Killerinstinkt
Am Donnerstag geschah es: Der FC Red Bull Salzburg schied trotz eines 2:0 Sieges nach 90 Minuten gegen Dinamo Minsk im Elfmeterschießen mit 3:4 aus und wird somit wie auch schon in der Saison 2012/2013 in keinem internationalen Bewerb vertreten sein. Überhaupt scheint es, als stecke man in Wals-Siezenheim derzeit in einer kleinen, wohl hausgemachten Krise. Auch wenn das Scheitern im Europa League-Playoff vor allem wegen des nicht gegebenen Tores von Jonatan Soriano und der spielerischen Überlegenheit der Salzburger bitter war, hatte man den Eindruck, die Bullen wären etwas „enthörnt“ worden. Wie die Auftritte auf internationaler Bühne, zeigte auch der heimische Ligaalltag, dass die Elf von Trainer Peter Zeidler derzeit nicht den Erwartungen entspricht. Ihr Bundesligastart fiel nämlich eher durchwachsen aus: Aus sechs Spielen konnten sie nur acht Punkte holen, einen weniger als der SK Sturm Graz. Der Punkteschnitt von 1,33 liegt weit unter dem der vergangenen Saison (2,03). Am kommenden Sonntag empfangen die Schwarz-Weißen die Bullen in der UPC-Arena und man möchte meinen, dass für diese die Voraussetzungen für einen Sieg gegen das Werksteam des Getränkeherstellers wohl so gut wie schon lange nicht mehr sind, auch weil mit Sorianos möglichem Transfer zu Bayer Leverkusen noch ein recht großes Fragezeichen hinter dem Kader steht, der immer mehr zum Farm-Team zu werden droht.
Gute Vorzeichen, schlechtes Omen?
Wie war das noch mit guten Vorzeichen? Besser hätten diese für die Blackies nämlich vor der 6. Runde der Bundesliga nicht sein können: Sie gastierten in Ried, beim Tabellenletzten, der in den vergangenen Jahren sogar zu einer Art Lieblingsgegner avancierte und sie verloren. Beinahe schon sicher geglaubte drei Punkte blieben an diesem Tag also in Oberösterreich. Trainer Franco Foda gab beim gestrigen Mediabriefing in Messendorf zu verstehen, dass man sich so wie in den ersten 25 Minuten in Ried nicht mehr präsentieren dürfe. Letztendlich sei aber auch fehlendes Glück entscheidend für diese Niederlage gewesen. „Wir haben zu wenig Tore erzielt“, sagte Foda in Bezug auf den bisherigen Saisonverlauf. Man müsse vor dem Tor effizienter werden, da fehle derzeit noch der „Killerinstinkt“. Gegen Salzburg will Sturm nun aber endlich den ersten Heimsieg in dieser Saison erspielen. Man werde am Sonntag, so Foda, zu Chancen kommen und diese müsse man eiskalt ausnutzen.
Wenn es darum geht, Tore zu erzielen, sind derzeit Josip Tadic und Donis Avdijaj die verlässlichsten Akteure im Sturmdress. Roman Kienast und Bright Edomwonyi, beide mit vor nicht allzu langer Zeit beendeter Verletzungspause, fanden noch nicht zu ihrer Form. Kristijan Dobras tritt zwar regelmäßig bemüht auf, blieb bisher im Abschluss jedoch erfolglos. Thorsten Schick, ein stets braver Kämpfer und Mittelfeldmotor, ist immer wieder an erfolgversprechenden Offensivaktionen beteiligt, im Torabschluss fehlt ihm aber meist noch die notwendige Präzision.
Dass die Salzburger 120 anstrengende und laufintensive Minuten in den Beinen haben, sieht der Cheftrainer nicht unbedingt als Vorteil für seine Mannschaft, denn ein Spieler sei immer in der Lage, drei Spiele in der Woche zu absolvieren. Foda rechnet natürlich damit, dass die Salzburger mit dem Ziel nach Graz kommen, einen Sieg einzufahren. Diesbezüglich darf praktiziertes höfliches Understatement bezweifelt werden, denn trotz des Scheiterns gegen Minsk und der für die Bullen wohl eher geringen Punkteausbeute, sind sie sicher ein Gegner, der auch mit völlig umgeworfenen Kader als für österreichische Verhältnisse überdurchschnittlich stark einzuschätzen ist.
Dominant auftreten
„Wir müssen dominant auftreten“, antwortete Foda auf die Frage, wie man denn vorhätte, die Salzburger zu bezwingen. Aggressiv sein, Leidenschaft zeigen, frühe Balleroberungen, schnelles Spiel nach vorne und Spieler, die „den Ball fordern“ – das soll das Rezept für einen Sieg in der Sonntagspartie sein. Michael Esser, der diesmal beim Mediabriefing an der Seite des Trainers Platz nahm, pflichtete dem bei: „Wir müssen unser Spiel durchbringen und bei Standards aufpassen!“ Statistiken, denen Foda nach eigenen Angaben wenig Bedeutung beimisst, attestieren Sturm durchaus eine offensive Spielanlage in den bisherigen Spielen. Die geringe Chancenauswertung muss aber bemängelt werden und darin liegt am Sonntag höchstwahrscheinlich der Schlüssel zum Erfolg. Die zum Teil sehr junge Mannschaft aus Wals-Siezenheim ist offensiv gefährlich, hat in dieser Saison aber immer wieder große Schwächen in der Defensive gezeigt.
Das lag sicher auch daran, dass Abwehrchef Martin Hinteregger verletzt war. Dieser ist nun allerdings wieder fit und wird in der Hintermannschaft der Salzburger für mehr Stabilität sorgen. Auch bei Sturm hat ein Abwehrspieler das Lazarett verlassen: Christian Klem konnte nun schon wieder zwei Tage mit der Mannschaft mittrainieren. Ob er einsatzbereit ist, will Franco Foda nach einem Gespräch mit ihm entscheiden.
Ein kompaktes und konzentriertes Auftreten der Blackies in der Defensive wird am Sonntag entscheidend sein, denn die Bullen pflegen, den Gegnern ihr Spiel aufzuzwingen und den Ball in der gegnerischen Hälfte laufen zu lassen. Bei konsequenter Verteidigungsarbeit wird es für Sturm so sicher auch einige Kontergelegenheiten geben. Es wird erforderlich sein, schnell umzuschalten und die entstehenden Räume zu nutzen.
Bis gestern Mittag wurden für die Partie gegen RB Salzburg ca. 10.000 Karten verkauft und es darf deshalb mit einer guten und stimmungsvollen Kulisse gerechnet werden. Die schwarz-weiße Anhängerschaft trotzt somit dem Umstand, dass der SK Sturm zuhause bisher nur drei Remis erspielte und diese wolle Sturm, so Foda, nicht enttäuschen. „Wenn die Jungs hinter einem stehen, ist das immer gut!“, meinte Esser, der die Stimmung in Liebenau lobte.
Spieldaten:
SK Sturm Graz – Red Bull Salzburg
Sonntag, 30.08.2015, 16:30 Uhr, UPC-Arena, Graz-Liebenau
Schiedsrichter: Markus Hameter
Mögliche Aufstellung:
Sturm Graz (4-2-3-1) Esser – Ehrenreich, Spendlhofer, Madl, Potzmann – Kamavuaka, Hadzic – Schick, Avdijaj, Dobras – Tadic
Ersatz: Schützenauer, Offenbacher, Piesinger, Gruber, Horvath, Edomwonyi, Kienast
Es fehlen: Stankovic, Rosenberger (beide Kreuzbandriss), Gratzei (Blessur), Lykogiannis, Schnaderbeck
Es wird ab 16:00 Uhr einen Liveticker geben.
Da unser Sk Sturm regelmäßig als Defibrillator für tote Mannschaften fungiert – siehe 0:1 in Ried, gegen eine Mannschaft, die zuvor regelmäßig 4-8 Tore bekommen hat (Lieblingsargument: „wir hätten uns ein 0:0 verdient“ *oberloool*) – dürfen wir als Fans erwarten, dass es morgen wieder eins auf die Mütze gibt.. Wie wär´s morgen mal mit einem Kick mit ein bissl Eier?
kann man von deinem Kommentar auch auch erwarten, die „Eier“ haben wohl nie gefehlt, Leistungsbereitschaft war gut. Und hätten wir ein paar Punkte mehr dann würdest du wohl was anderes schreiben.
Hoffentlich hat Franco Foda die Hausaufgaben erledigt, sodass die heutige Schularbeit positiv absolviert wird. Mir würde ein „Genügend“ schon reichen. Hauptsache 3 Punkte, egal wie sie zustandekommen.
Folgenden Merksatz darf ich mitgeben: „Quod licet Iovi, non licet bovi“