Keine Tabellenführung, aber immer noch ungeschlagen – Remis in Hütteldorf

Spielbericht: SCR Altach vs. SK Sturm Graz (1:1)

Weil die Salzburger Bullen am Samstag gegen BW Linz eine überraschende Niederlage kassierten, ging es für Sturm Graz im Spitzenspiel einen Tag später nicht nur um viel Prestige und den sechsten Saisonsieg – sondern auch um die erstmalige Tabellenführung seit dem 2. Bundesliga-Spieltag. Für Christian Ilzer eine Randnotiz, er wollte den „Fokus auf die Jetzt-Zeit“ (auch bekannt als Gegenwart) legen: „Wenn wir die Aufgaben auf dem Platz sehr gut machen, dann ist es vielleicht möglich.“

Ein neuer Schwoaza  – Hoher Besuch auf der Tribüne

Rapid-Trainer Zoran Barisic setzte auf die jüngste Startelf seit April 2017. Seine Routiniers Guido Burgstaller, Roman Kerschbaum und Thorsten Schick saßen angeschlagen auf der Tribüne. Dort ebenfalls zu finden: Barisic‘ gesperrter Co-Trainer Thomas Hickersberger und Ilzers gesperrter Assistent/Chef-Motivator Uwe Hölzl. Klublegende Günter Neukirchner sprang für Uwe in die Bresche und kümmerte sich um die wichtige Ansprache vor Spielbeginn.

Bei Sturm gab es im Vergleich zum Spiel am Donnerstag vier Änderungen in der Anfangsformation. David Schnegg und Tomi Horvat ersetzten Amadou Dante und Stefan Hierländer. Goalgetter Szymon Włodarczyk verdrängte Mister Europacup, William Bøving, auf die Ersatzbank. Der 20-jährige Pole sollte sein Torkonto im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Allianz Stadion in die Höhe schrauben. Und auch Neuzugang Dimitri Lavalée durfte sich erstmals den rund 1.500 mitgereisten Blackys präsentieren. „Es ist absolut Zeit für ihn, heute auch in der Startelf zu stehen“, hatte Ilzer gegenüber Sky erklärt. Der Belgier sollte kein hervorragendes, aber ein ordentliches Sturm-Debüt feiern.

Beste Stimmung im schwarz-weißen Sektor – © SturmTifo

Das letzte Gastspiel in Wien-Hütteldorf Ende Mai endete 3:2 für den österreichischen Rekordmeister(?), Sturm gab damals eine 2:0-Führung aus der Hand. Schiedsrichter damals? Stefan Ebner. Schiedsrichter heute? Stefan Ebner.

Intensives Duell auf Augenhöhe

Schnell offenbarte sich der Charakter des Spitzenspiels: Viele intensive Zweikämpfe auf engstem Raum, etliche Fouls, einige technische Fehler. Nach einem schlampigen Einwurf von Rapid-Außenpracker Jonas Auer ließ dessen Kapitän Maxi Hofmann das Bein stehen und hinderte den vorbei eilenden Manprit Sarkaria mit einem klaren taktischen Foul am Vorbeikommen. Schiri Ebner verzichtete irritierenderweise auf eine frühe Verwarnung.

In der 19. Minute profitierte von Ebners langer Leine wiederum Sarkaria, der sich mit einem harten Einsteigen revanchierte – ebenfalls keine Gelbe Karte. Erst in der 38. Minute sollte sich Hofmann den ersten Karton des Spiels abholen, nachdem er Sarkaria auf den Fuß gestiegen war. Juzuf Gazibegovic (12. Minute) und Leopold Querfeld (30. Minute) mussten nach harten Zweikämpfen jeweils behandelt werden.

Doch es wurde nicht nur Fußball gekämpft, sondern auch Fußball gespielt. Die Grazer hatten in der Anfangsphase ihre Probleme mit den engmaschigen Dribblings von Nicolas Kühn. In der 9. Minute herrschte erstmals ein bisserl Torgefahr. Eben erwähnter Kühn ließ sich auf den linken Flügel fallen und versuchte es mit einer flachen Hereingabe in den Rückraum. Sturms Abwehrkette entschärfte das Ding im letzten Moment. Zwölf Minuten später derselbe Spielzug, bloß über Marco Grüll. Diesmal fand der Pass einen Abnehmer. Der Fast-Grazer Matthias Seidl kam zum Abschluss. Die Schulter von David Schnegg sollte den Ball schließlich ins eigene Netz befördern – die Führung für die Wiener.

Sofort folgte die einzig richtige Reaktion: Der Ausgleich! Nach einer guten Kombination über die rechte Seite verzichtete Otar Kiteishvili auf den Abschluss und bediente stattdessen Jon Gorenc Stankovic. Dessen Distanzschuss wurde abgefälscht, landete vor den Füßen von Alexander Prass – mit einem traumhaften Volley ins lange Eck erzielte der 22-Jährige sein viertes Tor für den SK Sturm Graz! Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte Sarkaria gar die Führung auf dem Fuß.

Er trifft nicht oft, aber wenn, dann wunderschön – © SturmTifo

Glück für Sturm, Mayulu vernebelt

Im zweiten Durchgang gab es ein Feuerwerk zu sehen – leider nicht auf dem Spielfeld, sondern im Rapid-Block. Die SCR-Ultras hatten sich von einigen Blackys inspirieren lassen und reichlich Pyrotechnik in den Block West geschmuggelt. Das hatte eine Spiel-Unterbrechung von über fünf Minuten und eine große Rauchentwicklung zur Folge. Einen Gefallen machten die Wiener ihrer Mannschaft mit der Aktion nicht. In der 78. Minute vergab Fally Mayulu freistehend vor dem leeren Tor – ein Kunststück, den drüber zu setzen! Vielleicht ist es dem jungen Franzosen auch dank des ablenkenden Schauspiels geglückt?

Drei Monate zu früh? – © SturmTifo

Kurz zuvor hatte Sturm zwei aussichtsreiche Möglichkeiten, doch weder Lavalée noch Włodarczyk konnten verwerten. Die Schlussphase sollte Rapid dominieren, ohne wirklich zwingend zu werden. In der 85. Minute parierte Kjell Scherpen gegen Kühn. In der 14-minütigen Nachspielzeit rettete Gregory Wüthrich mit einer sensationellen Grätsche gegen Ante Bajic – ein riskantes Tackling, aber kein Foul, folgerichtig auch kein Elfmeter. Der eingewechselte Stefan Hierländer holte sich – wie zuvor schon Wüthrich und Otar – die Gelbe Karte ab, JGS nach einem wuchtigen Freistoß von Grüll die nächste Behandlungspause. Stankovic hatte in der 8. Minute der Nachspielzeit das Siegtor auf dem Fuß – sein Flachschuss zischte knapp am langen Pfosten vorbei.

Keine Tabellenführung also für die Schwoazn, sondern ein ausgeglichenes Spiel – und eine verdiente Punkteteilung. 

Spieldaten

16 Kommentare

  1. Beutelspecht sagt:

    OK…….1Punkt…… nehmen wir gerne. Als Fan wünscht man sich mehr, aber die anderen Spielen halt auch Fussball.

  2. arrai sagt:

    Angesichts von Hz2 und da v.a. Mayulus 1000 prozentiger Chance sinds mMn für uns ein gewonnener u für Rabbid zwei verlorene Punkte. Passt.

  3. florian sagt:

    Lavalee sehr sicher und keinerlei Startprobleme, scheint eine echte Verstärkung des Kaders zu sein! Otar extrem beweglich, kämpferisch und spielfreudig. Prass seit vielen, vielen Spielen erstmals wieder „der Alte“, das Feuer endlich wieder da….sehr gut.

    Erste Halbzeit einige sehr schöne Kombinationen….zweite dann ein erbarmungsloser Fight, bei dem nicht mehr viel Platz für schönen Fußball war 😉 Rapid wirklich stark und kaum zu glauben, dass die erst 10 Punkte haben.

    Jetzt kommen ein paar Partien, bei denen wir hoffentlich voll punkten werden… Insgesamt hab ich seit der Länderspielpause wieder einen viel besseren Eindruck von der Mannschaft (sowohl spielerisch als auch in den Zweikämpfen).

  4. Adriano10 sagt:

    Immer wieder solche Ausfaller. So kann und darf man nicht vom Meister reden. Genau in solchen Spielen MUSS man gewinnen.

  5. elceezed sagt:

    hab mir scho vor der partie dacht, dass mir ungeschlagen bleim statt Tabellenführung wichtiger ist.
    denk a gerechte punkteteilung, nach dem schwarn el wars wirklich OK

  6. Dragoner sagt:

    Wenn Sturm tatsächlich Salzburg jemals als Meister ablösen will, dann muss man das Heimspiel gegen Salzburg gewinnen. Dann muss man den Ausrutscher von Salzburg gegen BW Linz ausnützen können und Rapid schlagen. So viele Gelegenheiten gibt es im Saisonverlauf leider nicht, an den Salzburgern vorbeizuziehen. Aber gut, hoffen wir auf die Punkteteilung und darauf, dass der Rückstand bis dahin nicht schon zu groß ist.

  7. hutab sagt:

    130 % Zweikämpfe in Summe. Intensiv geführtes Spiel!

  8. blackfoxx sagt:

    manche Reaktionen auf das Spiel verstehe ich nicht. für mich ein gewonnener Punkt, wir hatten von allen EC Teilnehmern das schwerste Spiel gegen starke Rapid, Salzburg und LASK haben jeweils gepatzt! bei Rapid gewinnt man nicht so im Vorbeigehen, wir sind ungeschlagen und voll dabei, konnten RB auf Augenhöhe fordern. die Tabellenführung in dieser Phase ist nix Wert und kann eher belastend sein, weil das Umfeld sonst wieder zu träumen beginnt (wie man sieht…)

    • Mikelangelo sagt:

      Ich kann mich noch sehr gut an einen Kommentar erinnern, wonach wir jederzeit locker 1-2 Gänge hochschalten könnten, sodass und Rapid keine Probleme bereiten würde.

      Am Sonntag wurden wir eines Besseren belehrt: Rapid in der Offensive und im Pressing /Vorchecking mit etwas mehr BIss und auch mit mehr Offensivdrang. Oftmals reichte 1 langer Ball über die Flanken, um uns total auszuhebeln. Zudem wirkten Sie am Ball sicherer.

      Den Schuss zum 1-0 MUSS Scherpen festhalten. Ansonsten wäre es 0-0 oder 1-0 für uns augegangen, sofern Prass zu besagten Abschluss gekommen wäre. Bis auf den Nachschuss von Lavalee nach unserem ersten Corner und denk Schuss von Stanko in der Nachspielzeit hatten wir keine Chance. Rapid um ehrlich zu sein auch nur den Sitzer von Mayulu und einen Schuss am Strafraum.

      Letzte Saison haben wir Rapid nach Belieben und ohne PRobleme dominiert. Wir sind offensiv schwächer geworden, genauso wie an den AV-Positionen.

  9. Marchanno Diaz Rabihou sagt:

    wer redet vom meistertitel? wer fordert das?

  10. dawuede sagt:

    Hört doch einfach auf vom Meistertitel zu sprechen, ist ja schon gleich peinlich wie die Rapid Fans die seit 15 Jahren ihrer Mission 33 hinterher laufen. Wir werden niemals wieder Meister werden, und auch sonst kein Team das nicht Salzburg ist. Einmal in 300 Jahren vielleicht wenn 78 unglaubliche Zufälle aneinandergereiht eintreffen aber von uns wird das keiner erleben und dass es überhaupt erwähnt wird oder so getan wird als stünden wir diesbezüglich in irgendeiner Art Konkurrenz mit einem Gegner der 50x soviel Budget hat finde ich nervig und lächerlich. Platz 2 ist das höchstmögliche in der Liga, das haben wir 2x in Folge erreicht und ich hoffe wir schaffen es diese Saison ein drittes Mal, Rapid und der LASK werden es uns aber nicht leicht machen. Dann und wann wird vielleicht wieder mal ein Cupsieg herausschauen, in einem Spiel kann man Salzburg schon schlagen nur eben nicht über eine ganze Saison.

    With that being said, war gestern ein intensives, hart umkämpftes Spiel, bei dem Rapid Vorteile hatte, vor allem nach vorne hin zielstrebiger und ambitionierter war, wir hatten Glück dass Prass mit der einzigen Torchance im Spiel diesen Tausend Gulden Schuss ins Eck zimmert und dass Rapid in Person von Seidl und Mayulu seine Großchancen nicht gemacht hat. Von dem her nehme ich das 1:1 gerne mit, wir sind als einziges Team nach 8 Runden noch ungeschlagen und von dem her voll auf Kurs.

    Lavalee hat mir gut gefallen hinten bei seinem Debüt, vor allem hat gestern aber Prass überzeugt der wirklich groß gespielt hat, nicht nur wegen dem Tor. Schwach neben Schnegg bei dem vor allem defensiv wirklich alles durchkommt (allgemein diese Saison noch kein gutes Spiel gemacht bisher…) leider auch Tomi Horvat mMn. Das ist schade, da es mir schon wehgetan hat zuletzt dass er so wenig Spielzeit bekommen hat, diese Chance hat er aber nicht genutzt. In der Entstehung des Ausgleichs war er zwar beteiligt, ansonsten aber ohne gute Aktion und stattdessen mit zwei schwerwiegenden Ballverlusten innerhalb von 2-3 Minuten in der ersten Hälfte, aus denen gefährliche Kontersituationen entstanden sind (beim ersten Mal großartig weggeblockt von Lavalee am Ende) – sei es wie es sei, offensiv muss mehr kommen, aber insgesamt passt alles und wir gehen weiter unseren Weg, da jetzt auf Zwang irgendwas suchen zu müssen um zu kritisieren macht nicht viel Sinn, es kann sehr schnell gehen im Fußball und die schönen Zeiten können wieder vorbei sein, genießen wir sie solange sie anhalten.

  11. Ritter2016 sagt:

    Zum Thema „Meister“: ich hab hier schon öfter gesagt „so wird man Meister“ und „Sturm wird dieses Jahr Meister“ … das war eine subjektive Feststellung und ist keine Forderung. Mir persönlich ist es egal ob Sturm Meister werden würde (bin kein Glory Hunter) – bin bei Sturm und guten und in schlechten Zeiten, kritisiere aber auch das was MEINER SUBJEKTIVEN MEINUNG NACH nicht passt!

    Leider konnte ich das Spiel gegen Rapid gestern nicht verfolgen. Hoffe, ich habe bald Zeit, mir die Highlights bald anzuschauen, mehr geht sich gerade nicht aus.

    Sonntag halt gegen Tirol 🙂

  12. weizenheizer sagt:

    Was heuer klar noch fehlt ist guter Kombinationsfußball. Wir gewinnen über Kampf oder individuelle Klasse, aber ich hab den Eindruck das gegenseitige Verständnis fehlt etwas. Wir müssen halt jetzt ohne EEE, der quasi immer abspielbar war oder mit seinen Wegen 2 Spieler binden konnte, auch gamz anders spielen. My hope lies with Jatta. Mo läuft zwar sauschnell, aber er verläuft sich auch oft. Er ist eben kein Zielspieler, sondern Konterspieler..

  13. SchwarzerRabe sagt:

    „Spielbericht: SCR Altach vs. SK Sturm Graz (1:1)

    Von Micha Pesseg · 24. September 2023 19:22 “

    Da paßt was nicht ganz, Micha! 😉

  14. dawuede sagt:

    Der Eindruck dass etwas anders ist als in den letzten 2 Jahren wird durch ein paar Statistiken insofern untermauert dass wir beim Erarbeiten von Torchancen, und auch dem daraus resultierenden xG Wert, also dem Erarbeiten von qualitativ hochwertigen Chancen im hinteren Mittelfeld der Liga liegen. Das für sich ist jetzt kein Grund zur Beunruhigung angesichts der Tabellensituation, außerdem wer will schon die Lehrerin sein die sich bei den Rechnungen vom kleinen Maxi auf den einen Fehler stürzt

    Man kann jetzt rätseln ob die offensiven Abläufe nicht mehr so funktionieren weil wir einfach 3 Jahre den gleichen Fußball spielen und die Gegner sich besser darauf einstellen, oder ob Ilzer bewusst etwas geändert hat um genau dem zuvorzukommen dass man zu einfach ausrechenbar ist. Dazu muss im Prinzip die ganze Mannschaft sich insofern adaptieren als dass ein Włodarczyk ganz anders anzuspielen ist als ein Emegha. Vielleicht hat die Vorbereitungszeit einfach nicht ganz ausgereicht um die Automatismen zu 100% greifen zu lassen.

    Mein subjektiver Eindruck als Laie ist, wir sind stark davon abhängig dass Kiteishvili oder Sarkaria einen Genieblitz auspacken, bzw durch einen genialen Moment etwas inszenieren. Gelingt das nicht sind es die Standards die den Unterschied ausmachen, aber insgesamt denke ich dass man schon auch gesehen hat dass uns Rapid deutlich näher gekommen ist über den Sommer. Platz 2 wird garantiert kein Selbstläufer, auch der LASK wird noch kommen.

    Da unser Staff aber mit sehr vielen Daten recht wissenschaftlich arbeitet wird man auf jeden Fall wissen wo es hakt und Lösungen ausarbeiten da braucht man sich keine Sorgen zu machen, nur im Moment glaube ich dass uns die Tabelle besser aussehen lässt als wir tatsächlich performen.

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