Ignoranz

Unabhängig davon, ob man die Aussendungen, Spruchbänder und Aktionen der organisierten schwarz-weißen Fans gut findet oder eben nicht, entblößt sich quer durch den Anhang, dem Verein sowie den Medien vor allem eines: Ignoranz. Nicht zum ersten Mal.

Eines vorweg: Entgegen dem aktuellen Trend eines lokalen Sportjournalisten soll an dieser Stelle natürlich niemand innerhalb des Anhanges pauschal mit diversen Attributen versehen oder verurteilt werden. Vielmehr geht es darum, dass nur allzu oft eine Meinungsbildung und -äußerung vor dem Hintergrund einer gewissen Ignoranz gegenüber einer Determination dessen stattfindet, worüber dann emotional aufgeladen diskutiert wird. Was insbesondere in politischen Debatten trotz der implizierten, schwerwiegenden Problematik bereits alltäglich erscheint, erschwert gegenwärtig auch konstruktive Diskussionen über unser aller Herzensangelegenheit.

 

Stimmungsboykott

Die Fanklubs hielten erwartungsgemäß ihr Wort und verzichteten in Grödig trotz späten Zittersieges auf jedweden Support. Die Hintergründe hierfür hat das Kollektiv zuvor auch einmal mehr in anschaulicher und verständlicher Manier zusammengefasst. Der Stimmungsboykott stellt für viele – wohl auch für einen absoluten Großteil – einen verständlichen, wenn nicht sogar dringend notwendigen Schritt dar. Zweifelsohne wäre es ebenso völlig legitim, mit dieser mitunter auch gewagten Maßnahme nicht d’accord zu gehen. Auch ließe sich durchaus über die Notwendigkeit des ein oder anderen untergriffigen Spruchbandes diskutieren. Viele bevorzugen es allerdings, mit diversen Totschlag-Argumenten oder unter Anwendung von Polemik eine Diskussion gar nicht erst zuzulassen. Man findet das also entweder toll oder verurteilt die Aktion, je nach Sympathien oder Antipathien für gewisse Personen. Die Absichten der Kurve rücken dabei oftmals leider in den Hintergrund. Zumindest eines scheint jedoch sicher: Die kommenden Heimspiele, in denen ohnehin nicht mit einem Zuseheransturm zu rechnen ist, werden einmal mehr die Signifikanz der Kurve unterstreichen. Eine weltuntergangsähnliche Atmosphäre wird allerdings ebenso dazu beitragen, Problemzonen nicht mehr gänzlich unter den Teppich kehren zu können.

Spruchband © Martin Hirtenfellner Fotografie

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Denn obwohl es die jüngste Aussendung wie schon beim 19-minütigen Boykott gegen die Austria überraschenderweise in die lokalen Printmedien geschafft hat, fand eine ernstzunehmende Auseinandersetzung damit weniger überraschend einmal mehr nicht statt. Zwar wurden die wesentlichen Aspekte zusammengefasst vorgetragen, allerdings nur, um bei der nächsten Gelegenheit wieder davon zu schwadronieren, dass den Unmutsäußerungen lediglich die schwache (Frühjahrs-)Performance zu Grunde liegt. In Wahrheit zählt die schwarz-weiße Kurve von jenen der wenigen verbliebenen Traditionsvereinen jedoch zu den geduldigsten. Im Gegensatz zu beispielsweise Wien sind schwache Leistungen in Graz für gewöhnlich kein Auslöser für derartige Maßnahmen.

 

Keine Aufarbeitung

Wer gehofft hat, die Verschärfung der sportlichen Lage würde einhergehen mit einem überfälligen Ende der Verdrängung und Beschwichtigung, der wurde dennoch erneut enttäuscht. Die sportliche Krise habe nun eben ihren Ursprung in der Winterpause, in welcher man Abgänge hinnehmen musste. Ein sinnvolles und tatsächliches Aufarbeiten von Versäumnissen und Fehlern scheint nach wie vor nicht im Interesse der Vereinsverantwortlichen zu liegen. Abgesehen von der entgegen den Erwartungen erfolgreichen Kompensation der Abgänge, begann die sportliche Talfahrt bekanntlich bereits zu einem gänzlich anderen Zeitpunkt. Nun legte Gerhard Goldbrich als Antwort auf die prekäre Situation sämtliche sportliche Agenden nieder; die Belastung sei zu groß, obwohl vor nicht allzu langer Zeit noch Gegenteiliges behauptet wurde. Dabei ist diese Begründung völlig nachvollziehbar. Tatsächlich war ein derartiges Arbeitspensum bereits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. Dass Gerhard Goldbrich sich nun auf seinen ursprünglich angedachten Bereich fokussieren kann, ist ein Fortschritt – diverse Nebengeräusche dieser Vorgehensweise seien zur Wahrung des Zweckoptimismus ausnahmsweise ausgeblendet. Es ist ihm nämlich auch durchaus zuzutrauen, die damit verbundenen Tätigkeiten erfolgreich zu gestalten. Die Frage, die sich natürlich trotz zugedrückter Augen stellt: Warum musste erst dermaßen viel zu Bruch gehen, um das zu erkennen?

 

Zweifel

Die Planung für die kommende Saison müsste indes bereits voll im Gang sein. Einen Sportdirektor gibt es aber noch nicht. Somit liegt die gesamte Verantwortung wieder in Franco Fodas Händen. Dass dieser Umstand einer baldigen Versöhnung dienlich sein könnte, darf bezweifelt werden. Selbiges gilt für eine zumindest teilweise Erfüllung der von den Fanklubs geäußerten Forderungen. Man darf also gespannt sein, wann ein Sportdirektor vorgestellt und allen voran wer dieses Amt zukünftig bekleiden wird. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob man erneut ein harmonisches Verhältnis zwischen Trainer und Sportdirektor anstrebt, wie das beispielsweise bei Oliver Kreuzer der Fall war, oder ob sich Franco Foda tatsächlich einem neuen starken Mann unterzuordnen hat. Es gilt natürlich festzuhalten, dass die Entscheidung für einen Sportdirektor grundsätzlich in jeder Hinsicht zu begrüßen ist, auch wenn man hierfür viel zu viel Zeit verstreichen hat lassen.

 

The Finger

Das mehrmalige Erklingen der SturmNetz-eigenen Torhymne in unserem Ticker am vergangen Wochenende war ein überaus ungewohntes Ereignis. Der hochverdiente Auswärtserfolg, wenn letztlich auch als glücklicher Zittersieg zu deklarieren, konnte die Wogen erwartungsgemäß jedoch nicht glätten. Dennoch war die schier grenzenlose Erleichterung allen Spielern sowie dem Trainerstab anzusehen. Einer, der mit seinen zwei Toren in der Nachspielzeit zusammen mit Donis Avdijaj hauptverantwortlich für den späten Sieg zeichnete, war Andreas Gruber. Jener Herr, der mit seinem Finger vor dem Mund bereits für viel Aufregung sorgte und sich dafür auf kuriose Weise bei den Fans entschuldigte, scheint von seinem einstigen Fehltritt nur bedingt gelernt zu haben. Wieder ließ er sich zu dieser Geste hinreißen, wieder lässt er dadurch die Wogen hochgehen. War die Intention Grubers damals jedoch noch offensichtlich, könnte man jene dieses Mal als obligatorische Jubelgeste ohne tiefgründigen Bedeutung, wie sie häufig vorkommt, auch abhaken. Es hat sogar den Anschein, als hätte The Finger dieses Mal den paar Grödiger Fans gegolten. So oder so: Viel hat er sich dabei wohl nicht gedacht. Damit ist er aber ohnehin in guter Gesellschaft.

Andreas Grubers Jubel in Grödig © Martin Hirtenfellner Fotografie

Andreas Grubers Jubel in Grödig © Martin Hirtenfellner Fotografie

 

3 Kommentare

  1. Max Lamot sagt:

    Warum immer raunzen und kritisieren,anstatt sich ein Mal zu freuen?

    • black_aficionado sagt:

      Über was genau sollte man sich so besonders freuen?

      Über einen Last Minute Zittersieg gegen den (vermutlich) Absteiger?
      Dass man zumindest bei den Kosten für Berater mit rund einer halben Mio € national an 2.Stelle liegt?
      Dass es Spieler in der Mannschaft gibt, die noch immer nicht verstanden haben, dass es ihren Beruf nur wegen der Fans gibt? Dass die Fans kein notwendiges Übel, sondern Voraussetzung sind?
      Dass es – wie im Kommentar schön dargelegt – für die Kaderplanung 2016/17 schon wieder fast zu spät ist und wir diese Transferperiode ohne den zukünftigen sportlichen Verantwortlichen dastehen? Nicht vergessen, die aktuelle (erst seit kurzem vergangene) sportliche Führung hat den Kader so ausgewogen zusammengestellt, dass man zwar 4 RV (2 1/2 – Sharifi ohne Chance, Ehrenreich nur mehr Motivator) im Kader hat, dafür keinen Stürmer der Solospitze spielen kann (das, mittlerweile, bevorzugte System des Trainers)….

      Ich sehe nach wie vor wenig Grund zur Freude. Nur weil man von GG im sportlichen Bereich erlöst wird heißt das noch lange nicht, dass es nicht noch schlimmer werden kann.
      Die anstehende Finanzlücke aufgrund von fehlenden Einnahmen noch nicht einmal wirklich berücksichtigt. Kurzum, es wird in Zukunft nicht leichter und Fehler werden relativ immer teurer werden!

  2. RAM6I sagt:

    Daumen Hoch**

    Leider beinhaltet der Artikel einen sehr wichtigen Punkt, Foda ist wieder Sportdirektor und Trainer zugleich wer etwas anderes glaubt, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann.

    Den bei Allen was wir schon wissen, ist es sehr unwahrscheinlich das ein Externer diesen Posten bekleiden wird, der keine enge Freundschaft mit irgendwem im Verein hat!

    Doch genau das fehlt dem Verein, ein Externer der Professionell vorgeht ohne Emotionale Verbindungen zu dem oder dem!

    Allein das Foda von Hagmayr betreut wird lässt für die Zukunft sehr schwarze Löcher entstehen!

    Was wird passieren es wird demnächst die Hiobsbotschaft kommen, das wir eine sehr wichtige Stütze „zum Glück“ an den Verein binden konnten….Name..“§Daniel Offenbacher“

    und wenn das passiert (selbst ein Leistungsvertrag ist zuviel) er nimmt nur Platz weg! War es das wirklich wirklich endgültig für mich und diesen derzeit geführten Verein!

    Es soll endlich wieder Leistung zählen und nicht vom welcher Spieleragentur der Spieler kommt!

     

    Es REICHT! Das ganze hat wirklich wirklich schon Züge einer Italienischen Mafia! Familia

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