Missglückte Premiere im neuen Zuhause
Am Sonntag, den 26.11., feierte der SK Sturm Graz II seine Heimpremiere im Ausweichstadion in Wiener Neustadt. Rund 128 Zuseher:innen wollten sich das nicht entgehen lassen, darunter eine nennenswerte Zahl an Auswärtsfans, die bei diesem Spiel absurderweise eine kürzere Anreise hatten als die Heimmannschaft. Der Stadionwechsel war notwendig geworden, weil die Bundesliga das bisherige „Heimstadion“ in Gleisdorf wegen der schlechten Platzverhältnisse mit einer Platzsperre belegt hat. Die zwei verbleibenden Heimspiele 2023 wird man nun in Wiener Neustadt austragen, danach hofft der Verein, dass man diese wieder in der Steiermark bestreiten kann.
Sturm II startete mit seiner nominell wohl stärksten Mannschaft der bisherigen Saison, die Hoffnung auf den ersten Punktgewinn seit dem 21. Oktober machte. Mit Max Johnston, Niklas Geyrhofer, Alexandar Borkovic, Vesel Demaku und Mohammed Fuseini standen gleich fünf bundesligaerprobte Spieler in der Startelf, dazu Talente wie Amady Camara, Leon Grgic oder Elias Lorenz. Aufseiten der Leobener Gäste kam es zu einem Wiedersehen mit den Ex-Sturm-Kickern Winfred Amoah, Drini Halili, Florian Wiegele und Deni Alar. Bei gefühlten minus drei Grad pfiff Schiedsrichter Oliver Fluch die Partie pünktlich an.
Kalte Dusche
Die Grazer Mannschaft mit viel Erfahrung und voller Offensivpower startete im 4-2-2-2 ambitioniert ins Spiel. Doch schon nach vier Minuten nahm das Unheil seinen Lauf. Max Johnston spielte von der rechten Außenbahn aus, relativ unbedrängt, einen katastrophalen Pass beziehungsweise eine perfekte Vorlage mittig vors Tor, direkt auf den einlaufenden Amoah. Der steckte auf Goalgetter Deni Alar durch, für den es dann ein Leichtes war, Torhüter Elias Lorenz zum 1:0 zu überheben. Die jungen Blackys spielten danach mutig weiter, wurden aber zu selten konkret vorm Tor. In der 11. Minute hätte ein Schnittstellenpass von Karner fast den in den Strafraum laufenden Fuseini erreicht, er wurde aber noch in letzter Sekunde abgefangen.
Auf der anderen Seite war man kurz darauf wieder erfolgreicher. Nach einem Einwurf in der gegnerischen Hälfte kam ein Leobener an den Ball und klärte den Ball weit und hoch Richtung Sturm-Tor. Die minimale Restverteidigung bestehend aus Johnston und Geyrhofer reagierte hier zu langsam, sodass Moritz Heinrich aus der eigenen Hälfte heransprintente und den Ball gewann. Er wartete kurz auf seine Mitspieler, steckte den Ball auf Deni Alar durch und der bestätigte seine gute Form und schob den Ball links am Sturm-Keeper vorbei – 2:0 für den DSV Leoben nach 12 Minuten. Schon wenige Minuten später wäre es nach einem Kopfball von Winnie Amoah 3:0 gestanden, doch der Ball war zum Glück vor der Flanke schon knapp im Toraus gewesen.
Sturm II machte weiter ordentlich Betrieb vorm gegnerischen Tor, war im Abschluss aber nie zwingend. In der 18. Minute schoss Camara zentral vor dem Tor den Ball in den Himmel, in der 21. scheiterte Fuseini an Florian Wiegele, nachdem Grgic zuvor einen hohen Ball mit dem Rücken zum Tor traumhaft weitergeleitet hatte, in der 22. sprang ein platzierter Schuss von Camara von der Innenstange wieder aus dem Tor und in der 24. traf ein Freistoß von Kapitän Vesel Demaku das Lattenkreuz – der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Stattdessen konnte man sich durchaus glücklich schätzen, dass man die erste Halbzeit nach einem harten Einsteigen von Gabriel Haider gegen Winfred Amoah in der 41. Minute zu elft beenden durfte. Statistisch betrachtet lag man zur Pause in fast allen Belangen vor den Gästen aus der Obersteiermark, viel mehr Ballbesitz, mehr Schüsse und Schüsse aufs Tor, doch in der wichtigsten Statistik – den Toren – lag man eben 0:2 zurück.
Verwaltung
In der zweiten Halbzeit ging es ähnlich weiter, Sturm II musste Tore schießen, konnte aber nicht, während Leoben die komfortable Führung verwaltete und gefährliche Nadelstiche setzte. So auch gleich nach Wiederanpfiff, als eine abgerissene Hereingabe von Drini Halili knapp am Kreuzeck vorbeisegelte. Die erste gefährlich Aktion der Jungblackys folgte wenige Minuten später, als Fuseini nach einer Halbfeldflanke den Ball auf Jonas Karner im Strafraum ablegte, dessen Abschluss wurde aber geblockt. Defensiv konnte sich in der 54. Minute Samuel Stückler auszeichnen, als er einen Pass auf Deni Alar durch gutes Antizipieren abfangen konnte, der Leobener Neuner hätte sonst freie Bahn aufs Tor gehabt. Weitere Torversuche von Karner auf der einen Seite und Amoah auf der anderen brachten nichts sein.
Um die 70. Minute gab es dann ein Kuriosum zu bestaunen, ein Privatduell zwischen Schiedsrichter Oliver Fluch und einem Co-Trainer von Thomas Hösele. Zuerst hatte Geyrhofer Gelb gesehen, weil er nach einer kurzen Behandlung an der Seitenlinie anscheinend ohne Erlaubnis das Spielfeld wieder betreten hatte. Danach hatte der Spielleiter etwas gegen das Verhalten des besagten Co-Trainers beziehungsweise seiner Anzeigekünste bei den Einwechslungen von Johann Lieber und Leon Grube und belehrte ihn, wie man es richtig machen würde. Unmittelbar darauf sah man auf der Betreuerbank von Sturm II eine wässrige Explosion. Der Co hatte wohl, verärgert ob dieser Bevormundung, eine Wasserflasche zertreten – die logische Folge war eine Verwarnung für den Betreuer. Auf dem Spielfeld selbst ereignete sich nichts ähnlich Spannendes mehr. Kurz vor Schluss kam Amady Camara nach einer Kollision mit dem Leobener Goalie im Strafraum zu Fall, es wurde aber – wohl korrekterweise – nicht auf Elfmeter entschieden.
Fazit
Am Ende stand eine etwas unglückliche, aber nicht unverdiente Niederlage gegen den DSV Leoben und eine missglückte Premiere in der neuen „Heimat“ Wiener Neustadt zu Buche. Trotz der nominell bundesligareifen Startelf und der stark besetzten Offensive wurde man aus einer Vielzahl an Chancen heraus nie wirklich konkret und ging schließlich leer aus. Doch auch diesem Spiel kann man etwas Positives abgewinnen: das Comeback von Niklas Geyrhofer! Der Eigenbauspieler war in dieser Saison zuletzt am 21. September (Heimspiel gegen Sporting) in einem Sturm-Kader gestanden und hatte am 17. September (Heimspiel gegen Schwarz-Weiß Bregenz) seine letzten Pflichtspielminuten bestritten. Nach über zwei Monaten Pause kehrte er also gegen Leoben zurück und zeigte mit starkem Zweikampfverhalten und gutem Spielverständnis immer wieder, wozu er in der Lage ist.
Habe mir am Sonntag erstmals seit Ewigkeiten wieder ein bisschen die IIer angesehen. Das war mMn leider sehr wenig. Geyr, Borko, Demaku, Johnston, Fuseini in der Startelf. Camara und Grgic ebenfalls von Beginn. Sa ist eigentlich schon viel Qualität und für eine IIer auch Erfahrung am Platz. Es fehlte allerdings an wirklichen vielen elementaren Dingen. Dann noch immer wieder katastrophale Fehler (auch von den „arrivierten“). Hoffe es kommt der sportliche turnaround. Es wäre schade abzusteigen, nachdem es lange versucht hat. Ein generelles Konzept fehlt mir aber schon auch bei der IIer. Vielleicht kann mir jemand helfen, der öfter vor Ort ist bzw mehr Einblick hat. SWG