahre nach seinem Wechsel zum FC Liverpool durfte er bereits ein erstes Mal zu „Gerry And The Pacemakers“ und deren historischen Titel „You’ll Never Walk Alone“ ins Stadion an der Anfield Road einlaufen, blieb beim 1:0-Heimsieg im FA Cup gegen Shrewsbury Town allerdings nur die Nummer zwei auf der Bank.
Kurz darauf unterzeichnete er einen langfristigen Vertrag in Liverpool und durfte seine Mannschaft auch in der Champions League zu Ajax Amsterdam und zum FC Midtjylland begleiten – allerdings blieb er in allen Spielen ohne Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt blieb ein Freundschaftsspiel gegen den kleinen Bruder, die Tranmere Rovers, Jaros‘ einziger Einsatz.
„That’s a real pro“ – Leihe und Lorbeeren
Im Februar 2021 folgte eine Leihe in die erste irische Liga zu St Patrick’s Athletic, wo ihm erstmals auf professioneller Ebene der Durchbruch gelang. Bereits nach seinem Debüt beim 1:1 gegen die Shamrock Rovers eroberte er die Herzen der Fans. Unter anderem aufgrund seiner hervorragenden Leistungen konnten die „Supersaints“ mit der Vizemeisterschaft ihr bestes Ergebnis seit dem Titelgewinn 2013 verbuchen. Außerdem gewann man vor einer Rekordkulisse von 37.000 Fans auch den irischen Pokal gegen den Stadtrivalen Bohemians. Das Spiel endete nach einem 1:1 nach 90 Minuten 4:3 im Elfmeterschießen – der gefeierte Held dieses Titels war Jaros.
Nach der Saison kehrte Vitezslav wieder zurück nach England – mit im Gepäck eine Auszeichnung als „Spieler des Jahres“ der Saints und einer Pokalmedaille. Auch sein Trainer Stephen O’Donnell war voll des Lobes für den talentierten Tschechen:
„He’s shown tonight what he’s shown all pre-season. For a player so young, 19 years of age, to have such a good mentality and be so composed – if you were coming in and didn’t know his age, you’re saying: ‘That’s a seasoned veteran, that’s a real pro’“
„Er hat heute gezeigt, was er über die ganze Vorbereitung gezeigt hat. Für einen so jungen, 19-Jährigen hat er so eine gute Mentalität und ist so gefasst – wenn du reinkommst und nicht weißt, wie alt er ist, glaubst du, dass er ein Routinier ist, ein richtiger Profi“
Nach der Saison – Jaros war inzwischen 20 geworden – wiederholte O’Donnell seine Lobeshymnen nochmal. Er sei der beste 20-jährige Torhüter, den er je gesehen hat. Große Worte, immerhin stand O’Donnell 2005-2007 beim FC Falkirk in Schottland unter Vertrag. Sein Kollege im Tor war ein gewisser – zu dem Zeitpunkt 20-jähriger – Kasper Schmeichel, der Jahre später mit Leicester City immerhin die Premier League gewann und demnächst sein 100. Länderspiel für die dänische Nationalmannschaft absolvieren dürfte.
Auch an Jürgen Klopp gingen die Leistungen des jungen Tschechen nicht vorbei, er kommentierte eine entsprechende Frage mit einem kühlen „Vit was brilliant in Ireland“.
Für einen Platz in der Kampfmannschaft reichte es aber noch nicht. Eine neue Leihe führte Jaros 2022 zu Notts County in die National League, die fünfthöchste englische Spielklasse, wo er das Frühjahr verbrachte und am Ende den Aufstieg in die viertklassige League Two knapp in den Playoffs verpasste.
Jaros stieg trotzdem in die League Two auf. Eine weitere Leihe verschlug ihn zu Stockport County, wo er zu Beginn als Nummer eins in die Saison ging. Nach einer Verletzung, die ihn monatelang außer Gefecht setzte, verlor er jedoch seinen Stammplatz. Die Heimfahrt nach Liverpool durfte er trotzdem mit einem Poster-Moment im Gepäck antreten – trotz Niederlage gegen Leicester City (1:3 n.E.) im FA Cup, hielt er stark einen Elfmeter gegen einen gewissen James Maddison.
Der SK Sturm darf sich sportlich über einen sehr kompletten Torwart freuen. Jaros kommt mit seinen 190cm Körpergröße zwar nicht im Ansatz an die Größe von Kjell Scherpen an, dürfte aber auf der Linie sicherer sein. Vor allem menschlich darf sich die Kabine aber auf einen sehr professionellen und ehrgeizigen Kollegen freuen.
Tolle Recherche!
Stammspieler in der starken irischen Liga und seit dem.? Ich bin gespannt.
Schwächen auf der Linie wären mir bei Scherpen noch nicht aufgefallen umso besser wenn Jaros noch stärker ist
Ich dachte, man holt einen erfahrenen Tormann. Einen jungen und talentierten Torwart haben wir bereits, Maric heißt er. Ich kann diesen transfer nicht nachvollziehen und Maric muss sich verarscht vorkommen.
Schade, dass Jörg nicht mehr bei uns ist. Hätte er eine Verlängerung unterschrieben, denn so wie man hört wollte man mit ihm verlängern aber als 2er, wäre er nach 6 Monaten wieder nummer 1 gewesen. Aber das kann man leider nicht wissen. Schade!
Jeder Ersatztorhüter unter 1,90 cm Körpergröße bei Sturm, Sturm Amateure darf sich berechtigt die Frage stellen, ob es überhaupt weiterhin förderlich ist beim Verein zu bleiben.
Selbst wenn diese Leihe einschlägt, was haben wir am Ende davon? Nichts, so sehr ich die Arbeit der Verantwortlichen bei Sturm die letzten Jahre schätze, so sehr stört mich auch die Situation mit diesen Leasing-Torhütern ohne Kaufoption.
Sie entwickeln sich bei uns, erhöhen Ihren Marktwert und am Ende bleibt uns Nichts, außer sich wieder auf die Suche nach dem nächsten ü 1,90 Hühnen auf Leihbasis zu machen?
Warum sollten unsere Ersatztorhüter sich das weiterhin antun, wenn sie selbst bei einem eventuellen Ersatz nicht als Ersatztorhüter zum Zug kommen?
Naja, insgeheim glaube ich dass wir diese Leasing-Geschäfte tätigen, da im Sommer ein absoluter Spitzen-Torhüter Ablösefrei verpflichtet wird…….
Trotzdem, Herzlich Willkommen bei den Schwoazen, Herr Vitezclav Jaros!
Wenn man einen erfahrenen geholt hätte der irgendwo eine Bank aufwärmt, dann hätte ich nichts dagegen gehabt. Aber ein Talent, ohne – oder mit wenig Erfahrung im Profi Bereich macht keinen sinn, denn wir haben ein Talent auf der Bank sitzen.
Ja, klingt eh alles ganz gut. War bei Scherpen und Okonkwo ebenso und die brachten die Leistung auch.
Aber dennoch sollte man sich schön langsam die Frage stellen, ob diese Leasing Goalies Sinn machen. Wie Ram6l schon richtig schrieb, wir haben schlussendlich nichts davon! Und ein Maric und Bignetti schmorren auf der Bank/Tribüne bzw. dürfen max. bei den Amas spielen. Die können doch im Vergleich nicht soo schlecht sein!
Finde ich sehr schade, dass man, was die Torhüter Position betrifft, so eigenwillig und nicht nachvollziehbar agiert. Anderswo ist vieles so professionell und bringt uns Fans einfach nur zum staunen.
Ab Sommer wird wieder Scherpen im tor stehen, denn der Vertrag wird wohl um ein jahr verlängert werden, also der Leihvertrag
auch ich finde den Transfer sehr riskant und nicht ganz nachvollziehbar, so sehr ich Schicker und seine Arbeit schätze… sehe jetzt nicht den großen Unterschied zwischen Bignetti (der mir eigentlich in seinen Einsätzen gut gefallen hat, hab aber nicht jedes Spiel der 2er gesehen…) und Jaros, dass so ein Leihgeschäft rechtfertigt, aber lasse mich gerne eines besseren belehren… ich hätte mir hier auch einen arrivierten Goalie als Leihe gewünscht, jemanden der irgendwo die No. 2 ist und zeigen will was er draufhat, wo man weiß was man hat… da hätte ich ein besseres Gefühl. Es wartet doch ein sehr heißes und spannendes Frühjahr auf uns mit großen Aufgaben und dann holt man einen – relativ – unerfahrenen Goalie aus der 4. englischen Liga, naja… und ja Bignetti und Maric müssen sich schon etwa verar… vorkommen, das trägt jetzt sicher auch nicht unbedingt zur Verbesserung des Klimas innerhalb des Teams bei, was anderes wäre es gewesen hätte man ein richtiges Kaliber geholt – soweit im Rahmen von Sturm eben möglich – aber so, hoffentlich geht das gut 🙂
Ich verstehe dass grundsätzlich Maric aufgrund seiner Vita ein gewisses Standing hat bei den Fans, wenn man das aber nüchtern betrachtet sehe ich hier keinen Bundesliga Torhüter heranwachsen. Auch wenn ich nicht der Meinung bin dass ein Torhüter zwangsläufig 2 Meter groß sein muss, sieht man auf den ersten Blick dass auch die 1,84 die Marić offiziell hat (und die schon relativ klein für einen Torhüter wären) sehr stark aufgerundet sind, ich hab ihn neben Siebenhandl stehen sehen der etwa 1,83 ist, und neben Hierländer der 1,80 ist und die sind schon beide etwas größer als Marić. Dazu war er auch in der zweiten Liga letzte Saison alles andere als souverän. Vielmehr glaube ich dass seine Lebensgeschichte vermutlich der einzige Grund dafür ist dass er überhaupt noch da ist, aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.
Was die Leihen betrifft, stimme ich jedoch zu das sehe ich schon etwas kritisch, jetzt leihen wir das dritte Transferfenster in Folge einen Tormann für ein halbes Jahr aus um dann im Sommer vielleicht Scherpen für noch ein Jahr auszuleihen (sicher ist das aber nicht, den Plan hatte man bei Okonkwo nämlich auch), ich hoffe dass man zumindest nebenbei in Betracht zieht was anderes zu machen und den Markt im Auge behält, eine langfristige Nummer 1 wäre mir lieber, ein verlässlicher Rückhalt der mehrere Jahre bleibt und sich dann auch als Teil des Mannschaftsgerüstes etabliert. Nicht zu vergessen, wir hatten jahrelang diese zentrale Achse mit Jörgi, Wüthrich, JGS, Hierländer, Otar und Jantscher, um die rundherum waren und sind Spieler die einerseits Kandidaten für lukrative Transfers sind, andererseits diese Konstanz der genannten Herrschaften nicht mitbringen. Jetzt ist es so dass Jörgi und JJ weg sind, im kommenden Sommer denke ich wird es bei Hierli auch vorbei sein, was eine Verlängerung mit Otar betrifft bin ich nicht unbedingt zuversichtlich und bei Wüthrich muss man auch befürchten dass da irgendwann was kommt. Im Worst Case bleibt von diesem Gerüst dann nur noch JGS übrig, wenngleich Spieler wie Affengruber, Lavalée oder Horvat vielleicht in so eine Rolle hineinwachsen können.
Es wäre aber doch besser wenn wir so einen Spieler suchen, gerade auf dieser Schlüsselposition die bei uns leider jedes Transferfenster vakant ist, quasi eine Dauerbaustelle, dort einen sicheren Rückhalt einsetzen der nicht unbedingt einen Wiederverkaufswert haben muss aber im Optimalfall eben eine langjährige Nummer 1 darstellt. Aber Andreas Schicker weiß sicher besser als wir was er tut.