Leidenschaft „Match-Worn“

Zu Besuch bei Steiermarks Trikotsammler Nummer 1

Die Jagd nach getragenen, verschwitzten und im besten Fall noch mit Rasenspuren versehenen Fußballtrikots ist für viele Freunde des runden Leders mittlerweile bereits zur kleinen Lebensaufgabe geworden und die Preise auf diesem verrückten Markt für Normalsterbliche abstrus. So wurde etwa das Pele-Trikot vom WM-Finale 1970 um 260.000 Euro bei Christie`s versteigert. Das Leiberl von Geoff Hurst, in dem er das Wembley-Tor erzielte, soll sogar eine halbe Million eingebracht haben. In der noch überschaubaren, steirischen Matchworn-Szene, hat sich in den letzten Jahren ein Hitzendorfer zur unumstrittenen Nummer 1 gemausert. Denn wenn österreichische Fußballprofis – egal welcher Coleur – ihr sprichwörtlich letztes Hemd geben, ist zumeist Einer nicht weit: Der 31-jährige Mario Sommer aus Hitzendorf. Wir haben den mittlerweile in Söding lebenden „Mister Matchworn“ einen Besuch abgestattet.

Ein kleiner Auszug aus der beeindruckenden Sammlung.

Die Leidenschaft begann bei Sommer bereits in der Jugend, auch wenn damals „Matchworn“ für ihn noch kein Begriff war, er sogar mit einem gefälschten Zidane-Trikot vom Kirtag eine Riesenfreude hatte. Als er jedoch ein Leiberl von Ex-Sturm-Kicker Christian Prawda in die Hand bekam und erstmals die sich von Fanshop-Trikots unterscheidenden Applikationen entdeckte, sollten es zukünftig nur noch solche sein. „So hat das Ganze angefangen, ich hab von da an viel Zeit, aber vor allem viel Geld, in die Suche investiert. Und schnell verstanden, dass es alles andere als einfach ist, an diese begehrten Stücke ranzukommen.“ Lag der Fokus anfangs auf Quantität („man nimmt alles was man bekommt, erkennt aber auch rasch, dass dieses Hobby fast zu einer Art Sucht werden kann“), knüpfte er später zunehmends Kontakte, schuf sich ein Netzwerk und so gelang es ihm, schon beinahe die gesamte, steirische Fußballprominenz von seiner Sammlung zu begeistern. Für viele war es danach fast Pflicht, nun auch – in seinem gerade neu erbauten Haus in Söding, wo bei der Planung ein Trikotraum im Prioritätenranking ganz oben stand – vertreten zu sein. Imposante 300 Matchworn-Trikots sind es mittlerweile, zirka ein Drittel davon – wie es sich für einen Steirer gehört – in den Klubfarben des SK Sturm. „Beginnend mit einem Trikot von Hubsi Kulmer aus dem Jahr 1978, über Bozo Bakota und Richard Niederbacher mit dem Raika-Logo, natürlich viele aus der großen Champions-League-Ära bis hin zu Trikots aus der Jetzt-Zeit.“

Der neue, museale Trikotraum.

Großsponsor Gilbert Prilasnig

Mittlerweile machen dem 31-Jährigen die Bekanntschaften, die sich durch diese Leidenschaft ergeben, fast gleich viel Freude, wie die Trikots an sich. „Ältere Fußballer erzählen mir immer wieder Geschichten über eine Zeit, die ich nicht miterleben durfte, die mir aber sicher gefallen hätte“. Gilbert Prilasnig etwa vermachte dem Matchworn-Liebhaber gar seine gesamte, persönliche Sammlung und überreichte 30 Trikots, wohlwissend, dass sie bei Sommer in guten Händen sind. Natürlich wachsen so auch langandauernde Freundschaften, beispielsweise mit Sturm-Legende Gerhard Wallner, mittlerweile 50 Jahre beim Verein, der einer der Ersten war, die den Trikotraum besichtigen durfte. Sommer legt wert auf die Feststellung, dass er sich an den „abgestaubten“ Trikots in keinster Weise bereichern möchte, ganz im Gegenteil: Für Schwoaze Helfen trennte er sich von einem Mario Haas-Trikot, welches letztendlich 700 Euro für den guten Zweck einbrachte. „Leider gibt es auch schwarze Schafe, die sich bei den Vereinen als Sammler ausgeben, die Leiberl dann aber auf diversen Portalen veräußern und so gutes Geld damit verdienen. Da blutet mir das Herz. Spieler sollen ihre Trikots lieber Kindern geben, als solchen, vermeintlichen Sammlern.“

Kontakt:

Sollte einer unserer Leser ein solches Stück bei sich zu Hause „nur herumliegen“ haben und es vielleicht zukünftig einem würdigen Rahmen zukommen lassen wollen, meldet euch bitte bei Mario via Mail an: marios90@gmx.at. Zudem beantwortet er auch gerne Anfragen zwecks einer Besichtigung seiner Schätze.

Podcast-Tipp:

Florian Bruckmüller und Klaus Vogelauer lieben den Fußball … und zwar in all seinen Facetten und Ausführungen.

Die beiden Vollblut-Fussballfans beschäftigen sich nicht mit taktischen Geplänkeln und Spielanalysen: Der “Trikotaustausch” soll viel mehr einen Aspekt der Sportart in den Vordergrund rücken, der zwar offensichtlich erscheint, aber doch gerne übersehen wird: Trikotdesign, Sportausrüstung und Fussballfashion. Garniert wird das Hörvergnügen mit einer Menge an persönlichen Anekdoten rund um die schönste Nebensache der Welt. Mittlerweile sind bereits 179 Folgen erschienen, auf ITunes, Spotify und RSS Feed. Prädikat: Absolut hörenswert!

 

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