Kulis: „Bei den Trainingslagern war ich für die Unterhaltung zuständig“

SturmNetz-Interview mit Gernot Kulis

Bereits vor dem Frühjahrsstart der Blackys haben wir uns im Grazer Orpheum mit dem Comedian und Sturmbotschafter Gernot Kulis unterhalten. Dabei beantwortete er nicht nur Fragen zu seiner beruflichen Tätigkeit, sondern auch zu seiner schwarz-weißen Vergangenheit. Wie er das Training unter Coach Ivica Osim erlebt hat und wen er als Ö3-Callboy gerne anrufen würde, erfahrt ihr im Interview.

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Herr Kulis, zuallererst einige Fragen zu Ihrer Person: Sie sind momentan mit Ihrem neuen Programm „Herkulis“ auf Tournee. Davor waren Sie mit „Kulisionen“ extrem erfolgreich. Wie, beziehungsweise wann sind Sie eigentlich zum Kabarett gekommen?

Ich habe etwa ab 15 für unsere Schulschikurse kleine Kabaretts aufgeführt. Damals natürlich nur zum Spaß. Als Kind war ich in der Schultheatergruppe. Meine erste Rolle war ein Maroniverkäufer in „Die kleine Hexe“. Text: zwei Sätze, also bereits in jungen Jahren auf Schwarzeneggers Spuren.
Als ich mit 17 Jahren in der HIB Liebenau zur Schule gegangen bin, habe ich mich beim ORF vorgestellt, denn ich wollte eigentlich immer Sportmoderator werden. Der ORF hatte jedoch keinen Posten frei und ich sagte ihnen, dass es sehr schade sei, denn ich bin wie gemacht für diesen Beruf. Nach zwei Wochen meldete sich Werner Sabath bei mir und meinte, dass ich ein bisschen reinschnuppern darf. Er hätte beim SK Sturm angerufen und ihm wurde dort gesagt, dass ich alle Sportreporter imitiere. Das hat ihm dann doch gefallen. Später kam ich dann zur Antenne, dann zu Ö3 und tourte schließlich mit den Comedy Hirten erstmals auf Österreichs Bühnen durchs Land. Seit 2011 nun solo mit dem Programm „Kulisionen“ und aktuell mit dem neuen Programm „Herkulis“.  

Setzen Sie sich eigentlich bewusst hin und denken sich, dass Sie jetzt etwas Lustiges niederschreiben müssen oder machen Sie sich im Alltag immer wieder Notizen und fügen diese dann zum „großen Ganzen“ zusammen?

Ich bin jemand, der gerne beobachtet. Ich versuche, so viele Eindrücke wie möglich zu bekommen. Es dauert circa ein Jahr, bis ich genügend Inhalte für meine Show habe und weiß, was ich will. Für „Herkulis“ bin ich beispielsweise nach Amsterdam oder zum Stierrennen nach Pamplona (Spanien, Anm.) gereist. Für Kulisionen ans Rote Meer. Irgendwann setze ich mich dann tatsächlich hin und schreibe mir die Eindrücke zusammen. Manchmal provoziere ich auch selbst gewisse Situationen vor Ort. 

Wen würden Sie als Ö3-Callboy gerne anrufen? Ex-Sturmtrainer und Neo-ÖFB-Teamchef Franco Foda vielleicht?

(lacht) Das habe ich mir tatsächlich überlegt. Franco Foda als Hans Krankl anrufen und ihm Tipps geben. „Erwarte von deiner Mannschaft immer 100 Prozent. Sie san Elfe! Das heißt von jedem neun Prozent“… oder vielleicht zu fragen, ob er denn keinen weiteren Co-Trainer für das Nationalteam braucht. Doch dann hab ich gehört, dass die beiden sich berufsbedingt kennen und hab mir gedacht: Huach zua, loss ma des…

Wieso eigentlich der SK Sturm Graz und nicht etwa Rapid?

Ich bin ja aus Kärnten und musste mich damals mit 13 Jahren für einen Ausbildungsverein entscheiden. Mein Bruder hat alles geregelt, alle Möglichkeiten abgewogen, aber Graz war schon immer unser Favorit. Der SK Sturm wollte mich auch unbedingt und Graz war für mich einfach eine Top-Option. Ich entschied mich in die HIB Liebenau zu gehen, radelte nachmittags immer zum Training nach Messendorf. Für mich gab es also nie wirklich eine Entscheidungsfrage. 

Wie und wann hat Ihre Liebe zum SK Sturm begonnen?

Spätestens als ich für die Schwarz-Weißen als Jugendlicher gespielt habe. Im BNZ, und dann durfte ich ja auch mit der Kampfmannschaft unter Osim mittrainieren. Bei den Trainingslagern war ich für die Unterhaltung zuständig. (lacht)

Stichwort Osim  wie haben Sie den Legendentrainer erlebt?

Noch bevor ich selbst in der Kampfmannschaft trainierte, fuhr ich immer zu den Trainings und beobachtete es. Das Training war immens fordernd: Osim hatte so komplizierte Übungen, dass am Anfang viele sogar überfordert waren. Das Training hat nicht sehr schön ausgesehen, aber mit der Zeit waren sie genau durch diese exzellenten Trainingseinheiten besser als alle anderen. Schräg war es, dass ich neben den Trainings unter Ivica Osim schon bei der Antenne arbeitete und ihn danach interviewte. Er wurde also vom eigenen Spieler interviewt für mich vermutlich der Anfang vom Ende. (lacht)
Für mich persönlich war es eine große Ehre, unter ihm trainieren zu dürfen. Osim war damals meiner Meinung nach einer der besten Trainer Europas – für mich ist er ganz klar in einer Liga mit Ferguson und Co.  

Was war Ihr persönlicher „Magic Moment“ in der langen Geschichte der Schwarz-Weißen?

Da gab es schon sehr, sehr viele. Man muss bedenken, dass es den SK Sturm nun schon über 100 Jahre gibt und ich war als Fan bei allen drei Meistertiteln dabei. Jeder einzelne Titel ist quasi ein „Magic Moment“ für sich. Auch die Cupsiege oder besonders der Gewinn der Gruppenphase in der Championsleague, ein Highlight! Aber auch der letzte Titel, genial. Für mich persönlich war natürlich die Zeit, in der ich selbst für die Schwarz-Weißen spielen durfte, extrem prägend und wirklich großartig.  

Sie sind nun seit zwei Jahren Sturmbotschafter. Wie sind Sie dazu gekommen und vor allem – was sind Ihre Aufgaben in dieser Position?

Präsident Jauk hat mich damals angerufen und gefragt, ob ich denn Sturmbotschafter werden möchte. Für mich war und ist es eine große Ehre, da ich schon sehr lange mit diesem Verein verbunden bin.
Als Sturmbotschafter habe ich ähnliche Aufgaben wie jeder andere Sturmfan auch. Im Endeffekt bin ich auch nur ein Fan der Schwarz-Weißen. Bei meiner Show im Grazer Orpheum am 11. Jänner 2018 habe ich beispielsweise ein aktuelles Trikot mit der Nummer 10 und meinem Namen drauf von Martin Ehrenreich geschenkt bekommen, das ich bei der Zugabe gleich angezogen habe – als Dankeschön auch für die letzten Leistungen! Momentan gibt es bei Sturm eh keinen 10er, vielleicht wird das mit mir als Profi ja doch noch was. (lacht)

Eine etwas andere Frage: Was ist Ihre Meinung zu Red Bull und Kommerz im Fußball?

Diese Frage ist immer relativ zu sehen. Was bedeutet Tradition? Red Bull Salzburg ist ein junger Verein, natürlich kann dieser Verein noch nicht jene Tradition des SK Sturm vorweisen. Der SK Sturm Graz wurde 1909 gegründet, das ist nun fast 110 Jahre her – dass es hier eine größere Tradition gibt, ist selbstverständlich. Nur ab wann gilt ein Klub als traditionell? Für die Kinder, die zur heutigen Zeit geboren werden, wird in 20 Jahren die Frage nach Tradition total unklar erscheinen, denn für sie war Red Bull Salzburg immer schon da. Eigentlich bin ich froh, wenn jemand sein Geld in Sport investiert, in junge Spieler, das kommt auch dem Nationalteam zu Gute. 
Die Seele und den eigentlichen Sinn des Fußballs, Menschen zu begeistern, sollte man allerdings nicht verkaufen. Der Erfolg ist doch um einiges schöner, wenn er hart erarbeitet wird und mit den Fans gemeinsam aufgebaut wird. Das ist das Tolle am traditionellen SK Sturm! Das kann man sich nicht kaufen, das ist man und das hat man in seiner DNA. Die eine Mannschaft früher, die andere später, manche nie.

Was ist Ihr Wunsch für das Frühjahr des SK Sturm Graz? Glauben Sie an den Gewinn der Meisterschaft?

Sicher! Durch den Trainerwechsel erwartet uns Fans im Frühjahr sicherlich viel Neues. Der Zeitpunkt scheint im ersten Augenblick extrem schlecht für diesen Wechsel zu sein, aber vielleicht ist es auch genau dieser Wechsel, der die Spieler jetzt nochmals zur Höchstform auflaufen lässt. Wenn die Mannschaft eine Einheit bleibt, gleich einmal Selbstvertrauen aufbaut, ist sicherlich alles möglich – auch der Titel. Der Klub hat im Winter gute Arbeit geleistet.   

Vielen Dank für das Interview! 

 

3 Kommentare

  1. Nock-74 sagt:

    OK. Am letzten Absatz sieht man, dass das Interview vor dem Frühjahrsstart gemacht wurde! 🙂

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