„Jeder will einmal Weltmeister werden“

SturmNetz im Interview mit dem Kapitän der Sturm-FIFA-Mannschaft 2018

FIFA begeistert die Massen. Doch nur wenige betreiben den Sport professionell. Filip Babic ist einer von ihnen. Der Kroate führte die ESports-Mannschaft von Sturm im vergangenen Jahr als Kapitän zum Meistertitel in der erstmals ausgetragenen E-Bundesliga. Im nächsten Jahr wird er auf internationalem Niveau für die AS Roma spielen, auf nationaler Ebene sieht alles nach einem neuerlichen Antreten für die Blackys aus. Anlässlich des Starts zur neuen Saison haben wir mit Babic über die Herausforderungen des virtuellen Spiels, Karriereziele und seine Freundschaft mit Dario Maresic gesprochen.

(c) Filip Babic

Was sind die Ziele für die kommende Saison?

Ich habe mich noch gar nicht angemeldet. Da Sturm noch nicht auf mich zugekommen ist, wäre es auch möglich, für einen anderen Verein zu spielen. Vermutlich wird es aber Sturm werden, wenn nicht irgendetwas dazwischenkommt. In erster Linie schaue ich nämlich lieber auf mich. Wenn ich wieder für Sturm spielen sollte, ist ganz klar, dass wir wieder Meister werden wollen. Ich persönlich schätze mich stark genug ein, dass wir mit einem guten Team Meister werden können.

Wen würdest du als den härtesten Gegner bezeichnen?

Das ist schwer zu sagen. Es ist noch nicht fix, wer sich wo angemeldet hat. Es gibt Spieler, die Rapid-Fans sind, aber für Admira oder St. Pölten gespielt haben. Sollten sich diese bei Rapid vereinen, wird es schwierig. Die spielen aber meistens die Qualifikation bei kleineren Vereinen, weil es leichter ist. Bei Rapid melden sich 1000 bis 2000 Leute an, bei St. Pölten ca. 300. Generell gilt: Wenn man dabei ist, will man natürlich auch gewinnen.

Wie werden die Spieler für die Mannschaften ausgewählt?

Da gibt es ein Qualifikationssystem. Letztes Jahr musste man angeben, für welches Team man spielen will. Danach wurde dann ein Online-Turnier im Double-Elimination-Modus gespielt. Das heißt, dass man bei einer Niederlage nicht sofort weg ist. Es gibt dann ein Winner- und ein Loserbracket. Letztes Jahr habe ich das Turnier gewonnen oder bin Zweiter geworden, das weiß ich gar nicht mehr so genau. 128 Leute qualifizieren sich dann für die Offline-Qualifikation. Letztes Jahr war die in der Seifenfabrik, aber normalerweise finden die immer in den Räumlichkeiten des Vereins statt. Fünf Spieler qualifizieren sich dann für die Mannschaft.

Wie sieht dein Alltag aus und intensivierst du das Training vor besonderen Turnieren?

Zurzeit spiele ich viel, weil FIFA 19 gerade rausgekommen ist. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen, weil es doch sehr anders ist als die Vorgängerversion. Viele Leute, die nicht professionell spielen, werden sich schwertun. Ich habe bei einer der weltführenden ESports-Agenturen im Bereich FIFA unterschrieben, daher muss ich jetzt wirklich viel spielen. Ich zocke auf beiden Konsolen – also PS4 und XBOX. Insgesamt kommen auf alle Fälle sieben Stunden Spielzeit pro Tag zusammen.

Wie stehst du zu den Änderungen beim neuen FIFA? Stört es dich, dass Tastenkombinationen – zum Beispiel der Flachschuss – geändert wurden oder macht das auch den Reiz aus, dass man sich wieder neu einstellen muss?

Reiz ist das definitiv keiner. Jedem wäre es lieber, wenn alles beim Alten geblieben wäre. Es war nämlich viel einfacher. Der Profispieler „Kurt“, einer der besten Zocker auf der XBOX, meinte: „You look like an octopus.“ Man kann einfach nicht alle Tasten gleichzeitig drücken. Der Flachschuss ist nicht mehr so stark wie letztes Jahr, hauptsächlich werden heuer platzierte und angeschnittene Schüsse gebraucht. L1 ist der Lupfer und wenn man die Tasten nicht gleichzeitig drückt, passiert meistens der. Und das will man nicht, wenn man einen Flachschuss abgeben will. FIFA 19 ist auf jeden Fall schwerer als FIFA 18.

Wie bist du im Vergleich zu anderen Spielern mit den Umstellungen zurechtgekommen?

Dadurch, dass man im taktischen Bereich mehr machen kann und ich ein Taktikfreak bin, geht es mir ganz gut. Man stellt zum Beispiel ein 4-2-2-2 ein und kann einem Stürmer die Anweisung geben, dass er sich zurückfallen lassen soll. Dann hat man in der Defensive ein 4-2-3-1 und in der Offensive eben ein 4-2-2-2. Früher konnte man das alles nicht machen. Dadurch, dass ich viel mit Profis trainiere und spiele, kann ich viel lernen und es fällt mir leichter als jemandem, der sich das alles selbst aneignen muss.

Wie bist du auf die Idee gekommen, kompetitiv zu spielen?

Mit der E-Bundesliga im vergangenen Jahr. Ich habe immer schon viel und gut gespielt, aber nie mit dem alleinigen Fokus auf FIFA. Ich wollte mich einfach einmal herantasten und schauen, was bei FIFA 18 möglich ist. Ich habe mich auf die E-Bundesliga auch gar nicht explizit vorbereitet, da es dort auch einen ganz anderen Modus gibt, als ich ihn gewohnt bin. Dort gibt es den 85er-Modus. Das heißt, dass jeder Spieler auf der Gesamtstärke von 85 ist. Ob man Lionel Messi oder Peter Zulj hat, ist egal. Bei der Offline-Qualifikation ist mir dann der Knopf aufgegangen. Durch den Gewinn der Meisterschaft wurde die österreichische Szene auf mich aufmerksam. Ich habe mich dann auch noch für die virtuelle deutsche Bundesliga qualifiziert, wo die besten 64 Spieler an der XBOX und der Playstation aus Österreich, Schweiz und Deutschland teilgenommen haben. Wenn man bedenkt, dass Deutschland weltführend ist und ich unter die Top 32 gekommen bin, ist das schon gut. Da spielt man nämlich schon gegen Weltmeister. Dort wurde auch meine jetzige Agentur auf mich aufmerksam, mit der ich einen speziellen Weg einschlagen will. Der wird eher in Richtung Balkan führen, da es dort quasi keine ESportler bei FIFA gibt und ich dort der Vorreiter sein könnte.

Wie stehst du im internationalen Vergleich da?

In Österreich gehöre ich sicher zu den drei besten Spielern. Es gibt aber keine Weltrangliste, weil es jedes Jahr von vorne beginnt. In diesem Jahr sammelt man Punkte über das ganze Jahr. Wenn man in der Weekend-League konstant spielt und in den Cups erfolgreich ist, kann man sich für die WM qualifizieren.

(c) Filip Babic

Wie unterstützt Sturm die ESports-Mannschaft?

Ich kann nur Positives berichten. Sturm hat uns mit allem versorgt, wir haben zum Beispiel ein super Hotel bekommen. Das ist vor einem großen Turnier wichtig, damit man sich gut ausruhen kann. Von Sturm war alles top organisiert.

Du bist sehr gut mit Dario Maresic befreundet. Hast du gegen ihn schon gespielt?

FIFA 19 noch nicht, im 18er schon. Ich muss sagen, dass er wirklich gut spielt.

Wie geht es denn aus?

Wenn wir im normalen Modus spielen, gewinne ich neun von zehn Spielen. In einem schafft er es vielleicht mit Glück (lacht).

Hast du gegen andere Kicker auch schon gespielt?

Ich habe im Ultimate-Team auch schon gegen andere Profis gespielt. In diesem Modus sieht man ja immer, gegen wen man antritt. Als Philipp Hosiner noch bei Union Berlin war, glaube ich, dass ich gegen ihn gespielt habe. Auch gegen Niclas Füllkrug (Stürmer bei Hannover 96, Anm.) habe ich schon gezockt. Von Sturm sind auch immer wieder Spieler dabei. Lukas Spendlhofer ist zum Beispiel sehr interessiert. Er hat auch bei der E-Bundesliga mitgespielt und ist sogar in die KO-Phase gekommen. Das wäre witzig gewesen, wenn er das E-Bundesliga-Finale gespielt hätte.

Woran liegt es eigentlich, dass kaum Frauen professionell FIFA spielen? An der Konsole dürfte das Geschlecht doch keinen Unterschied ausmachen…

Eigentlich nicht. In anderen Spielen gibt es nämlich schon Frauen, die erfolgreich sind. Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht so gerne Fußball spielen. Woran es aber wirklich liegt, kann ich dir nicht sagen. 

Auf Schalke wohnen die E-Sportler in Vereinswohnungn, die eigens mit ergonomischem Gaming-Equipment ausgestattet sind, müssen ein Fitness-Programm abspulen und haben auch regelmäßigen Kontakt am Vereinsgelände mit den Fußballern. Sie werden auch vom Verein als Teil des Ganzen ernst genommen und online auf der Homepage regelmäßig berücksichtigt. Wie vergleichst du die derzeitigen Verhältnisse in Österreich mit jenen in Deutschland?

Die Deutschen sind uns einen Schritt voraus. Anfangs gab es zwar ein paar Komplikationen mit dem DFB, aber da ESport vielleicht auch bald olympisch wird, werden viele Vereine einsteigen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz. Auch international wird die Szene ziemlich schnell wachsen.

Wo siehst du ESport – speziell auf FIFA bezogen – in den kommenden Jahren in Österreich?

Es ist die Frage, ob Österreich Deutschland hinterherzieht. Aber wenn man sieht, dass sich viele Leute für FIFA begeistern und der Markt bereits jetzt schnell wächst, werden viele Sponsoren hinzukommen und dann wird das Ganze auch für die Vereine interessanter werden.

Warum spielst du FIFA und nicht PES?

Erstens ist die Szene nicht so groß, FIFA ist mit EA international hingegen sehr gut vertreten. In Sachen Lizenz hinkt PES hinterher. Generell ist das Gameplay bei FIFA viel besser, auch wenn ich die Grafik bei PES fast besser finde. Vom Spielfluss her ist FIFA aber schon um einiges voraus.

Siehst du dennoch Verbesserungspotential bei FIFA?

Vor allem beim jetzigen FIFA gibt es sehr viel Potential – es sind so viele Fehler drinnen. Es gibt aber schon Patches, die diese korrigieren. FIFA 18 war anfangs top, dann wurde es mit dem ersten Patch ruiniert. Die ersten zwei Wochen war das Spiel echt super, dann aber das ganze Jahr über schlecht. In diesem Jahr wollten sie den Fehler nicht noch einmal machen, haben dann aber quasi ein unfertiges Spiel herausgebracht und warten jetzt mit den Patches. Man muss sich einfach an die Sachen gewöhnen und die Dinge machen, die funktionieren.

Gibt es eine bevorzugte Formation?

Ich habe schon meine Lieblingsformation, aber man muss auch immer ein Ass im Ärmel haben. Bei FIFA 18 war das zum Beispiel die Raute, also hinten eng zu stehen. Insgesamt spiele ich sehr gerne im 4-3-2-1, weil man so hinten sehr stark ist.

Hätte Sturm mit dieser Formation eventuell mehr Erfolg?

(lacht) Man muss für eine gewisse Formation auch immer die passenden Spieler haben. Ich bin nicht so weit, dass ich sagen kann, wie Sturm spielen muss. Das weiß der Trainer schon besser, der die Mannschaft jeden Tag sieht.

Wie lange kann man FIFA spielen?

Es gibt nicht viele Spieler, die sehr alt sind – also über 30. Das liegt aber daran, dass das Spiel auch noch nicht so alt ist. Ich würde aber schon sagen, dass man bis 30 oder 35 gut spielen kann. Es ist schwierig zu sagen, da bei manchen Spielern die Reflexe besser sind und bei manchen schlechter. Man muss einfach fit sein – sowohl mental als auch physisch. Deshalb kann man das nicht so genau definieren, das ist wie im normalen Fußball. Manche können mit 30 nicht mehr kicken, andere spielen mit 40 noch sehr gut.

Was willst du noch erreichen?

Weltmeister will jeder einmal werden, auch wenn es sehr schwierig ist. Auf jeden Fall will ich mein Hobby zum Beruf machen, da befinde ich mich auf einem sehr guten Weg. Vorerst will ich auf internationaler Bühne erst einmal so viele Erfahrungen wie nur möglich sammeln.

1 Kommentar

  1. Rockstar sagt:

    der spielt ja nur 1 gg 1 … 11 gg 11 ist das Richtige 🙂

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