Kreissl: „A geile Dramaqueen“
Wohltuend unaufgeregt äußerten sich nach dem Spiel in Mattersburg die schwarz-weißen Hauptakteure zum dritten Bundesliga-Sieg in Folge. Man ist zufrieden, doch es bestehe keinerlei Grund, in Euphorie zu verfallen und sowieso gibt es noch einiges, woran gearbeitet werden muss, so die Quintessenz unserer Interviews im Pappel-Stadion. Die Stimmen aus Mattersburg könnt ihr hier nachhören bzw. nachlesen:
Philipp Zulechner:
Ist Sturm die Dramaqueen der Bundesliga?
Ich hoffe, dass wir ein Spiel auch einmal anders gewinnen können, aber so lange es so funktioniert, beklagen wir uns nicht. Wir haben in der ersten Halbzeit die ersten 15 Minuten ein bisschen verschlafen und sind nicht zu Torchancen gekommen. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dominiert. Zum Schluss ist es gegen so eine große, kopfballstarke Mannschaft – wenn diese mit langen Bällen operiert – ziemlich schwer. Ich bin froh, dass wir das 3:2 über die Zeit gebracht haben, denke aber, dass heute für uns noch mehr drinnen gewesen wäre.
Geht der Sieg in Ordnung?
Ich denke schon, dass der Sieg in Ordnung geht. Mattersburg hatte zwar auch noch ein, zwei Chancen, aber im Endeffekt hatte auch ich, Lyko und Thorsten riesen Chancen. Chancen hat es auf beiden Seiten noch gegeben. Wir haben Gott sei Dank drei gemacht, der Gegner nur zwei.
Dario Maresic:
Braucht Sturm ein Gegentor?
Das kann man nicht so sagen. Die ersten zehn, fünfzehn Minuten haben wir verschlafen, dann kam das Tor durch einen dummen Fehler, wo wir nicht aufgepasst haben. Nach dem Gegentor sind wir aber aufgewacht, haben super gespielt, fast bis zum Ende und dann bekommen wir wieder so ein deppates Tor. Jetzt haben wir eben wieder 3:2 gewonnen, ich glaub fast, 3:1 haben wir nicht gewinnen dürfen. Es geht nur 3:2. Wir haben in Anbetracht des Donnerstages bewiesen, dass wir 90 Minuten drüberfahren können, dass wir eine geile Mannschaft sind, dass wir nicht müde sind und dass wir über den Schweinehund drübergehen können.
Der Sieg ist verdient?
Ich finde schon. Das Tor beim Stande von 3:1 war unnötig. Wir hatten Chancen auf ein 4:1 oder 5:1. Ein hochverdienter Sieg.
Warum läuft die Abstimmung auch in der Defensive trotz der zahlreichen Umstellungen doch relativ gut?
Wir verstehen uns einfach super. Es ist für uns kein Problem, wenn einmal der und einmal der spielt. Es ist eigentlich wurscht, wer spielt. Da sieht man unseren Teamspirit und der ist einfach weltklasse.
Warum wird man nach drei Siegen in Folge trotzdem nicht abheben?
Weil bis zum Schluss noch 33 Runden zu spielen sind. Letztes Jahr hatten wir auch nach vier Runden drei Siege. Das war auch eine super Herbstsaison, dieses Mal werden wir schauen, das bis zum Sommer durchziehen zu können.
Patrick Puchegger:
Hat Sturm deiner Meinung nach heute verdient gewonnen?
Am Anfang haben wir etwas gebraucht, bis wir im Spiel drinnen waren. Danach finde ich, dass wir schon gut gespielt haben und ich finde auch, dass es ein verdienter Sieg war. Wir hatten noch andere Chancen und hätten schon früher höher führen können. Im Großen und Ganzen war es eine gute Leistung und auch ein verdienter Sieg.
Für dich persönlich läuft es auch gut, bereits der zweite Einsatz über 90 Minuten.
Ich bin mit einem guten Gefühl hergekommen. Ich habe mir selber nicht erwartet, dass ich so schnell zu meine Einsätze komme. Umso mehr freut es mich, dass ich jetzt zwei Mal über 90 Minuten spielen durfte. Ich freue mich über jede einzelne Minute, die ich spielen darf.
Was gibt es noch zu verbessern?
Ab und zu finde ich, dass ich besser rausspielen könnte. Aber ich denke diese Ruhe am Ball kommt mit den Einsätzen. Vom Stellungsspiel her finde ich, dass ich das schon recht gut gemacht habe.
Thorsten Röcher:
Was sagst du zum Sieg trotz frühem Rückstand?
Das zeichnet uns aus, dass wir hier in Mattersburg – wo es sehr schwierig ist, wenn man zurückliegt – auch zurückkommen können. Weil wir wissen, dass wir eine gute, spielstarke Mannschaft sind, dass wir vorne unsere Qualitäten haben. Ich glaube, das ist so umso schöner. Für die nächsten Spiele müssen wir schauen, dass wir besser reinstarten. Mattersburg hat heute sehr stark begonnen, ist verdient in Führung gegangen, danach sind wir immer stärker geworden und haben zurückgeschlagen.
Für dich war es heute ja fast so etwas wie ein doppeltes Heimspiel. Einerseits an deiner alten Wirkungsstätte, andererseits mit dem Sturmanhang im Rücken, der hier ja wieder einmal für Heimspielathmosphäre gesorgt hat.
Mir hat es schon in den Heimspielen getaugt, aber auch wie der Anhang auswärts dabei ist, ist überragend. Wenn man da rausgeht und die Fans schreien schon – jedes Mal eine super Stimmung. Auch heute hier. Ich bin nach wie vor mit sehr vielen Mattersburgern in Kontakt, es war sehr schwer, hier heute zu spielen, aber ich bin froh, dass wir zusammen mit unseren Fans feiern dürfen.
Du hast ja angekündigt, im Falle eines Torerfolges nicht zu jubeln. Ist das dann schwer gefallen?
Ich hab hier so lange gespielt, bin hier Profi geworden, für mich war klar, wenn ich hier ein Tor mache, nicht zu jubeln. Ich habe einfach Respekt vor diesem Verein, vor den Verantwortlichen, hab mit vielen noch Kontakt, daher habe ich das einfach so umgesetzt.
Ist man davor gefeit, nicht gleich in allzu große Euphorie zu verfallen?
Wir werden am Boden bleiben, wir haben noch nichts gewonnen. Wir sind zwar jetzt Erster, haben das Punktemaximum, aber wissen, dass wir noch nichts erreicht haben. Jetzt kommen mit Rapid und Salzburg noch schwere Brocken. Wir müssen jede Partie 100%ig annehmen. Nur so können wir dran und oben bleiben.
Gibt es eine Erklärung dafür, dass du so schnell in Graz angekommen bist?
Der Grund ist sicher, dass mich die Mitspieler vom ersten Tag an super aufgenommen haben. Dass ich mich mit allen super verstehe. Ich hab auch drauf geschaut, dass ich meine Wohnung habe, dass ich mich wohl fühle. Es macht mir jeden Tag sehr viel Spaß, mit den Burschen zu trainieren. Das ist sicher ausschlaggebend dafür, dass ich mich so schnell akklimatisiert habe.
Deni Alar:
Du bist heute aus der Startelf gerutscht, kennst du die Gründe?
Der Trainer hat so entschieden. In den letzten Spielen hab ich ja noch gespielt. Das waren halt nicht meine besten Spiele.
Hat dir die Pause aufgrund der Mehrfachbelastung womöglich sogar gut getan?
Das ist nebensächlich. Wichtig ist, dass wir heute gewonnen haben, dass wir Tabellenerster sind, auch wenn das in einer sehr frühen Phase ist. Wichtig ist, dass wir immer wieder zurückkommen, auch in einer Phase, wo wir sehr viele Spiele haben.
Siehst du Unterschiede oder Parallelen zum Vorjahr, wo ihr ja auch sehr gut in die Saison gestartet seid?
Es wird sich in der nächsten Phase zeigen, ob wir reifer geworden sind. Aber ich glaube, solche Spiele wie heute, haben wir in der letzten Saison nicht mehr gewonnen. Die Mannschaft hat eine unglaubliche Einstellung, eine Leidenschaft. Es ist egal, wer spielt, es ist eine Freude, wenn man dabei sein kann.
Es gibt um deine Person nach wie vor Transfergerüchte. Was kann sich für dich noch tun?
Wichtig ist für mich, dass ich bei Sturm wieder meine Leistung zeige. Dass ich wieder in Form komme, wieder Tore mach.
Günter Kreissl:
Dritter 3:2-Sieg in Folge. Ist Sturm die Dramaqueen der Bundesliga?
A geile Drama-Queen! Die Mannschaft macht mir riesig Spaß zum Zuschauen. Die Art und Weise, wie sie fußballspielt, finde ich großartig, stark verbessert auch zum guten Herbst im Vorjahr. Vom Mentalen her: Wir kommen nach Rückständen immer wieder zurück, lassen uns nicht beeindrucken und treten teilweise richtig dominant gut auf. Fairerweise muss ich sagen, dass Mattersburg heute viele Großchancen hatte, wir auch etwas das Glück des Tüchtigen gebraucht haben, aber spielerisch waren wir heute klar die bessere Mannschaft.
Was wird man heuer versuchen anders zu machen als letztes Jahr, wo man ähnlich gut in die Saison gestartet ist und so mancher Medienvertreter bereits vom möglichen Meistertitel geträumt hat?
Wir werden das nie machen. Ein Kollege von SturmNetz hat mich zehn Minuten nach dem Fenerbahce-Match gefragt, ob ich nicht die Ziele revidieren möchte. Wir werden über das nicht reden. Wir konzentrieren uns auf jedes Spiel und werden diesen Weg weitergehen. Das ist eine Frage, die stelle ich mir nicht. Ich glaube, dass die Mannschaft reifer geworden ist. Viele Spieler haben das letzte Jahr miterlebt. Ich glaube, wir sind dadurch derzeit gefestigter.
Gerald Baumgartner
Ich denke, dass Sturm Graz heuer eine sehr gute Mannschaft hat. Spielerisch sind sie für mich im Moment die beste Mannschaft in Österreich. Das habe ich auch vor dem Spiel schon gesagt, sie haben auch die internationalen Spiele nutzen können, um noch einmal reifer, abgebrühter, robuster zu werden. Sie haben sich sehr gut verstärkt, auch mit dem Thorsten, der Sturm in der Vergangenheit auch immer auf die Siegerstraße gebracht hat, vielleicht darf ich das als sein Ex-Trainer sagen, und mit Zulj von Ried, einem zentral hervorragenden Spieler, der sehr unter einem Franco aufblüht. Kompliment und Gratulation! Aber wir haben es Sturm wirklich schwer gemacht und hatten die eine oder andere Möglichkeit, um höher in Führung zu gehen. Für uns ist es sehr schade, dass wir nicht den Punkt mitnehmen konnten. Sturm war abgeklärter, abgebrühter, spielerisch sehr gut und vor dem Tor effizienter als wir. Trotzdem hat es meine Mannschaft bis zum Schlusspfiff richtig gut gemacht und mit der vielleicht einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung hätten wir heute den Punkt oder gar den Sieg holen können. Im Zweifelsfall war der Schiedsrichter eher für Sturm und das ist schade für uns und wir müssen daraus lernen. Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt und es ist schade, dass wir zuhause verloren haben.
Franco Foda
Analyse zum Spiel:
Wir hatten ja sehr intensive Wochen hinter uns, viele Spiele, haben auch gegen Fenerbahce Istanbul gespielt und hatten nur eine kurze Vorbereitungszeit für Mattersburg. Ich denke aber trotzdem, dass wir gut eingestellt waren. Die ersten 10-15 Minuten waren ausgeglichen. Nach unseren Ballverlusten, wir hatten zu viele einfache Ballverluste, haben die Mattersburger im Umschaltspiel sehr gut ausgespielt, sind auch in Führung gegangen. Im letzten Jahr haben wir, wenn wir zurück lagen, keine Spiele gedreht. Jetzt spielt die Mannschaft mit einer Selbstverständlichkeit weiter und blieb immer dran. Wir haben dann eine Freistoßsituation schnell zum 1:1 ausgenutzt. Ich glaube, wir waren dann nach 20 Minuten sehr gut in Ballbesitz, haben das Spiel gut vorbereitet und wir hatten vor der Pause noch eine gute Chance durch Huspek, um mit 2:1 in Führung zu gehen. Das haben wir dann nicht gemacht. Nach der Halbzeit das 2:1 und 3:1 und dann auch noch drei oder vier Hunderprozentige. Zulechner alleine auf das Tor gelaufen, Röcher alleine vor dem Tor, Lykogiannis alleine vor dem Tor, um nur einige zu nennen. Nach dem 3:1 waren wir dann gut im Ballbesitz. Mattersburg hat dann umgestellt, mit Bürger und Prevljak noch zwei Stürmer reingebracht. Damit hatten wir Probleme, das haben wir nicht gut verteidigt. Dann hatten sie auch noch zwei, drei gute Möglichkeiten, den Anschlusstreffer zum 3:2 früher zu erzielen, die haben sie nicht genutzt. Der Elfmeter kam dann relativ spät und ich bin zufrieden, dass wir nach so einem intensiven Spiel am Donnerstag hier gewonnen haben. Es war ein gutes, sehr intensives Spiel von beiden Mannschaften. Mattersburg ist eine gute Mannschaft, gut organisiert, sie spielen schnell. Es war schwierig, das haben wir aber vorher gewusst und deshalb sind wir überglücklich, dass wir hier drei Punkte geholt haben.
Herr Baumgartner hat Sturm als derzeit spielstärkste Mannschaft in Österreich bezeichnet. Versucht man jetzt trotzdem die Euphorie etwas zu bremsen?
Ja wir spielen ganz gut, das ist richtig. Aber Mattersburg spielt auch gut. Ich schätze ihn ja auch als Trainer, wir hatten zwar nach dem Spiel eine kurze Diskussion aber das war alles positiv. Wenn man einen Lauf hat, funktionieren die Dinge. Fußball ist ein Wochengeschäft oder manchmal ein Tagesgeschäft. Es hat dazu beigetragen, dass wir gegen Fenerbahce zwei gute Spiele gemacht haben. Die Spieler glauben an sich. Nächste Woche ist wieder ein anderes Spiel und da müssen wir wieder voll da sein.
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