Mal wieder…

Déjà-vus Marke Sturm Graz

Kenner des österreichischen Fußballs waren sich im Vorfeld des Ligastarts einig: Sturm Graz sei in dieser Spielzeit einiges zuzutrauen. Sogar von einem Geheimfavoriten auf die Meisterschaft war oftmals mit vorgehaltener Hand die Rede. Derart optimistische Prognosen und eine euphorische Grundhaltung des Anhangs schienen dabei nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Immerhin konnte ein sich gefundener und zumindest phasenweise erstarkter Kader ohne nennenswerte Abgänge gehalten und sogar gezielt verstärkt werden. Bekanntlich ein seltenes Phänomen in Graz. Es war demnach davon auszugehen, dass man sich im Vergleich zur Rückrunde der abgelaufenen Saison stärker präsentieren wird; und da war man ja bereits nicht schlecht unterwegs. Allerdings war schnell ersichtlich, dass Sturm dieser gesteigerten Erwartungshaltung vorerst nicht gerecht werden kann. Mal wieder.

Mit Rubin Kazan erwischten die Blackies ein denkbar ungünstiges Los. Mal wieder. Die Russen erwiesen sich erwartungsgemäß nicht als Zuschauermagnet, dafür aber als harter Brocken. 180 Minuten später blieb dennoch die Erkenntnis, dass der zurecht stark eingeschätzte Gegner in dieser Form durchaus zu biegen gewesen wäre. Individuelle Fehler, wenig Durchschlagskraft und taktische Fehlgriffe des Trainers machten das Vorhaben Aufstieg letztlich unnötiger Weise zunichte. Das Ausscheiden gegen Kazan ist in Anbetracht der Stärke des Gegners – wenn auch schmerzlich – trotzdem verkraftbar. Dass Sturm in der Liga jedoch gegen um Klassen schwächer einzuschätzende Gegner ähnlich holprig zu Werke geht, weniger. Mal wieder.

(c) SturmNetz.at

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Sturm Graz hat ein Mentalitätsproblem. Man hat es in der noch jungen Spielzeit stets verabsäumt, über die gesamte Dauer eines Spiels präsent zu sein. Einer schlechten Halbzeit folgte eine gute und vice versa. Viele Punkte hat man dadurch bereits verschenkt, die zu einem späteren Zeitpunkt definitiv noch fehlen werden. Darüber hinaus spricht die Körpersprache einiger Akteure Bände. Kurz: Eine Siegermentalität sieht jedenfalls anders aus. Selten wurde der Eindruck vermittelt, man wolle ein Spiel um jeden Preis gewinnen. Das Vertrauen in sich selbst ist lediglich marginal ausgeprägt. Ein Blick in den Westen Wiens verrät, wie’s richtig geht. Das Team von Franco Foda hingegen schafft es bis dato nicht, das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Mal wieder.

Was Sturm Graz mit der richtigen Einstellung in der Lage ist zu leisten, zeigte die erste Halbzeit gegen Rapid. Gegen vermeintlich schwächere Gegner wird auf dem Liebenauer Acker hingegen überwiegend spielerische Schonkost geboten. Und was überhaupt mit der falschen Einstellung möglich ist, zeigt das indiskutable Auftreten auf perfektem Grün gegen den Tabellenletzten aus Ried, als man von den bis dato inferioren Wikingern regelrecht an die Wand gespielt wurde. Völlig unverständlicher Weise ist man sich darüber hinaus nicht einmal nach diesem Auftritt zu schade, den Schiedsrichter für die Niederlage verantwortlich zu machen. Lediglich der bisweilen groß aufspielende Donis Avdijaj scheint erkannt zu haben, was wirklich geschah: Als einziger Spieler ging er im Anschluss zu den zahlreich mitgereisten Fans, um sich für die katastrophale Leistung zu entschuldigen. Was bleibt ist die Tatsache, dass man Aufbauhilfe für einen sich am Boden befindlichen Gegner geleistet hat. Mal wieder.

(c) SturmNetz.at

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Und während ein zwar sehr sympathischer, aber sich völlig neben der Spur befindlicher Martin Ehrenreich, ein lustlos agierender Roman Kienast und Simon Piesinger, sowie Bright Edomwonyi, der zwar die Anlagen hätte, jedoch Angst vor dem Spielgerät zu haben scheint, Runde für Runde das Vertrauen des Trainers genießen, bleibt der eigene Nachwuchs weitestgehend auf der Strecke. Das, was die zwei genannten Stürmer zeigen, schafft ein Klaric allemal. Warum Franco Foda eine mögliche Zukunftsaktie dennoch lange ignorierte, bleibt ein Rätsel. Mal wieder.

Es wäre selbstverständlich maßlos übertrieben, einen holprigen Start und ein sehr schlechtes Spiel als Anlass zu sehen, ein düsteres Bild zu zeichnen. Sturm ist in dieser noch jungen Saison nach wie vor nicht abzuschreiben, vieles ist noch möglich. Aber man muss dann auch einmal erwachsen werden. Ein Spiel aufgrund mangelnder Einstellung zu verlieren und sich in Ausreden zu flüchten, ist in Anbetracht des Kaders inakzeptabel. Ein Resümee nach lediglich sechs Runden und einem kurzen Europa-League-Ausflug zu ziehen, ist natürlich wenig sinnvoll. Was man aber bereits zu diesem Zeitpunkt durchaus zu erkennen vermag: Ernüchterung, zumindest vorerst. Mal wieder.

 

19 Kommentare

  1. Juran sagt:

    Das Problem das wir gegen Kleiner Mannschaften anschütten haben und hatten wir immer wenn ein gewisser FF auf der Bank gesessen ist, auch das Problem das wir keine zwei Starken HZ zusammenbringen haben wir schon immer gehabt wenn eine gewisser FF unser Trainer war. Andere Trainer bringen es zusammen das ihre Mannschaft regelmäßig und das sogar bei Stärkeren Gegnern das sie einen 2:0 Rückstand aufholen und das nur durch einen unbändigen willen, so konnte FF eine Mannschaft noch nie einstellen.

    Der Season Start ist misslungen nach nur 2 Siegen gegen 5 Mannschaften die schwächer als wir einzuschätzen sind und ohne Heimsieg.
    Uns fehlt ganz einfach die Qualität auf dem Spielfeld wo man es verabsäumte Spieler zu holen(außer Esser) die die Qualität im Kader würden.
    Und uns fehlt auch die Qualität auf der Trainerbank mit einen Trainer der glaubt er sei Gott aber Taktische Fehler macht wie ein unterklassiger Trainer.

    Ob das lange gut gehen kann wage ich zu bezweifeln, aber man wird sehen was passiert.

  2. wama sagt:

    Sehr treffender Artikel, der es exakt auf den Punkt bringt – danke.
    ich als Fan wünsche mir von der gesamten Führungsriege ab sofort etwas mehr Selbstreflexion, auch öffentliches Eingestehen von Fehlern, nicht nur interne Lösungsansätze – man fühlt sich doch verarscht, wenn alles nur schöngeredet wird.
    Gelöst gehören diese Probleme allerdings natürlich intern, die Außendarstellung sollte aber zumindest nicht zum vollkommenen Nichternstnehmens der Fans ausarten, sondern fair bleiben.
    Ich als Fan würde das sehr begrüßen und hätte auch kein Problem damit, ab und an ein wie auch immer verkacktes Spiel besser zu verarbeiten. So wie es derzeit abläuft, bleibt tagelanger Frust und Groll.

  3. nuvola sagt:

    Der Artikel ist gut gelungen und spricht mir aus der Seele. 😉
    Ärgerlich finde ich auch, dass Fehler und schlechte Spiele immer schöngeredet werden. Man fährt weit, sieht ein schlechtes Spiel und hört dann, dass man das Spiel durch ein Abseitstor der Rieder verloren hat. Die Aussage hat mich genervt. Die Niederlage am Samstag ist nicht (nur) durch ein Abseitstor passiert, sondern vor allem durch mangelnden Siegeswillen und z.T. durch fehlende Qualität. Es ist schade, dass der unbedingte Siegeswille nicht bei allen so deutlich erkennbar ist wie bei Avdijaj. Ein wenig Selbstreflexion wäre angebracht.
    Dennoch sollte man nach einer Niederlage nicht gleich den Teufel an die Wand malen, denn die Saison ist noch jung. 😉

  4. Neukirchner sagt:

    Und wenn der Ärger vom Spieltag verflogen ist, gibt es morgens das Da Cape in Form des KZ-ARTIKELS und am Abend das FF Interview bei Sport am Sonntag. Somit ist dann das ganze Wochenende im Arsch
    („Schwache 20 Minuten“,“klar bessere Mannschaft“ usw…)

  5. mahoni sagt:

    Dieser Artikel bringt es auf den Punkt.
    Dieses eierlose Herumgekicke ist einfach nur schlimm anzusehen. Die zweite Halbzeit gegen die Wiener war bezeichnend für die ganze bisherige Saison.

  6. realistic sagt:

    Ehrenreich und Co sind einfach eine spielerische Katastrophe. Checkt dass keiner?????? Es ist fahrlässig und unglaublich naiv, oder man ist zu Stolz bei Sturm um Fehler einzugestehen. Mindestens 3 Neuverpflichtungen sind nötig, sonst ist der 5. Platz das höchste der Gefühle!!! nur 7 Tore geschossen und nicht vorhandene Aussenverteidiger – a Wahnsinn. Wieso schaut man nur zu?????? Am Markt gibt es mehr als genug fähiges und auch bezahlbares Personal!!!!!

    • Gernot Ho sagt:

      Hier sei jedoch erwähnt, dass man am Transfermarkt ja nicht untätig geblieben ist und schon durchaus sinnvoll nachjustiert hat. Dass Kienast derart agiert und Edi nicht in die Spur findet, war nicht wirklich abzusehen. Die Transferpolitik nehme ich hier eigentlich nicht in die Kritik.

    • Juran sagt:

      Sorry Gernot aber das war sehr wohl absehbar das wir noch einen starken Stürmer brauchen.
      Kienast wird eben nicht jünger, und braucht eben schon länger um nach einer Verletzung wieder in form zu kommen, und Edomwonyi hat bis jetzt einfach nur in der Ersten Liga bewiesen das er Tore schießen kann, da konnte man es nicht erwarten das er jetzt unser 1er stürmer wird.

      Natürlich hat man gute Spieler geholt, aber es fehlt noch ein Stürmer, seit dem Frühjahr weiß man das man da nachjustieren muss im Sturm und bis jetzt konnte man noch keinen holen, das darf man schon kritisieren an der Transferpolitik in diesen Sommer.

    • Gernot Ho sagt:

      Dabei gilt aber zu beachten, dass es leichtere Unterfangen gibt, als einen Stürmer zu verpflichten, der sofort weiterhelfen kann, ein „Knipser“ und leistbar ist. Einen Goldgriff á la Djuricin macht man auch nicht jedes Jahr.

    • ultrasneverdie sagt:

      bright ist wohl einer der grössten fehlgriffe des jahrzehnts. kienast besticht durch unform und lustlosigkeit.
      wilson kamavuaka fällt mir auch unangenehm auf.
      transfertechnisch wie auch nordkurventechnisch muss sich noch was tun, sonst sind wir ultramittelmäßig.

    • Gernot Ho sagt:

      Bezüglich Wilson gehe ich mit dir nicht d’accord; ihn sehe ich als klaren Gewinn. Die Nord präsentiert sich gut. Es müsste nur mal (Ausnahme: Rapid HZ 1) was vom Feld zurückkommen…

  7. Schworza99 sagt:

    Ich hoffe dass das mit Djuricin wirklich noch passiert…
    Auch wenn Tadic sich gefangen hat ist er eben kein eiskalter Goalgetter…
    Habn 3 Stürmer im Kader und noch muss man Donis nach ganz vorne schicken, sodass Tadic überhaupt ein paar bekommt…

  8. flachzange sagt:

    „(…) Das, was die zwei genannten Stürmer zeigen, schafft ein Klaric allemal. Warum Franco Foda eine mögliche Zukunftsaktie dennoch lange ignorierte, bleibt ein Rätsel. Mal wieder.“

    Das kingt ein bisserl zu populistisch meiner Meinung nach. Sonst ein richtig feiner Artikel. Danke für!

    • Gernot Ho sagt:

      Danke! Ich wollte nicht ausschweifen, daher diese zugegeben etwas oberflächliche Aussage; zumal Klaric ja auch verliehen wurde. Ich wollte lediglich darauf hinaus, dass gerade dann eigentlich junge Talente ante portas stehen sollten, wenn es die Situation – so wie mMn das jetzt der Fall ist – erfordert.

  9. wama sagt:

    klar war es absehbar, dass wir mit diesem angriff – kienast in bestechender, lustloser unform, edo einfach alles andere als ein knipser, tadic insgesamt bestenfalls ein ergänzungsstürmer, probleme bekommen werden.
    deswegen hat man sich ja auch beispielsweise bemüht, einen sporar zu bekommen.
    es fehlt genau dieser typ djuricin, ein schneller striker, einer, der in die tiefe anspielbar ist und nicht zuviele chancen liegen lässt – mit ihm waren wir vorne viel effizienter, genau so einen brauchen wir wieder für fodas spielanlage.
    gelingt es nicht marco zurück zu bekommen, sollte man sich um mattersburgs onisiwo oder pink bemühen, beide würden zwar ein einiges an geld kosten, wären aber wohl verstärkungen, die uns sofort helfen.
    oder man springt über seinen schatten und einigt sich doch noch auf einen sporardeal – auch der würde uns sofort helfen, da bin ich mir sicher.
    wenn sturm heuer noch was erreichen will, muss einfach in einen striker investiert werden, ohne wenn und aber, sonst wird’s wohl nix mit europa.

  10. sks1909 sagt:

    Sehr guter Artikel – danke dafür ! Mich ärgern vor allem die Aussagen von FF, wie z.B. nach dem Ried Spiel…“2.HZ beherrscht, spielerisch sehr gut gespielt usw..“..das kann es nicht sein..auch das Spiel in Altach wurde so toll geredet (ausser Donis, der war auch dort richtig stark), sonst die fast gesamte Elf eine Vorgabe..vor allem der Einsatzwille, sowie die Bissigkeit am Feld..als Bsp. ein Piesinger stolziert am Feld herum, keine Körpersprache, keine ordentliches Attackieren (wie auch bei vielen anderen Spielern)..in Wahrheit kickt Sturm äußerst grauenhaft, wr ja auch das kazan Heimspiel eine Zumutung…trotz zweier gschossener tore.kämpferisch unterirdisch..ich sehe keine gute Saison auf uns zukommen…es muss sich von der Einstellung vieles ändern !

  11. BernhardDieter sagt:

    Chapeau, man kann hier mit dem Ersteller dieser Zeilen nur d’accord gehen. Weiter so, das gibt von mir eine glatte 1.

  12. Rene90 sagt:

    @Gernot Ho
    mal die Transferzeit abwarten, endet ja erst am Montag – da wird sich wahrscheinlich auch noch etwas tun, ob positiv oder negativ wird man dann sehen – und in der Länderspielpause würde ich dann so einen Bericht verfassen, denn wenn jetzt noch etwas passiert, kannst vielleicht wieder zurück rudern mit deiner Kritik

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