Monschein: „Ich musste alles für den Fußball aufgeben!“
Christoph Monschein hat bereits mehrmals von sich reden lassen. Mit guten Leistungen und vielen Toren schaffte er 2016 den Sprung von Ebreichsdorf in den Profifußball, um bereits ein Jahr später international zu spielen. Auch Günter Kreissl wollte ihn haben, doch Monschein entschied sich für die Austria. Außerdem gab es bekanntlich den medial breitgetretenen Vertrags-Wirrwarr im Zuge seines Wechsels an den Verteilerkreis. Grund genug, um uns im Vorfeld des kommenden Spitzenspiels gegen die Wiener Austria mit dem quirligen Stürmer zu unterhalten.

CC BY-SA Wikimedia Commons/Steindy
Hallo Christoph, zu allererst einmal: Wie geht es dir? Wie hast du dich bei der Austria eingelebt?
Sehr gut. Ich bin von der Mannschaft super aufgenommen worden. Vom ersten Tag an waren alle in der Mannschaft sehr offen und freundlich. Die Mitspieler haben es mir sehr leicht gemacht, mich schnell wohl zu fühlen. Auch die Betreuer und Mitarbeiter sind alle top.
Was ist deiner Meinung nach der größte Unterschied zur Admira?
Es kommt immer sehr auf das Trainerteam an. Jeder legt auf etwas anderes Wert. Da gibt es meiner Meinung nach immer große Unterschiede, weil jeder Trainer seine eigene Philosophie verfolgt. Zudem ist bei der Austria natürlich alles noch größer und das ganze Umfeld hat einfach eine andere Dimension. Man kümmert sich noch mehr um die Spieler, um diese wirklich unter Topbedingungen zur Höchstleistung zu führen. Da sehe ich die größten Unterschiede.
Im Cup sieht man Jahr für Jahr, wie sich die Bundesliga-Profis gegen Teams aus der Regionalliga abmühen. Du hast vor zwei Jahren noch bei Ebreichsdorf gespielt. Wieso ist es deiner Ansicht nach im Cup so schwer gegen vermeintliche Underdogs?
Im Cup ist das für Vereine aus der Regionalliga halt immer das Spiel des Jahres, wenn nicht sogar der Vereinsgeschichte. Dann kommen immer extrem viele Fans, was nicht normal ist in diesen Ligen. Meistens haben diese Vereine dann auch Heimrecht und auf diesen Sportplätzen ist es dann extrem eng und hitzig. Zudem gibt halt echt jeder Spieler 110 %. Die Räume sind dann immer sehr eng. Es ist klar, dass es unter diesen Voraussetzungen nicht immer leicht für die Profi-Teams ist.
Apropos Ebreichsdorf: Es gab schon damals, als du mit Ebreichsdorf gegen Sturm im Cup gespielt hast, Kontakt zu Sturm Graz. Dein damaliger Trainer Goran Djuricin meinte damals gegenüber SturmNetz, dass er dir eher die Admira raten würde, weil er da mehr Einsatzminuten für dich sehe als bei Sturm Graz. Wie war das damals genau?
Ich habe das damals nur über Dritte mitbekommen. An mich persönlich ist aber keiner herangetreten. Vom Interesse wusste ich aber, ja.
Es gab ja Ende letzter Saison auch Kontakt mit Sturm Graz. Wieso hast du dich für die Austria entschieden?
Einerseits war es einfach das Gesamtpaket und andererseits das Bauchgefühl. Das Interesse von Sturm war eher kurzfristig. Die Austria hingegen hat sich schon länger um mich bemüht und daher hat mir mein Bauchgefühl gesagt, dass die Austria die beste Entscheidung ist. Bisher glaube ich auch, dass es die richtige war.
Bevor es zum Wechsel zur Austria gekommen ist, gab es damals ja Vertragsstreitigkeiten zwischen dem Verein und deinem Berater. Wie beurteilst du im Nachhinein die Causa und würdest du nach einiger verstrichenen Zeit sagen, lieber etwas anders gemacht zu haben?
Im Endeffekt ist es so, dass ich jetzt bei der Austria spiele und ich bin sehr glücklich und zufrieden, dass ich jetzt da bin, wo ich bin. Mit der Admira hätte ich nicht international spielen können. Die Austria ist einfach ein super Verein. Ich habe mir damit einen Traum erfüllt.
Sind Vereine gegenüber Spielern bei Vertragsstreitigkeiten oftmals machtlos? Man sieht in letzter Zeit immer wieder, dass im Endeffekt den Spielern und deren Beratern Recht gegeben wird.
Das möchte ich nicht beurteilen, denn jeder Vertrag ist anders gelagert. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen, letztendlich dürften in meinem Fall aber alle Voraussetzungen für einen Transfer gegeben gewesen sein.
Du hast unter Damir Buric und Oliver Lederer gespielt. Wie würdest du beide Trainer charakterisieren?
Oliver Lederer wollte immer offensiven Fußball spielen, mit vielen Kombinationen. Da stand das Angreifen klar im Vordergrund. Unter Buric war das dann quasi das komplette Gegenteil. Er wollte in erster Linie kompakt stehen und über Konter und schnelles Umschalten zum Torerfolg kommen.
Welches System hat dir mehr zugesagt?
Bei Lederer habe ich zwar mehr Tore geschossen, aber irgendwie fand ich das Buric-System fast leiwander. Mir hat das System extrem getaugt und wir waren letzten Endes sportlich auch erfolgreicher. Es hat auch einfach das Spielermaterial perfekt zu seiner Spielidee gepasst. Wir hatten schnelle Spieler für die Spitze und hinten haben wir Verteidiger gehabt, die richtig gut gestanden sind und für die Mannschaft um jeden Millimeter gekämpft haben. Aber auch mit Lederer war es echt super, weil wir einfach zu sehr vielen Chancen gekommen sind. Das ist als Stürmer natürlich immer lässig. Aber hinten waren wir dann logischerweise etwas anfälliger für Konter.
Zurück zu dir selbst: Stand der Profifußball immer schon als oberstes Ziel fest oder nicht? Wenn nein: Was wäre dein Plan B gewesen? Ich habe gesehen, dass du auch einmal auf der WU Wien studiert hast.
Bei mir war es so, dass ich nie als primäres Ziel ausgegeben hatte, Fußballprofi zu werden. Es war eher mein Traum. Ich habe 16 Jahre lang bei Brunn am Gebirge gespielt und wollte eigentlich auch immer bei meinen Freunden bleiben und einfach Spaß am Fußball haben. Nach guten Leistungen war es dann aber eines Tages soweit, dass ich eben die Chance hatte, in die Regionalliga zu wechseln. Diese Chance wollte ich nutzen und mir das alles einmal anschauen. Letztlich ging alles sehr schnell und jetzt spiele ich bei der Austria. Aber ja, ich musste eigentlich alles für den Fußball aufgeben. Ich habe an der WU studiert und hatte auch schon echt einen tollen Job mit guten Perspektiven. Heute bereue ich natürlich nichts und bin einfach nur glücklich, dass ich jetzt meinen Traum leben darf.
Zurzeit läuft es ja bei der Austria in der Liga – fünf Siege und drei Unentschieden aus den letzten acht Bundesliga-Runden habt ihr zu Buche stehen. Eure Fans sind allerdings, trotz der guten Ergebnisse, nicht immer ganz zufrieden mit euren Leistungen. Das ist in Graz sehr ähnlich. Erfolg alleine reicht den Zuschauern nicht, man möchte einen attraktiven Offensivfußball sehen. Kann man das als Spieler verstehen, wenn man dann 5:1 gewinnt und es trotzdem Pfiffe gibt, wie das bei euch gegen St. Pölten der Fall war?
Ich kann die Fans bis zu einem gewissen Teil schon verstehen. Die wollen halt gerne einen offensiven Fußball sehen, ein attraktives Spiel. Aber man muss dazu sagen, dass die Gegner halt gegen uns sehr oft tief stehen. Da muss man dann halt auch erst einmal die Lücken finden. Da braucht es ab und an etwas Zeit. Da kann man nicht hergehen und auf „Horuck“ nach vorne spielen, sonst läuft man schneller in einen Konter, als einem lieb ist. Wir versuchen das Spiel mit Ruhe aufzubauen. Das ist auch definitiv die Handschrift des Trainers. Man kann leider eh nie jeden zufrieden stellen. Es wird immer Kritiker geben, aber letzten Endes gibt einem dann doch immer der Erfolg recht. Ich hoffe, am Ende der Saison werden alle Fans glücklich mit dem Erreichten sein.
Was erwartest du für ein Spiel am Sonntag gegen Sturm? Wenn ihr verliert, dann seid ihr schon sieben Punkte hinter Sturm, bei einem Sieg allerdings wieder auf einen Punkt dran.
Das wird ein extrem wichtiges Spiel gegen euch. Es ist natürlich unser Ziel, an der Spitze dran zu bleiben und deshalb müssen wir am Sonntag gewinnen. Wir haben in dieser Saison vier Spiele gegen Sturm. Das erste haben wir schon verloren und wollen das sofort wiedergutmachen. Die direkten Spiele gegen die unmittelbaren Konkurrenten sollte man halt auch gewinnen, wenn man ganz vorne mitspielen möchte.
Gegen keinen Bundesligisten hast du öfters getroffen (3 Mal) als gegen Sturm. In sechs Spielen konnte dein Team allerdings nur zwei Mal gegen die Steirer gewinnen, warum?
Ich glaube einfach, dass Sturm eine sehr, sehr gute Mannschaft ist. Speziell ihre Variabilität zeichnet sie meines Erachtens aus. Zudem haben sie einen guten Trainer, der sie immer perfekt auf den Gegner einstellt. Es ist daher egal, mit welcher Mannschaft ich gegen Sturm spiele, schwer ist es gegen sie immer. Die können alles spielen. Sie können auf Ballbesitz spielen, aber sind auch sehr stark im Konterspiel.
Hast du zur Zeit Freunde bei Sturm Graz oder Kontakt zu Spielern?
Mit Jörg Siebenhandl und Peter Zulj habe ich zusammen gespielt und mich immer gut mit ihnen verstanden. Man hört sich dann immer wieder einmal, aber so ganz ein enger Freund ist bei Sturm zur Zeit nicht im Kader.
Wer wird den Titel holen?
Wir! *lacht*
Die Austria wird also am Ende auf Platz eins stehen?
Auf Platz eins oder zwei, würde ich jetzt einmal so sagen.
Was ist dein Ergebnis-Tipp für Sonntag?
*überlegt* Das wird definitiv kein leichtes Spiel, aber ich sage einmal 1:2.
Dann wünsche ich dir viel Erfolg für deine Zukunft, aber gegen uns sparst du dir deine Treffer bitte.
*lacht* Danke. Wir werden sehen.
Das Interview führte Stefan Krainz.
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