Jauk: „Sturm ist ein steirisches Lebensgefühl“

SturmNetz-Advent Tag 17 mit Präsident Christian Jauk

Die „Stille Zeit“ ist nur anderswo wirklich still. SturmNetz.at geht im Advent in die Vollen! Wir lassen bis zum Heiligen Abend 24 Prominente zu Wort kommen und sprechen mit ihnen über Sturm, Fußball, Gott und die Welt. Heute präsentieren wir das Gespräch mit Sturm-Präsident Christian Jauk, der uns mehr Einblick in den schwarz-weißen Klub gewährt, seine überragendste Verpflichtung verrät und warum der SK Sturm auch in den nächsten 100 Jahren Menschen begeistern wird.

Herr Präsident, wie und wann sind Sie zum Sturmanhänger geworden?

Das passierte bei mir im Alter von neun Jahren. Sturm spielte im alten Liebenauer-Stadion gegen Rapid.

Wir wissen, dass eine Begegnung mit Ihrem Kindheitsidol Gernot Jurtin für Sie sehr nachhaltig war. Warum war diese Sturm-Persönlichkeit für Sie so faszinierend?

Es war faszinierend wie sympathisch und bescheiden er, der Star des SK Sturm, lebte. Er war von in- und ausländischen Klubs begehrt, vor allem von der Wiener Austria. Gernot antwortete mir, „dass ein Wechsel nicht ginge, weil das unsere Rivalen seien und Geld nicht alles bedeute“.

(c) Martin Hirtenfellner Fotographie

Einem Fußballer kostet eine derartige „Fanbetreuung“ ein paar Minuten, der Fan erinnert sich aber noch Jahre später daran. Werden Spieler des SK Sturm von Ihnen dahingehend „erzogen“, sich deshalb für ihre Anhänger immer ein bisschen Zeit zu nehmen?

Der Zeitplan und die Anforderung eines Fußballers von heute sind andere als damals. Die Kommunikationswege haben sich ebenfalls verändert. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten sind die Sturmspieler sehr fanorientiert.

In jener Zeit, als Sie zum Sturmfan geworden sind, trugen die Blackies Ihre Heimspiele ja noch vorwiegend in der Gruabn aus. Wie haben Sie diese Spielstätte in Erinnerung und würden Sie sich auch so manches mal noch wünschen, dass der SK Sturm in der Kastellfeldgasse noch einmal für ein Spiel aufläuft?

Die Gruabn ist und bleibt unsere Heimat. Sie symbolisierte unsere Vereinseigenschaften und stiftete Identität. Heute ist die Gruabn ein Mythos und unsere Stadionrealität liegt in der Merkur Arena. Diese wollen wir mit dem Eigentümer Stadt Graz weiterentwickeln. Die Gruabn-Initiative zur Erhaltung der Holztribüne unterstütze ich persönlich.

Gibt es eigentlich ein Sturmspiel vor Ihrer Ära, dass Sie gerne in Ihre Amtszeit verlegen würden? Und eines aus Ihrer Ära, welches Sie am liebsten ungeschehen machen würden?

Die Geschichte von Sturm ist wie das Leben, es gibt Höhen und Tiefen, beide sind für jeden Präsidenten und für jeden Fan zu akzeptieren.

Sie gehörten ja jener Gruppe an, die vor mehr als zehn Jahren den SK Sturm durch Einsatz privater Geldmittel am Leben gehalten haben. Hat da hauptsächlich der Fan Geld reingepulvert und weniger ein gewissenhaft handelnder Kaufmann?

75 Prozent der Rettungsgelder kamen von großen steirischen Unternehmen, deren Interesse die Erhaltung des Spitzensports in unserem Bundesland war. Ich musste mich persönlich für die Rückzahlung des Betrages verpflichten. Sie haben an mein Konzept geglaubt, die restlichen 25 Prozent kamen von privater Hand, die Hans Fedl zusammentrommelte. Da war Hans Rinners, Gerald Stockenhubers und auch mein privates Geld dabei, das war der Öffentlichkeit gar nie bekannt.

2012 sind Sie als ehemaliger Finanzvorstand zum Präsidenten des SK Sturm gewählt worden. Gab es Ihrerseits damals Zweifel, ob das Präsidentenamt neben Familie und voller Berufstätigkeit überhaupt machbar ist?

Ehrenamtliche Funktionen kosten neben der Zeit auch viel Geld, Dank darf man sich in dieser Funktion nicht erwarten. Wenn ich es am Ende zu Respekt bringe, bin ich schon zufrieden.

Ihre Ehefrau Kathrin Nachbaur ist ja bei Heimspielen zumeist auch im Stadion und mit Begeisterung dabei. Wer in Ihrer Familie ist nach einer Niederlage länger schlecht gelaunt?

In meiner Familie ist jeder Sturm-Fan und das mit großer Begeisterung. Mein Sohn Jörg ist Kapitän einer College-Mannschaft in den USA und zuvor war er es auch bei den Sturm-Amateuren. Nach Niederlagen bin selbstverständlich ich schlecht gelaunt, das kann manchmal lange andauern.

Im VIP-Bereich zu sitzen ist für einen leidenschaftlichen Sturm-Anhänger bestimmt nicht immer ganz einfach. Oder „darf“ man dort schon einmal auch so richtig durchdrehen?

Seit ich Präsident bin geht es im VIP-Club zweifelsohne emotionaler zu. Jeder hat das Recht leidenschaftlich zu sein. Der SK Sturm steht ja für Emotion.

(c) Martin Hirtenfellner Fotographie

Herr Jauk, Sie sind jetzt seit über fünf Jahren als Präsident im Amt. Welche Persönlichkeit war für Sie die überragendste Verpflichtung, wessen Abgang in diesem Zeitraum hat Sie am meisten geschmerzt?

In der neuen Führungsstruktur dürfen Präsidium und Vorstand formell nur die Geschäftsführung bestellen, daher antworte ich, Günter Kreissl. Abgänge kommentiere ich nicht, ich bin jedem dankbar, der für Sturm, in welcher Form auch immer, sein Bestes gegeben hat.

Den SK Sturm gibt es nun schon über 100 Jahre, warum wird er auch die nächsten 100 Jahre imstande sein, Menschen zu begeistern?

Sturm ist nicht nur ein Fußballverein, sondern eine Lebenshaltung und ein schönes Stück steirisches Lebensgefühl. Wenn es uns gelingt, die schmerzvollen Erfahrungen des Jahres 2006 nie zu vergessen, reicht das locker für die nächsten 100 Jahre.

Herr Jauk, vielen Dank für das Interview. Wir von SturmNetz wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für das Jahr 2018 und noch viele schöne Momente mit dem SK Sturm.

 

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