Knapp aber doch

Spielbericht: SK Sturm Graz vs. SKN St. Pölten (3:2)

Bei eisigen Temperaturen dürfte dem Sturm-Anhang vor Spielbeginn am Samstag beim Gedanken an das Auftreten der Mattersburger im Wiener Weststadion nicht nur aufgrund des Glühweins warm um die schwarz-weißen Herzen geworden sein. Die Burgenländer holten nach zwischenzeitlicher 2:0-Führung nämlich zumindest einen Punkt und verärgerten das Publikum in Hütteldorf noch einmal richtig, ehe es den grünen Fußballtempel einzuwintern galt. Tabellenführung, ja ganz nett, aber die Aussicht darauf, den Wiener Fußball noch ein Stückchen weiter abzuhängen ist dem Sturmfan schon sehr würdig und recht. Nicht zuletzt lag es an den Schwarz-Weißen natürlich auch, ihrem Bald-nicht-mehr-Trainer Franco Foda einen schönen Abschied zu bereiten. 8778 Kälteresistente ließen es sich auch nicht nehmen, ihren Herzenskickern im Spiel gegen einen auf dem Papier quasi schon geschlagenen Gegner auf die Beine zu sehen und zuhause ungeschlagen in die Winterpause zu gehen. Dem standen nur mehr etwas mehr als 90 Minuten und krisengebeutelte St. Pöltner entgegen.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

It‘s time to say goodbye

Natürlich, und Stadionsprecher Lucky Krentl, der sich vor der Partie noch für ein Interview mit SturmNetz.at Zeit nahm, schien damit auch einem großen persönlichen Wunsch nachzukommen, war nun auch der Zeitpunkt gekommen, Franco Foda würdig zu verabschieden. Zwanzig Jahre sind im Profigeschäft nicht nur eine Ära, sondern eine Ewigkeit. Und mag man zu ihm stehen, wie man will, eines kann man ihm wohl kaum absprechen: Seinen Platz in der Geschichte des SK Sturm hat er sich redlich verdient und stets treu war er seinem Verein, selbst nach der zwischenzeitlichen „Ehekrise“, Stichwort Gludovatz und Sturm Neu. Nebst Präsident Christian Jauk ließ es sich auch Landeshauptmann Herrmann Schützenhöfer nicht nehmen, „einen zum Steirer Gewordenen“ zu ehren. Ob der neue ÖFB-Coach die herzförmige „Steiermark-Bank“, die ihm überreicht wurde, in seinem Büro in Wien aufstellen wird oder gar in der Coaching-Zone im Happel-Oval? Der Sturm-Wimpel, so viel ist sicher, wird jedenfalls auf seinem neuen Schreibtisch einen besonderen Platz erhalten. Auch Co-Trainer Thomas Kristl und Imre Szabics durften sich an diesem Abend über Ehrerbietungen freuen.

Fulminanter Start

Mit der ersten Aktion am Ball wurden die Hausherren schon nach 30 Sekunden gefährlich. Stefan Hierländer setzte sich auf der linken Seite gut durch, spielte auf Deni Alar, der schickte Marvin Potzmann in den Strafraum. Der Burgenländer scheiterte vorerst noch an St. Pölten-Keeper Christoph Riegler. Eckball. Noch immer in der ersten Minute schließlich fand Peter Zulj mit seinem mustergültigen Corner den Kopf von Christian Schoissengeyr. Und der netzte ein, 1:0. Nur kurz darauf, eroberte Philipp Zulechner den Ball von Babacar Diallo, ließ Riegler und ihn aussteigen, bediente Potzmann selbstlos – 2:0. Alles klar in Liebenau! Oder? Mit einem Powerlauf setzte sich Daniel Schütz in der 11. Minute auf der linken Seite gut durch, ließ die gesamte Defensive stehen und Jörg Siebenhandl keine Chance. Anschlusstreffer! Plötzlich schienen die Gäste Mut getankt zu haben. Damir Mehmedovic prüfte den Grazer Schlussmann nur wenig später mit einem Kracher aus der zweiten Reihe. Die Niederösterreicher waren plötzlich in der Partie angekommen und die Grazer, die hatten ganz offenbar kurz mit einem kleinen Schock zu kämpfen.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Munter weiter

Die Bewältigung von Rückschlägen scheint im schwarz-weißen Lager aber eine bedeutende Rolle zu spielen, denn nur wenige Minuten musste man auf die nächste Chance der Blackys warten. Stefan Hierländer forderte Riegler in der 25. Minute. Nur kurz darauf ließ der Schlussmann der Niederösterreicher einen Distanzschuss abprallen, Zulechner konnte nicht abstauben und schließlich scheiterte James Jeggo aus knapp 20 Metern. In der 33. Minute durfte aber wieder gejubelt werden. Erneut brachte Zulj einen Corner perfekt in den Strafraum und wieder war Schoissengeyr per Kopf zur Stelle – 3:1. Das musste es jetzt aber gewesen sein. Oder?

Verhext

Erneut sollte der Zwei-Tore-Vorsprung nicht alt werden, wieder verdarb Daniel Schütz den Schwarz-Weißen die Gewissheit und wieder sah die Grazer Defensive dabei nicht gut aus, 3:2. „Das gibt es ja nicht!“, der Grundtenor auf den Tribünen. Und noch unglaublicher war, dass Deni Alar in der 45. Minute nach perfekter Vorarbeit von Potzmann per Kopf das 4:2 beinahe sträflich liegen ließ und spätestens in der Nachspielzeit der ersten Hälfte stockte Liebenau erstmals der Atem: In allerhöchster Not klärte Fabian Koch einen vielversprechenden Angriff der Gäste. Fünf Tore, zwei gelbe Karten (Alar und Hierländer in der 35. bzw. Diallo in der Nachspielzeit) – die Bilanz bis zur Pause. Mit einer viel zu knappen Führung ging es für den SK Sturm zum Aufwärmen in die Kabine. Seinen Männern schien Trainer Oliver Lederer aber ein herzhaftes „Da geht heute was!“ zum Seitenwechsel mitgegeben zu haben, denn die St. Pöltner starteten besser in den zweiten Durchgang. Nach Maßflanke von Husein Balic kam Maximilian Entrup im Grazer STrafraum völlig freistehend zum Kopfball – zum Glück auf seinem Posten: Jörg Siebenhandl. In der 54. Minute meldete sich auch der SK Sturm zurück. Ein schneller Konter über Hierländer ließ das Publikum aufstehen. Zulechner vergab aber schließlich aus kurzer Distanz.

Offen bis zum Schluss

Die Gäste hatten nun endgültig Blut geleckt, hatten phasenweise mehr vom Spiel und zwangen die Grazer immer wieder zu Fehlern. In der 58. Minute brachte Diallo den Ball nach einem Eckball per Kopf auf das Tor, erneut war Siebenhandl jedoch gestellt. Kurz davor hatte sich der Tormann Entrup in den Weg gestellt und Schlimmeres verhindert. Sturm sah sich in die Defensive gedrängt und konnte oft nur mehr reagieren. Reagieren wollte auch Franco Foda, der in der 64. Minute zusehen musste, wie Zulechner nach einem weiteren Konterangriff und hervorragendem Zuspiel von Alar den nächsten Sitzer ausließ. Genug, die Nummer Elf musste raus, für ihn kam Emeka Friday Eze in die Partie und der stellte sich gleich einmal mit einer sehr starken Aktion vor. Auf der linken Seite ließ er zwei Gegner aussteigen, ehe seine gute Flanke abgefälscht letztlich in Rieglers Armen landete. In der 77. Minute versuchte sich der frisch eingewechselte Thorsten Röcher nach einer Ecke an einem Kopfball, konnte damit aber keine große Gefahr erzeugen. Dies gelang Eze kurz darauf besser, nach einem weiteren Corner setzte der den Ball an die Querlatte. Die Gäste strahlten ihrerseits aber auch bis zum Schluss Bissigkeit aus und in der 90. und 91. Minute blieb Siebenhandl konzentriert genug, um zwei weit getretene und per Kopf verlängerte Freistöße zu entschärfen. Schließlich erlöste Schiedsrichter Oliver Drachta nach drei Minuten Nachspielzeit den SK Sturm und seinen Anhang, der Franco Foda inzwischen lautstark feierte.

Ein unnötig knapper Sieg bildete den Abschluss des Heimjahres 2017 und machte Foda seinen Abschied wahrscheinlich noch etwas schwerer. Am Ende dieses Tages stehen 13 Punkte Vorsprung auf Rapid, die zwischenzeitliche Tabellenführung und ein schöner Spruch, der gegen Ende der Partie von der Nordkurve zum Besten gegeben wurde:

„Wie in jeder Ehe gab’s Zwist und Freude ohne Ende – was bleibt, ist eine schwarz-weiße Legende! Alles Gute!“

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Spieldaten

 

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7 Kommentare

  1. Jimmy sagt:

    Kann bitte einer aufklären, ob Hierländer bei der Diallo-Blutgrätsche eine gelbe Karte fürs Reklamieren bekommen hat? Im TV hats so ausgesehen, aufscheinen tut die aber nirgendwo. Hierli wär nämlich gesperrt, was ziemlich schlecht wär.

    • jott1976 sagt:

      Lt. Vorbericht auf der Sturmhomepage, waren nur Zulj, Lyko und Jeggo gefährdet. Somit wird Hierländer wohl in Wien spielen können/dürfen.

  2. Jimmy sagt:

    Korrektur: Es war bei der gelben Karte für Alar.

  3. django sagt:

    die Leistung gestern eine Frechheit , die Spieler waren schon alle im Winterschlaf , ST Pölten spielte zeitweise such den Ball mit Sturm , und was singt die Kurve nach dem Spiel , wir werden Meister , wir wollen Sturm sehen wäre angebracht gewesen , und der Trainer gibt dann die Spieler 2 Tage frei nach so einer Arbeitsverweigerung , sehr viele Sturm Fans sind auch froh das es einen Trainerwechsel gibt , egal wie Schei……. Sturm spielt der Trainer lobt die Spieler jedes mal in den Himmel man muss Froh sein das die Austria und Rapid Total in der Schei…. stecken , in Deutschland würde man mit diesem Kader keinen einzigen Punkt in der 2ten Liga bis jetzt haben

    • graz4ever sagt:

      Hey, das war jez, ein nicht so gutes Spiel (das wir dennoch gewonnen haben!!!), also lass dein Frust stecken bitte..

      Der Vergleich mit Deutschland is sowieso – tut mir leid – aus extrem vielen Gründen, mehr als Blödsinnig..hauptsächlich weil Sturm ne österreichische BL-Mannschaft is (die geilste noch dazu) und keine deutsche!!!

    • Schworza99 sagt:

      Die Metapher mit der Ehe war schon passend…Foda ist halt eine Legende. Punkt. Der Spieler und Foda 2.0 vielleicht mehr als 3.0 aber Legende is Legende. Solange Foda 4.0 nicht kommt war es ein würdiger Abschied. Nicht mehr. Nicht weniger.

       

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