Mut zur Wahrheit
Sturm sei „in der Lage, in zwei Spielen jede Mannschaft der Welt zu schlagen; außer Barcelona, Real, Bayern, Chelsea oder Manchester City“; „wir wurden vor der Saison überbewertet.“ Diese völlig konträren Aussagen des Cheftrainers liegen nur wenige Monate auseinander. Da es Franco Foda gelingt derart zurückzurudern, sei dies in weitaus geringerem Maße ausnahmsweise auch dem Autor dieser Zeilen erlaubt. Zu Beginn der Saison sprach dieser nämlich noch vom Ende des Anfangs hinsichtlich einer womöglich endlich stattfindenden längerfristig positiven Entwicklung. Dass dem, wenn überhaupt, nur sehr bedingt so ist, sollte in Anbetracht der aktuellen Lage jedoch klar sein.
Eine kollektive Reaktion der führenden und geduldigen Fanclubs auf Fehlentwicklungen im Verein ließ für viele überraschend lange auf sich warten. Die Kurve kam ihrer Aufgabe als Wachorgan des Vereins mit der gestrigen Aussendung jedoch nach – und wie. Mit einem Paukenschlag werden die Beweggründe des temporären Stimmungsboykotts gegen die Austria sowie etwaige weitere Maßnahmen detailliert erläutert. Die Fangruppen beweisen mit ihrer zu Recht umfangreich geäußerten Kritik Mut zur Wahrheit. Obwohl viele der Kernpunkte jüngst an dieser Stelle thematisiert wurden, sei jedem ein genauer Blick auf die Stellungnahme der Faninitiative nahegelegt.
Der leidgeprüfte Sturmfan ist wahrlich kein ungeduldiger und, im Vergleich zu anderen, auch kein allzu kritischer. Zumindest für einen Großteil der Dauerbesucher in der von den Fanklubs geformten Kurve hat diese Behauptung eine absolute Daseinsberechtigung. Unmutsäußerungen im großen Stil sind eine Seltenheit und hierfür bedarf es in der Regel schon überaus widrige Umstände. So hat man die letzten Jahre etwas fatalistisch und auf bessere Zeiten hoffend über sich ergehen lassen, obwohl man häufig alles, was man von den Herren im schwarz-weißen Dress zu Recht verlangt, vergeblich gesucht hat: Kampfgeist, Leidenschaft und Siegeswille.
Stets wurde der Mannschaft vieles verziehen, solange letztgenannte Attribute zumindest ansatzweise sichtbar waren. Dass die Fanklubs, die unermüdlich wichtige Arbeit leisten, dies auch einmal mit Vehemenz einfordern, ist absolut legitim und nachvollziehbar. Zu häufig ließ sich der gemeine Fan von kurzfristigen Erfolgen und einem von den Medien forcierten, fragwürdigen Personenkult blenden, während der Verein einen Schritt nach vorne, gleichzeitig allerdings deren zwei zurück setzte und man sich vielmehr in Déjà-vus wiederfand, als dass die Nordkurve nun untätig bleibt.
Mit „Wir wollen Sturm sehen“ treffen die Fanklubs den Zeitgeist. Viele desillusionierte Anhänger suchen die Werte und Philosophie dieses Vereins seit Jahren vergeblich. Insbesondere die hartnäckige Ignoranz gegenüber dem eigenen Nachwuchs, stößt vielen sauer auf. Es gilt zu bedenken, dass es sich seitens des Fankollektivs nicht lediglich um eine Unmutsäußerung auf Grund schwacher Leistungen handelt, sondern um Intoleranz gegenüber der Abwesenheit des viel zitierten „Sturmgeists“, sämtlicher Attribute, die ebenjener impliziert sowie der Vereinsphilosophie am und abseits des Feldes. Und da der Verein es nicht vermag glaubwürdig Zeichen zu setzen, welche auf ein baldiges Ende lustloser und resignierender Auftritte eines zum Teil aufgeblähten Kaders ohne Berücksichtigung des Eigenbaus schließen lassen, tut dies stellvertretend die Kurve.
Viele werden den zeitweisen Stimmungsboykott am Samstag nicht verstehen und gerade in einer schwierigen Zeit auf Zusammenhalt appellieren. Das Fankollektiv und ihre Initiativen lösten in der Vergangenheit bereits so manch Kontroverse aus. Hier möge „Freiheit für Sturm“ als Beispiel fungieren, als man sich mit einer scheinbaren Übermacht konfrontiert sah und mitunter gar belächelt wurde. Dennoch sollten die Fangruppen letztlich Recht behalten… Es wäre in jedem Fall auch in dieser Causa allerseits angebracht, ihren Worten Bedeutung beizumessen.
Sehr gut geschrieben! Euer bericht wie auch der, der fanklubs!!
Auch ich bin einer derjenigen die eher nicht sehr kritisch is „wird schu wieder werdn“ doch vorallem was den sportdirektor und die jugend betrifft, waren die letzten jahre eher mehrere Schritte zurück als nach vorne!!!
Aber eines darf man auch nicht vergessen, wie ich schön öfters erwähnt habe, in dieser liga (ohne mit dem Blick nach vorne gerichtet, mehr ausruhen auf den allerwertesten und warten was so passiert, statt veränderungen zb.: aufstockung, liga zusammen legungen, beispielweise mit der schweiz) dann noch mit dieser (steirischen) politik im hintergrund (da ein bisschen geld für die rotn, da ein bisschen geld für die roten, verlogenen „tor-zur-stadt-luftschlösser (manchmal wäre mir der name „nur“: Sportklub Sturm lieber als das „billige“ graz im hintergrund) und das ewig anhaltende stadionproblem (kuhwiesen-spielfeld, gegenseitige schuld zuweißungen ohne das jemand die ärmel aufkrempelt, eigentümer sk sturm graz) hat man es schwer!!! Dann versteht man auch warum aufsteiger leichtes spiel haben, weil (meiner meinung nach) die 2. Liga fast! schon gleiches niveau hat wie die 1. Liga..
Schade das man es versäumt hat vor der euro08 ein stadion in schachenwald hinzustellen..
Mit dem umbau des horr stadions und dem neubau des allianz stadions, werden wir finanziell und sportlich leider noch weiter zurück fallen..
Bleibt nur mehr unsere starke jugend auf die wir bauen können.. Naja..
Guter Kommentar!
Ich habe mich ja nach dem grossartigen Statement gleich gefragt, wie sich denn der Verein dazu äussern wird. Für mich gäbe es dafür 3 Möglichkeiten:
1. Man tut so als wäre alles halb so schlimm, das meiste wird überbewertet, sagt die Fans sind ja eh grossartig und man sowieso auf einem guten Weg ist.
2. Man geht hin und ist so „eingeschüchtert“, dass plötzlich ein Lovric wieder seine Einsatzzeiten bekommt, mancher Spieler aussortiert wird und sich irgendwas innerhalb des Vereins tut – zum Schein. Quasi einen auf „wir sind ja eh schon dabei was zu ändern“…
3. Oder man nimmt es ganz einfach zur Kenntnis, macht einen auf beleidigte Leberwurst und schaut mal wie es weitergeht.
Na gut. Lange hatte es ja nicht gedauert, wenn ich das Interview auf laola1 lese! Das klassische: „Es wird alles schlechter gemacht als es ist, Schuld sind sowieso immer nur alle anderen und Franco Foda ist der Star-Trainer schlechthin (zumindest gibt es für den Goldi im deutschsprachigen Raum sicherlich keinen besseren!).
Es fehlt wieder eindeutig die Selbstreflexion! Man will gar nicht wahrhaben, dass es hier um mehr geht, als nur um die letzten 3-4 Spiele! Dass es hier um Monate wenn nicht Jahre geht! Man will nicht wahrhaben, dass es die Fans ernst meinen! Ein Foda und Goldbrich würden auch NIE hingehen und sagen: „OK, es mag sein, dass wir uns zu weit aus dem Fenster gelehnt haben und nun den geschürten Erwartungen nicht gerecht werden!“
Kein Wort dazu, dass man weiss wie abhängig man von den eigenen Fans ist und dass man jede einzelne Kritik der Fans ernst nehmen wird. Nein, lieber ein bisschen Honig um den Mund schmieren und hoffen, dass alle wieder glücklich sind. Und Herr Foda, der es ausser bei Sturm noch zu gar nix gebracht hat, wird auch brav in den Hintern gekrochen und vor dem Trainergott der Kniefall gemacht.
Schön lieber SK Sturm Graz. Schade, dass ich nicht in der Steiermark wohne. Ich wäre seit Jahren Inhaber einer Saisonkarte, doch zum jetztigen Zeitpunkt würde ich dem Stadion fern bleiben.
Ich habe mich übrigens auch gewundert, warum es so lange dauert, bis wieder etwas von den Fangruppen kommt. Ich habe gestaunt, dass seit Monaten anscheinend eine äusserst zufriedene Stimmung vorherrschen muss.
Ich HOFFE nun… nein ich WÜNSCHE MIR aber, dass auch diese „Versprechen“ bzw. Ankündigungen von Seiten „Kollektiv 1909“ beinhart durchgezogen werden. Dass auch hier mit absoluter Überzeugung dahinter gestanden wird, wie beim wöchentlichen Support der Mannschaft! Ich wünsche mir, dass nicht gleich bei der ersten Siegesserie gleich wieder „Ruhe“ einkehrt und unsere Superstars, unser Trainergott und unser Super-General gleich wieder in den Himmel gelobt und gesungen werden. Bitte bitte zieht es knallhart (und friedlich!) durch, zeigt den Herren dass es so nicht mehr weitergeht! Danke.