Länderspielzeit ist Testspielzeit

Spielvorschau: SK Sturm Graz vs. Haladás Szombathely

5. November 1975: Zirka 5000 steirische und burgenländische Fußballbegeisterte stellen sich am gut bewachten Stacheldraht an der österreichisch-ungarischen Grenze an, um von schwer bewaffneten Soldaten gruppenweise, wenn nicht manchmal sogar nur einzeln, hinter den „Eisernen Vorhang“ gelassen zu werden. Dass an diesem Tag so viele in den Osten strömten, genauer gesagt nur wenige Kilometer nach Ungarn hinein, konnte nur einen Grund haben: Der SK Sturm Graz, damals unter der sportlichen Leitung des legendären „Sir“ Karl Schlechta musste auswärts in Szombathely zum Rückspiel gegen Haladás antreten, nachdem die schwarz-weiße Sensationstruppe das Hinspiel gegen die in der heimischen Liga bestens platzierten Ungarn durch Tore von Kurt Stendal und Manfred Steiner mit 2:0 gewonnen hatten. Auf eigenem Boden aber gingen die „Hali“, wie sie von ihren Fans gerne genannt werden, in der zweiten Halbzeit, nachdem der Sturmtorhüter Refik Muftic ihnen vorher durch unglaubliche Glanzparaden das Leben schwer gemacht hatte, durch ein Tor des Libero Zoltan Horvath in Führung. Zu diesem Zeitpunkt trafen die letzten Sturmfans im Stadion ein, die auch noch nach Spielbeginn mit ihren Visa an der Grenze auf ihr Durchkommen gewartet hatten. In der 89. Minute wurden sie von Gernot Jurtin allerdings mehr als entschädigt: Sein Ausgleichstreffer zum 1:1 fixierte Sturms sensationellen Aufstieg in das Viertelfinale des Cups der Cupsieger.

(c) Magyarfutball.hu

(c) Magyarfutball.hu – Eintrittskarte für das Europapokal-Hinspiel am 22. Oktober 1975 in Graz

Die „Hali“

Der 1919 gegründete Haladás VSE (offizieller Name) trägt die Farben Grün und Weiß in seinem Vereinswappen und nennt das Rohonci úti Stadion sein Zuhause. Er gilt als der „Fahrstuhl“ der europäischen Profiligen schlechthin: Von 1936 bis heute ist der Klub vierzehnmal auf- und dreizehnmal abgestiegen. Den letzten Abstieg durchlitt der Verein im Jahr 2004. Auch wenn einem Sturmfan das Erleben außerordentlicher Höhen und Tiefen innerhalb weniger Jahre vertraut sein dürfte, stellen die Westungarn das mit diesem europaweiten Spitzenwert wohl in den Schatten. Im Europacup konnten die Hali bisher kaum überzeugen – der größte internationale Erfolg war das Erreichen der zweiten Runde des Europapokals der Pokalsieger 1975, aus dem sie gegen den SK Sturm ausschieden. Die Jugendarbeit von Haladás brachte übrigens einen Spieler hervor, der auch österreichischen Fußballfans auf Anhieb bekannt sein dürfte. Von 1990 spielte in Szombathely nämlich ein gewisser dort geborener György Garics, der später in seiner Karriere namhafte Stationen, wie den SK Rapid Wien, den SSC Napoli oder Atalanta Bergamo durchlief. Derzeit steht er in der Ersten Deutschen Bundesliga beim SV Darmstadt 98 unter Vertrag.

Probleme und Chancen

Der SK Sturm, der derzeit wohl noch immer mit dem Wundenlecken nach der blamablen Niederlage in Grödig beschäftigt sein dürfte, geht nun u.a. in zwei Testspielen auf Ursachenforschung. Jenem Spiel gegen Haladás muss man dabei wohl größere Bedeutung beimessen, als der Begegnung mit dem Stammtisch-Cup-Sieger „Kraftwerk Ü30“. Dass einige Spieler aufgrund ihrer Einsätze für ihre Nationalteams nicht mit der Mannschaft trainieren und spielen können (Michael Madl, Anel Hadzic, Wilson Kamavuaka, Christian Schoissengeyr, Sascha Horvath, Andreas Gruber, Tobias Schützenauer, Johannes Handl, Sandi Lovric, Fabian Ehmann), dürfte der spielerischen Rehabilitierung gerade jetzt in dieser für den Verein recht schwierigen Zeit nicht gerade zuträglich sein.

Das Fehlen von Stammspielern könnte allerdings den Einsatz junger Kicker begünstigen, die auch nach dem Abgrasen durch die diversen ÖFB-Auswahlen im Sturm-Nachwuchs für Einsatzminuten in der Kampfmannschaft zur Verfügung stünden. Ob und wie intensiv Trainer Franco Foda in den Freundschaftsspielen auf den Eigenbau setzt, kann nur vermutet werden. Angesichts des zuletzt spielerisch sehr schwachen Auftritts der Schwarz-Weißen in Salzburg muss man aber hoffen, dass der Deutsche mit der einen oder anderen neuen Idee in Bezug auf Startaufstellung und Spielidee aufwarten kann. Haladás Szombathely ist derzeit ein interessanter Testspielgegner, denn der Verein rangiert in der aktuellen Saison hinter Ferencváros auf dem zweiten Platz der Nemzeti Bajnokság, der höchsten ungarischen Spielklasse.

 

Spieldaten

SK Sturm Graz – Haladás Szombathely
Freitag, 9. Oktober 2015, 15:00 Uhr – Trainingszentrum Mesendorf

Es fehlen: Stankovic, Rosenberger (beide Kreuzbandriss)

Es wird ab 14:30 Uhr einen Liveticker geben.

 

1 Kommentar

  1. Schworza99 sagt:

    Also wenn die Burschen so auftreten wie gegen Grödig, können sich die Stammtisch Kicker gute Chancen ausrechnen…

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