„Mein dunkelstes Geheimnis“
Wie wird man eigentlich Sturmfan? Oft spielt hier die Familie oder Freunde eine ganz wichtige Rolle, manchmal ist sogar ein wenig Bestechung notwendig. Wir haben unsere Team-Seite neu gestaltet und im Zuge dessen auch die Personen hinter SturmNetz ein wenig genauer vorgestellt; eben auch, wie wir alle eigentlich unsere Liebe zu Sturm Graz entdeckt haben. Bei mir war das damals gar nicht so einfach, aber lest selbst:
Soweit ich mich zurückerinnern kann, spielte Fußball in meinem Leben schon immer eine sehr gewichtige Rolle. Viele Erinnerungen drehen sich um das runde Leder, sei es kicken im Hof mit anderen Kindern, Panini-Sticker sammeln in der Volksschule, erste Vereinserfahrungen, oder diese eine freudentränenreiche Nacht am 25. Mai 2011.
Mein größtes fußballerisches Missverständnis (ich bin mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht sogar das größte Missverständnis meines Lebens war), fand allerdings schon sehr früh Mitte der Neunziger statt.
Als kleiner blonder Knirps mit Topfhaarschnitt, der irgendwo in Graz Wetzelsdorf täglich in den Kindergarten stöpselte, war ich auf der Suche nach einer Identität. Etwas von dem man sagen konnte: “Ja, das taugt mir“. Schon früh im Kindergarten war das eine wichtige Sache, denn Identitätskrisen werden in keinem Lebensalter gern gesehen.
Ich war auf der Suche nach meinem Fußballverein.
Mein Vater war Sturmfan durch und durch. Aufgewachsen in Feldbach, selbst leider nur mit mäßigem fußballerischem Talent gesegnet, war er ein braver Stadiongeher, Wirtshaus-Diskutierer und In-den-Kaffeepausen-über-Sturm-Reder. All diese Hingabe zu Sturm bekam ich zur damaligen Zeit anscheinend nur nie ausreichend mit. Ich war schon damals sehr pragmatisch, und so dachte ich mir: “Eigentlich, Rot ist eine voll schöne Farbe.“
Es fällt mir heute sehr schwer diese Zeilen nieder zuschreiben, so beherbergen sie doch mein dunkelstes Geheimnis, etwas wofür ich mich heute ziemlich schäme.
Ja, ich dachte mal, der GAK wäre vielleicht ganz okay.
Wie konnte ich dem schlimmsten aller Fehler auflaufen, Rot sei besser als Schwarz?
Nachdem ich meinem Vater stolz meine Entscheidung mitteilte, starb ein kleines Stückchen Hoffnung in seinen Augen.
Nachdem er sich eine Woche lang nachts in den Schlaf weinte, mich mit Sturm-Trikots und Schals überhäufte, lenkte ich schließlich ein und verkaufte meine Meinung zugunsten der Blackys. Ich war eine Fußball-Schlampe, aber diese Entscheidung, diese eine so unglaublich wichtige Entscheidung, welchen Grazer Fußballverein ich besser finde, bereue ich keine Sekunde meines Lebens und meinem Vater werde ich wohl nie genug danken können, mich auf die dunkle Seite der Vereinsfarben gezogen zu haben.
Was ich daraus gelernt habe und euch allen mit auf den Weg geben möchte: Es gibt Entscheidungen, die sind viel zu wichtig um sie seinen Kindern selbst zu überlassen.
Ich werde mich mein ganzes Leben lang für diese eine dunkle Woche irgendwann Mitte der Neunziger schämen und hoffe, ihr könnt mir meine kindliche Geschmacksverstimmung verzeihen.
Das war ist eine schöne Geschichte wie du zu Sturm gekommen bist sehr interessant 🙂
Der letzte, der ein ähnlich kompliziertes Vater-Sohn-Verhältnis hatte wie der Autor in besager Woche, war Luke Skywalker.
Nein. Der letzte war ein gewisser Franz, Kaiser aus Ostwestfalen. Der hatte einen Sohn, der eigentlich der erster männlicher Pedikürmeister werden wollte. Doch Franzl blieb stur: „Sandro (Name von der Redaktion nicht geändert) du wirst Fußballer. Wie dein Fota. Ich weiß du hast O Talent und ragst kaum über einen herkömmlichen Grashalm. Aber ich verspreche Dir: 2011 darfst du dich österreichischer Fußballmeister nennen.“
Was daran auch nur ansatzweise witzig oder gar originell sein soll, das muss man mir auch noch erklären. Ich erkenne nur Niedertracht, gepaart mit Untergriffigkeit und persönlicher Beleidigung.
Dafür sind Väter ja da: Kindern den richtigen Weg zu weisen ist elterliche Kernaufgabe! 🙂
Um mich war es sehr schnell schlimm bestellt – ein Spiel in der Gruabn hat mich für mein Leben gezeichnet. Damals, als ich sechs Jahre alt war, nahm mich nämlich mein Vater mit auf den Sturmplatz. Die Schwoazn spielten gegen Rapid und verloren leider auch, aber diese Atmosphäre, eine unheimliche Qualität und Dichte an Emotionen, hat mich gefesselt. Ich kann mich nicht mehr an das genaue Ergebnis erinnern, aber es war um mich geschehen. Ich war dann lange bei keinem Spiel mehr, sehr lange, aber Sturm ließ mich nicht los und im ab dem jugendlichen Alter von 14 Jahren wurde es dann stetig schlimmer mit meinem Herzpumpern für diesen schönsten und besten Verein. Auch jetzt, in schon jungmittlerem Alter merke ich, wie diese Leidenschaft Jahr für Jahr zunimmt, trotz diverser Rückschläge und kleinerer oder größerer Krisen.
Sturm Graz wird es ewig sein, mein einziger Verein! Auf die Schwoazn!