Markus Schopp ein 45er
Der in Wetzelsdorf aufgewachsene Markus Schopp begann seine Karriere in Eggenberg, da es damals in seiner näheren Umgebung keinen Fußballverein gab und auch da Vater und Onkel beim ESK Betreuer in diversen Nachwuchsmannschaften waren. Bei einem Training wärmte sich klein Markus einst neben einer Betonsäule auf und stieß bei einem missglückten Kopfballversuch gegen ebenjene. Für die Platzwunde und den blutverschmierten Kopf wurde vom Vater in Windeseile ein Carsten-Jancker-Turban angefertigt, so mancher Trainingskiebitz aber murrte, dass der Bub doch schnellstens in das Krankenhaus gebracht werden sollte. Onkel und Vater antworteten „machen wir“, stiegen ins Auto und brausten davon. Jedoch nicht in das nahegelegene UKH, sondern nach Graz-Liebenau, wo an diesem Tag das legendäre Europacup-Rückspiel von Sturm Graz gegen Hellas Verona am Programm stand.
Ein schwarz-weißes Herz schlug aber nicht nur beim Vater und Onkel, die ganze Familie hat sich Sturm verschrieben. Schon der Opa von Markus, Franz Schopp, zerriss einst seine Fußballschuhe bei den Blackies. Da war es auch nicht verwunderlich, dass der Blondschopf bereits drei Jahre später bei den Schwarz-Weißen anheuerte, wo er mit 18 Jahren auch sein Debüt in der Kampfmannschaft feiern durfte. Seine ersten Förderer Ladislav Jurkemnik und Milan Djuricic machten zu jener Zeit aus der finanziellen Not eine Tugend, forcierten stets genau solche jungen Spieler wie Schopp und später unter Trainer Ivica Osim holte er sich den Feinschliff. Er wird mit Sturm österreichischer Cupsieger und avanciert zum Nationalteamspieler.
Kein Geringerer als „Schleifer“ Felix Magath holt den Mittelfeldspieler daraufhin in die deutsche Bundesliga. Schopp etabliert sich beim HSV relativ schnell, absolviert in seiner ersten Saison 27 Meisterschaftsspiele und spielt sich sogar in den Notizblock des damaligen Trainers der deutschen Nationalmannschaft. Erst als jemand Berti Vogts darüber unterrichtet, dass Schopp Österreicher sei, verwirft der Terrier seine Pläne, ihn zum nächsten DFB-Lehrgang einzuladen. Als jedoch Magath Hamburg verlässt und unter Nachfolger Frank Pagelsdorf öfters Videos vom Gegner analysiert werden als Trainingseinheiten am Grün abgehalten, gelingt dem Grazer in der Hansestadt nicht mehr viel, auch da er sich zumeist auf der Reservebank wiederfindet. Schopp aber will seine Chance auf die Teilnahme an der WM in Frankreich wahren und so entschließt er sich im Jänner 1998 für eine Rückkehr in die Steiermark.
Somit wird er auch Mitglied der ersten Meistermannschaft, wiederholt den Titel im nächsten Jahr und sorgt in der Champions-League-Saison 2000/2001 für Furore, als er als Mittelfeldspieler sechs Treffer erzielt und sich somit in die Auslage von einigen europäischen Großklubs spielt. Der Mittelfeldspieler hat nur noch bis Ende des Jahres 2001 in Graz Vertrag, daher ist Präsident Hannes Kartnig darauf bedacht, ihn schon im Sommer an einen finanzkräftigen Spitzenklub an den Mann zu bringen. Als jedoch Vertreter etwa des AS Rom oder des AC Milan von den preislichen Vorstellungen des Sturm-Präsidenten Wind bekommen, hat sich für sie das Thema Schopp auch schon wieder erledigt. Einer Rückkehr in die Deutsche Bundesliga jedoch – in der damals noch mehr gekämpft als gespielt wurde – steht Schopp eher skeptisch gegenüber. Am konkretesten ist ohnehin das Interesse des italienischen Mittelständlers Brescia Calcio.
Die Sondierungsgespräche mit Verantwortlichen des Traditionsklubs aus der Lombardei und dem oftmals polternden Präsidenten von Sturm stehen unter keinem guten Stern. Letztendlich einigt sich Schopp mit den Italienern dahingehend, dass der Grazer Publikumsliebling erst nach Ablauf seines gültigen Vertrags am 1. Jänner 2002 in die Serie A wechseln wird. Für Kartnig das denkbar schlechteste Ergebnis. Statt der erhofften Millionen für den Mittelfeldspieler droht unter dem Strich jetzt eine glatte Null. Doch Hannes Kartnig ist nicht gewillt, als einziger Verlierer aus diesem Machtkampf hervorzugehen und richtet dem Mittelfeldspieler über seinen Manager aus, dass er hiermit zwar noch ein halbes Jahr Spieler des SK Sturm sei, aber am Spielbetrieb nicht mehr teilnehmen, sondern in Messendorf nur noch einsam Laufrunden ziehen werde. Alles andere als ideal für Schopp, vor allem in Anbetracht seiner weiteren Laufbahn im Nationalteam, alles andere als ideal auch für die Italiener, denen ein völlig aus der Matchpraxis verbannter Neuzugang im Jänner droht. Man kehrt noch einmal zurück an den Verhandlungstisch.
Bei diesen Gesprächen zwischen Schopp, seinem Anwalt Christian Flick, dem kroatischen Manager Predrag Nalletilic und Brescia-Boss Luigi Corioni erschien man – aufgrund einer Autobahnsperre bei Udine – viel zu spät. Danach wurde aber bis in die Nacht verhandelt und während der Gespräche nur Mineralwasser serviert. Trotzdem blieben diese erneut ohne Ergebnis. Alle agierenden Personen waren dementsprechend angespannt, zudem wollte man grundsätzlich aber tunlichst vermeiden, dass Hannes Kartnig jemals erfährt, womit Brescia-Boss Corioni sein Geld verdient. Dieser hat sich nämlich mit der Herstellung von WC-Anlagen aller Art zum Selfmade-Millionär gemausert und jedem im Team rund um Kartnig war klar, dass dem Präsidenten von Sturm aufgrund der angespannten Lage mit Garantie einmal das Wort „Häuslpräsident“ herausrutschen würde.
Auch als Trainer mittlerweile erstklassig
Nachdem Markus Schopp seine aktive Karriere mit einem Kurzgastspiel in New York beendete, machte sich der Steirer als Nachwuchstrainer bei seinem Heimatverein und beim ÖFB schnell einen guten Namen. 2013 allerdings, als er nach dem Hyballa-Rauswurf die Kampfmannschaft interimistisch übernahm, tat man ihm und er sich selbst damit keinen Gefallen. In sechs Runden holten die Blackys ganze drei Punkte. Die Kampfmannschaft des SK Sturm war in dieser Phase nichts anderes als ein seelenloses, beinahe totes Team und die Aufgabe eine mehr als undankbare. Der ehemalige Mittelfeldspieler rückte zurück ins zweite Glied. Bis Sommer 2017 coachte er danach erneut die Amateure und jedes Mal wenn man sich in Messendorf auf Trainersuche begab, fiel er letztendlich durch den Rost. 2017 verließ Schopp dann zum bis dato letzten Mal seinen Herzensverein. Mit Grund dafür auch der unter Günter Kreissl neu eingeschlagenen Weg in Sachen Jugendarbeit. Dass eine Vielzahl an Talenten zukünftig nicht mehr den Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga stemmen, sondern bei einem Partner- bzw. Kooperationsverein auf die Aufgaben beim SK Sturm vorbereitet werden sollen, überzeugte Schopp sichtlich wenig. „Die Entscheidung für Kooperationsvereine ist eine machbare Variante. Ich wollte aber immer mit den besten Nachwuchsspielern in der höchstmöglichen Leistungsklasse vertreten sein. Deshalb ist es die logische Folge, dass ich den neuen Weg nicht mitgehen werde“, gab er damals zu Protokoll und heuerte kurze Zeit später unter Oliver Lederer als Co-Trainer beim SKN St. Pölten an. Als sich im Sommer 2018 durch den Ilzer-Abgang zum WAC in Hartberg eine Tür öffnete, übernahm Schopp den Aufsteiger und feierte in seiner ersten vollen Saison als Chefcoach in der Bundesliga bereits bemerkenswerte Erfolge. Es wäre wenig überraschend, kehrte der heute 45-Jährige irgendwann wieder zu seinem SK Sturm zurück und machte die Bilanz des Frühjahrs 2013 schnell vergessen. Alles Gute zum 45er, Max!
Eine Vereinsikone! Ich hoffe er trainiert unser Team irgendwann! Alles gute!
2013 ?
Erinnere mich gerne, wie er sichtlich ganz stolz in einem (dunkel)grünen 3er BMW in der Gruabn gegenüber von den Kassen geparkt hat