Kreissl: „Kein Trainer sagt, wir sollen nicht attraktiv spielen“

Sturms Geschäftsführer Sport Günter Kreissl war in der siebenten Ausgabe von „Fußball Total – der Talk“ zu Gast und diskutierte mit LAOLA1-Chefredakteur Peter Rietzler, Kleine Zeitung-Journalist Michael Lorber und Peter Altmann über die gegenwärtige Lage rund um die Schwarz-Weißen vom Jakominigürtel:

Über die letztjährige Kaderplanung

„Das Leben ist kein Wunschkonzert. Nicht alle Transfers funktionieren in der ersten Sekunde. Die Gesamtkomposition des Kaders ist in diesem Jahr nicht so aufgegangen, dass wir Konstanz erreichen konnten. Das, was ein wenig wehtut ist, dass wir über die gesamte Saison gesehen gewisse Sturmtugenden nicht so begeisternd auf den Platz gebracht haben wie noch im Vorjahr.“

Über die Kadergröße

„Wie ich gekommen bin, habe ich einen 30-Mann-Kader übernommen. Wir haben bewusst reduziert, um junge Spielern zu forcieren. In diesem Jahr ist der Kader wieder eine Spur größer, das ist nichts Ungewöhnliches. Wir haben relativ viele, die zurecht aufgrund ihrer Vita Startelfambitionen haben. Da hat man dann natürlich einige, die sagen „Ich täte gern und ich müsste, aber ich spiele nicht“. Das ist natürlich nicht immer einfach.“

Über mögliche Abgänge von Lovric und Spendlhofer

„Ich hab in der letzten Sommer-Transferzeit viel gelernt. Als ich bei Sturm begonnen habe, hatte ich den Vorteil, wenig Verbindlichkeiten zu den handelnden Personen gehabt zu haben. Ich konnte da sehr tough und gerade sein. Vor allem in Personalien, wo ich das Gefühl hatte, da stehen nicht die richtigen Motive im Vordergrund, um bei Sturm zu verlängern. Nach zwei Jahren gab es dann eine große Verbundenheit zu vielen Spielern und ich habe sehr lange an das geglaubt, was die Spieler mir gesagt haben. Ich möchte nun wieder zurück zur Phase eins. Kein Spieler im derzeitigen Kader ist wichtiger als der Verein. Das ist zwar ein Stehsatz, aber er trifft zu. Lovric und Spendlhofer sind dennoch zwei Spieler die wir sehr schätzen. Sandi hat im Herbst ein Angebot für eine Vertragsverlängerung bekommen, im Winter hat es Gespräche gegeben. Auch mit Lukas haben wir uns schon im Dezember zu unterhalten begonnen. Man wird sehen, wie es sich entwickelt. Unterm Strich bricht bei mir aber keine Panik aus. Es macht ohnehin nur Sinn, Spieler zu halten, die das auch wollen. Wenn nicht, wird eben für den einen ein anderer kommen.“

Zu einer möglichen Rückkehr von Deni Alar

„Wie das mit Deni abgelaufen ist, war für mich eine der schwierigsten Situationen überhaupt. Ich habe ihm damals gesagt, dass ich glaube, dass der Wechsel zu Rapid die falsche Entscheidung ist. Es geht jetzt nicht darum, wer Recht hat, zudem hat Alar ja einen langen Vertrag. Vielleicht entwickelt sich da ja auch noch was. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Deni Alar unter meiner Person wieder für Sturm Graz spielt. Man muss sich im Leben manchmal entscheiden, welche Richtung man gehen will. Und da kann ich nicht sagen: „Jetzt will ich zurück, denn dort war es schöner“. Das ist zwar manchmal möglich, aber nicht in dieser speziellen Situation. Es gibt keine Basis mehr, um zu sagen, die Tür steht offen. Das sage ich ganz klar.“

Über etwaige mangelnde Führungsqualitäten der Legionäre

„Avlonitis und Kiteisvhili kann man durchaus bereits als Stammkräfte bezeichnen. Auch Obermair ist für mich nach wie vor ein spannender Spieler mit Potential. Er war ein spezieller Wunsch unseres Ex-Trainers Vogel, auch ich war überzeugt von ihm. Eze hingegen ist eine eigene Geschichte: Emeka war auf einem tollen Weg, wurde dann allerdings durch eine Verletzung massiv zurückgeworfen. Er ist vor mir gesessen und hat erklärt, er habe nicht geglaubt, dass er überhaupt verwundbar sei. Das hat ihn bis ins Mark getroffen. Juan Dominguez wiederum ist ein Spieler mit einem fantastischen Lebenslauf, der im Training einen fantastischen Eindruck macht, aber erst eineinhalb Monaten bei uns ist und noch am Adaptieren ist. Er kann jemand sein, der Führungsqualität hat. Die Zeit ist aber noch zu kurz, um diesen Transfer zu bewerten.“

Über die Attraktivität des derzeit Gebotenen

„Es konzentriert sich bei dieser Thematik zuviel auf den Trainer. Es ist ein absoluter Irrglaube, wenn man glaubt, der Trainer sagt jemals, wir sollen nicht attraktiv spielen. Auch ich bin da in der Verantwortung. Die schönste Idee kann man nur dann umsetzen, wenn man auch das dementsprechende Material hat. Ein Material, das auch zur Idee des Trainers passt. Das ist eine der Hauptproblematiken bei Trainerwechsel. Man hat da immer vier, fünf Spieler dabei, die zwar für die Visionen des Alttrainers gepasst haben und wichtig waren. Der neue Trainer legt dann aber vielleicht auf andere Dinge großen Wert und so kann sich alles verschieben. Und auch die Spieler darf man dabei nie aus der Verantwortung nehmen. Gerade bei Sturm werden Fehler verziehen, in Graz will man bedingungslosen Willen, Kampfgeist, Leidenschaft spüren. Das will man sehen. Wenn dann einmal spielerisch nicht viel geht und zusätzlich es auch etwa in der Zweikampfintensität nicht passt, erst dann ist der Sturmfan böse. Und da müssen wir als Verantwortliche es auch aushalten, wenn wieder einmal ein, zwei Wochen alles hinterfragt wird.“