Leidenschaft

Spielvorschau: SK Sturm Graz vs. Red Bull Salzburg

Es ist diese ganz besondere Magie, die nur dieser Kultklub aus der Steiermark in mir zu versprühen vermag. Denn wenn ich durch die Straßen geh, singe ich Sturm Graz, allez. Manchmal mag man diese Faszination irgendwie gar nicht verstehen, denn jedes Mal, wenn in Liebenau der Ball über die Torlinie rollt, ist es ein Gefühl der stetigen Ekstase. Vergleichbar mit einem Rauschzustand, der zwar enden wollend ist, einen aber in diesem Moment vollends übermannt. Doch auch die Kehrseite der Medaille hat einen gewissen Charme, einen Charme, der zwar auf den ersten Blick schmerzhaft erscheinen mag, aber im Endeffekt das Ballspiel auf dem Rasen viel schöner macht. Die Rede ist von diesem Moment, wenn die gegnerische Mannschaft ein Tor erzielt und eine unendliche Stille durch das Liebenauer Oval schwappt. Es ist der Schmerz, der die Freude umso schöner macht. Durchbrochen wird diese oben erwähnte Stille zu meist nur von störenden Jubelgeräuschen der mitgereisten gegnerischen Fans. Auch wenn jene im Normalfall in recht spärlicher Zahl vertreten sind.

Hier spannen wir auch den Bogen zum morgigen Gegner, nämlich dem Brauseprodukt aus der Mozartstadt. Diese sich selbst Fußballverein nennende und marketingorientierte Firma benutzt unsere liebste Sportart nämlich, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Hier soll keine Debatte über die sowieso nicht mehr existierende Moral im Fußball losgetreten, aber trotzdem daran erinnert werden, weshalb dieser Kontrahent überhaupt existiert. Nachdem dieses KO-Kriterium abgehakt wurde, können wir also damit beginnen Rose(n) zu streuen und uns auf das Sportliche zu konzentrieren.

In diesem Bereich sind die Salzburger tatsächlich ein Vorzeigeklub, denn genauso hat man einen modernen Fußballverein zu führen. Es tut unfassbar weh, sich das eingestehen zu müssen, doch die Mozartstädter verfügen womöglich über das beste Scoutingsystem ganz Europas. Neben der Vielzahl an heimischen Talenten, die man mit einigen Geldbündeln und dem X-Faktor Liefering in den vergangenen Jahren an die Salzach locken konnte, tummeln sich ungemein viele vielversprechende ausländische Fußballer. Wenn diese auch noch über mehrere Spielzeiten hinweg zusammenbleiben und zu einer Topmannschaft reifen, ist es als Sportklub Sturm nur sehr schwer möglich, mitzuhalten. Umso schöner ist es dann, wenn man dem Ligakrösus doch ein Haxerl stellen kann. So geschehen in den vergangenen beiden Spielzeiten, als man den Bullen die ersten beiden Saisonniederlagen zufügen konnte. Dies geschah übrigens in der schönsten aller Städte, nämlich in Graz. Aller guten Dinge sind drei, ist man hier fast schon verleitet zu sagen.

Trotz alldem könnten die Vorzeichen schlechter gar nicht mehr stehen, sieht man sich die Formkurven der beiden Teams an. Unsere Mannschaft kommt derzeit über, nennen wir es einmal Mittelmaß, einfach nicht hinaus und brilliert leider zu häufig mit Ideenlosigkeit statt Spielwitz. Die Truppe des Brausekonzerns verinnerlicht letzteres und bringt Woche für Woche eine starke Performance auf den Platz. Dass der SK Sturm scheinbar unmögliche Aufgaben meistern kann, bewies er zuletzt an einem historischen Abend in Klagenfurt. An dieser Stelle könnten wir ewig über taktische Konzepte und einen vielversprechenden Matchplan debattieren, doch die einzige Möglichkeit die derzeitige Übermacht aus Salzburg zu besiegen, wird jene Zutat sein, die unseren Herzensklub großgemacht hat. Nämlich Leidenschaft. Ohne die Leidenschaft unserer Vereinsgründer und dem Herzblut, welches jene hier hineingesteckt haben, würden wir heute womöglich Red-Bull-Salzburg-Fans sein.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Nein, wären wir selbstverständlich nicht! Schon der Gedanke daran und die obige Satzkonstellation ergeben eine Antithese und einfach keinen Sinn! Falls irgendjemand den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben sollte, möge er sich bitte folgenden Absatz zu Gemüte führen. Sei es die Mannschaft, der geneigte Sturmfan oder sonstige dem Verein nahestehende Personen. Zeigen wir dem Retortenklub aus Salzburg, was uns zu jenem wunderbaren Stück Fußballgeschichte gemacht hat, in Zeiten, in denen Wiener Freunderlwirtschaft regiert hat und ein Provinzklub wie Sturm maximal belächelt wurde. Es war die unbändige Leidenschaft, die Schwarz-Weißen am Leben zu erhalten und es muss eben wieder jene Leidenschaft auf dem Platz erkennbar sein. Also zeigt uns euer Herz und kämpft für diese Kurve, dieses Stadion und diesen Verein. Gegen Repression und den scheiß Kommerz singen wir für euch.

Spieldaten

SK Sturm Graz vs. Red Bull Salzburg

Sonntag, 07.10.2018, 17:00, Merkur Arena, Graz
Schiedsrichter: Julian Weinberger

Mögliche Aufstellung: Siebenhandl; Hierländer, Maresic, Spendlhofer, Avlonitis, Koch; Lackner, Zulj, Kiteishvili; Huspek, Grozurek

Ersatz: Schützenauer; Schrammel, Ferreira, Lovric, Obermair, Eze, Hosiner

Es fehlt: Jantscher

Fraglich: Pink

3 Kommentare

  1. Arch Stanton sagt:

    Schmerz und Leid, wie vom Autor beschrieben kann ich sehr gut nachvollziehen. Die störenden Jubelgeräusche werden allerdings nicht so schlimm werden. Spazierende Senioren an einem sonntäglichen Nachmittag und Straßenbahnen waren immer noch lauter, als die paar mitgereisten Bullenfans.

     

  2. Luca1111 sagt:

    Vielleicht könnte Sturm Netz mal was über die Krisensitzung bringen die am Freitag stattgefunden hat. Vielleicht gibt es ja mal ein paar Infos.

    • Ennstaler sagt:

      Würde mich auch sehr interessieren. Klare Informationen tragen dazu bei, dass nicht Gerüchte brodeln und Energie für Nebensächlichkeiten vergeudet wird.

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