Kreissl: “Wenn wir wollen, dass Zulj fix bei uns ist, dann ist Zulj fix bei uns!“

Edis Wechsel zur Austria, Enttäuschung in den Reihen der Sturm-Fans, drohende Abschiede von Zulj und Alar, möglicher Neuzugang Stefan Stangl, was passiert mit Martin Ovenstad, … – Wir haben uns mit Sportdirektor Günter Kreissl unterhalten, der uns einige interessante Aussagen zu aktuellen Themen rund um den SK Sturm lieferte.

Herr Kreissl, nach James Jeggo, Christian Schoissengeyr und Ex-Blacky Uros Matic ist nun auch Bright Edomwonyi zur Wiener Austria gewechselt. Der Stürmer meinte in einem Interview, es fühle sich für ihn wie „Heimkommen“ an. Wie genervt sind Sie mittlerweile eigentlich?

Ich kann schlicht und einfach nicht nachvollziehen, dass diverse Spieler versuchen solche Wechsel als sportlichen Fortschritt zu verkaufen. Unter dem Strich finde ich es schon etwas seltsam, wenn mir Spieler immer wieder erzählen, dass für sie das Sportliche absolut im Vordergrund steht, aber dann, anstelle in der Champions-League-Qualifikation zu spielen, lieber zum Siebten der Vorsaison wechseln. Im Endeffekt ist es aber auch besser so, denn es sollen bei Sturm Graz nur jene auflaufen, die zu schätzen wissen, was sie an diesem Verein haben und sich mit den Werten des SK Sturm identifizieren können. Wenn sich das bei Spielern im Laufe der Zeit ändert, dann sollen sie eben weiterziehen.

Ich denke mir dann aber ganz einfach: Wenn Spieler nicht mehr hier sein möchten, dann sollen sie gehen. – Günter Kreissl 

Können Sie den großen Unmut, die grenzenlose Enttäuschung, im Lager der Sturm-Fans nachvollziehen?

Ja, natürlich kann ich die Enttäuschung der Fans verstehen, denn auch ich bin enttäuscht. Ich denke mir aber ganz einfach: Wenn Spieler nicht mehr hier sein möchten, dann sollen sie gehen. Ich bin in Graz, um alles in meiner Macht stehende zu tun, einen Kader auf die Beine zu stellen, der begeistert und mit Herz bei der Sache ist. Das garantiert keinen Titel, aber mir ist es wichtiger eine Mannschaft aufzustellen, mit der sich die Fans identifizieren können.

Irgendwie wirkt es als hätten einige Fans ein mulmiges Gefühl betreffend der kommenden Saison. Darf man noch mit Neuzugängen rechnen?

Das wiederum verstehe ich nicht. Niemand muss ein mulmiges Gefühl haben. Wir haben bisher alle Abgänge nachbesetzt. Mit Jakob Jantscher haben wir schon im Winter einen flexibel einsetzbaren Offensivspieler verpflichtet, mit Raphael Obermair einen sehr variablen Ersatz für Marvin Potzmann geholt. Bereits im März wurde, weil wir schon da das Gefühl hatten, dass es bei James Jeggo schwierig werden könnte, Markus Lackner verpflichtet, der neue Attribute in unser Spiel bringt. Beispielsweise denke ich da an seine Größe und seine spielerische Stärke. Anstelle von Thorsten Röcher haben wir mit Lukas Grozurek einen Spieler geholt, der eine gleich starke Saison gespielt und sogar einige Treffer mehr als Röcher erzielt hat. Der Abgang von Philipp Zulechner wurde mit Markus Pink nachbesetzt und für den Schulz-Abgang haben wir mit Avlonitis – von dem ich absolut überzeugt bin – einen alten Bekannten retour nach Graz geholt. Was bleibt ist die Enttäuschung über jene Spieler, die uns verlassen haben. Sorgen muss man sich allerdings keine machen, wir stehen gut da!

Meine Präferenz ist ganz klar, dass Peter Zulj bei uns bleibt. – Günter Kreissl

Medienberichten zufolge könnten aber noch zwei weitere Abgänge folgen. Was ist Ihnen denn eigentlich lieber: Mit Peter Zulj in die Champions-League-Qualifikation zu gehen oder ein Mega-Angebot für Zulj aus England, welches dem SK Sturm mehr finanziellen Spielraum gewährleisten würde?

Meine Präferenz ist ganz klar: Nämlich dass Peter Zulj bei uns bleibt. Das finde ich keineswegs unwahrscheinlich. Peter war jetzt beim Nationalteam, und ich sehe ihn am Dienstag. Da werden wir uns zusammensetzen und alles besprechen. Ich bin positiv gestimmt.

Wie schaut es bei Deni Alar aus? Wird man ihm einen verbesserten Vertrag vorlegen?

Ja, den neuen Vertrag habe ich ihm bereits angeboten. Das erste Mal im Frühjahr und ein weiteres, nochmals verbessertes Angebot, gleich nach Ende der Saison.

Wann soll die Entscheidung fallen?

Natürlich wäre es gut, so schnell wie möglich zu wissen, wie es weiter geht. Auch mit ihm werden wir am Dienstag sprechen.

Wäre man denn auf die Abgänge von Deni Alar und Peter Zulj bereits vorbereitet? Ist ein Ersatz in Sicht?

Natürlich haben wir verschiedene Varianten vorbereitet, aber es ist halt auch so, dass gute Spieler nicht ewig darauf warten, ob sich bei Sturm nun etwas tut oder nicht. Deshalb muss man sich immer wieder neu vorbereiten. Das ist ein stetig laufender, nicht einfacher und arbeitsintensiver Prozess.

Thomas Goiginger hat vor kurzem gemeint, dass für ihn in Österreich nur Red Bull Salzburg oder Rapid Wien eine Alternative zum LASK darstellt. Hatten nicht auch Sie Kontakt zu diesem Spieler?

Wir haben für den Abgang von Thorsten Röcher einen Ersatz gesucht. Unser absoluter Wunschspieler war Lukas Grozurek, den wir auch erwerben konnten. Somit sind sowohl Gebauer, als auch Goiginger, kein Thema mehr bei uns.

Stefan Stangl hat seinen Vertrag bei RB Salzburg aufgelöst. Wäre er ein interessanter Spieler für Sturm Graz?

Das ist sehr schwer zu beantworten und eigentlich möchte ich derzeit nichts dazu sagen. Ich kenne den Spieler gut, kann aber auch seine wirtschaftliche Situation bei Red Bull einschätzen. Man muss abwarten, ob es ein sowohl wirtschaftlich, als auch sportlich passendes Paket mit diesem Spieler geben kann.

Sie haben in den Testspielen einige Eigenbauspieler, wie beispielsweise Koch, Fadinger und Lema, beobachten dürfen. Ist da einer dabei, der sich momentan für einen fixen Kaderplatz anbietet?

Diese Spieler machen uns als Gruppe einfach große Freude. Sie alle haben bisher eine starke Vorbereitung abgeliefert und großes Potential. Auch Giuliani, Zettl, Amoah und Piras sollten in dieser Gruppe unbedingt noch genannt werden.

Wir müssen weg von dieser Einstellung, dass jetzt alles ein Drama ist, denn es gibt kein Drama! – Günter Kreissl 

Am Dienstag kommen die Nationalteamspieler von ihrem verlängerten Urlaub zurück, zwei Personalien (Anm. Alar und Zulj) sind noch ungewiss, rund 20 Tage später wartet Ajax Amsterdam. Wie wird man sich darauf vorbereiten?

Ich möchte noch einmal betonen: Bei Peter Zulj liegt es an uns. Der Spieler hat noch bis 2020 Vertrag. Wenn wir wollen, dass Zulj fix bei uns ist, dann ist Zulj fix bei uns. Bei Alar ist die Situation anders, deswegen wird es Gespräche geben. Wie ich schon einmal gesagt habe: Unser primäres Ziel ist der bestmögliche sportliche Erfolg. Mein zweites Ziel war es noch mehr Kontinuität in die Mannschaft zu bringen, aber davon habe ich mich in dieser Transferperiode schon verabschiedet, weil es nicht in dem Ausmaß erfüllt werden konnte, wie wir das wollten. Es ist kein einzelner Name mehr wichtig, sondern nur der Verein und die Mannschaft Sturm Graz. Wir haben bisher in meiner Zeit – ob gewollt oder nicht – jedes Jahr den Kader umgedreht. Wir müssen weg von dieser Einstellung, dass jetzt alles ein Drama ist, denn es gibt kein Drama. Wir tun alles dafür, dass die Spieler die bei uns sind bestmöglich arbeiten können, haben deshalb in die Infrastruktur investiert und werden auch in der neuen Saison eine tolle Mannschaft am Platz stehen haben.

Bastelt man eigentlich schon jetzt an einer Vertragsverlängerung mit Lovric beziehungsweise Spendlhofer? Diese Verträge laufen bekanntlich nächstes Jahr aus und es droht somit dasselbe Schicksal nach der kommenden Saison?

Ich habe immer Pläne, aber es werden jedes Jahr Verträge enden. Natürlich beginnt man früh damit Verträge zu verlängern, aber wie man bei Hierländer und Maresic gesehen hat, kann es lange dauern, bis eine Einigung erzielt wird. Mit diesen beiden Spielern habe ich mich schon im vergangenen Sommer begonnen dahingehend zu unterhalten. Die Spieler wollen oft zuwarten und ich kann niemanden dazu zwingen einen neuen Vertrag zu unterschreiben.

 Wir werden immer das wirtschaftliche Gesamtpaket im Auge behalten und dementsprechend niemals den Verein in wirtschaftliche Gefahr bringen, denn dafür ist der SK Sturm viel zu geil. – Günter Kreissl 

Wie sieht die Zukunft von Martin Ovenstad aus?

Er wird ab nächster Woche wieder bei uns sein, da seine Leihe mit Ende Juni ausgelaufen ist. Allerdings muss ich sagen, dass die Chancen auf einen Verbleib von Martin Ovenstad in Graz nicht so hoch stehen. Wir müssen schauen, welche Lösungen sich ergeben.

Warum wurde mit Ivan Ljubic ein Spieler nach Hartberg verliehen?

Er ist unserer Einschätzung nach noch nicht ganz so weit, dass die Chancen auf Einsätze bei uns wirklich gut stehen. Da wir aber von ihm überzeugt sind und wir der Meinung sind, dass er unbedingt weiterhin Spielpraxis braucht, haben wir uns dazu entschieden, ihn nach Hartberg zu verleihen. Dort kann er Bundesliga-Erfahrungen sammeln und diese dann ab der kommenden Saison hoffentlich bei uns unter Beweis stellen.

Zum Abschluss noch einmal die Frage: Wird es noch Zugänge beim SK Sturm geben?

Da halte ich mich bedeckt. Wir werden immer das wirtschaftliche Gesamtpaket im Auge behalten und dementsprechend niemals den Verein in wirtschaftliche Gefahr bringen. Dafür ist der SK Sturm viel zu geil. Wir halten uns aber alles offen.

Danke für das ausführliche Gespräch!