Kiteishvili: „Ich werde tun, was ich tun muss“
Vor fast genau sechs Monaten ist Otar Kiteishvili von Dinamo Tiflis nach Graz gewechselt und hat sich innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling gemausert. Nach David Mujiri, Giorgi Shashiashvili, Ilia Kandelaki und Giorgi Popkhadze ist die Nummer 9 der bereits fünfte Georgier im schwarz-weißen Dress. Wir haben uns in Belek am trainingsfreien Tag mit dem zurückhaltenden, 1,73 Meter kleinen Offensivmann über seine Ziele mit dem SK Sturm, seine bisherige Torausbeute und über sein Image als „Kleiner Messi“ unterhalten.
Otar, du bist jetzt seit rund einem halben Jahr beim Verein. Wie fühlst du dich beim SK Sturm und was sind deine ersten Eindrücke vom Klub?
Ich fühle mich extrem gut. Die Stadt ist wunderschön, die Leute sind super und meine Mitspieler im Team sowieso. Jeder hilft mir.
Wie geht es dir im Deutschkurs? Kannst du „Oachkatzlschwoaf“ schon aussprechen?
Nein. (lacht) Deutsch ist so eine schwere Sprache, aber ich weiß, dass ich sie brauche und lernen muss. Es ist verdammt schwer, aber ich hoffe, ich lerne sie so schnell wie möglich.
Hast du innerhalb der Mannschaft schon Freunde gefunden, mit denen du dich auch privat gut verstehst?
Natürlich! Alle Mitspieler sind wirklich liebe Jungs, daher habe ich schon viele Freunde gefunden. Am meisten Zeit verbringe ich aber mit Eze und Tasos (Avlonitis, Anm. d. Red.), weil wir zusammen den Deutschunterricht besuchen. „We are the ‚Ausländers!'“ (lacht, Originalton Anm. d. Red.)
Weil du gerade Eze angesprochen hast: Es ist immer die Rede davon, dass er so verrückt ist. Stimmt das?
Nein gar nicht. Er ist wirklich clever! (lacht)
Was taugt dir am meisten an der Stadt Graz?
Ich liebe die Innenstadt! Der Uhrturm ist ein wunderschöner Ort zum Entspannen. An meinen freien Tagen gehe ich immer auf den Schlossberg rauf und verbringe dort Zeit.
Viele Kicker bei Sturm gehen in der Freizeit golfen oder spielen FIFA. Was macht ein Otar Kiteishvili in seiner Zeit abseits des Fußballs?
Meine Freizeit verbringe ich hauptsächlich mit meiner Frau. Österreich ist ein neues Land für uns und wir versuchen, so viel wie möglich von der Kultur aufzusaugen. Wir waren bereits in Wien und wollen in naher Zukunft auch unbedingt nach Salzburg.
Du bist jetzt zum ersten Mal in deinem Leben für eine längere Zeitspanne von zuhause weg. Wie fühlt es sich an, so weit entfernt von daheim zu leben?
Die ersten beiden Monate waren ziemlich schwer für mich. Aber ich weiß, dass dieser Schritt ein wichtiger war, um meine Entwicklung im Fußball voranzutreiben. Ich fühle mich jetzt sehr wohl, alles ist in Ordnung und auch meine Frau ist jetzt bei mir in Graz.
Hat David Mujiri einen Einfluss auf deinen Wechsel nach Graz genommen? Du kennst ihn ja persönlich, oder?
Ja klar, ich kenne ihn. Als ich mich dazu entschieden habe, hierher zu kommen, habe ich im Vorfeld natürlich auch mit ihm gesprochen. Er war hier Spieler, kennt den Verein und die Stadt sehr gut. Daher konnte er mir natürlich wichtige Informationen geben. Das ist in Georgien normal, dass man sich da weiterhilft.
Wer hat dir bei deiner Ankunft in Österreich am meisten geholfen?
Jeder hat mir geholfen, von den Mitarbeitern angefangen über die Spieler bis hin zum Sportdirektor. Wenn ich etwas nicht verstehe, kann ich mich immer an diese Personen wenden und die übersetzen und helfen mir dann.
Sturm ist nicht dafür bekannt, Spieler mit einem Vierjahresvertrag auszustatten. Auch Ablöse zu zahlen, ist für den Verein eher ungewohnt. Wie wichtig ist es für dich, zu wissen, dass der Verein auf dich baut und dass du für die nächsten vier Jahre abgesichert bist?
Ich denke eigentlich, dass ein Vierjahresvertrag im Fußball schon normal ist. Ich bin sehr glücklich über das in mich gesteckte Vertrauen. Ich konzentriere mich nun auf Graz.
Viele georgische Spieler haben bereits das Sturm-Trikot übergestreift. Wie sehen die Georgier den Verein Sturm Graz?
Jeder im Land kennt den Verein, keine Frage. Ich denke, vier georgische Spieler haben bereits vor mir bei Sturm gespielt. Jeder kennt den Namen Sturm Graz, das ist ein großer Klub in Österreich. Ich habe den Verein davor natürlich auch schon gekannt und ich finde es schön, nun Teil davon sein zu dürfen. Jeder der mich kennt, schaut sich jetzt Sturm-Spiele an.
Schauen die Leute in Georgien generell die Österreichische Bundesliga?
Teilweise, ja. Manche Zeitungen haben auch die Tabelle der Bundesliga abgedruckt. Das Internet bietet da aber ganz viele Möglichkeiten.
Was ist der größte Unterschied zwischen dem österreichischen und dem georgischen Fußball?
Die Österreichische Bundesliga ist viel intensiver als die georgische Liga. Hier spielen so viele gute Spieler, vor allem auch in unserem Team. Die Liga ist allgemein viel besser als in Georgien. Aber jeder weiß das, auch wir selbst in Georgien. (lacht)
Wie unterscheiden sich die Fans in Tiflis gegenüber jenen in Graz?
Das Schlimmste in Georgien ist, dass die Leute einfach nicht ins Stadion gehen. Die Stadien sind fast nie voll. Mein alter Klub hatte jedoch sehr gute Fans. Bei Sturm sind sie aber unglaublich, fantastisch! Das ist ein großer Unterschied! Die Sturm-Fans pushen und helfen uns – immer! Als ich die Fans zum ersten Mal im Stadion, gegen Ajax Amsterdam, erlebt habe, war das wirklich ein unglaubliches Gefühl. Es ist so schön, mit diesen Fans im Rücken am Platz zu stehen. Für mich ist das etwas ganz Besonderes!
Wie viele Fans hattet ihr denn durchschnittlich in Tiflis?
Naja, das kommt darauf an. Wenn das Nationalteam spielt, ist das Stadion immer ausverkauft. Aber in der Liga kommen vielleicht 1.000 bis 2.000 Leute. Die Nationalmannschaft füllt das Stadion aber immer, wir haben ein sehr großes mit einer Kapazität von 55.000 Zusehern (Boris-Paitschadse-Stadion, Anm. d. Red.). Speziell auch in der Nations League vergangenes Jahr war das Stadion immer ausverkauft.
Kommen wir zum Sportlichen: Wie würdest du die vergangenen paar Monate des SK Sturm beschreiben?
Wir hatten einige schlechte Spiele, leider. Ich meine, wir wussten, dass mit Ajax am Anfang ein sehr gutes und großes Team auf uns wartet. Die Europa-League-Qualifikation war dann aber alles andere als gut, wir waren alle sehr enttäuscht. Aber so ist Fußball. Manchmal passiert so etwas. Wir schauen jetzt aber nach vorne und versuchen wieder, die Champions- oder zumindest Europa League im kommenden Jahr zu erreichen und unser Bestes zu geben.
Was waren denn die Gründe für die teilweise schlechten Leistungen im Herbst, auch noch unter der Leitung von Trainer Heiko Vogel?
Ich weiß selbst nicht, was los war. Manchmal braucht es im Fußball aber einfach Veränderungen. Es war aber nicht die Schuld des Trainers. Am Schluss hatten wir jetzt allerdings gute Spiele und wollen nun noch viele weitere Matches gewinnen.
Was hältst du von Roman Mählich als Trainer?
Er ist ein super Typ und ein guter Trainer. Er ist ein richtiger Motivator für uns alle, kommuniziert viel mit den Spielern und stellt uns perfekt auf den Gegner ein. Meiner Meinung nach ist er wirklich ein Top-Trainer.
Aber das Training ist sehr hart unter ihm, oder?
Ja, die Trainings sind wirklich sehr hart. Kaum eines dauert unter zwei Stunden. Aber wir wissen, dass wir die Kraft, die wir jetzt aufbauen, während der Saison benötigen und uns in Zukunft besser fühlen werden.
Warst du überrascht, dass du gleich nach deinem Wechsel sofort gespielt hast? Du bist doch relativ spät zum Team gekommen.
Es ist sehr schnell gegangen, ja. Ich bin den Trainern sehr dankbar, dass sie mir die Chance gegeben haben. Ich bin darüber sehr glücklich, dass ich gleich von Beginn an gespielt habe und auch danach in jedem Spiel zum Einsatz gekommen bin.
Ist dir schon aufgefallen, wie sehr die Fans in Graz deine Art, Fußball zu spielen, wertschätzen? Manche nennen dich ja auch schon den nächsten Messi.
Ja, das sehe ich manchmal auf Instagram. (wird etwas rot am Kopf und lacht) Jeder kennt Messi und der ist einfach unglaublich. Aber ich bin kein Messi, das weiß ich. Es ist trotzdem ein wunderschönes Gefühl, wenn man mit solch einem Spieler verglichen wird.
Die Fußabdrücke, die Peter Zulj in Graz hinterlassen hat, sind ziemlich groß. Du hast auch bereits bei Dinamo in jungem Alter viel Verantwortung übernommen. Wirst du selbe jetzt auch in Graz als Spielmacher übernehmen?
Peter Zulj war der beste Spieler im Team, meiner Meinung nach. Er war ein Leadertyp und hat jedes Spiel sehr gut gespielt. Jetzt wo er weg ist, ist das natürlich nicht gut für uns. Wir müssen aber nach vorne schauen und hart weiterarbeiten. Jeder Spieler muss jetzt Verantwortung übernehmen, mich eingeschlossen. Ich werde das Beste geben, so gut ich kann. Wir sind ein großes Team. Ich werde tun, was ich tun muss.
Jakob Jantscher hat uns gestern im Livechat gesagt, dass er findet, dass du der talentierteste Fußballer im Kader des SK Sturm bist und du ein Spielertyp bist, wegen dem Zuschauer ins Stadion kommen.
Jantschi hat das gesagt? (lacht)
Ja.
Der Jantschi, er ist wirklich ein super Typ, der viele Witze macht und generell sowas von lustig ist. (lacht)
Das war aber definitiv kein Witz von ihm, das hat er ernst gemeint. Ehrt dich das?
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, außer vielen lieben Dank. Das bedeutet mir sehr viel und macht mich glücklich.
In den letzten Monaten hat in Graz jeder sehen können, dass dein Potential riesig ist, du hast auch richtig starke Spiele gemacht. Nichtsdestotrotz würden wir jetzt einmal sagen, dass deine Scorerpunkte noch ausbaufähig sind, stimmst du dem zu?
Richtig. Ich hatte sehr viele Torchancen, die ich ausgelassen habe. Mein erstes Tor kam wirklich sehr spät, dessen bin ich mir bewusst. Aber so ist der Fußball, hin und wieder gehen die Bälle einfach nicht rein. Es gilt dann einfach, sich nicht fallen zu lassen, sondern weiter hart an sich zu arbeiten. Ich hoffe natürlich, dass ich in Zukunft öfter treffen werde. Wichtiger als meine eigene Torstatistik ist aber, dass ich mit meiner Leistung der Mannschaft helfe und wir gewinnen.
Was ist eigentlich deine Lieblingsposition am Platz? Ist es die Rolle hinter den Stürmern als Zehner, oder fühlst du dich eher am Flügel zu Hause?
Am liebsten spiele ich hinter den Stürmern als Zehner, aber auch der linke Flügel liegt mir ganz gut. Ich könnte aber auch als Achter spielen.
Was sind deine Ziele mit dem SK Sturm?
(Überlegt) Ich möchte so viele Spiele wie möglich gewinnen. Letztes Jahr hat Sturm ja den Cup gewonnen. Warum sollte es also nicht auch mein Ziel sein, mit Sturm einen Titel zu gewinnen? Das wäre für den Verein, die Fans und mich natürlich wunderschön!
Und was sind deine persönlichen Ziele?
Mein persönliches Ziel ist es, der Mannschaft so gut und viel wie möglich zu helfen, um erfolgreich zu sein. Wenn das mit Toren und Assists von mir gelingt, wäre das natürlich super.
Planst du, länger in Graz zu bleiben, oder siehst du den Verein als Sprungbrett für eine höhere Liga?
Ich möchte mir darüber jetzt keine Gedanken machen. Ich bin erst vor kurzem nach Graz gekommen und hier liegt meine volle Konzentration. Ich will jetzt erst einmal bei Sturm meine Leistung bringen, bevor ich über meine Zukunft nachdenke.
Aber du könntest dir schon auch vorstellen, langfristig in Graz zu bleiben?
Vielleicht bleibe ich für eine sehr lange Zeit in Graz, vielleicht aber ergeben sich in Zukunft auch andere Chancen. Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch nicht sagen, was irgendwann einmal sein wird.
Viele Spieler träumen davon, in einer der großen Ligen Fußball zu spielen. Was wäre deine absolute Wunschdestination?
Definitiv „La Liga“ in Spanien.
Warum?
Ich bin ein großer Barcelona-Fan und finde den spanischen Fußball faszinierend. Aber auch die Deutsche Bundesliga ist eine super Sache.
Wer ist denn dein größtes Vorbild?
Im Fußballbereich ist es schon immer Lionel Messi…
(Lacht)
Aber nicht, weil ich von irgendjemanden Messi genannt werde! (lacht)
Dein Bruder Paata spielt auch Fußball beim FC Rustavi in der höchsten georgischen Liga. Sein Trainer ist Ex-Sturmspieler Giorgi Shashiashvili. Kommt er vielleicht auch bald nach Graz?
Das musst du den Günter (Kreissl, Anm. d. Red.) fragen. (lacht) Ich weiß es nicht.
Glaubst du, dass Sturm in das Meister-Play-Off kommen wird?
Ja, das hoffe ich und das glaube ich. Das müssen wir einfach schaffen!
Wie wichtig und richtungsweisend, glaubst du, wird das erste Aufeinandertreffen im neuen Jahr gegen Mattersburg sein?
Sehr, sehr wichtig. Wir haben nur mehr vier Spiele, bevor das Play-Off losgeht und das erste Spiel wird dementsprechend von großer Bedeutung sein. Wir müssen dieses Spiel gewinnen. Wir sind uns aber auch bewusst, dass Mattersburg eine gute Mannschaft hat und es nicht leicht wird, drei Punkte gegen sie auswärts zu holen. Ich hoffe, dass wir es trotzdem schaffen. Wir brauchen diesen Sieg.
Welche Endplatzierung wird Sturm am Ende der Saison belegen?
Ich glaube, der zweite oder dritte Platz wäre gut.
Gibt es irgendein Versprechen, das du persönlich den Fans in Graz geben möchtest?
Nein. Ich mag keine Versprechen. Ich kann nur versichern, dass ich jede Sekunde, die ich für Sturm am Platz stehen werde, an meine Grenzen gehen und mein Bestes für den Verein geben werde.
Das war es auch schon. Vielen Dank für deine Zeit, kleiner Messi!
Hört doch auf. (lacht) Bis bald!
Das Interview aus dem Sueno Hotel Deluxe Belek führten Stefan Krainz und Christian Albrecht.
Sag es mal so, der Kleine Messi, wird uns sportlich und finanziell noch sehr glücklich machen! (Solange es keine gröberen Verletzungen oder Formtief gibt, dreimal Tisch geklopft)
Einfach sympathischer Typ!
Und der Hammer schlecht hin…seine letzte Antwort zur letzten Frage!
Zum Schluss, GroßeS Danke an die zwei von Sturmnetz in der Türkei!
Von ersten Tag an Liebe ich eS OTAmEsSI zuzusehen. wird höchste Zeit das er die 10 bekommt
Otar wird unser Jahrhunderttransfer werden. Unter 10 Millionen geht der nicht weg aus Graz
Einiges gelernt:
Oti is ein cooler Typ (keine Überraschung);
Es gibt Länder, in denen unsere Fußballtabelle in Zeitungen abgedruckt wird (Riesenüberraschung);
Der SK Sturm ist das beliebteste österreichische Team in Georgien (selbstverständlich keine Überraschung).
Man sollte im Scouting eventuell mehr Augenmerk auf ungewöhnliche Märkte legen (Afrika, Skandinavien, Asien, USA). Dort bekommen wir eventuell Rohdiamanten und die unterschreiben dann auch langfristige Verträge (hier lässts sich halt gut leben).
Zu Oti kann ich nur sagen dass er uns Zulj wahrscheinlich vergessen lassen wird. Die Körpersprache die er hat wenn er mit den Ball dribbelt spricht für sich. Ob er jetzt Top Scorer ist oder nicht ist zweitrangig, Eze scored auch nicht regelmäßig ist aber extrem wichtig für das Team bzw. die Arbei die er leistet. Jantscher, Oti, Hierländer, Jakupovic, Eze…die Offensive kann sich sehen lassen wenn alle performen.
Super Kicker, sympathische Ausstrahlung, wird uns noch große Freude bereiten.
Off Topic:
Romano Schmid wird von Bremen (dort als Verteidiger von RBS gekauft) abgeschoben und verliehen. Selber schuld, das wird nix mehr…..
Das ist nicht mehr neu mit Schmid und Werder. Neu ist nur, dass der Plan in die Hose gegangen ist und Werder findet keinen Abnehmer für eine Leihe findet. Karma is a bitch. Die wollten ihn ja nach Holland verleihen.
Mit Mitte 20 wird er wieder in der Ö-BuLi bei einem Nachzügler kicken, mehr wirds nicht mehr.
So kann man eine hoffnungsvolle Karriere auch verhauen. (Auch Dank seines Vaters).
Vielleicht nehmen sich jetzt einige Talente ihn als Vorbild, nämlich wie man es nicht macht sollte…
Und Romano, Alles richtig gemacht?!
Wie heißt es so schön: Der Hochmut kommt vor dem Fall !
…oida. Sorry für die Rechtschreibfehler
Super Interview erfrischend ehrlich! Dürfte ein toller Charakter sein!