Letztes Highlight vor der Winterpause

Spielvorschau: SK Rapid Wien vs. SK Sturm Graz

Viele Duelle gibt es nicht, die den Sturmfan so richtig heiß machen. Schon längst Geschichte ist das echte und einzig wahre Grazer Derby und wenn man einen Erzrivalen finden will, dann muss man schon 200km weiter im Norden, nämlich in der Bundeshauptstadt, suchen. Genauer gesagt: in Wien-Hütteldorf. Wenn Schwarz-Weiß auf Grün-Weiß trifft, geht es sowohl auf den Rängen, als auch auf dem Platz, hoch her. „Auf ein Spiel gegen Rapid freut man sich noch ein paar Prozent mehr“, bestätigte Trainer Franco Foda beim Mediabriefing und räumt damit ein, dass dieses Spiel ohne Zweifel etwas Spezielles ist. Der letzte Auswärtssieg gegen den SK Rapid Wien gelang den Blackies in jener Saison, in der sie den Meisterteller zum dritten Mal nach Graz holten. Damals zeigten vor allem Roman Kienast und Imre Szabics ihr Können im Abschluss und zum ersten Mal wagte man vom SK Sturm als Titelaspirant zu sprechen. Trotz bis dahin guter Ergebnisse traute der Tabellenführung zunächst niemand so recht, auch nicht nach der spannenden Aufholjagd im Heimspiel gegen die Hütteldorfer, in der Kienast mit seinem Treffer für den späten Ausgleich zum 3:3 sorgte. Bereits eine Woche später traf man wieder auf Rapid und als Sturmanhänger weiß man, dass die Wiener Vorstadt ein besonders hartes Pflaster ist. Sturm zeigte laut Torschützen Szabics aber „Eier“ und erspielte in einem starken Auftritt einen 2:0-Sieg. Plötzlich blickte ganz Fußballösterreich nach Graz – Sturm war auf dem Weg zum Titel. Als hätte das Auswärtsspiel im mittlerweile abgerissenen Hanappi-Stadion Sturms Erfolge veredelt, waren die Grazer plötzlich Meisterschaftsfavorit – vor RB Salzburg, vor der Wiener Austria und weit vor dem SK Rapid Wien.

Kein Spitzenduell

Dass in dieser Partie weder Meistertitel noch Tabellenführung ausgespielt werden, machen die aktuellen Platzierungen beider Kontrahenten deutlich. Rapid, abgeschlagen mit 22 Punkten hinter dem Stadtrivalen und der Konzernretorte aus Salzburg, auf Platz drei und Sturm mit nur einem Punkt weniger auf dem fünften Rang, also in Schlagdistanz zu Rapid – mit einem Sieg und etwas Schützenhilfe könnte den Steirern also ein Sprung auf Platz drei gelingen. Daniel Offenbacher, der heute neben Trainer Foda beim Mediabriefing in Messendorf Platz nahm, sprach darauf angesprochen von einem „schönen Beigeschmack“, aber man wolle einfach weiterhin oben dran bleiben und aus Wien natürlich drei Punkte mitnehmen. Dieses Unterfangen wird durch die Gelbsperre von Kapitän und Innenverteidiger Michael Madl nicht begünstigt. Franco Foda stehen mit Wilson Kamavuaka und Christian Schoissengeyr zwei Spieler zur Verfügung, die dessen Aufgaben im Team übernehmen können, aber gerade der 27-jährige Obersteirer spielte zuletzt gute Partien und zeigte, warum er nicht nur Abwehrchef ist, sondern auch die Kapitänsschleife trägt– wer diese gegen Rapid umbinden wird, stand noch nicht fest.

Lukas Spendlhofer und Roman Kienast konnten nach einer kurzen krankheitsbedingten Pause wieder ins Training einsteigen und sind somit auch für die Startaufstellung gegen den SK Rapid Wien Thema. Ebenso einsatzbereit sind auch Marvin Potzmann und Anel Hadzic. Donis Avdijaj hingegen fällt weiterhin aufgrund muskulärer Probleme aus. Um den jungen Schalker brodelte es in der Gerüchteküche zuletzt ja wieder recht heftig, vor allem auch, weil er vermehrt von Gelsenkirchener Scouts beobachtet wurde. Ob er auch nach der Winterpause in Graz zu sehen sein wird, möchte der Chefcoach – auf Nachfrage von SturmNetz – vorerst nicht weiter kommentieren. Es handle sich bei diesen Spekulationen eben nur um Gerüchte, um nichts Konkretes. Avdijajs Verbleib in Graz ist vertraglich bis Sommer 2016 festgelegt, eine Klausel macht es Schalke 04 allerdings möglich, ihn schon im Winter zurückzuholen.

Gegen den WAC wussten die Grazer zu überzeugen (Foto: (c) GEPA pictures/ Energie Steiermark)

Gegen den WAC wussten die Grazer zu überzeugen (Foto: (c) GEPA pictures/ Energie Steiermark)

Einsatz gegen Spielstärke

Wie Sturm sein Spiel anlegen wird, darüber wollte Foda nicht viele Worte verlieren. Es sei ihm auch wichtiger, sich auf die eigene Mannschaft zu konzentrieren, als auf den Gegner. „Wir wollen mutig auftreten, wir wollen in unserem Spiel entschlossen sein, eine hohe Laufbereitschaft an den Tag legen!“ Reiner Einsatz und Mut werden für ein erfolgreiches Spiel gegen ein spielstarkes Team wie Rapid allerdings nicht ausreichen. Eine kompakte Defensive und schnelle Konter könnten zum Erfolg führen, wenn es der Mannschaft gelingt, nach Balleroberung schnell umzuschalten.

Die letzte Begegnung mit den Grün-Weißen in Graz endete mit einem 2:2 Unentschieden, nachdem Sturm einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt hatte – denkbar bitter nach einem Eigentor und, wie sollte es anders sein, einen Treffer durch Robert Beric, der mittlerweile für St. Etienne in der obersten französischen Liga seine Tore schießt. Angesprochen darauf meinte Foda, es gäbe keine sicheren Führungen. Selbst ein 2:0 habe wenig Aussagekraft und das nicht nur in Österreich. Dass ein solcher Vorsprung aber vor allem nach einem eigentlich guten Spiel, wahrscheinlich sogar nach dem besten Spiel der bisherigen Saison, so schnell und eigentlich erst nach Einwechslung zweier Spieler auf Wiener Seite verloren ging, dürfte die taktische Ausrichtung beeinflussen. Vor allem mit dem Routinier Steffen Hofmann konnten die Hütteldorfer in Graz den notwendigen Gang zulegen, um noch einen Punkt einzuholen.

Auf die Fans des österreichischen Fußballs wartet eines der wenigen Highlights in einer Saison und es ist davon auszugehen, dass sich der SK Sturm und Rapid Wien nichts schenken werden – immerhin handelt es sich derzeit um ein direktes Duell um den dritten Platz in der tipico-Bundesliga. Die Begegnung wird hochemotional sein – sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen – und nach den zuletzt gezeigten Leistungen beider Vereine darf man sich ein spannendes Duell erwarten, das sogar jener, dessen Name die Spielstätte trägt, wahrscheinlich mit Freude verfolgt hätte.


Spieldaten

SK Rapid Wien – SK Sturm Graz
Samstag, 31.10.2015, 16:00 Uhr, Ernst-Happel-Stadion

Mögliche Aufstellung:
Sturm Graz (4-2-3-1) Esser; Potzmann, Spendlhofer, Kamavuaka, Klem; Piesinger, Hadzic; Schick, Offenbacher, Dobras; Kienast

Ersatz: Schützenauer, Schoissengeyr, Kayhan, Lykogiannis, Lovric, Edomwonyi, Gruber

Es fehlen: Stankovic, Rosenberger (Kreuzbandriss), Avdijaj (muskuläre Probleme), Madl (gesperrt)

 

5 Kommentare

  1. Arch Stanton sagt:

    Kann es sein, dass die muskulären Probleme Avdijajs mit den Wechselgerüchten um seine Person zu tun haben?

    • Ranger sagt:

      Eventuell will man so seine Beobachter wegscheuchen. Nach Wien kommt man von Deutschland aus schließlich schneller als nach Graz.

  2. Rene90 sagt:

    schon etwas merkwürdig, dass Donis noch nicht einmal im Kader ist, denn nach seinem letzten Kurzeinsatz aus Sicherheitsgründen war von keiner schwereren Muskelverletzung die Rede, man sprach nur von muskulären Problemen
    wegen Abgang im Winter ist eine Möglichkeit, eine andere wäre die Verletzung vorzuschieben, da das nächtliche Wien auch so seine Singvögel hat

    • Ranger sagt:

      Hahhaha, das Wordrap-Video vom Donis kam in DL nicht so gut an:
      „Heldt fand das nur bedingt lustig: „Donis ist wie er ist. Aber von unserer Seite ist das nicht mehr gewünscht“, sagte der Manager.“
      Deswegen WILL Donis wohl lieber im kleinen und lustigen Graz bleiben und hat der Idee nicht zu spielen zugestimmt, damit er nicht zurückbeordert wird! Logisch….. 😀

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