Möglicher Gegner in CL-Quali: PSV Eindhoven
Nach dem Einblick in den portugiesischen Klub SC Braga, werden wir uns in dieser Ausgabe – der Serie der möglichen Sturm-Gegner in der kommenden CL-Quali – mit der PSV Eindhoven beschäftigen.
Wie in der Saison davor, damals noch unter Ex-Red-Bull Trainer Roger Schmidt, erreichte PSV auch heuer unter der Leitung vom früheren Weltklassestürmer Ruud van Nistelroy den zweiten Platz in der holländischen Eredivisie. 7 Punkte fehlten am Ende auf Sturms Europa-League-Gruppengegner Feyenoord. Der Cuptitel konnte durch einen Sieg im Elfmeterschießen gegen Ajax verteidigt werden, gegen die man mit einem spektakulären 5:3 zu Saisonbeginn auch die Johan Cruijff Schaal (den niederländischen Supercup) gewinnen konnte.
Die Eindhovense Voetbalvereniging Philips‘ Sport Vereniging, so der offizielle Name (ich werde in weiterer Folge aber bei PSV bleiben), wurde am 31. August 1913 als Werksverein des Philips-Konzerns gegründet. Der erste Meistertitel folgte 1929, 23 weitere sollten folgen, der letzte 2018 unter Exspieler Philip Cocu. Dazu kommen 11 Pokalsiege, 13 Supercupsiege, 1 UEFA Cup und 1 Sieg im Pokal der Landesmeister. Sollte das noch nicht beeindruckend genug sein, liest sich die Liste der Exspieler mit Koeman, Stam, Gullit, Robben etc. nicht nur wie das who is who des niederländischen Fußballs, nein PSV war unter anderem auch die erste Station in Europa von Romario und Ronaldo.
Wenn man vor dem Philips Stadion steht, oder sich dann drinnen bewegt, würde man wohl niemals auf die Idee kommen, dass dieses 35.119 Zuschauer fassende Stadion gleich alt ist wie der Verein selbst. Vielleicht mag Sturm, sollte Eindhoven unser Gegner werden, heuer ja Verantwortliche von der Grazer Stadtregierung zum Auswärtsspiel mitnehmen, um zu zeigen, dass man notfalls auch ohne Neubau durch laufenden Umbau, Erweiterung und Modernisierung ein zeitgerechtes Stadion haben kann. Im Stadion kann es richtig laut werden, muss es meiner Erfahrung nach aber nicht, da die Fans auch guten Sachverstand haben und durchaus kritisch sein können. Wie auch bei anderen niederländischen Vereinen sollte man aber nie vergessen, dass es aber natürlich eine Ultras Szene gibt bei/mit denen es schon ordentlich zur Sache gehen kann. Im Gegensatz zum letzten Auswärtsspiel, wo aufgrund von Covid19 im letzten Moment doch keine Fans zugelassen wurden, werden sich bei einem möglichen Duell hoffentlich bald zahlreiche Fans der Schwoazen selber ein Bild von der Atmosphäre im Philips Stadion machen können.
Wenn man sich anschaut was seit diesen letzten beiden Duellen mit PSV (1:4 in Graz, 0:2 in Eindhoven) im Jahr 2021 passiert ist, wird einem klar, dass eine Analyse des Gegners gar nicht so einfach ist. Mit Peter Bosz gibt es ab der nächsten Saison nicht nur den zweiten Nachfolger von Schmidt, auch wenn man die Startaufstellung PSVs von unserer Partie in Eindhoven am 25.11.2021 mit jener des letzten Meisterschaftsspiel der abgelaufenen Saison gegen AZ Alkmaar am 28.05.2023 vergleicht, findet man nur zwei Namen, die in beiden Spielen dabei waren. Ex-Red-Bull-Brasilianer Ramalho und den Ivorer Ibrahim Sangare. Beide Spieler haben zwar noch Vertrag, aber zumindest bei Sangare bleibt abzuwarten, ob der bei einem Duell gegen Sturm noch dabei wäre, da es beim defensiven Mittelfeldspieler immer wieder Gerüchte um einen Abgang in eine „größere“ Liga gibt.
Bosz war der Wunschtrainer von PSV für die Nachfolge von van Nistelrooy also kann man davon ausgehen, dass dieser sich auch „seine Mannschaft“ zusammenstellen darf. Aber jährliche Umbrüche sind ja für holländische Vereine sowieso normal, denn obwohl oder vielleicht gerade weil, sich dort eine der technisch versiertesten Ligen der Welt befindet und die Vereine auch in Europa erfolgreich agieren, kann man trotzdem im weiteren Sinne von einer „Ausbildungsliga“ sprechen. Ein Weg den ja jetzt auch die Blackys unter Schicker & Ilzer so erfolgreich bestreiten. In der abgelaufenen Saison gab es neben Premier League Urgestein Patrick van Anholt, Luuk de Jong, Dortmund Leihgabe Thorgan Hazard und anderen arrivierten Spielern mit Veerman, Silva und (ganz sicher) Simmons junge Spieler, die man wahrscheinlich auch noch in anderen Ligen sehen wird. Letztes Beispiel Flügel Cody Gakpo, der im Winter für 42 Millionen zum FC Liverpool gewechselt hat.
Es ist bekannt, dass alle Spieler, die aus Holland kommen oder dort ausgebildet wurden, technisch stark sind. Dementsprechend wird wie bereits geschrieben der Fußball dort von den meisten Mannschaften auch angelegt.
Der Trainer
Da man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht weiß, welche Spieler in der nächsten Saison für PSV auflaufen, werden wir uns in dieser Vorschau Trainer Peter Bosz genauer ansehen.
Der im Jahr 1963 geborene Niederländer war als defensiver Mittelfeldspieler für Vereine in Holland, Frankreich, Japan und Deutschland tätig. Er wusste schon zu Beginn seiner Spielerkarriere, dass er später Trainer werden will. Deswegen hat er heute noch Aufzeichnungen von verschiedenen Trainern, die ihn geprägt haben. Zum Beispiel über alle taktischen Analysen und Ansprachen, die der legendäre Rinus Michels bei der EM 1992 hielt, bei der auch Bosz als Spieler im Kader stand.
Die Personen von denen Bosz gelernt und Dinge übernommen hat alle aufzuführen, würde zu lange dauern. Daher seien an dieser Stelle nur seine beiden größten Vorbilder erwähnt. Das erste ist Pep Guardiola. Bosz arbeitete mit Albert Capellas, der mit Pep bei Barca war, bei Vitesse Arnheim zusammen, der ihm einige Techniken des Star-Coaches vermittelte. Und das zweite Vorbild ist Johan Cruyff, dessen Sohn Jordi ihn als Sportdirektor 2016 zu Maccabi Tel Aviv holte. Dieser (so wird gemutmaßt) brachte ihm nicht nur einen schnellen Wechsel zu Ajax ein, sondern auch die Chance Johan Cruyff näher kennenzulernen. Kurz vor dessen Tod durfte er eine Woche mit ihm verbringen, um über Fußball zu sprechen. Heute sagt er darüber, dass er in dieser Woche genug für zehn Jahre gelernt hat.
Wenig überraschend praktizierte Bosz zu Beginn seiner Trainerkarriere ein 4-3-3, das er inzwischen aber (zumeist) gegen ein 4-2-3-1 getauscht hat. Die Spielanlage hat sich hingegen nicht geändert, hohes Pressing, kompakte Verteidigung und die „5-Sekunden-Regel“ von Pep (der Ball soll 5 Sekunden nach Ballverlust wieder zurückerobert sein). Alles unter dem Motto „Fußball soll die Fans unterhalten“. Dementsprechend stehen seine Teams im Normalfall für Tore (auf beiden Seiten). Einige aktuelle Spieler bei PSV sollten auf jeden Fall zum bevorzugten System von Bosz passen, wie z.B. de Jong als Solospitze, Simons dahinter, van Aanholt als weit aufrückender Außenverteidiger, der auch mit bald 33 noch das Tempo dafür haben sollte.
Sollte Sturm wirklich auf PSV treffen, wird man aber schon klarer erkennen können, mit welchen Spielern er plant/planen kann und dann werden wir gegebenenfalls nochmal genauer auf den Gegner eingehen können.
Persönlich würde ich mir für die gewachsene, starke Sturmmannschaft nach jetzigem Stand der Dinge PSV vor dem zuletzt vorgestellten SC Braga wünschen. Die PSV als Los für das Play-off der Champions-League-Quali könnte für Sturm nicht das schlechteste sein. Nicht nur weil Sturm das bisher bekannte (denn taktische Flexibilität hat er inzwischen auch gelernt) „Spielsystem-Bosz“ besser liegt, sondern auch, weil die neu formierten Holländer eventuell noch ein wenig Zeit brauchen würden, wenn sie auf uns treffen. Eine etwaige Fahrt mit dem Sonderzug nach Eindhoven, sollte dann dieses Mal hoffentlich auch zustande kommen.
Als nächsten Gegner werden wir euch einen weiteren alten Bekannten vorstellen: Olympique Marseille.
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