Knalleffekt in der Causa Becherwerfer
Wende im Fall jenes Mannes, der beim Europa-League-Qualifikations-Spiel gegen Larnaka mit einem vollen Bierbecher den schwedischen Assistenten Frederik Klyver am Kopf getroffen und dem Unparteiischen dabei eine Platzwunde zugefügt hat. Wie die heutige Print-Ausgabe der Kronen Zeitung berichtet, hätte der 34-Jährige erst gar nicht Einlass in das Stadion finden dürfen. Grund: Gegen den Steirer wurde nach einem Knallkörperwurf bei einem Heimspiel von RB Salzburg in der Mozartstadt ein bundesweites Stadionverbot ausgesprochen.
Solche Stadionverbote können in Österreich gegen all jene verhängt werden, die im Rahmen eines Fußballspieles beispielsweise ein aggressives Verhalten an den Tag legen, verbotene Gegenstände einbringen, Sachbeschädigungen verantworten müssen, Gegenstände auf das Spielfeld oder auf andere Zuschauer werfen oder auch ein rassistisches Verhalten an den Tag legen. Dabei ist zwischen örtlichen und bundesweiten Stadionverboten zu unterscheiden. Örtliche können für mindestens zwei bis zehn Monate ausgesprochen und gegen den Betroffenen nur einmal pro Spieljahr verhängt werden. Im Wiederholungsfall ist vom jeweiligen Klub zwingend ein bundesweites Stadionverbot zu beantragen. Bundesweite Stadionverbote hingegen werden für die Dauer von sechs Monaten bis zehn Jahren ausgesprochen. Aktuell sind in Österreich rund 150 Personen mit einem Stadionverbot belegt.
Warum der Mann trotzdem ins Stadion gelangte, ist demnach unklar: Denn die Geschäftsstelle der Bundesliga speichert alle Stadionverbote in einer Datenbank und übermittelt den Klubs in regelmäßigen Abständen eine vollständige Liste aller aufrechten bundesweiten Stadionverbote. Die Verständigung der eigenen Ordnerdienste über all jene Personen ist dabei Aufgabe des Klubs.
Pikanterie am Rande: Der Becherwerfer hat laut Kronen Zeitung noch weitere rechtliche Baustellen offen. So wird er sich am 19. Oktober vor dem Bezirksgericht Hermagor des Diebstahls verantworten müssen, zudem soll er bereits mehrfach vorbestraft sein. Die Staatsanwaltschaft Graz hatte beim eigentlich zuständigen Bezirksgericht Graz-Ost gegen den 34-Jährigen Anklage wegen Körperverletzung eingebracht, diese wurde an das Gericht in Westkärnten zur Vereinigung mit der dort älteren anhängigen Hauptverhandlung abgetreten. Auf gut Deutsch: Mitte Oktober werden dort der Vereinfachung wegen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Ob es bis dahin bereits ein Urteil von der UEFA-Disziplinarkommission zu diesem Vorfall gibt, ist unklar. Diese hat bekanntlich kurz nach dem Heimspiel gegen AEK Larnaka getagt, ist aber noch immer zu keinem Ergebnis gekommen. Ein Ethik- und Disziplinarinspektor wurde ernannt, der eine Disziplinaruntersuchung zu diesem Vorfall durchführt. Eine drakonische Strafe wurde schon zuvor vom Vorsitzenden der UEFA Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer, Thomas Partl, prognostiziert. Der Kärntner Jurist hatte damals angekündigt, dass mit ein oder zwei Spielen ohne Zuschauer zu rechnen sei. „Alles darunter wäre eher Gnade von oben“, hieß es von Partl.
Sturm-Präsident Christian Jauk versprach, man werde prüfen, welche Chancen ein Regressanspruch gegenüber dem Becherwerfer hat. Zwar wurde im österreichischen Fußball noch nie ein solcher schlagend, nichtsdestotrotz will es Jauk versuchen.
Ob beim Becherwerfer jedoch auch nur ein Cent zu holen ist, erscheint wohl mehr als fraglich. Dieser drängte sich bereits einige Tage nach seinem peinlichen „Auftritt in Rosa“ in einem bizarr anmutenden Video im Gespräch mit einem angeblichen „Youtube-Star“ in die Öffentlichkeit (Fremdschämfaktor abseits des Messbaren) und meinte, dass ihm die ganze Sache „relativ leid tut“. Mehr als grotesk erscheint zudem, dass der Herr – wie auf einem uns zugespieltem Video ersichtlich – bereits Anfang September dieses Jahres anlässlich des Rapid-Spieles ein scheinbar selbst aufgenommenes Nordkurvenvideo in seiner Facebook-Story gepostet hat. In einem Facebook-Profil, das den Eindruck vermitteln soll, es handle sich um eine Person, die tagtäglich dem Jet-Set frönt und Geld dabei ohnehin keine „Rolex“ spielen würde. Wahrlich ein Schlag in das Gesicht eines jeden Sturm-Fans. Mehr noch eine Schande, dass solch ein Individuum den Ruf eines gesamten Fußballanhanges diskreditiert und dem Sportklub Sturm, für den so viele Menschen tagein tagaus Herzblut an den Tag legen, finanziell und nachhaltig enorm schadet. Stimmen all diese Beschuldigungen – es gilt die Unschuldsvermutung – hat die in Liebenau bei Heimspielen des SK Sturm verantwortliche Security-Firma auf alle Fälle erhöhten Erklärungsbedarf!
Die Security hat an dem Tag – ich war beim Larnaca Spiel in meinem Heimsektor22 – mehrfach versagt. Der fatale Becherwurf war nämlich nicht der erste! Es wurde jedoch aus meiner Sicht nichts unternommen um weitere Würfe zu verhindern. Das wäre jedoch beim Larnaca Spiel einfach zu unterbinden gewesen, weil die Ränge sehr schütter besetzt waren!
Wie soll denn so ein Stadionverbot kontrolliert werden? Mit Kameras oder Ausweiskontrollen? Da würde doch verständlicherweise ein Aufschrei der Entrüstung aufbranden. Überwachung und so …
Wie soll man so ein Stadionverbot exekutieren? Es sind ja „nur“ die Dauerkartenbesitzer registriert. Normale Karten sind nicht auf einen Namen geschrieben bzw. kann man theoretisch auch einen Freund schicken, um eine Karte zu kaufen, die dann weiter gegeben wird….
Und rückverfolgen, woher der Becherwerfer die Karte hatte, kann man wohl auch nicht. Einzig eine „Schande“, dass jemand, der ein Stadionverbot hat, noch immer ins Stadion geht. Auch dieses Video, das ich mir leider angeschaut habe, war ja grotesk bis ins Letzte. Einerseits diese „relativ leid“ Aussage, dann diese „ich hatte schon drei Bier und war betrunken“. Oida. Nach drei Bier…
Bei ungarischen Klubs, wo sich ähliche „Fans“ jahrelang danebenbenommen haben, muss man sich heute mit gültigem Lichtbildausweis einen Klub-Pass ausstellen lassen, und zusätzlich wird der Handabdruck abgescannt. Man kommt nur ins Stadion, wenn man die Hand auf den Scanner legt und die Klubkarte dabei hat. Spontan mit unregistrierten Freunden zum Flußballplatz zu gehen ist dort fast unmöglich. Wenn du als Tourist ein Spiel schauen willst, musst du dich bei vielen Klubs genauso zur Registrierung anstellen. Rucksack mitnehmen ist verboten. Und bei Auswärtsspielen deiner Mannschaft darfst du nur Karten für den Gästesektor kaufen.
Genau solche Maßnahmen kommen wegen solchen Trotteln langsam auch auf uns zu.
Ich bin beim Bierkaufen für Registrierkassen, die ihren Namen auch verdienen..
Bei welchem Heimspiel von Salzburg? Gegen Sturm? Oder nicht (was noch irrer ist, aber durchaus denkbar)?