Kreissl über Lykogiannis, Spielbericht und Heiko Vogels Sichtweisen
Der SK Sturm Graz sollte am dritten Tag des Wintertrainingslagers 2018 sein erstes Testspiel auf spanischem Boden bestreiten. Gegner war niemand Geringerer als der 1879 gegründete FC St. Gallen. Sechs Minuten waren gespielt, da stand es auch schon 1:0 für die Schwarz-Weißen. Peter Zulj spielte einen wunderbaren Wechselpass auf den einlaufenden Thorsten Röcher, welcher wiederum den Schweizer Außenverteidiger vernaschte und den Ball eiskalt im Tor unterbrachte. Fünf Minuten später dann der nächste Aufreger in der Partie: Yrondu Musavu-King mit einem überharten Einsteigen gegen James Jeggo. Zurecht gab es dafür die gelbe Karte. Sturm presste in der Folge gut, erarbeitete sich immer wieder vielversprechende Strafraumsituationen und gab das runde Leder ganz selten ab.
Mitte der ersten Halbzeit sollte es zum nächsten Aufreger kommen: Nach einigen harten Einstiegen der Schweizer kam es nach einem erneuten Foulspiel sogar zu einer Rudelbildung – wohlgemerkt bei einem Testspiel, Protagonist dabei: James Jeggo, der sich über das überharte Einsteigen lautstark beschwerte. Zehn Minuten später wurde der bereits Gelb vorbelastete Peter Zulj schön freigespielt, vertändelte aber eine gute Einschussgelegenheit leichtfertig. Auch in der nächsten Situation sollte der Mittelfeldregisseur wieder im Mittelpunkt stehen: Einen Freistoß aus aussichtsreicher Position schoss Dario Maresic in die Mauer, den Abpraller von Zulj konnte Tormann Daniel Lopar gerade noch parieren. Der Treffer hätte allerdings nicht gezählt, da der Schuss von einem im Abseits stehenden Sturmakteur abgefälscht wurde. Bis zur Halbzeit passierte in der Folge wenig und der erste Anzug des SK Sturm dominierte St.Gallen weitestgehend, ließ keine nennenswerte Torchance mehr zu.
Kurz nach Wiederanpfiff aber der Paukenschlag: Der eingewechselte Boris Babic enteilte der Grazer Hintermannschaft, umkurvte den ebenfalls eingewechselten Tobias Schützenauer und schob den Ball locker ein. Gleich darauf folgte aber die passende Antwort: Der in der Halbzeit gekommene Sandi Lovric prüfte mit einem strammen, gefährlichen Schuss den Schlussmann der Grün-Weißen. Danach gab es unzählige Wechsel und von der Mannschaft des ersten Durchganges war ebenso wenig übrig wie von der zuvor gezeigten Souveränität. In Spielminute 72 erzielte der junge Jörg Wagnes fast ein Eigentor, als sein Klärungsversuch nur knapp neben den Kasten ging. Wenige Augenblicke später verlor Christian Schoissenegeyr im Spielaufbau den Ball. Daraus resultierte eine Unterzahlsituation, die Schützenauer bravourös gegen Babic retten konnte – wirklich eine super Parade des jungen Eigengewächses! In den letzten 15 Minuten stabilisierte sich die zusammengewürfelte Mannschaft zunehmend und in der letzten Spielminute kam es zu einer äußerst kuriosen Szene: Emeka Eze spielt Fabian Schubert mit einem schönen Ball in die Spitze frei, dieser setzt sich wunderbar durch, scheitert aber im Eins-gegen-Eins am Schweizer Schlussmann. Den Abpraller setzte Eze aus etwa 10 Metern über das leere Tor. Schlusspfiff.
Schade, denn ein Sieg wäre durchaus verdient gewesen. Somit trennen sich Sturm und St. Gallen mit einem 1:1. Ein Ergebnis, das in Ordnung geht, mit dem Sturm auch leben kann. Speziell in Halbzeit eins haben die Schwarz-Weißen einen sehr starken Auftritt hingelegt, der absolut Lust auf mehr macht. Was Heiko Vogel und Günter Kreissl zu diesem Spiel zu sagen hatten, könnt ihr den untenstehenden Audios entnehmen:
Heiko Vogel:
Sind Sie mit dem Gezeigten zufrieden?
Wir haben beobachtet, dass Sie ständig versucht haben, die Mannschaft zu pushen, sie dazu ermutigt haben, noch ein Stück höher zu pressen? Ist das vielleicht ein Stück weit jene Spielphilosophie, die Sie von Ihrem Vorgänger Franco Foda unterscheiden könnte?
War das in der ersten Spielhälfte schon eine meisterschaftsreife Leistung?
Wir konnten in den letzten beiden Tagen beobachten, dass sie extrem variabel gespielt haben, speziell in der Defensive. Haben Sie sich da schon auf ein System festgelegt?
Günter Kreissl:
Herr Kreissl, der erste Test hier in Sotogrande. Wie ist ihr bisheriger Eindruck?
Hat für Sie von den jungen Spielern jemand speziell herausgestochen?
Was unterscheidet die Spielweise von Heiko Vogel mit der von seinem Vorgänger Franco Foda? Kann man da überhaupt schon Unterschiede erkennen?
Würden Sie sagen, dass Sturm unter Heiko Vogel sogar noch variantenreicher agiert?
Gibt es etwas Neues bezüglich der Causa Lykogiannis?
Sie haben gemeint, dass Sie in dieser Transferperiode keinen Spieler abegeben wollen. Bei einem sehr lukrativen Angebot wird man es sich aber trotzdem überlegen oder?
Gibt es schon Überlegungen bezüglich eines adäquaten Ersatzes?
Spieldaten:
SK Puntigamer Sturm Graz gegen FC St. Gallen 1:1 (1:0)
Alaya Polo (ESP), 16. Jänner 2018, 16:00 Uhr, 150 Zuschauer
Tore: 1:0 Röcher (6. Minute), 1:1 Babic (48.)
SK Sturm (4-2-3-1): Siebenhandl (46. Schützenauer); Koch (67. Spenldhofer), Schulz (67. Luan), Maresic (67. Schoissengeyr), Potzmann; Jeggo (46. Lovric), Zulj (67. Fadinger); Hierländer (46. Eze), Schmerböck (67. Filip), Röcher (67. Wagnes); Alar (46. Schubert)
FC St. Gallen (HZ 1; 3-5-2): Lopar (C); Heft, King, Gönitzer; Lüchinger, Tschernegg, Wiss, Aleksic, Muheim; Aratore, Buess
FC St. Gallen (HZ 2; 3-5-2): Lopar; Gasser, Koch, van der Werff: Staubli, Sejdija, Vanin, Blasucci, Wittwer; Eberle, Babic
Also das Interview vom Heiko Vogel überzeugt mich schon ein bisschen. Da wird auf den Gegner explizit eingegangen und darauf das eigene System und Spielvariante ausgelegt. Da klingt Taktik durch.