Wir trauern um Ludwig „Lucky“ Krentl

Erinnerung an die „Stimme des SK Sturm“

Der SK Sturm und seine Fans trauern um die Stimme Sturms, Ludwig „Lucky“ Krentl. Der langjähre Stadionsprecher der Schwarz-weißen sowie Präsident des SK Sturm Anhängerklubs ist in der Nacht auf den 30. Jänner 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit für immer von uns gegangen. Seine Leidenschaft und sein Engagement für den SK Sturm sowie auch im Eishockey für die 99ers waren beispielhaft und er verkörperte den Sturm-Geist wie sonst kaum jemand. Wir wünschen all seinen Angehörigen und Freunden viel Kraft und möchten unser Beileid zum Ausdruck bringen!

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

2017 gab uns Lucky ein unvergessliches Interview, wie sollte es auch anders sein, vor einem seiner unzähligen Einsätze als Stadionsprecher. Im Grazer Murpark erzählte er über seine Leidenschaft und seine Motivation. Dabei wurde eines klar: Schwoaze wie er sind unersetzlich und das Rückgrat einer jeden Fangemeinschaft!

In ein Einkaufszentrum zu gehen, macht keinesfalls jedem Freude. Wenn man dabei aber mit einer Legende über den Herzensverein sprechen kann, dann verschwimmt der Trubel im Hintergrund lediglich zu einem stimmigen Bokeh für ein Gespräch, das einem auch ein Stück Geschichte näherbringt. Lucky Krentls Stimme ist unverkennbar, ein Spieltag ohne sie kaum vorstellbar. Umso schöner ist es, dass er trotz seiner familiären Veranlagung doch ein waschechter Schwarz-weißer wurde:

Wie wurdest du zum Sturm-Fan?

Mein Vater war GAK-Anhänger, zwar kein eingefleischter Fan, aber wenn wir auf den Sportplatz gegangen sind, dann, um gemeinsam den GAK anzusehen. Ich bin ja in der Nähe vom Harmsdorfpark aufgewachsen – das war so eine typische „G’stättn“, auf der die Burschen damals gekickt haben, dorthin sind dann oft die Talentsucher von Sturm und GAK gekommen und haben dort eben den einen oder anderen gescoutet – den Fredl Wirth zum Beispiel. Wie gesagt, wir sind eben auf den Sportplatz gegangen, um den GAK zu sehen, der ja in der Staatsliga war, während Sturm in der Regionalliga spielte. Dann kam der 12. Mai 1964 und alle meine Freunde meinten, der SK Sturm spiele in der Gruabn gegen die Austria Klagenfurt um den Aufstieg in die Staatsliga und ich müsse mitkommen, um mir das anzusehen. Da bin ich dann mitgekommen und ich war sofort beeindruckt: 10.000 Besucher, zwar strömender Regen, aber ein denkwürdiges Spiel, das Sturm mit 4:1 gewann. Da habe ich dann auch die Spieler zum ersten Mal gesehen: Ivan Medle, Rade Ognjanović, Grgic – wie sie alle hießen. Franz Mikscha war im Tor, Otmar Macher, Anton Wolf, Heinz Russ, Kurt Reisinger, Heli Wagner … das waren damals die Spieler. Nach dem Spiel war ich natürlich hocherfreut und von dem Tag an war ich Sturm-Anhänger.

Kann es sein, dass da auch eine gewisse Opposition zu deinem Vater eine Rolle gespielt hat?

Das könnte natürlich auch sein.

Vom Sturm-Anhänger zur „Stimme Sturms“ ist es dann schon noch ein weiter Weg. Wie bist du dazu geworden?

Das war schon ein Kindheitstraum von mir. Ich war damals fasziniert von Günther Schrey, der damals in der Gruabn angesagt hat. Er war ja die noch viel größere Legende als ich und ich bin zuerst ja zum Eishockey gekommen. Das hat mit einer Beschwerde angefangen: Ich war glühender Eishockey-Fan, weil ich in der Nähe von der Eishalle aufgewachsen bin und ich war im Jahr 1981 bei einem Spiel. Da ist mir negativ aufgefallen, dass der Sprecher eine totale Katastrophe war. Viele Grammatikfehler und man hat ihn schlecht verstanden. Meiner Intuition folgend habe ich dem ATSE dann einen Beschwerdebrief geschrieben und darin auch meine Telefonnummer angeführt und ein paar Tage später habe ich dann tatsächlich einen Anruf bekommen, so nach dem Motto: „Ja, wenn du das besser kannst, dann mach‘ es!“ Ich muss dazu aber sagen, dass der ATSE damals ziemlich am Boden und Eishockey in Graz eigentlich tot war. Wenn 100 Zuseher zu einem Spiel kamen, dann war das schon viel.

Dann ist es für dich weiter zum EC Graz (heute 99ers, Anm.) gegangen.

Ich bin 81 erstmals hinter dem Mikro gesessen und von dort nie mehr weggegangen. Dann ging es für mich weiter zum EC Graz – erlebte dort die große Zeit mit Karting und da möchte ich auch gleich einhaken: Kartnig meinte damals, wenn ich für die „Eishackler“ ansage, könnte ich das auch gleich für den SK Sturm tun. Der war ja zuerst einige Jahre Präsident im Eishockey, dann Doppelpräsident und irgendwann ließ er Eishockey leider fallen wie eine heiße Kartoffel. Er hat Eishockey als Sprungbrett genützt, um Sturms Präsident zu werden. Er hat seine Lehrjahre also beim Eishockey absolviert. Günther Schrey hat nach 39 Jahren im Winter 1995/96 aufgehört und im Frühjahr, da war ich noch nicht im Gespräch, hat jemand anderes angesagt. Der ist bei den Leuten aber nicht gut angekommen. Er hat zu viel geschrien und zu schnell geredet. Dann wurde ich gefragt, ob ich Platzsprecher werden wollte. Ich habe natürlich mit Freude zugesagt. Ein Kindestraum hat sich damit erfüllt.

Was macht denn deiner Meinung nach einen guten Stadionsprecher aus?

Er muss Emotionen vermitteln und das Publikum im Rahmen seiner Möglichkeiten mitreißen. Er muss natürlich auch einen gewissen Enthusiasmus zeigen, braucht aber auch Einfühlungsvermögen. Wenn Sturm nämlich 4:0 hinten liegt, brauche ich keinen Enthusiasmus mehr zu zeigen.

Das kann man einem Fan dann wohl auch nicht mehr als tolles Spiel verkaufen.

Überhaupt nicht! Der Günther Schrey hat nach einer Niederlage immer „Kränk die ned“ von der Jazz Gitti eingespielt. Das haben wir dann aber nicht gemacht (lacht).

Günther Schrey war dein Vorgänger. Hat er dir eine ordentliche Einschulung angeboten?

Überhaupt nicht. Ich habe ihn nur zwei oder drei Mal getroffen. Aber das war es dann auch schon.

Mein Ziel ist es, 40 Jahre Eishockey zu schaffen und gleichzeitig 25 Jahre Sturm

Er war ja über 39 Jahre lang Stadionsprecher. Willst du diesen Rekord einstellen?

39 Jahre sind zu viel. Ich will das nicht zu lange machen, weil das Privatleben so schon sehr stark auf der Strecke bleibt und dass ich auch mit 70 Jahren noch ansage, will ich meiner Frau nicht antun. Mein Ziel ist es, 40 Jahre Eishockey zu schaffen und gleichzeitig 25 Jahre Sturm. Ich bin ja auch noch Platzsprecher des SC Weiz. Das sind dann schon sehr turbulente Wochenenden, da haben für nichts anderes Zeit. Wir müssen auch alle Urlaube entsprechend den diversen Spielplänen planen. Die 99ers etwa spielen ja schon am 26. Dezember wieder! Aber wonach es einen lüstet, soll es einem nicht grausen!

Kommen wir zu deinem Engagement für den SC Weiz. Wenn du in Messendorf ein Tor der SK Sturm Amateure gegen den SC Weiz ansagen musst, tut dir da dein Herz nicht weh?

Das musste ich schon. Mein Herz schlägt hauptsächlich für Sturm, deswegen ist das für mich nicht so tragisch. Da bin ich dann absolut neutral, wenn die Amateure gegen Weiz spielen.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Du hast damals den Wechsel von der Gruabn in das neue Liebenauer Stadion (damals Arnold-Schwarzenegger-Stadion, Anm.) mitgemacht. Wie hast du das erlebt?

Ich war noch ein Jahr der Platzsprecher in der Gruabn gewesen, ehe es ins neue Stadion ging. Ich habe das eher positiv erlebt. Der Umzug in ein modernes Stadion, mehr Plätze … Natürlich hat es mir dann aber leidgetan, dass die Gruabn „verscherbelt“ wurde. Sie wäre nach wie vor eine wunderbare Heimstätte für die Amateure, wesentlich besser als der Platz in Messendorf. Da fehlt es nämlich an Infrastruktur. Ich glaube gar nicht, dass man so viel Geld in die Hand nehmen müsste, um die Gruabn regionalligatauglich zu machen. Es gab ja die Initiative „Rettet die Gruabn“ zur Rettung der Holztribüne – ein tolles Projekt. Da gab es ja den Sturm/Gruabn-Tag am 1. Mai dieses Jahres. Eine tolle Veranstaltung. Die war einfach nur schön! Der Zustand vom Spielfeld ist heute natürlich eine Katastrophe. Ich bin zuvor 30 Jahre lang in die Gruabn gegangen. Der Rasen war immer top, die Zuschauerränge waren für die damalige Zeit ok und die Gegner haben gezittert, als sie dort spielen mussten. Der Bierverbrauch auf der Sitzplatztribüne war enorm: Wenn der Linienrichter ein Abseits fälschlicherweise anzeigte, bekam er schon die eine oder andere Bierdusche ab. Das war damals nun einmal so.

Man lässt mir nun wieder mehr persönliche Freiheiten.

Im Interview mit Sturm12 hast du angegeben, dass du als Stadionsprecher die Texte vorgegeben bekamst. Ist das heute auch noch so?

Das war damals unter Reinhard Hochegger der Fall. Das war für mich nicht unangenehm, aber ich hatte eben meinen vorgegebenen Text. Das ist jetzt nicht mehr so. Da wurden die Vorgaben gelockert. Man lässt mir nun wieder mehr persönliche Freiheiten. Das macht schon mehr Spaß.

Gibt es einen Austausch mit anderen Stadionsprechern in Österreich?

Nein, den gibt es nicht. Ich treffe mich im Pressebereich meist mit Andi Marek, wenn Rapid in Graz spielt. Der ist ja auch Fan-Beauftragter, deswegen ist er auch immer mit dabei und da gibt es dann auch immer ein kurzes Gespräch. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass man sich mit den anderen Stadionsprechern in der Liga einmal an einem Wochenende trifft und sich austauscht.

Hast du eigentlich Vorbilder?

Ja und da komme ich jetzt auf den GAK zurück. Das war der Sigi Kaufmann, der damals eben auch eine Doppelfunktion gehabt hat, nämlich als Sprecher beim ATSE und beim GAK und das über viele lange Jahre. Er und Günther Schrey, die beiden waren meine Vorbilder.

Du bist ja auch Präsident des SK Sturm Anhängerklubs (kurz AHK). Ihr habt für die Verabschiedung von Franco Foda, Thomas Kristl und Imre Szabics auch Geschenke vorbereitet.

Ja, dazu möchte ich anmerken, dass Franco Foda und Thomas Kristl bei unserer Jahresabschlussfeier waren. Das war sehr nett, die sind extra von einer anderen Weihnachtsfeier weggegangen, um mit uns zwei Stunden lang zu feiern, haben Autogramme geschrieben und sich für Fotos zur Verfügung gestellt. Franco Foda war entsetzt, dass von Sturm sonst niemand bei uns aufgetaucht ist. Leider hat jeder vom Verein, den wir eingeladen haben, abgesagt. Das war etwas enttäuschend, muss ich ganz ehrlich zugeben.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Der Sturm-Ball, den ihr auch veranstaltet, hat ja schon lange Tradition in Graz.

Ja, wir veranstalten am 13. Jänner in der Seifenfabrik (Infos unter http://www.ahk-sturm.at/) bereits den 64. Sturm-Ball und seit 2003 sind meine Mannschaft und ich mit der Planung und Umsetzung betraut. Meine Frau Silvia ist mir da eine riesengroße Hilfe. Sie hat damit mittlerweile fast mehr zu tun als ich. Die Repräsentation ist immer noch meine Aufgabe. Wir hoffen dann natürlich auch, dass wir am 13. Jänner das „Ausverkauft“-Schild aufhängen können.

Die Teilnahmen der Kaderspieler des SK Sturm am Sturm-Ball hat in den letzten Jahren auch wieder zugenommen. Ist das richtig?

Ja, es könnten aber immer noch mehr sein. Klar, die Zeiten haben sich geändert. Unter meinen Vorgängern, u. a. der Herr Dr. Troger sen. und der legendäre Hugo Seidl, hat der AHK ja auch bei Spielertransfers ein Wörtchen mitzureden gehabt. Das ist heute anders. Wir konzentrieren uns auf unsere ureigenste Aufgabe, nämlich die Jugend des SK Sturm finanziell zu unterstützen. Das steht auch in unseren Statuten. Wir haben drei Einnahmequellen: den Sturm-Ball, das Preisschnapsen und die Mitgliedsbeiträge. Wir können im Schnitt ca. 12.000 € für die Jugend lukrieren und damit finanzieren wir dann Trainingscamps, Weihnachtsfeiern, was eben gebraucht wird. Heuer zum Beispiel stiften wir Weihnachtsgeschenke für die Jugend.

Man muss sich da einfach auch nach den Fans richten

Zum Abschluss: Was würdest du dir hinsichtlich eines typischen Spieltages in Graz für die Zukunft wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass die Amateur-Mannschaft ihre Spiele vor einer Bundesligapartie im Stadion bestreitet. Es kennt ja beinahe niemand den Nachwuchs und das ist sehr schade. Früher war das Gang und Gäbe – vor einigen Jahrzehnten hat die Jugend im Stadion Vorspiele bestritten und da war die Hütte eine Stunde vor Spielbeginn für die Kampfmannschaft voll. Heute sind so lange vor Spielbeginn keine tausend Leute auf den Rängen. Außerdem wünsche ich mir von der Bundesliga die Einsicht, dass Fußball ein Sommersport ist und dass jetzt um diese Jahreszeit nicht noch gespielt wird und im Februar schon wieder begonnen werden muss. Aber wer zahlt, schafft an und das Fernsehen bestimmt den Spielplan mittlerweile ja mehr oder weniger und der ist meiner Meinung nach eine Katastrophe. Man muss sich da einfach auch nach den Fans richten, denn die sind im Fußball das Um und Auf. Wenn ich die nicht habe, habe ich dann auch kein richtiges Fußballspiel, weil die Atmosphäre fehlt.

Was ist dein Tipp für heute (Das Gespräch wurde am Nachmittag kurz vor Fodas letztem Heimspiel geführt, Anm.)?

Sturm wird 3:0 gewinnen.

Ich danke für das Gespräch und wünsche fröhliche Weihnachtsfeiertage!

Das wünsche ich ebenfalls und wir sehen uns gleich im Stadion wieder!

 

10 Kommentare

  1. jott1976 sagt:

    Der Lucky ist ein toller Kerl mit einem großen Sturmherz.

    Danke liebes Sturmnetz-Team für den tollen Adventkalender.

    Wünsche allen Sturmfans schöne Weihnachten.

  2. django sagt:

    Ruhe in Frieden . Lucky

  3. schwoaza Peter sagt:

    Ruhe in Frieden Lucky,

    auch dein unermüdlicher Einsatz beim AHK sollte hier nochmal erwähnt werden !!

    a echter schwoza

  4. Schwarzer62 sagt:

    Lieber Ludwig
    Danke für 22 Jahre Gänsehaut bei den Heimspielen
    R I P ⚽️

  5. fuchsrob sagt:

    Für mich wird Lucky Krentl immer „die“ Stadionstimme in Liebenau bleiben!!

  6. mario no sagt:

    Untrennbar mit Liebenau und dem SK Sturm verbunden.
    Ruhe in Frieden lieber Lucky Krentl. ️

  7. Sturmmani sagt:

    R.I.P. Lucky Krentl. Du hast uns in vielen schönen Stunden begleitet und bist für mich für immer die Stimme des SK Sturm. 🙁

  8. Bozo Bazooka sagt:

    R.I.P. Lucky!

  9. SchwarzerRabe sagt:

    R.I.P Lucky! Du warst der Beste nach unsern Günther Shrey!

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