Leider keine Wundertüte

Der Sportklub Sturm sei derzeit eine Wundertüte, heißt es. Prognosen für den jeweiligen Spieltag gestalten sich äußert schwierig. Alles scheint möglich. In Wahrheit entsprechen Sturms Leistungen allerdings exakt dem Status quo.

Eine Wundertüte impliziert den Faktor Zufall, unterliegt teils einer positiven Konnotation, ermöglicht auch erfreuliche Überraschungen. Sturm ist hingegen Mittelmaß. Lediglich marginale Ausrutscher nach oben oder unten vervollständigen eine Hinrunde der Bedeutungslosigkeit, in der man sich weder mit dem Abstieg, noch mit der Tabellenspitze auseinanderzusetzen hat. Als Anhänger Sturms ist man mit einer solchen Situation durchaus vertraut; nicht jedoch unter den derzeitigen Umständen. Als finanziell abgeschlagener aber sympathischer David und chronischer Außenseiter, war es so des Öfteren eine Freude, mit einer blutjungen Truppe, geprägt von Kaderumbrüchen, die Goliaths der Liga zumindest regelmäßig zu fordern. Zeiten, in welchen tatsächlich alles möglich schien, eine laufende Entwicklung stets auszumachen war und man positiv gestimmt in die Zukunft blickte. Heute zermürbt ein sehr breiter Kader ohne Identifikationsfiguren, begleitet von einer katastrophalen Außendarstellung des Vereins und einigen Ungereimtheiten, den Anhang. Jegliche Euphorie oder Sympathie wird zumeist im Keim erstickt. Das haben auch die Fangruppierungen unlängst erkannt.

Ambivalenz im Norden

Auch die Nordkurve lässt eine klare Linie derzeit leider nicht erkennen. Vor nicht allzu langer Zeit machten die Fanklubs mit der Initiative „Wir wollen Sturm sehen!“ und den hierbei beinhalteten, explizit kommunizierten und völlig berechtigten Kritikpunkten auf sich aufmerksam und kamen somit ihrer Aufgabe als Wachorgan des Vereins nach. Der Ernst der Lage wurde durch einem temporären Stimmungsboykott und zahlreichen Unmutsäußerungen in Form von Spruchbändern emphatisiert. Trotz der eines SK Sturm unwürdigen Leistung, übt man sich dann jedoch in 90-minütigem Dauersupport. Vom Aufsteiger aus Mattersburg regelrecht an die Wand gespielt zu werden, stellte überraschenderweise keinen Anlass für jegliche Maßnahme seitens der Kurve dar. Selbiges gilt für die einst überaus unangebrachten Gesten nach dem Heimsieg gegen Altach. Viele wünschen sich, die Nordkurve würde mit mehr Vehemenz zu Werke gehen; ihre Forderungen, insbesondere den Einsatz junger Talente, explizit auch während Spielen Ausdruck zu verleihen.

Bankrotterklärung gegen Mattersburg

Gegen schwächelnde Burgenländer zu Hause dermaßen vorgeführt zu werden, sodass sogar Kurvengeher spontan konvertierten und in Folge den Mattersburgern die Daumen drückten, ist ebenso selten wie aussagekräftig. Im vergangen Einwurf wurde noch festgehalten, dass ein Punkt in Salzburg überaus unverdient gewesen wäre, was so manch berechtigte Kontroverse auslöste. Dieses Mal machte es das Team um Franco Foda dem Autor um einiges leichter. Man müsste jedoch lügen, würde man sagen, man freue sich darüber. Dass man es nach 17 Runden noch immer nicht vermag, eine gewisse Konstanz bzw. Verbesserung an den Tag zu legen, spricht weder für die Mannschaft, noch für den Cheftrainer oder den sportlichen Leiter. Von einem Ausrutscher kann in Anbetracht der gesamten Hinrunde nicht die Rede sein. Inwiefern alte Strukturen rund um Franco Foda wieder existent sind, ist derzeit nicht bekannt. So oder so bleibt festzuhalten: Wenn man noch immer nicht die Notwendigkeit eines Sportdirektors erkannt hat, sind alle handelnden Personen grundlegend zu hinterfragen. Ein positives Zeugnis kann bis dato nämlich niemandem ausgestellt werden. Einer, auf den dies nicht zutrifft, musste dem desolaten Auftritt gegen den Aufsteiger wieder als Zuschauer beiwohnen. Sandi Lovric, voll im Mannschaftstraining und wiedergenesen nach einer kleinen Blessur, wird kurz vor Spielbeginn in der Verletztenliste angeführt.

Ungereimtheiten

Vereinsseitig wird derzeit kaum Glaubwürdigkeit generiert. Wenig verwunderlich also, dass rund um die zwei heißesten Personalaktien Sturms, Donis Avdijaj und Sandi Lovric, wildeste Spekulationen kursieren. Unmittelbar vor der anberaumten Entscheidungs-Deadline von Schalke, reagiert Franco Foda im Mediabriefing (Video startet bei Fodas Antwort) auf die Frage von SturmNetz, wie es nun um Erstgenannten steht, gar überrascht. Kurios. Dass Sturm eine Verletzung Avdijajs vortäuscht, um ihn vor Schalker Augen zu schützen oder dadurch gar disziplinäre Maßnahmen verbirgt, darf dennoch stark bezweifelt werden. Fakt ist jedenfalls, dass Donis im Mannschaftsgefüge dem Vernehmen anderer Spieler nach – gelinde gesagt – nicht zu den beliebtesten Kollegen zählt. Deutlicher ist die Causa Sandi Lovric. Hier muss davon ausgegangen werden, dass sich Vereinsangaben und Realität widersprechen. Eine glückliche Beziehung zwischen Sturm Graz und dem „Jahrhunderttalent“, scheint derzeit außer Reichweite zu sein. Der Verzicht auf den U18-Kapitän, der gegen Italien maßgeblich zum Sieg Österreichs beigetragen hat, ist – nicht nur aufgrund der schwachen Konkurrenz – in jedem Fall grob fahrlässig.

 

10 Kommentare

  1. Neukirchner sagt:

    Ich kenne keinen mehr, der den Klub Aussendungen bezüglich Donis noch Glauben schenkt. Der Fan ist nur noch zahlender Kunde. Wird aber permanent am Schmäh gehalten. Allerdings macht man die Rechnung wieder einmal ohne den Wirt. 8600 Zuschauer (bei 7tausendIrgendwas Dauerkarten und diversen Gratisaktionen) sollte ein deutlicher Indiz sein endlich umzudenken.

  2. Schworza99 sagt:

    Mitm 4. Platz könn ma mit solch einer Leistung mehr als zufrieden sein. Ohne Esser wären wir jetzt eh im Abstiegskampf.

    Zum Thema Avdijaj:

    Leg eine Deadline fest und halte dich nicht dran. GG hats in 2 Monaten nicht geschafft einen Stürmer zu holen aber im Winter schafft er dass sicher.

    Zum Thema Lovric:

    Kienast in allen Ehren aber mir kommt vor unser Kader wird älter und nicht jünger. Gibt kaum einen Spieler der seine beste Zeit bei uns verbringt (warum wohl?). Wenn das Wort Ausbildungsverein auch nur in der Nähe von Messendorf genannt wird, sollte man sich Sorgen machen aufgrund von Realitätsverweigerung.

     

  3. RAM6I sagt:

    Schlimm das selbst die Sturm Fans sich schon in zwei Lager trennen. Die einen vergöttern Foda und die Anderen können sich der Illusion widersetzen. (Und Sturm selbst zündelt noch mit Werbung..“Echte Schwoaze“ etc…)

    Ja Er ist unser letzter Meister-Trainer, bitte vergesst aber bloß nicht wie wir Meister wurden, spielerisch so erinnere ich mich war nicht viel zu sehen! (Ergebnis-Fußball mit viel Glück und Unvermögen der Anderen) (Aber für unsere Bier-Fans „Hauptsache Meister“ haha..genau ;)) (mir persönlich ist das „WIE“ mehr Wert als der Teller! (will spielerisch verköstigt werden) (vl. kam deshalb bei der Meister-Feier nie so wirklich die Freude auf..“gefeiert habe ich schon..aber es fühlte sich nicht gut an.“

    was danach kam, wissen wir ALLE!!!! (Monster-Verträge, ausgelutschte Spieler etc….)

    Will jetzt diesen ganzen Schei* nicht nur einer Person ankreiden, dazu gehören immer mehr Hände, doch das was auf dem Spielfeld zu sehen ist, IST ALLEIN SEIN KAKAO! AUF SEINEN MIST GEWACHSEN, ER IST DER „CHEF“TRAINER! und da frage ich mich wie lange wird er diesmal seinen Welpen-Schutz haben? (Andere Trainer obwohl „Spielerisch viel mehr zu sehen war, und kämpferisch „MORAL“ haben schneller ihr Amt verloren ) Man muss wohl mit dem richtigen sein Bett teilen. (Geht mi ja nix an) Aber dann sollten wenigstens die Ergebnisse passen!

    so zrk zum eigtl. Kommentar…

     

    Als Fan (Nach Ansicht des Vereins ka „echta Schwoaza“ ) ;-)…finde ich es einfach nur beschämend/traurig/peinlich (Öffentlichkeit) was mit diesem Verein angestellt wird. Man sitzt sprichwörtlich auf einer Goldgrube und schafft es einfach nicht diese zu schöpfen. Egal welcher Bereich überall fehlt es an Willen/Ernsthaftigkeit/Professionalität (Keine Ahnung mehr) um es gleich abzuwehren, glaube nicht es besser machen zu können, aber glaube man sollte vl. diesen (mag das Wort jetzt nicht verwenden) I…-Betrieb sprengen. (Fachleute engagieren)

    Dazu die Aussagen zu Beginn einer Saison…“Man kann jeden besiegen bis auf (wen das Wetter stimmt, wen Fortuna uns gut gestimmt ist, wen alle Top-Fit sind und wen Sturm nicht Sturm wäre sondern Dortmund…egal………..“

    jetzt….so haben wir das nie gesagt blabla und der Faktor Zeit wird mal wieder ins Spiel gebracht..na eh die Zeit ist Unendlich, Eure Dummheit hat leider auch keine Grenzen.

    So habe ich irgendetwas ausgelassen, jemanden vergessen zu beleidigen…und natürlich kann ich alles besser…..genau…

     

    was ist eigtl. mit Lovric? Wirklich Hr. Foda? (Die Fahrten und Spiele für Österreich sind zumutbar aber für Sturm sind Sie zu? Ja was eigtl?) Für Sturm hoffe ich das er öfters seine Chance erhält und nicht nur einmal damit mal der Pöbel beruhigt ist, für Ihn persönlich hoffe ich dass er uns schon im Winter verlässt! 😉

     

    so..entschuldige mich für Alles und verabschiede mich…

     

     

    • PeterH sagt:

      wow, selten einen Kommentar mit soviel Herzblut gelesen. Danke dafür, jedes Wort ist wahr.

    • Günter Ko sagt:

      „Man sitzt auf einer Goldgrube“

      Treffender kann man es nicht formulieren.

      Vielen Dank!

       

  4. Blacky575 sagt:

    Bei uns sind halt leider (noch immer) keine Profis am Werk. Seit Jahren gaukelt man uns vor das der Verein auf profesionelle Strukturen aufgebaut wird und sich immer weiter entwickelt.

    Die Realität sieht leider anders aus. Seit Fodas Rückkehr sieht man eher das Gegenteil (ob das nur an Ihm liegt sei dahingestellt). Man hat nie das Gefühl das es im Verein bei gewissen Entscheidungen gute und intensive Überlegungen gab. Alles wirkt halbherzig.

    z.B.: bei Transfers. Kienast bei der Austria zu schwach bzw.keine Einsätze- den holen wir weil der war ja schon mal bei uns

    Edi- wenn wir den Djuricin nach Salzburg verkaufen nehmen wir ihn halt einfach so mit bei uns auf. Kann ja nicht schlecht sein wenn der von RedBull kommmt.

    So lässt sich das ewig fortsetzten. Über den Tellerrand blickt keiner. Alles wirkt so als wäre es der einfachste Weg mit dem geringsten Wiederstand- Denk- und Arbeitsaufwand.

    Zur Nordkurve:

    Man weiss halt derzeit leider nicht was man machen soll. Feuert man das Team trotz der Leistungen an und hofft das es besser wird oder ist man still? Kann jeder für sich selbst entscheiden. Die Kritikpunkte sind bei den grossen FC´s sicher trotz Stadionunterschtützung noch gegeben.

     

  5. Moe sagt:

    So trostlos die Situation zurzeit is kann man eigentlich schwer in Worte fassen.

    Die gesamte Organisation kommt mir einfach vor wie bei meinem heimatlichen Dorfverein, da fehlts an allen Ecken und Enden an Professionalitaet.

    Das wir nach so einer Saison auf Platz 4 stehen duerfen is der eigentliche Wahnsinn. Das zeigt aber eben auch das Niveau der oesterreichischen Bundesliga und die 10er Liga traegt ihren Teil dazu bei.

    Was bei Lovric abgeht is natuerlich eine Riesenfrage, das Vertrauen der Fans hat FF aber auf jeden Fall zu einem Grossteil verspielt schaetze ich.

    Bei Avdijaj wird eben Schalke am langen Hebel sitzen, da kann man Sturm vermutlich gar keinen grossen Vorwurf machen (Von der Kommunikation abgesehen, und sofern seine Verletzung echt wahr).So lang Sturm die Moeglichkeit hat ihn zu halten wird man das versuchen. Versteh ich auch.

     

  6. DerWurst sagt:

    Kann mich euren Kommentaren (ab Ram6L) nur anschließen. Langsam wirds halt Zeit, dass mal der Verein (Geschäftsführung) Stellung bezieht. Warte schon lange genug darauf…

  7. JulioGeordio sagt:

    Ich Sturm-Fan seit Sommer 2014, seitdem ich und meine Familie aus England nach Graz umgezogen sind. Ich kenne ähnliche Situationen von meinem Heimatverein in Ost-London, FC Leyton Orient – was aber sehr wichtig ist die Kommunikation zwischen dem Verein und den Fans. Blacky 575 hat erwähnt, wie schwierig die Situation von der Nordkurvesicht ist. Ich bin im Familiensektor (bin immer mit meiner Tochter dabei) und wir sehen es auch. Wir möchten so viel, daß die Mannschaft erfolgreich spielt, aber sehen die Rahmenbedingungen und die Obergrenzen der jetzigen Spielern. Jedes Mal wenn der Edi zum Einsatz kommt, will ich das er ein Tor endlich schiesst, aber es klappt wiederum nicht, er versucht so viel wie er kann, die anderen auch, aber es reicht nicht. Das müssen die Verantwortlichen sehen, und konsequent reagieren. Die müssen die Verantwortung übernehmen, und nicht die überforderten Spieler. Als wir nach Graz gekommen sind, habe ich mich sehr gefreut einen echten Traditionsverein zu unterstützen, mit Spielern die alles für den Vereinswappen geben (zum Teil geben sie) aber ich erwarte mehr vom Verein. Wir Fans bleiben langfristig, die Angestellte nicht (Spieler, Trainer, Sportdirektor usw..), und ich finde die jetzige Situation traurig. Ich möchte Leute sehen, die alles und mehr für den Verein geben, wie die Fans die trotz allem immer kommen und die Mannschaft anfeuern. Ich hoffe wie alle daß wir am Samstag gegen die Admira die 3 Punkte holen, aber langfristig wird es nichts ändern. Long live Sturm!!!

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